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Atlantische oder Atlantisch Semitidische Sprache ist der Name einer hypothetischen Sprachgruppe die prominent durch den deutschen Sprachwissenschaftler Theo Vennemann postuliert wurde Gemass seiner Hypothese fanden sich in germanischen und keltischen Sprachen Einflusse afroasiatischer insbesondere semitischer Sprachen so dass ein sehr fruher Sprachkontakt durch Besiedlung bzw Kolonisierung der europaischen Atlantik und Nordseekuste durch die Karthager in der Mitte des ersten Jahrtausends v Chr bis zum Zweiten Punischen Krieg anzunehmen sei Vennemann geht von einer einwirkenden Sprache aus die er als semitidisch bzw atlantisch bezeichnet und die sich als Superstrat Einfluss im Wortschatz des Germanischen niederschlagen soll Bisher sind der vermutete Sprachkontakt und die verbundenen Spekulationen zur Fruhgeschichte Europas jedoch weder historisch noch archaologisch belegt Die Hypothese gilt in der Wissenschaft als umstritten und wird mehrheitlich abgelehnt Vennemanns These lasst sich als Umkehrung der Germanischen Substrathypothese einordnen die schon langer keine grosse Anerkennung mehr findet sie ist nun vielmehr eine Superstrat Hypothese Inhaltsverzeichnis 1 Positionen Vennemanns 2 Kritik 3 Literatur 4 EinzelnachweisePositionen Vennemanns BearbeitenIn seinem Werk Europa Vasconica Europa Semitica vertritt Vennemann ausgehend von linguistischen Argumentationen 1 u a die Meinung dass Germanien zwischen der Expedition Himilkons und dem Ende des Zweiten Punischen Krieges langere Zeit unter karthagisch phonizischer Vorherrschaft stand 2 Die germanischen Sprachen seien daher durch einen Superstrat Einfluss der phonizischen Sprache gepragt worden Vennemann schatzt den lexikalischen Einfluss des Phonizischen auf das damalige Germanische auf uber 50 3 Ausserdem meint er dass die Entstehung der Runen auf den Einfluss der phonizischen Schrift zuruckfuhren sei und nicht auf das Lateinische oder andere Alphabetschriften welche in dieser Zeit in Norditalien in Gebrauch waren wie etwa die etruskische Schrift oder die der Rater 4 Vennemann verweist ausserdem auf mogliche Parallelen zwischen germanischer und semitischer Mythologie 5 In linguistischer Hinsicht sieht Vennemann seine Idee durch Arbeiten von John Morris Jones 6 Julius Pokorny 7 und die neuere Studie von Orin David Gensler 8 uber die inselkeltischen Sprachen unterstutzt 9 Sie wurden eine Anwesenheit eines semitidisch sprachigen Volkes auf den Britischen Inseln in vorgeschichtlicher Zeit nahelegen 2012 erschien mit Germania Semitica ein Sammelband mit Vennemanns Aufsatzen zum Thema die ursprunglich zwischen 2000 und 2010 publiziert worden waren vermehrt um drei bisher unpublizierte Beitrage eine neuere Uberarbeitung der Theorie wurde in Mailhammer amp Vennemann 2019 vorgelegt Kritik BearbeitenIn dem durch Jurgen Udolph herausgegebenen Sammelband Europa Vasconica Europa Semitica Kritische Beitrage zur Frage nach dem baskischen und semitischen Substrat in Europa werden die Thesen Vennemanns von mehreren Sprachwissenschaftlern kritisch diskutiert Insbesondere mit Vennemanns Hypothese der Atlantischen Sprachen setzen sich Rainer Voigt Professor fur Semitistik und Arabistik an der FU Berlin und der Sprachwissenschaftler Hayim Y Sheynin auseinander Nach Voigt ist Vennemanns Ansatz zwar insgesamt verfehlt doch konnte dies eine Anregung sein sich erneut mit den semitischen Lehnwortern im Indogermanischen zu beschaftigen S 332 Sheynin kritisiert scharf unzureichende semitistische Kenntnisse bei Vennemann Dagmar Wodtko schreibt in ihrer Rezension zum Sammelband Wie Vennemann selbst betont hat ist er kein Fachmann fur die in Frage stehenden Sprachfamilien vgl Zitate im hier besprochenen Band S 154 Eben fachliche Unkenntnis gemeint ist die Vennemanns ist es nun die alle in diesem Band vertretenen Spezialisten zu einem ablehnenden Urteil gegenuber Vennemanns Hypothesen fuhrt 10 Stefan Georg kommt in seiner Rezension zu folgendem Schluss Abgesehen von der Leichtigkeit mit der Vennemanns Thesen ganz offensichtlich zu kippen waren und sind ist dieser Band ein Modell fur den Umgang mit paralinguistischen Denkansatzen Rez stimmt dem Herausgeber uneingeschrankt zu dass er notig war oder anders gesagt dass Schweigen nicht der richtige Umgang mit solchen und ahnlichen brachialen Versuchen Paradigmawechsel herbeizufuhren sein kann Allzu schnell gelangen sie in die Wissenschaftspresse und erlangen eine Aufmerksamkeit die der Disziplin insgesamt nicht geringen Schaden zufugt Dass sich die hier versammelten Gelehrten bereit erklart haben dem Vaskonismus Atlantismus in der europaischen Onomastik ihre sachliche und fundierte Sicht der Dinge entgegenzustellen ist sehr dankenswert Jedem sprachwissenschaftlich interessierten Laien der sich fragt ob an diesen Thesen etwas dran sein mag aber auch nicht zuletzt jedem Kommunalpolitiker oder Heimatforscher den der Gedanke qualt ob V s Forschungen nicht dazu zwingen sollten das Wappen einer Gemeinde andern zu lassen kein Scherz vgl hier UDOLPH 212 kann man jetzt einfach dieses Buch in die Hand drucken 11 Michael Meier Brugger kritisiert Vennemann mehrfach in seiner zum Standardwerk der Indogermanistik avancierten Indogermanische Sprachwissenschaft Nach Meier Brugger sind Vennemanns Hypothesen u a allesamt reich an nicht beweisbarer Phantasie 12 Phillip Baldi und B Richard Page setzen sich in einer langeren Rezension mit Vennemanns Monographie Europa Vasconica Europa Semitica kritisch auseinander Sie diskutieren dabei auch die Forschungsgeschichte und weisen auf die Vorarbeiten Pokornys oder Morris Jones hin auf die sich auch Vennemann bezieht Bezuglich der von Vennemann verwendeten Methodologie schlussfolgern sie dass es dieser an Verifizierbarkeit mangele und sie sich auf strukturelle Ahnlichkeiten stutze die das Resultat typologischer Faktoren oder von Zufall bzw von Scheinahnlichkeiten die nur im Rahmen der Vennemannschen Gesamthypothesen sinnvoll erscheinen sein konnen In summary then we would say that V s methodology lacks verifiability in that it exploits similarities of structure and meaning which may be the result of typological factors or chance or may be simply mirages which are only conceivable under the theory which V has formulated Some even many of V s etymologies may be right and it must be conceded that V argues his case in a persuasive and seductive manner But it is difficult to escape the possibility of false equations a constant hazard in long range etymological research 13 Sie kommen kritisch doch vergleichsweise wohlwollend zum Fazit dass sie zwar teilweise Vennemanns Thesen ablehnen dennoch seine Bemuhungen um eine Untersuchung zu Rolle und Umfang von Sprachkontakten bei der Entwicklung der indoeuropaischen Sprachen in Europa schatzen We hope in this review to have made it clear that while we disagree with part of what V has proposed we also applaud his efforts to reassess the role and extent of language contact in the development of Indo European languages in Europe We remain eager to learn more about this fascinating approach to the prehistory of European language and culture 14 Literatur BearbeitenRobert Mailhammer Theo Vennemann The Carthaginian North Semitic influence on early Germanic A linguistic and cultural study John Benjamins Amsterdam 2019 NOWELE Supplement Series 32 Theo Vennemann Europa Vasconica Europa Semitica Herausgegeben von Patrizia Noel Aziz Hanna Mouton de Gruyter Berlin 2003 Trends in Linguistics Studies and Monographs TiLSM 138 Rezension Philip Baldi B Richard Page Lingua 116 2006 2183 2220 URL http web archive org web 20131027232420 http www cls psu edu pubs pubs LINGUA1158 pdf Theo Vennemann Germania Semitica Herausgegeben von Patrizia Noel Aziz Hanna Mouton de Gruyter Berlin 2012 Trends in Linguistics Studies and Monographs TiLSM 259 Jurgen Udolph Hrsg Europa Vasconica Europa Semitica Kritische Beitrage zur Frage nach dem baskischen und semitischen Substrat in Europa Beitrage zur Lexikographie und Namenforschung 6 Hamburg Baar 20 daraus R Voigt Europa Semitica Bemerkungen zu Vennemanns semit ohamiti istisch indo germanistischer Komparatistik Seiten 325 360 daraus Hayim Y Sheynin Indo European Old European and Afrasian or Contra Vennemann Seiten 181 210 Rezensionen zum Sammelband Dagmar S Wodtko in Onomastik Blog 18 02 2014 URL http www onomastikblog de artikel ni rezensionen europa vasconica St Georg in Onomastik Blog 26 11 2014 URL http www onomastikblog de artikel ni rezensionen europa vasconica europa semitica 2 Einzelnachweise Bearbeiten Theo Vennemann siehe zur linguistischen Herleitung Aufsatze Vennemanns zusammengefasst im Sammelband Germania Semitica Marcus Simon Wie die Germanen das Schreiben lernten PDF S 3 archiviert vom Original am 28 April 2011 abgerufen am 1 Mai 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www uni muenchen de Marcus Simon Wie 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Morris Jones Pre Aryan syntax in Insular Celtic In J Rhys D Brynmor Jones Hrsg The Welsh people T Fisher Unwin London 1900 S 617 641 Julius Pokorny Das nicht indogermanische Substrat im Irischen In Zeitschrift fur celtische Philologie Band 16 1927 Nr 95 144 1927 Orin David Gensler A Typological Evaluation of Celtic Hamito Semitic Syntactic Parallels Dissertation University of California Berkeley 1993 online PDF Theo Vennemann English as a Celtic language Atlantic influences from above and from below In Patrizia Noel Aziz Hanna Hrsg Germania Semitica Studies and Monographs 259 De Gruyter Mouton Berlin 2012 S 33 42 Dagmar Wodtko Rez Europa Vasconica Europa Semitica Abgerufen am 1 Mai 2018 Stefan Georg Rez Europa Vasconica Europa Semitica 2 Abgerufen am 1 Mai 2018 Michael Meier Brugger Indogermanische Sprachwissenschaft 9 Auflage De Gruyter Berlin 2010 S 166 Baldi amp Page Review PDF Nicht mehr online verfugbar In Lingua 116 S 2190 2191 archiviert vom Original am 27 Oktober 2013 abgerufen am 1 Mai 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cls psu edu Baldi amp Page Review PDF Nicht mehr online verfugbar In Lingua 116 S 2216 archiviert vom Original am 27 Oktober 2013 abgerufen am 5 Januar 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cls psu edu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hypothese der Atlantisch Semitidischen Sprachen amp oldid 228032527