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Das Hjortspringboot danisch Hjortspringbaden ist ein eisenzeitliches Plankenboot das auf 350 v Chr datiert wird und damit das alteste aus Danemark bekannte ist Es wurde 1921 in der Nahe des Gutes Hjortspring auf der Insel Als dt Alsen entdeckt und ausgegraben Modell des Hjortspringboots im Massstab 1 50 Inhaltsverzeichnis 1 Der Fund 2 Das Boot 3 Rekonstruktionen 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksDer Fund BearbeitenBeim Torfstechen in einem etwa 40 50 m messenden verlandeten Moor wurden in den 1880er Jahren in der Nahe des Hofes Hjortspring auf der damals deutschen Insel Alsen mehrere Holzteile gefunden darunter eine 8 m lange Planke die von den Torfstechern als Feuerholz verbrannt wurde Die Fundstelle gilt als alteste Opfer Religion statte Skandinaviens 1 Nach dem Ersten Weltkrieg benachrichtigte man das Danische Nationalmuseum in Kopenhagen das 1921 und 1922 eine systematische Suche organisierte und weitere Bruchstucke eines Bootes sowie weitere Gegenstande finden konnte Als die Ausgrabungen kurze Zeit spater unter Gustav Adolf Rosenberg 1872 1940 begannen waren nur noch etwa 40 des ursprunglichen Opferfundes vorhanden Neben dem kanuartigen Hjortspringboot das trotz der widrigen Bedingungen vorbildlich dokumentiert wurde kamen als Beifunde vor allem Waffen zum Vorschein die sich bei der Versenkung auf dem Boot befunden hatten und daher gleichzeitig zu datieren sind Darunter waren 169 Speer und Lanzenspitzen 138 aus Eisen 31 aus Knochen 50 Buckelschilde aus Holz keltischen Typus 10 Fragmente von Kettenhemden und etwa ein halbes Dutzend Schwerter Die Waffen waren zum Teil vor der Deponierung durch Verbiegen unbrauchbar gemacht worden es handelt sich bei ihnen um die altesten erhaltenen Beispiele aus Stahl und bei dem Fund um das alteste Waffendepot des Nordens An profanen Funden gab es mehrere holzerne Teller und Gefasse sowie Bronzebeschlage und eine Bronzenadel und das Mundstuck eines Blasebalges Dem Boot zugeordnet werden konnen auch ein gutes Dutzend Paddelfragmente sowie zwei Steuerruderfragmente die unterschiedliche Masse und Formen aufweisen Diese waren vermutlich je nach Person und Position auf dem Boot individuell angepasst Der Opferfund war vermutlich von den Bewohnern der Insel als Dank fur einen Sieg uber Invasoren eventuell vom Festland festzumachen an den keltischen Waffentypen dargebracht worden Insgesamt wird auf Grund der grossen Zahl der Waffen eine Gruppe von 100 Mann angenommen die mit wahrscheinlich vier Booten ubersetzte Das Boot selbst wurde bei den Baggerarbeiten grosstenteils zerstort die verbliebenen Teile befinden sich heute zusammen mit einem Teil der gefundenen Waffen und Gerate in der Dauerausstellung Danmarks Oldtid im Danischen Nationalmuseum in Kopenhagen Die erhaltenen Teile des Bootes werden mit Hilfe einer Edelstahlgerustkonstruktion in der vermuteten Originallage des Bootes gezeigt Das Boot Bearbeiten nbsp Hjortspringboot nbsp Die geborgenen Reste des Hjortspringboots im Danischen Nationalmuseum nbsp Riss des Hjortspringboots nbsp Zum Vergleich Felsritzungen von Tanum Schweden nbsp Bootsfelsbilder der BronzezeitBei dem Hjortspringboot handelt es sich um ein geklinkertes Plankenboot Es wurden in Schalenbauweise gebaut Der Bootstyp stammt aus der spaten Bronzezeit wenn das Boot auch in der fruhen Eisenzeit gebaut wurde 4 3 Jahrhundert v Chr 1 Man halt es fur ein Kriegsboot zum schnellen Ubersetzen einer Kriegerschar uber ein grosseres Gewasser 2 Es wurde nahezu komplett aus Holz der Winterlinde gebaut das weniger widerstandsfahig als das hauptsachlich verwandte Eichenholz war jedoch deutlich leichter was der Flexibilitat des Bootes zugutekam Da es weder Ruderlocher oder Ruderdollen noch irgendeine Einrichtung zur Aufnahme eines Schiffsmastes gibt handelt sich um ein offenes Kanu das mit insgesamt 20 Stechpaddeln angetrieben wurde was durch die Rekonstruktion bestatigt werden konnte 1 Da zwei Steuerruder gefunden wurden ist davon auszugehen dass sowohl am Bug als auch am Heck jeweils eines befestigt gewesen war Es ist 19 m lang 2 07 m breit 1 und 0 7 m hoch Die Lange des Bootsraumes betragt 13 6 m bzw 15 3 m 1 Die Masse betrug vermutlich rund 600 kg 1 Das Boot besitzt an Bug und Heck je zwei ubereinanderliegende und weit ausladende Steven Die schnabelartigen Steven geben dem Hjortspringboot sein von bronzezeitlichen Felsritzungen aus Skandinavien bekanntes Profil In fruherer Forschung wurden diese als ein Indiz fur ein hautuberzogenes Boot als Ursprung gewertet jedoch ist allein diese ausladende Holzkonstruktion ohne offensichtlichen Nutzen kein Beweis Der Schiffsboden besteht aus einer breiten Kielplatte mit je zwei auf beiden Seiten in Klinkerbauweise aufgesetzten Setzborden Die oberen Setzborde hatten eine verdickte Reling zur Erhohung der Stabilitat des Bootskorpers Die aus einem Stuck bestehende Kielplatte und die aus jeweils zwei Teilen zusammengesetzten Relingplanken gehen an beiden Enden des Bootes in die frei ausladenden Schnabel uber Die insgesamt funf Planken sind aus wenige Zentimeter starkem Lindenholz das an den dunnsten Stellen etwa 15 mm stark war in konsequenter Leichtbauweise gefertigt Alle Bauteile sind mit Bastseilen 1 zusammengenaht die Stosse und Nahte sind mit einer Baumharzmasse abgedichtet Zur Verstarkung wurde das Boot im Inneren mit zehn Spanten aus Haselzweigen versteift Dieses in Konstruktion wie Ausfuhrung sehr ausgereifte Boot dokumentiert den Hohepunkt der langeren Bootsbautradition in der Region die in die Bronzezeit zuruckreicht Dieser Schiffstyp war mit den damaligen Mitteln nicht weiter entwickelbar und andere Bootstypen losten diese Bauart ab Historische Felsritzungen unter anderem aus Himmelstalund Lilla Flyhov Litsleby oder Tanum in Schweden deuten an dass dieser Bootstyp eine sehr weite Verbreitung hatte Nachteile dieses Bootes sind das geringe Freibord mit der damit verbundenen fraglichen Hochseetuchtigkeit und die fur die Grosse des Bootes relativ geringe Zuladung die grossen Vorteile jedoch sein geringes Gewicht so wiegt der Nachbau bei 19 m Lange nur 530 kg sein geringer Tiefgang die gute Manovrierfahigkeit in beide Richtungen sowie seine hohe Reise und Endgeschwindigkeit 1922 wurden die Teile des Bootes nach dem damaligen Stand der Wissenschaft mit Glycerin Alaun Wachs und Lack konserviert Da das Boot danach in einem Keller gelagert wurde zerfiel das Holz auf Grund der hygroskopischen Wirkung der darin eingebetteten Alaunkristalle allmahlich Um den Zerfall aufzuhalten wurde in den Jahren 1966 bis 1979 eine weitere Konservierung der Holzteile mit Polyethylenglycol PEG notwendig Bei einer Nachgrabung an der Fundstelle wurden 1987 weitere Bootsteile gefunden Eine 14C Datierung dreier Holzobjekte aus dieser Nachgrabung erbrachte einen Niederlegungszeitpunkt von 350 bis 300 v Chr Rekonstruktionen BearbeitenIn den 1940er Jahren wurde eine erste fahrfahige Rekonstruktion des Hjortspringbootes angefertigt die jedoch seit 1947 verschollen ist Eine zweite Rekonstruktion wurde in den 1970er Jahren in Deutschland im Massstab 1 2 nachgebaut In den Jahren 1991 bis 1999 wurde eine weitere Rekonstruktion durch den eigens gegrundeten Verein Hjortspringbades Laug angefertigt Es brauchte etwa 10 000 Stunden fur Planung und den Bau wobei 6500 Stunden allein fur den Nachbau der Tilia Alsie benotigt wurden Da keine Linde in einer entsprechenden Lange mindestens 15 m verfugbar war mussten die Planken des Nachbaues entgegen dem Original aus zwei Stucken gebaut werden Als Rohmaterial fur den Nachbau dienten vier Lindenstamme aus einem Danziger Wald mit zusammen 18 t Gewicht Das fertige Boot hat ein Gewicht von etwa 530 kg und voll ausgelastet mit 24 Mann und Nutzlast eine Wasserverdrangung von 2500 kg wobei ein Tiefgang von etwa 35 cm entsteht In Experimenten wurden mit einer geubten Mannschaft eine Hochstgeschwindigkeit von 8 2 Knoten etwa 15 2 km h in 30 Sekunden und eine Reisegeschwindigkeit uber langere Strecken von etwa 6 Knoten etwa 11 km h erreicht was bedeutet dass an einem Tag etwa 75 km zuruckgelegt werden konnten Ausserdem zeigte sich das Boot auch unter erschwerten Wetterbedingungen mit 1 m Wellengang und Windgeschwindigkeit von 10 m s unerwartet gut handhabbar daher ist eine Hochseetuchtigkeit ausserhalb des Ostseegebietes nicht auszuschliessen Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Der Infotafel zur Bootsminiatur im Deutschen Museum entnommen Brogger S 57 Literatur BearbeitenAnton Wilhelm Brogger Haakon Shetelig Vikingeskipene Deres forgjengere og etterfolgere Dreyer Oslo 1950 danisch Wikingerschiffe Deren Vorlaufer und Nachfolger Ole Crumlin Pedersen Athena Trakadas Hrsg Hjortspring A pre roman Iron Age warship in context Vikingeskibshallen Roskilde 2003 ISBN 87 85180 52 1 englisch Ships and boats of the North 5 Niels Peter Fenger u a Das Hjortspring Boot Ein skandinavisches Kriegskanu aus dem 4 Jahrhundert vor Christus vom Nachbau zur Probefahrt Archaologisches Landesmuseum Schleswig 2003 ISBN 978 3 88270 500 3 Richard A Gould Archaeology and the social history of ships Cambridge Univ Press Cambridge 2000 ISBN 978 0 521 19492 1 Kirsten Langenbach Eisenzeitliche Schiffsausrustung im Bereich der Nord und Ostsee Kabel Bremerhaven 1998 ISBN 3 8225 0451 3 Dissertation Karsten Kjer Michaelsen Politikens bog om Danmarks oldtid Kopenhagen 2002 ISBN 87 567 6458 8 S 136 Klavs Randsborg Hjortspring Warfare and Sacrifice in Early Europe Aarhus University Press Aarhus u a 1995 ISBN 87 7288 545 9 englisch Claus von Carnap Bornheim Christian Radtke Hrsg Es war einmal ein Schiff Archaologische Expedition zum Meer Marebuchverlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 86648 053 7 Weblinks Bearbeitenhttp www sy fortissimo de Extras Hjortspringboot Hjortspringboot html Rekonstruktion des Hjortspringboots englisch http www hjortspring dk Hjortspringboot danisch 55 009102 9 853985 Koordinaten 55 0 32 8 N 9 51 14 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hjortspringboot amp oldid 231511621