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Hilde Zaloscer auch Hilde Zaloszer geboren 15 Juni 1903 in Tuzla Bosnien gestorben 20 Dezember 1999 in Wien war eine osterreichische Kunsthistorikerin und Koptologin die insbesondere zur koptischen Kunst publizierte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Schriften Auswahl 4 Ausstellung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHilde Zaloscer wuchs in der Familie des Rechtsanwalts Jacob Zaloscer und seiner Frau Bertha geborene Kallach in Banja Luka auf das im seit 1876 von Osterreich Ungarn verwalteten und 1908 okkupierten Bosnien lag Da ihr Vater zur osterreichischen Oberschicht zahlte und wahrend des Ersten Weltkriegs Kriegsrichter war konnte er 1918 das neu gegrundete Konigreich Jugoslawien nicht mehr betreten seine Frau und die drei Tochter wurden enteignet und vertrieben 1 Zaloscer beendete ihre Schulausbildung in Wien wohnte bis 1927 bei der Familie am Hamerlingplatz und studierte ab 1921 an der Universitat Wien Kunstgeschichte und Fruhgeschichte Sie wurde 1927 bei Josef Strzygowski mit der Dissertation Die fruhmittelalterliche Dreistreifenornamentik der Mittelmeerrandgebiete mit besonderer Berucksichtigung der Denkmaler am Balkan im zweiten Versuch promoviert Die Beurteilung der Dissertation durch Strzygowski der sich auch Carl Patsch anschloss fiel ausserst negativ aus 2 3 Danach fand sie als Frau und Judin in Wien keine feste Stelle Von 1927 bis 1936 war sie Schriftleiterin beim Kunstmagazin Belvedere des Amalthea Verlags 4 1936 ging sie als Hausgehilfin zu einem agyptischen Arzt nach Alexandria Diese Arbeit gab sie nach sechs Monaten auf und konnte in der levantinischen Oberschicht mit literarischen Vortragen reussieren Der Agyptologe Etienne Drioton von der agyptischen Antikenverwaltung vermittelte ihr den Auftrag einen Fremdenfuhrer Kairo zu verfassen 1 Sie publizierte eine Reihe kleinerer Arbeiten uber koptische Denkmaler was fur erste internationale Beachtung sorgte Um nach Beginn des Zweiten Weltkriegs als Enemy Alien dem Internierungslager zu entgehen schloss sie 1939 eine Scheinehe gegen Bezahlung mit einem muslimischen Agypter nahm den Namen Samira Shukri an und erwarb die agyptische Staatsburgerschaft 5 Als sie nach dem Ende des Nationalsozialismus nach Wien zuruckkehrte um dort eine wissenschaftliche Anstellung zu finden bezeichnete ihr Jugendfreund Fritz Novotny dies als aussichtslos da der Unterrichtsminister Felix Hurdes ein Antisemit sei 4 1947 sorgte Taha Husain dafur dass sie als Professorin fur Kunstgeschichte an die Universitat Alexandria berufen wurde 1 Sie forschte dort unter den eingeschrankten Bedingungen einer Universitat in einem unterentwickelten Land ohne ausreichende wissenschaftliche Literatur zur koptischen Kunst und publizierte in Franzosisch und Englisch 4 Nach der agyptischen Niederlage im Sechstagekrieg 1967 wurden die Auslander in Agypten verfolgt und Samira Shukri alias Hilde Zaloscer gelang es nur mit viel Muhen 33 Jahre nachdem sie das Land betreten hatte ein Ausreisevisum zu bekommen und dafur ohne Geld Agypten zu verlassen 1 In Wien fand sie unter dem Bildungsminister Heinrich Drimmel wieder keine Anstellung und geriet wegen der Aussichtslosigkeit ihrer Lage in eine schwere Depression 1 Der Kunsthistoriker Meyer Schapiro vermittelte ihr 1968 eine befristete Gastprofessur fur Kunstgeschichte an der Carleton University in Ottawa die dann zweimal verlangert wurde Mit siebzig Jahren kam sie erneut nach Wien und erhielt von 1975 bis 1978 einen Lehrauftrag am Kunsthistorischen Institut der Wiener Universitat 1987 wurde sie zur Mitarbeit an der Encyclopedia Coptica eingeladen Sie wohnte nun wieder in Wien fuhlte sich dort aber nicht zu Hause und sah sich als Tschuschin 4 Ihre Schwester Erna Sailer war mit dem Journalisten Karl Hans Sailer verheiratet und war von 1971 bis 1974 osterreichische Botschafterin in Indien 4 Auszeichnungen BearbeitenTheodor Korner Preis Adolf Scharf Preis der Stadt Wien Goldenes Verdienstkreuz des Landes Wien Kulturmedaille der Stadt LinzSchriften Auswahl BearbeitenDie fruhmittelalterliche Dreistreifornamentik der Mittelmeerrandgebiete mit besonderer Berucksichtigung der Denkmaler am Balkan Dissertation Wien 1926 ungedruckt Universitatsbibliothek Wien Signatur D 859 Quelques considerations sur les rapports entre l art Copte et les Indes Annales du Service des Antiquites de l Egypte Supplement 6 Kairo 1947 Une collection de pierres sculptees au Musee copte du Vieux Caire Collection Abbas el Arabi Kairo 1948 Le Doctor Faustus de Thomas Mann et ses modeles In Revue du Caire Band 160 1953 S 384 404 Survivance et migration In Melanges islamologiques Band 1 1954 S 81 93 La Femme au voile dans l iconographie copte In Bulletin de la Faculte des Arts de l Universite d Alexandrie Band 9 1955 S 69 77 Die Antithetik im Werke Thomas Manns In Bulletin de la Faculte des Arts de l Universite d Alexandrie Band 13 1959 S 47 96 Portrats aus dem Wustensand Die Mumienbildnisse aus der Oase Fayum Schroll Wien 1961 Agyptische Wirkereien Hallwag Bern 1962 Vom Mumienbildnis zur Ikone Harrassowitz Wiesbaden 1969 Die Kunst im christlichen Agypten Schroll Wien Munchen 1974 ISBN 3 7031 0384 1 Der Schrei Signum einer Epoche Das expressionistische Jahrhundert Bildende Kunst Lyrik und Prosa Theater Brandtstatter Wien 1985 Das dreimalige Exil In Vertriebene Vernunft Emigration und Exil osterreichischer Wissenschaft 1 1930 1940 Jugend und Volk Wien 1987 S 544 572 ISBN 978 3 8258 7372 1 2 Auflage LIT Munster 2004 Kunstgeschichte und Nationalsozialismus In Friedrich Stadler Hrsg Kontinuitat und Bruch 1938 1945 1955 Beitrage zur osterreichischen Kultur und Wissenschaft Wien Munchen 1988 S 283 298 Eine Heimkehr gibt es nicht Ein osterreichisches curriculum vitae Locker Wien 1988 ISBN 3 85409 129 X Memoiren Zur Genese der koptischen Kunst Ikonographische Beitrage Bohlau Wien 1991 ISBN 3 205 05398 2 gesammelte kleine Schriften Visuelle Beschworung autonomes Kunstwerk Ideograph Eine Begriffsklarung Bohlau Wien 1997 ISBN 3 205 98686 5 Ausstellung BearbeitenVerfolgt Verlobt Verheiratet Scheinehen ins Exil Mai bis Oktober 2018 Judisches Museum Wien Standort Judenplatz Kuratorinnen Sabine Bergler Irene Messinger darin Hilde Zaloscer ihr agyptisches Passfoto von 1957 hier Katalog gleicher Titel Hgg wie Kuratorinnen Verlag wie Aussteller ISBN 3 901398 85 6 Literatur BearbeitenUlrike Wendland Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler Teil 2 L Z Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11339 0 S 804 806 Martin Dennert Hilde Zaloscer In Stefan Heid Martin Dennert Hrsg Personenlexikon zur Christlichen Archaologie Forscher und Personlichkeiten vom 16 bis zum 21 Jahrhundert Band 2 Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2620 0 S 1339 1340 mit Schriftenverzeichnis und weiterer Literatur Alisa Douer Hilde Zaloscer eine Biographie In Margit Franz Heimo Halbrainer Hrsg Going East Going South Osterreichisches Exil in Asien und Afrika Clio Graz 2014 ISBN 978 3 902542 34 2 S 177ff Edith Leisch Prost Zaloscer Hilde In Brigitta Keintzel Ilse Korotin Hrsg Wissenschafterinnen in und aus Osterreich Leben Werk Wirken Bohlau Wien Koln Weimar 2002 ISBN 3 205 99467 1 S 826 829 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hilde Zaloscer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hilde Zaloscer bei Wien Kunstgeschichte gesichtet sehr kurz Hilde Zaloscer in der Biographischen Datenbank und Lexikon Osterreichischer Frauen Stand 1999 Nachlass Hilde Zaloscer in der Osterreichischen Exilbibliothek im Literaturhaus WienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Hilde Zaloscer Das dreimalige Exil In Vertriebene Vernunft Emigration und Exil osterreichischer Wissenschaft 1 1930 1940 Jugend und Volk Wien 1987 S 544 572 Universitatsarchiv Wien RA PH 9442 Digitalisat Martin Dennert Hilde Zaloscer 2012 S 1339f a b c d e Hilde Zaloscer Wissenschaftliche Arbeit ohne wissenschaftlichen Apparat In Vertriebene Vernunft Emigration und Exil osterreichischer Wissenschaft 2 Internationales Symposium 19 23 Oktober 1987 in Wien Jugend und Volk Wien 1988 S 634 644 Irene Messinger Schutz und Scheinehen im Exilland Agypten In Margit Franz Heimo Halbrainer Hrsg Going East Going South Osterreichisches Exil in Asien und Afrika Clio Graz 2014 ISBN 978 3 902542 34 2 S 169 171 Digitalisat Normdaten Person GND 119114461 lobid OGND AKS LCCN n85123894 VIAF 50028473 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zaloscer HildeALTERNATIVNAMEN Zaloscer Hildegard Zaloscher Hilde Sloczower Hilde Samira Shukri Ehename KURZBESCHREIBUNG osterreichische Kunsthistorikerin und KoptologinGEBURTSDATUM 15 Juni 1903GEBURTSORT Tuzla BosnienSTERBEDATUM 20 Dezember 1999STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hilde Zaloscer amp oldid 238578117