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Die Kiemenbogen auch Branchialbogen Arcus branchiales Schlundbogen Pharyngealbogen oder Viszeralbogen genannt suddeutsch wird als Plural meist Bogen verwendet sind Bildungen des Kiemendarms bei Wirbeltieren Der Prozess der Bildung wird als Branchiomerie bezeichnet Beim Saugetierembryo bilden sich sechs solcher Bogen wobei der funfte und sechste meist nur rudimentar angelegt sind 1 Schematischer und unvollstandiger Horizontalschnitt durch die KiemenbogenI IV Kiemenbogen 1 4 Schlundtaschen innen bzw Kiemenfurchen aussen a Tuberculum laterale b Tuberculum impar c Foramen caecum d Ductus thyreoglossus e Sinus cervicalisTypisch fur die Kiemenbogen sind ihr metamerer Aufbau das heisst jeder Kiemenbogen ist strukturell gleich konstituiert So weist jeder Kiemenbogen einen Kern aus Mesoderm aus der spater eine Knorpel und Muskelanlage hervorgeht einen Kiemenbogennerv aus der Neuralleiste und eine Kiemenbogenarterie auf Die seriale oder metamere Abfolge der Kiemenbogennerven hat jedoch nichts gemeinsam mit der segmentalen Anordnung der Spinalnerven Kopf und Rumpfregion sind unterschiedlich organisiert anders gesagt die Branchiomerie der Kiemenbogen und die Metamerie der Leibeswand sind als unabhangig voneinander zu betrachten Bei den Fischen reissen die Membranen zwischen Furche und Tasche ein und es entstehen die definitiven Kiemen Die Existenz solcher Kiemenbogen und furchen auch bei Embryonen hoherer Wirbeltiere wurde erstmals von Martin Rathke beschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Kiemenbogen 1 1 Erster Kiemenbogen 1 2 Zweiter Kiemenbogen 1 3 Dritter Kiemenbogen 1 4 Vierter Kiemenbogen 1 5 Funfter Kiemenbogen 1 6 Sechster Kiemenbogen 2 Schlundtaschen 3 Schlundfurchen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKiemenbogen BearbeitenJeder Kiemenbogen besitzt eine Kiemenbogenarterie und vene einen Kiemenbogennerv sowie eine Muskel und eine Knorpelanlage Aus den Kiemenbogen entwickeln sich bei hoheren Wirbeltieren viele Organe die deshalb als branchiogene Organe bezeichnet werden Erster Kiemenbogen Bearbeiten Aus dem ersten Kiemenbogen Mandibularbogen entstehen grosse Teile des Gesichts wie Oberkiefer Maxilla Unterkiefer Mandibula und Gaumen sowie bei Saugetieren die Gehorknochelchen Hammer und Amboss nicht jedoch der Steigbugel Bei Fischen Amphibien Reptilien und Vogeln entstehen statt der Gehorknochelchen die Knochen des primaren Kiefergelenks Os articulare und Os quadratum Die Knorpelanlage wird als Meckelscher Knorpel bezeichnet Aus der Muskelanlage entsteht die Kaumuskulatur der Venter anterior vordere Kopf des Musculus digastricus und der Musculus mylohyoideus Die Arterie des ersten Kiemenbogens bildet sich weitgehend zuruck ist aber zu einem geringen Teil an der Bildung der Arteria carotis externa und Arteria maxillaris beteiligt Der erste Kiemenbogennerv ist Teil des funften Hirnnervs des Nervus trigeminus Zweiter Kiemenbogen Bearbeiten Der zweite Kiemenbogen wird auch als Zungenbeinbogen oder Hyoidbogen bezeichnet Aus ihm entsteht der obere Teil des Zungenbeins Cornu minus kleinerer Teil des Corpus der Processus styloideus des Schlafenbeins und aus dem oberen Knorpelteil auch das Gehorknochelchen Steigbugel Aus der Muskelanlage entstehen die mimische Muskulatur sowie der Musculus stapedius der Musculus stylohyoideus und der hintere Anteil des Musculus digastricus Der zweite Kiemenbogennerv ist der siebte Hirnnerv der Nervus facialis Die zugehorige Arterie entwickelt sich zunachst zur Arteria stapedia Diese wiederum bildet sich aber vollstandig zuruck so dass lediglich ein gefassloses Loch im Steigbugel ubrig bleibt Dritter Kiemenbogen Bearbeiten Der dritte Kiemenbogenknorpel entwickelt sich zum unteren Teil des Zungenbeins Cornu majus grosserer Teil des Corpus die Muskelanlage zum Musculus stylopharyngeus der entsprechend auch beim Erwachsenen vom dritten Kiemenbogennerv dem neunten Hirnnerv Nervus glossopharyngeus innerviert wird Die Arterie des dritten Kiemenbogen entwickelt sich gemeinsam mit der dorsalen Aorta zur Arteria carotis interna Vierter Kiemenbogen Bearbeiten Der vierte Kiemenbogen und sein Knorpel bilden sich zum oberen Teil des Kehlkopfes um Aus der Muskelanlage entsteht die aussere Kehlkopfmuskulatur und ein Teil der Rachenmuskulatur Der vierte Kiemenbogennerv ist der Nervus laryngeus superior Ast des Nervus vagus zehnter Hirnnerv der die aussere Kehlkopfmuskulatur M cricothyroideus innerviert Die Arterien des vierten Kiemenbogens entwickeln sich auf beiden Seiten unterschiedlich Aus der linken Arterie entsteht der Aortenbogen aus der rechten die Arteria subclavia dextra Funfter Kiemenbogen Bearbeiten Der funfte Kiemenbogen bildet sich nur rudimentar oder gar nicht aus Es entstehen keine definitiven Strukturen Sechster Kiemenbogen Bearbeiten Der sechste Kiemenbogen und sein Knorpel bildet sich zum unteren Teil des Kehlkopfes um Die Muskelanlage entwickelt sich dementsprechend auch zur inneren Kehlkopfmuskulatur Der 6 Kiemenbogennerv ist der Nervus laryngeus recurrens ein Ast des Nervus vagus zehnter Hirnnerv der die innere Kehlkopfmuskulatur mit Ausnahme des M cricothyroideus innerviert Auch die Arterien des sechsten Kiemenbogens entwickeln sich auf beiden Seiten verschieden Links entstehen der Truncus pulmonalis und der Ductus arteriosus rechts die Arteria pulmonalis Schlundtaschen BearbeitenZwischen den sechs Kiemenbogen entstehen innen funf Schlundtaschen oder Kiemenspalten Sacci pharyngeales aus deren Entoderm sich ebenfalls definitive Strukturen entwickeln Aus der ersten Schlundtasche entsteht der Recessus tubotympanicus aus dem sich die Paukenhohle und die Ohrtrompete Tuba auditiva bilden Ausserdem bildet sich hieraus der entodermale Teil des Trommelfells 2 Die zweite Schlundtasche bildet die Anlage fur die Gaumenmandel Aus dem Wandmaterial der dritten Schlundtasche entwickeln sich die unteren Nebenschilddrusen Glandula parathyroidea inferior und der Thymus Aus der vierten Schlundtasche bilden sich die oberen Nebenschilddrusen Glandula parathyroidea superior sowie ausser bei Saugetieren der Ultimobranchialkorper Aus dem Material der funften Schlundtasche entwickeln sich die C Zellen die bei Saugetieren in die Schilddruse einwandern nbsp Zeichnung der Kiemenbogenregion eines menschlichen Embryos am Ende der vierten Woche nbsp Darstellung der Kiemenbogenregion im Transversalschnitt Schlundfurchen BearbeitenAusserlich entstehen aus dem Ektoderm vier Schlund oder Kiemenfurchen Sulci branchiales oder Ductus branchiales Dabei geht nur aus der ersten Schlundfurche eine definitive Struktur namlich der aussere Gehorgang und der ektodermale Teil des Trommelfells hervor Die erste Schlundfurche und die erste Schlundtasche wachsen so lange aufeinander zu bis sie nur noch durch eine feine Haut das Trommelfell getrennt werden Durch das starke Wachstum des zweiten Kiemenbogens werden die zweite dritte und vierte Furche in der Regel zum Sinus cervicalis verschlossen Dieser obliteriert Erfolgt dieser Verschluss unvollstandig konnen sich Halsfisteln und zysten bilden Siehe auch BearbeitenMittelohr Fischschadel Os quadratumLiteratur BearbeitenThomas W Sadler Medizinische Embryologie Die normale menschliche Entwicklung und ihre Fehlbildungen 10 Auflage Thieme Stuttgart 2003 ISBN 3 13 446610 4 S 322 335 englisch Medical embryology Ubersetzt von Ulrich Drews Ulrike Bommas Ebert Philipp Teubner Rainer Voss Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie 2 Auflage Thieme Stuttgart 2006 ISBN 3 13 135532 8 S 59 ff Weblinks BearbeitenJubin Kashef Almut Kohler Doris Wedlich Die Routenplaner der Neuralleistenzellen In BIOspektrum Marz 2007 13 Jahrgang Einzelnachweise Bearbeiten Jan Langmann Medizinische Embryologie Die normale menschliche Entwicklung und ihre Fehlbildungen Thieme Stuttgart New York 1980 ISBN 3 13 446606 6 S 265 Thomas W Sadler Taschenlehrbuch Embryologie Die normale menschliche Entwicklung und ihre Fehlbildungen 12 uberarb und erw Auflage Thieme Stuttgart 2014 ISBN 3 13 446612 0 Normdaten Sachbegriff GND 4323330 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kiemenbogen amp oldid 224295200 Zweiter Kiemenbogen