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Die Tonsilla palatina Gaumenmandel ist ein paariges mandelformiges lymphatisches Organ zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen das zum lymphatischen Rachenring gehort Sie kommt beim Menschen und bei den meisten Saugetieren vor beim Schwein ist sie nicht ausgebildet 1 Die Gaumenmandel dient wie alle Tonsillen der Abwehr von Krankheitserregern Blick in den Rachen 1 Gaumenzapfchen 2 vorderer Gaumenbogen 3 hinterer Gaumenbogen 4 Tonsilla palatina 5 Zunge Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Aufbau 1 1 Mensch 1 2 Ubrige Saugetiere 2 Blutversorgung 3 Entwicklung 4 Erkrankungen 5 EinzelnachweiseLage und Aufbau BearbeitenMensch Bearbeiten nbsp Histologischer Schnitt durch eine KrypteDie Gaumenmandeln liegen beidseits in der Nische zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen der sogenannten Mandelbucht Fossa tonsillarisoder Sinus tonsillaris welche den Rest der zweiten Schlundtasche darstellt Seitlich sind sie von einer Bindegewebskapsel umgeben in der auch die Nerven und Gefasse verlaufen Die Gaumenmandeln sind von mehrschichtigem unverhorntem Plattenepithel uberzogen 2 Die Oberflache der Tonsillen wird durch 10 bis 25 spaltformige Einsenkungen vertieft die als Krypten bezeichnet werden Sie reichen tief in die Mandeln hinein verleihen ihnen ihr zerkluftetes Aussehen und vergrossern die Oberflache auf 300 cm2 3 Am Rande der Krypten liegen Lymphfollikel Die Mandel hat keine Mark Rinden Gliederung und keinen Randsinus Im Stroma findet sich quergestreifte Muskulatur 2 In diesen Einsenkungen sammeln sich in geringen Mengen Speisereste an die bakteriell besiedelt sind Von Seiten der Mandeln kommen noch Leukozyten hinzu sowie abgeschilferte Epithelzellen Dieses Gemisch das man Detritus nennt sammelt sich in den Hohlraumen und dort findet nun der Immunkontakt zwischen Korper und Aussenwelt statt Deshalb werden die Mandeln auch manchmal als physiologische Wunden bezeichnet Regelmassig werden die Krypten entleert so dass sich neue Speisereste mit neuen Bakterien hineindrucken und die weissen Blutkorperchen die neuen Bakterien kennenlernen konnen Diese Entleerung ist manchmal in Form der weissen Tonsillarpfropfe sichtbar Tonsillenstein Die Ausscheidung dieser Mandelpfropfe wird von Laien oft falschlich als eine Mandelentzundung interpretiert Detritus allein ohne weitere Beschwerden wie Schmerzen Krankheitsgefuhl oder Fieber ist kein Anzeichen fur eine Entzundung sondern vollkommen physiologisch 4 Sie konnen aber auch Ursache fur Mundgeruch sein 5 Grossere Tonsillensteine konnen zudem Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden auslosen 6 Ubrige Saugetiere Bearbeiten Bei Raubtieren liegt die Rachenmandel in einer kleinen Schleimhauttasche Die Grubenmandel hat bei ihnen keine Balge Bei Hunden ist sie walzenformig bei der Katze halbkugelig Beim Rind ist sie eine etwa walnussgrosse Grubenmandel mit Balgen die in die Seitenwand des Mundrachens eingebettet ist Bei Schafen und Ziegen ist die Tonsilla palatina eine Beetmandel mit Balgen und besitzt 3 bis 6 tiefe Mandelgrubchen Fossulae tonsillares Bei Pferden ist sie eine Beetmandel mit Balgen und erhebt sich als etwa 10 cm langer und 2 cm breiter Wulst zwischen Plica glossepiglottica mediana und der Basis des Kehldeckels und Gaumenbogen 1 Blutversorgung BearbeitenDie Tonsilla palatina wird durch folgende Arterien versorgt 7 Arteria palatina descendens aus der Arteria maxillaris Arteria palatina ascendens aus der Arteria facialis Rami tonsillares aus der Arteria lingualisDiese Arterien konnen bei einer Tonsillektomie verletzt werden und zu starken Blutungen fuhren Der venose Abfluss erfolgt uber das Rachengeflecht Plexus venosus pharyngeus in die Vena jugularis interna 8 Die sensible Nervenversorgung erfolgt durch den Nervus glossopharyngeus IX Hirnnerv dessen Fasern fur die Gaumenmandel vom Ganglion pterygopalatinum uber die Nervi palatini minores und deren Rami tonsillares zum Organ ziehen 9 und den Nervus maxillaris 8 Regionaler Lymphknoten ist der Lymphonodulus jugulodigastricus 8 Entwicklung BearbeitenDie Gaumenmandel entsteht aus der Tonsillarbucht der zweiten Schlundtasche 10 Ihre volle Entfaltung erreichen sie beim Menschen im 6 bis 10 Lebensjahr 11 Erkrankungen Bearbeiten nbsp Eitrige Entzundung der Gaumenmandeln nbsp Entzundete bzw vergrosserte Gaumenmandeln Hauptartikel Tonsillitis Eine entzundliche Vergrosserung der Mandeln engt den Rachen ein verursacht Halsschmerzen wie Schluckbeschwerden kann von Fieber begleitet sein und wird umgangssprachlich auch als Erkaltung mit Halsentzundung bezeichnet Haufig sind Viren dafur verantwortlich dann ist keine spezifische Therapie moglich sondern nur eine symptomatische Bei bakteriellen Entzundungen wie der Angina Plaut Vincent kann eine antibiotische Therapie angezeigt sein Eine Entzundung der Gaumenmandel wird auch als Angina tonsillaris bezeichnet haufig inkorrekt zu Angina abgekurzt 12 Eine Angina tonsillaris kann entweder eine ortlich begrenzte Entzundung sein oder als Symptom von Allgemeinerkrankungen beispielsweise bei Diphtherie Scharlach Typhus Syphilis Pfeiffer Drusenfieber auftreten und auch noch weitere Mandeln des lymphatischen Rachenrings betreffen 13 Bei rezidivierenden eitrigen Entzundungen oder einer akuten Eiteransammlung Abszess kann eine Tonsillektomie eine chirurgische Entfernung der Gaumenmandel notig sein 14 Einzelnachweise Bearbeiten a b Richard Nickel Lehrbuch der Anatomie der Haustiere Eingeweide Georg Thieme Verlag 2004 ISBN 978 3 8304 4152 6 S 55 a b Hamid Abdolvahab Emminger Physikum exakt das gesamte Prufungswissen fur die 1 AP Georg Thieme Verlag 2005 ISBN 978 3 1310 7034 0 S 105 Jurgen Strutz Praxis der HNO Heilkunde Kopf und Halschirurgie Georg Thieme Verlag 2001 ISBN 978 3 1311 6971 6 S 94 Theodor H Schiebler Walter Schmidt Anatomie Zytologie Histologie Entwicklungsgeschichte makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen Springer Verlag 5 Auflage 2013 ISBN 978 3 6620 5733 9 S 448 M Ferguson M Aydin J Mickel Halitosis and the tonsils a review of management In Otolaryngology head and neck surgery official journal of American Academy of Otolaryngology Head and Neck Surgery Band 151 Nummer 4 Oktober 2014 S 567 574 doi 10 1177 0194599814544881 PMID 25096359 Review K Shikino M Ikusaka Tonsillolith In Clinical case reports Band 9 Nummer 6 Juni 2021 S e04243 doi 10 1002 ccr3 4243 PMID 34188927 PMC 8218315 freier Volltext Michael Reiss Facharztwissen HNO Heilkunde Differenzierte Diagnostik und Therapie Springer Science amp Business Media 2009 ISBN 978 3 5408 9440 7 S 438 a b c Anton Johannes Waldeyer Waldeyer Anatomie des Menschen Walter de Gruyter 17 Auflage 2009 ISBN 978 3 1102 2104 6 S 311 Hans J ten Donkelaar David Kachlik R Shane Tubbs An Illustrated Terminologia Neuroanatomica A Concise Encyclopedia of Human Neuroanatomy Springer 2018 ISBN 978 3 3196 4789 0 S 364 Anton Johannes Waldeyer Waldeyer Anatomie des Menschen Walter de Gruyter 17 Auflage 2009 ISBN 978 3 1102 2104 6 S 183 Olaf Arndt Praxis der HNO Heilkunde Kopf und Halschirurgie Georg Thieme Verlag 2010 ISBN 978 3 1311 6972 3 S 85 Reinhard Berner Gregor Steffen Nicole Toepfner Frank Waldfahrer Jochen P Windfuhr S2k Leitlinie Therapie entzundlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln Tonsillitis Hrsg Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e V AWMF Nr 017 024 Berlin August 2015 S 115 awmf org PDF Abgelaufen Details und Fortfuhrung siehe https www awmf org leitlinien detail ll 017 024 html Kurzlehrbuch Pathologie Georg Thieme Verlag 2010 ISBN 978 3 1314 3251 3 S 162 Jochen Windfuhr Differenzierte Tonsillenchirurgie In HNO Informationen Nr 3 2013 S 97 100 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tonsilla palatina amp oldid 235445077