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Ida Gerhardi 2 August 1862 in Hagen 29 Juni 1927 in Ludenscheid war eine Malerin der klassischen Moderne Von 1891 bis 1913 hielt sie sich vor allem in Paris auf In dieser Zeit entstanden viele ihrer Werke Sie machte sich neben der Malerei auch um den deutsch franzosischen Kulturaustausch verdient Selbstbildnis III 1905 Stadtische Museen Ludenscheid Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Ausstellungen und Kataloge 4 Theater 5 Ehrungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Portrat Karl Ernst Osthaus 1903 Karl Ernst Osthaus Museum Hagen nbsp Tanzbild VIII Can Can Tanzerinnen bei Bullier 1904 Stadtische Galerie LudenscheidIda Gerhardi war eine Tochter des Arztes August Gerhardi 1831 1869 und der Mathilde Dieckmann 1840 1917 sie hatte eine Schwester und einen Bruder der standesgemass Medizin studierte 1 Nach dem fruhen Tod des Vaters 1869 zog die Familie zu einer Schwester der Mutter die mit Kommerzienrat Carl Eberhard verheiratet war nach Detmold wo Gerhardi die Hohere Tochterschule besuchte 2 28 jahrig konnte sie ihren Wunsch nach einem Studium der Malerei durchsetzen Zunachst studierte sie 1890 an der Damenakademie des Munchner Kunstlerinnenvereins vornehmlich bei der Landschaftsmalerin Tina Blau 1891 ging sie nach Paris und studierte dort in den folgenden Jahren an der Academie Colarossi einer Privatschule die vor allem bei jungen Frauen und auslandischen Studierenden beliebt war da die staatliche Akademie fur diese schwer zuganglich war Eng befreundet war sie mit der Malerin Jelka Rosen und deren spateren Ehemann dem Komponisten Frederick Delius fur dessen musikalische Auffuhrungen sie sich in Deutschland einsetzte z B 1897 deutsche Erstauffuhrung in Elberfeld Seit 1900 stand sie in Kontakt mit dem Bildhauer Auguste Rodin und wenig spater schloss sie sich dem Kunstlerkreis des Cafe du Dome am Montparnasse an Sie wird zu den sogenannten Malweibern von Paris gezahlt In Paris und Deutschland pflegte sie Kunstlerfreundschaften mit Kathe Kollwitz Ottilie Roederstein Maria Slavona Friedrich Ahlers Hestermann Franz Nolken sowie zu den Kunstsammlern und Kunsthistorikern Wilhelm Uhde Otto Ackermann und Walter Kaesbach Lange Jahre konnte sie in Paris das Atelier von Roederstein nutzen nachdem diese ihren Hauptwohnsitz nach Frankfurt am Main verlagert hatte 3 Da sie mit Kunst als Frau nur wenig Geld verdienen konnte engagierte sich Gerhardi als Kunstagentin bei der Vermittlung von Kunstwerken ihrem Verkauf und der Organisation von Ausstellungen Sie machte den Hagener Museumsgrunder Karl Ernst Osthaus mit Rodin und Aristide Maillol bekannt und vermittelte Ankaufe fur dessen Museum in Hagen das heutige Osthaus Museum Hagen 1907 organisierte sie eine Ausstellung franzosischer Kunst in Berlin Kunstsalon Schulte und 1910 eine Ausstellung deutscher Kunst in Paris Galerie des Ausstellungsvereins Les Tendances Nouvelles 4 an der Champs Elysees Zur Kunstvermittlung und zu Portraitauftragen reiste sie nach Leipzig Berlin Weimar und Hagen 5 1905 grundete Ida Gerhardi zusammen mit Kathe Kollwitz und Franziska Tiburtius den Deutschen Lyceum Club Er sollte fur Kunstlerinnen Wissenschaftlerinnen Journalistinnen und Schriftstellerinnen einen gemutlichen Aufenthalt in Berlin bieten 6 Gerhardi war Mitglied im Deutschen Kunstlerbund 7 Sie war mit ihren Werken an Ausstellungen in Paris im Salon de l Union internationale des Beaux arts 1910 8 im Salon des Independants und in Deutschland bei der Berliner Secession 9 und der Munchener Secession vertreten Aus Gesundheitsgrunden musste sie 1913 ihr Pariser Atelier aufgeben und lebte fortan in Ludenscheid im Haus der Familie Nach ihrem Tod 1927 wurde sie in Detmold im Familiengrab beigesetzt Der Stadtrat von Detmold erklarte ihr Grab auf dem Alten Friedhof 2013 zum Ehrengrab Sie hinterliess Briefe die von Annegret Rittmann 1993 erstmals veroffentlicht wurden 10 11 Werke Bearbeiten nbsp Tanzbild XI Bal Bullier 1903 LWL Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Munster nbsp Die Geigerin 1911 nbsp Blumenstillleben 1920Anfanglich konzentrierte sich Ida Gerhardi auf die Landschaftsmalerei die der stimmungsvollen Naturwiedergabe der Schule von Barbizon nahestand im Erfassen von Licht und Atmosphare aber schon impressionistisch war Dann spezialisierte sie sich zunehmend als Portratistin Zunachst malte sie traditionell in dunkler gedampfter Farbigkeit doch schon um 1896 hellte sich die Farbpalette auf das Kolorit wurde klarer und leuchtender Von besonderer Qualitat sind die Bildnisse von Kunstlerfreunden wie etwa von den Musikern Arthur Nikisch 1899 Frederick Delius 1912 und Ferruccio Busoni 1902 verschollen oder dem Maler Christian Rohlfs 1906 wie auch von dem Museumsgrunder Karl Ernst Osthaus 1903 Mit Selbstbildnissen aus der gesamten Schaffenszeit dokumentierte sie ihre eigene Verfassung und gesellschaftliche Stellung als Frau in der Kunst Bedeutsam sind ihre Bilder aus Pariser Vergnugungslokalen wie dem Bal Bullier die sie zwischen 1903 und 1905 zum Teil zusammen mit Kathe Kollwitz aufsuchte Dort entstanden als Grundlage ihrer Werke zahlreiche Skizzen 12 Es sind uberwiegend Tanzszenen in hell erleuchteten Salen aber auch Wiedergaben der dusteren sogenannten Apachenkneipen Frauen durften erst seit Kurzem ohne Begleitung durch eine Grossstadt gehen Orte wie die von ihr gemalten Lokale durften sie kaum besuchen Gerhardi ist in der Kunstgeschichte damit eine Pionierin keine Frau vor ihr malte dieses Sujet 13 In Biarritz malte Ida Gerhardi 1905 verschiedene Meeresbilder Neben den Portrats entstanden vor allem in der Spatzeit auch Stadtansichten Genrebilder und Stillleben Seit etwa 1900 hatte sie sich im Kolorit und Malduktus den franzosischen Spatimpressionisten und Fauvisten genahert Unter dem Einfluss des rheinischen Expressionismus wurde ihre Farbigkeit um 1911 pastelliger und die Formgebung umrissbetonter Trotz abstrahierender Tendenzen blieb sie immer dem Gegenstand verpflichtet und die Charakterisierung von Personen blieb ein stetes Anliegen Ihr Werk umfasst Gemalde und Zeichnungen z B Tanzbild VIII um 1904 Stadtisches Museum Ludenscheid Madame Riau Chanteuse 1903 Bal Bullier 1903 Tanzbild XII 1905 ca 30 Zeichnungen alle Westfalisches Landesmuseum Munster Siamesischer Prinz 1908 Museum Kunstpalast Dusseldorf Die Geigerin Elly Bossneck 1911 Christian Rohlfs 1906 beide Museum Folkwang Essen 14 Berta Stoop 1911 Selbstbildnis 1920 beide Karl Ernst Osthaus Museum HagenAusstellungen und Kataloge Bearbeiten1900 Berliner Secession 1901 Munchener Secession 2004 Femme flaneur Ausstellungskatalog Bonn August Macke Haus 2008 Orte der Sehnsucht Ausstellungskatalog Munster Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte 2012 Ballrausch und Farbenpracht Ida Gerhardi in Paris Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Prinzenpalais mit Katalog 15 2012 Ida Gerhardi Deutsche Kunstlerinnen in Paris um 1900 Stadtische Galerie Ludenscheid Stadtische Galerie Ludenscheid Susanne Conzen Hrsg Ausstellungskatalog Hirmer 2012 ISBN 978 3 7774 4791 9 2013 Ausstellung einer Auswahl der Tanzbilder in der stadtischen Galerie Schwalenberg 16 2016 Die Malweiber von Paris Jesuitenkirche Aschaffenburg 2016 Gemeinschaftsausstellung Einfuhlung und Abstraktion Die Moderne der Frauen in Deutschland Kunsthalle Bielefeld 17 Theater Bearbeiten2013 wurde das Musical Ida uber das Leben von Ida Gerhardi mit Unterstutzung des Ministeriums fur Familie Kinder Jugend Kultur und Sport des Landes NRW unter der Regie von Melanie Blank und durch kunstlerische Beteiligung u a von Maria Kubeck und Jorn Kitzhofer in verschiedenen Stadten NRWs u a Theaterlabor Bielefeld aufgefuhrt 18 Ehrungen Bearbeiten1913 gewann Gerhardi den 1 Preis des Verbandes der Kunstfreunde in den Landern am Rhein 19 Nach Ida Gerhardi ist der Ida Gerhardi Forderpreis benannt den die Sparkasse Ludenscheid seit 1989 alle zwei Jahre stiftet Mit der Vergabe des Preises ist eine Ausstellung in der Stadtischen Galerie Ludenscheid verbunden Gefordert werden junge Kunstler mit abgeschlossenem Studium Der Preis ist dotiert mit 5 000 Euro weitere 3 000 Euro stehen als Produktionskosten fur eine Edition bereit die in Zusammenarbeit mit der Stadtischen Galerie Ludenscheid produziert wird Bisherige Preistrager waren 2019 David Semper 2016 Ail Hwang 2013 Gesine Grundmann 2011 Marcel Hiller 2009 Tina Tonagel 2007 Adriane Wachholz 2005 Kati Faber 2003 Neringa Naujokaite 2001 Erich Reusch 20 1999 Tobias Gereon Gerstner 1997 Amalia Theodorakopoulos 1995 Victor Bonato 1993 Johannes Sandberger 1991 Jochem Ahmann 1989 Claudia TerstappenLiteratur BearbeitenGerhardi Ida In Ulrich Thieme Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 13 Gaab Gibus E A Seemann Leipzig 1920 S 457 Textarchiv Internet Archive Gerhardi Ida In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 2 E J E A Seemann Leipzig 1955 S 229 Annegret Rittmann Gerhardi Ida In Allgemeines Kunstlerlexikon Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker AKL Band 52 Saur Munchen u a 2006 ISBN 3 598 22792 2 S 115 Vera Scheef Die Kunstlerin Ida Gerhardi 1862 1927 Detmold um 1900 Aisthesis Verlag Bielefeld 2003 ISBN 3 89528 435 1 Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projektes Hrsg Hermann Niebuhr Naturwissenschaftlicher und historischer Verein fur das Land Lippe Detmold 2013 Wilhelm Tell Ida Gerhardi 1862 1927 Das Leben und Schaffen einer Ludenscheider Malerin Ludenscheider Beitrage Heft 18 Ludenscheid 1960 Klaus Kosters 100 Meisterwerke westfalischer Kunst 2010 Julia Voss Ida Gerhardi in Oldenburg Die Entdeckerin von Paris In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 226 vom 27 September 2012 S 27 Hans Gottlob Die Wegbegleiterinnen Ida Gerhardi und Jelka Rosen In Hans Gottlob Frederik Delius der vergessene Kosmopolit Aisthesis Verlag Bielefeld 2012 ISBN 978 3 89528 964 4 Frank Meier Eine lippische Malerin am Pariser Montparnasse um 1900 In Hans Gottlob Lipper unterwegs Reisende zwischen 1800 und 1918 Jorg Mitzkat Holzminden 2013 ISBN 978 3 940751 62 1 Barbara Beuys Die neuen Frauen Revolution im Kaiserreich Carl Hanser Munchen 2014 ISBN 978 3 446 24491 7 S 222 229 251 307 Petra Nepilly Ida Gerhardi 1862 1927 eine deutsche Kunstlerin in Paris Hartung Gorre Konstanz 1985 ISBN 3 923200 85 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ida Gerhardi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ida Gerhardi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ida Gerhardi in der Deutschen Digitalen Bibliothek Annette Bussmann Ida Gerhardi In FemBio Frauen Biographieforschung mit Biographie Literaturangaben Links und Zitaten Ida Gerhardi Forderpreis Claudia Friedrich 02 08 1862 Geburtstag der Malerin Ida Gerhardi WDR ZeitZeichen vom 2 August 2017 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Ida Gerhardi Biografie auf FemBio abgerufen am 7 Januar 2016 Petra Stevens Nepilly Ida Gerhardi eine Ludenscheider Malerin In Ludenscheider Geschichtsverein Schriftleitung Walter Hosten Hrsg Der Reidemeister Geschichtsblatter fur Ludenscheid Stadt und Land Nr 89 Ludenscheider Verlags Gesellschaft Ludenscheid 21 Dezember 1983 S 701 Beuys Die neuen Frauen S 224 Jonathan Fineberg Les Tendances Nouvelles L Union internationale des Beaux arts des Lettres des Sciences et de L Industrie and Kandinsky abgerufen am 4 Mai 2016 Barbara Beuys Die neuen Frauen S 251 Barbara Beuys Die neuen Frauen S 226 kuenstlerbund de Ordentliche Mitglieder des Deutschen Kunstlerbundes seit der Grundung 1903 Gerhardi Ida abgerufen am 3 August 2015 Beatrice Joyeux Prunel L art de la mesure Le Salon d Automne 1903 1914 l avant garde ses etrangers et la nation francaise frz abgerufen am 4 Mai 2016 kunstverein wiesbaden de Ausstellung der Freien Secession Berlin 1916 Memento des Originals vom 26 November 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kunstverein wiesbaden de abgerufen am 4 Mai 2016 Annegret Rittmann Hrsg Briefe Ida Gerhardi eine westfalische Malerin zwischen Paris und Berlin Munster 1993 Annegret Rittmann Wozu die ganze Welt wenn ich nicht malte Ida Gerhardi Briefe einer Malerin zwischen Paris und Berlin Klartext Essen 2012 ISBN 978 3 8375 0740 9 Rainer Stamm Wir wollen die Futuristen ubertreffen In FAZ Feuilleton 8 Marz 2016 Julia Voss Ida Gerhardi in Oldenburg Die Entdeckerin von Paris In Feuilleton der FAZ 27 Sep 2012 abgerufen am 10 August 2015 s Gerhardi Ida In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 2 E J E A Seemann Leipzig 1955 S 229 Julia Voss Ida Gerhardi in Oldenburg Die Entdeckerin von Paris In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 226 vom 27 September 2012 S 27 Barbara Luetgebrune Detmolderin Ida Gerhardi begab sich unter die franzosischen Impressionisten Schau in Schwalenberg In Lippische Landeszeitung 6 Juni 2013 Einfuhlung und Abstraktion Die Moderne der Frauen in Deutschland Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld Okt 2015 Febr 2016 abgerufen am 3 Mai 2016 Das Musical Ida Abgerufen am 24 Januar 2018 Barbara Beuys Die neuen Frauen S 307 nrw museum de Erich Reusch abgerufen am 8 Juni 2015 Normdaten Person GND 118690736 lobid OGND AKS LCCN n85260703 VIAF 30331143 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerhardi IdaKURZBESCHREIBUNG deutsche MalerinGEBURTSDATUM 2 August 1862GEBURTSORT HagenSTERBEDATUM 29 Juni 1927STERBEORT Ludenscheid Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ida Gerhardi amp oldid 239325691