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Hirlanda ist der Name einer literarischen Figur bzw zahlreicher literarischer Werke Erstmals literarisiert wurde Hirlanda durch den Jesuiten Rene de Ceriziers 1603 1662 in Les trois estats de l innocence Paris 1640 Neben Hirlanda sind hier auch Jeanne d Arc und Genovefa dargestellt Die drei Figuren thematisieren das Motiv der unschuldig verfolgten Frau Die Sage der Hirlanda integriert die Stoffe von Gundeberga Creszentia Gunhild Berta die Sage von den Schwanenkindern und die Konstantinlegende und fusst auf keltischen langobardischen frankischen danischen und irischen Erzahltraditionen Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Verbreitung 3 Literatur 4 WeblinksUberlieferung BearbeitenEine fruhe Gestaltung erfuhr Hirlanda in der Tradition des bretonischen Mysterienspiels die ins 14 Jahrhundert zuruckreicht Aus dieser Tradition geht das Mysterienspiel Sainte Tryphine et le Roi Arthur hervor das 1863 Francois Marie Luzel 1826 1895 nach einer bretonischen Vorlage herausgegeben hat Inhaltlich deckt sich dieses Spiel mit dem Roman von Ceriziers In der europaischen Stoffrezeption entfaltet der Roman von Ceriziers grosse Wirkung wahrend das bretonische Mysterienspiel unbeachtet bleibt Bereits wenige Jahre nach der ersten Auflage von Ceriziers Roman Les trois estats de l innocence 1640 folgten Ubersetzungen ins Englische Italienische und Deutsche 1656 erschien von William Lower in London die englische Fassung The Triumphant Lady or the Crowned Innocence 1666 erschien in Bologna die Ubersetzung ins Italienische von Lodovico Cadamosto unter dem Titel L Hirlanda overo l Innocenza coronata del signore de Ceriziers 1685 erfolgte in Dillingen die Drucklegung der ersten deutschen Ausgabe Hirlanda Oder die von Gott gecronte Unschuld im Band Die Unschuld in Drey unterschiedlichen Standen Der Verfasser blieb anonym Zwei Jahre spater 1687 erschien in Dillingen die Bearbeitung durch den Kapuzinerpater Martin von Cochem 1634 1712 burgerlich Marin Linius Von der Verfolgung der unschuldigen Hertzogin Hirlanda in seinem Ausserlesenes History Buch Cochem greift nicht mehr auf Ceriziers zuruck sondern benutzt als Vorlage die anonyme deutsche Ubersetzung 1690 wurde die Ubersetzung Die Gekronte Unschuld eines Mitglieds der Weimarer Fruchtbringenden Gesellschaft auch Palmenorden genannt veroffentlicht Der Ubersetzer trug den Gesellschaftsnamen Der Wenige Es handelt sich hierbei um Hieronymus Ambrosius Langenmantel 1641 1718 Verbreitung BearbeitenFur die Verbreitung des Stoffes war neben der Rezeption in der erzahlenden Literatur die Theatertradition des Jesuitenordens wichtig vor allem im suddeutschen Sprachraum Erklartes Ziel der 1534 durch Ignatius von Loyola gegrundeten und 1540 von Papst Paul III bestatigten Societas Jesu war die Propaganda fidei im Sinne der katholischen Gegenreformation Die Jesuiten erkannten das Theater als padagogisches und publikumswirksames Medium und benutzten es zur Verkundigung von Glauben und Ideologie Die Auffuhrungen waren bis auf spate seltene Ausnahmen in Latein der effektvolle Bilderreichtum auf der Buhne und zweisprachige lateinisch und die jeweilige Landessprache Periochen gedruckte Programmzettel mit einer ausfuhrlichen Inhaltsangabe ermoglichten es dem nicht humanistisch gebildeten Publikum dem Stuck zu folgen Wie rasch der Orden mit theatralischen Darbietungen auf ihm geeignet erscheinende Stoffe reagierte zeigt die erste Auffuhrung einer Hirlanda im Jahre 1657 in Ingolstadt Dies ist der erste Nachweis einer Hirlanda Auffuhrung uberhaupt und das zu einem Zeitpunkt im deutschen Sprachraum als der Roman von Ceriziers 17 Jahre fruher erschienen erst in englischer und italienischer Ubersetzung vorliegt Uberliefert ist unter den lateinischen Hirlanda Spielen die fur das Theater der Jesuiten eingerichtet wurden lediglich jener von M Christoph Widman Landshut 1698 Neben den lateinischen Auffuhrungen der Hirlanda 1657 in Ingolstadt und 1698 in Landshut gab es nachweislich weitere 1670 in Rennes 1699 in Klagenfurt 1728 in Solothurn und Mindelheim und 1747 in Luzern Impusgebend war das lateinische Jesuitendrama auch fur das Volksschauspiel des suddeutschen Sprachraums Die erste deutschsprachige Hirlanda Auffuhrung ist als Schulspiel des Gymnasiums in Kempten fur das Jahr 1700 nachweisbar Die Hirlanda als Volksschauspiel setzt 1738 in Mutters Tirol ein In der Folge konzentrieren sich etwa anderthalb Jahrhunderte lang Hirlanda Spiele auf den sudlichen deutschen Sprachraum besonders auf Tirol Dazu die Chronologie der nachweisbaren Auffuhrungen Oetz 1749 Hall in Tirol und Dachau 1759 St Nikolaus in Tirol 1760 Mils in Tirol 1766 Schlechdorf in Salzburg 1768 Mals in Sudtirol 1783 Kohlstadt bei Innsbruck 1790 Laas in Sudtirol 1791 mehrere Auffuhrungen in Mittenwald in Bayern und in Erl in Tirol in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Kiefersfelden in Bayern 1802 Ermensee 1821 Eisenerz in der Steiermark 1839 Steirisch Lassnitz 1847 Liesing im Karntner Lesachtal 1853 Buch bei Jenbach in Tirol 1858 Volksersheim in Oberschwaben 1877 und Krenau in Bohmen 1882 und 1887 Ein ausfuhrlich kommentiertes Beispiel fur ein Hirlanda Spiel ist die Fassung von Johannes Ulrich von Federspiel die Toni Bernhart herausgegeben hat In einer Kurzfassung wurde dieses Stuck durch das sirene Operntheater mit der Musik von Jury Everhartz in der Regie von Kristine Tornquist 1998 uraufgefuhrt Literatur BearbeitenJohannes Ulrich von Federspiel Hirlanda Durch falschheit zu feir verdamte unschuld Edition des Legendenspiels nach der Laaser Handschrift von 1791 Herausgegeben von Toni Bernhart Wien Bozen Folio Verlag 1999 ISBN 3 85256 108 6 Genovefa Hirlanda Fredebeul amp Koenen Essen Ruhr 1914 Deutsches Gut 19 Die Deutschen Volksbucher ZDB ID 276922 0 Hirlanda Herausgegeben von G O Marbach Otto Wigand Leipzig 1841 Volksbucher 21 Reinhold Kohler Sainte Tryphine et Hirlande In Reinhold Kohler und Johannes Bolte 1900 Kleinere Schriften zur erzahlenden Dichtung des Mittelalters Bd 2 Berlin Felber S 657 662 Erstmals in Revue celtique 1 1871 S 222 225 Reinhold Kohler Die deutschen Volksbucher von der Pfalzgrafin Genovefa und von der Herzogin Hirlanda In Reinhold Kohler und Johannes Bolte Kleinere Schriften zur erzahlenden Dichtung des Mittelalters Bd 2 Berlin Felber 1900 S 662 668 Erstmals in Zeitschrift fur deutsche Philologie 5 1874 S 69 73 Ekkehard Schonwiese Das Volksschauspiel im nordlichen Tirol Renaissance und Barock Theatergeschichte Osterreichs Bd 2 Heft 3 Wien Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 1975 Hermann Steinberger Untersuchungen zur Entstehung der Sage von Hirlanda von Bretagne sowie zu den ihr am nachsten verwandten Sagen 2 Teile 1 Teil Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des K Theresien Gymnasiums Munchen 1912 13 2 Teil Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des K Theresien Gymnasiums Munchen 1913 14 Munchen Wolf 1913 Eugen Thurnher Tiroler Drama und Tiroler Theater Innsbruck Wien Munchen Tyrolia 1968 Toni Bernhart alles leiden ist mir sies Frommigkeit und Geschlecht am Beispiel von Hirlanda 1791 In Ruth Albrecht Annette Buhler Dietrich und Florentine Strzelczyk Hgg Glaube und Geschlecht Fromme Frauen Spirituelle Erfahrungen Religiose Traditionen Koln Bohlau 2008 S 62 79 Norbert Holzl Theatergeschichte des ostlichen Tirol Vom Mittelalter bis zur Gegenwart Bd I Graz Wien Koln Bohlau 1966 Weblinks BearbeitenFromme Frauen Spirituelle Begegnungen Religiose Formationen Genderspezifische Reprasentationen des Religiosen in der deutschen Kultur Gefordert von der University of Calgary und der Universitat Stuttgart Hirlanda eine Produktion des sirene OperntheaterNormdaten Person GND 124866948 lobid OGND AKS VIAF 57557177 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hirlanda amp oldid 239079624