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Horapollon griechisch Ὡrapollwn Hōrapollōn latinisiert Horapollo aus Horus und Apollon war ein spatantiker Philosoph Er lebte im spaten 5 und fruhen 6 Jahrhundert Unter dem gleichen Namen wird auch der Autor eines Werks uber agyptische Hieroglyphen gefuhrt das als griechische Ubersetzung eines Philippos mit dem Namen Hieroglyphica uberliefert ist und ins 5 Jahrhundert datiert wird Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Hieroglyphica 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenHorapollon stammte aus Agypten wahrscheinlich aus der Thebais und war der Sohn eines Asklepiades der ihn auch unterrichtete sein Grossvater war vermutlich der Grammatiker Horapollon der in Konstantinopel lehrte Horapollon lehrte in Alexandria ebenfalls Grammatik aber auch Philosophie Da er an der paganen Religion festhielt wurde er ein Opfer der anti heidnischen Massnahmen Kaiser Zenons 484 kam es zu Ubergriffen was in Alexandria eine Spaltung der dortigen philosophischen Schule zur Folge hatte Mehrere heidnische Philosophen konvertierten zum Christentum und verrieten heidnische Kultplatze es kam sogar zu Kampfhandlungen 1 Allerdings geschahen unabhangig von diesen Ubergriffen viele Konversionen offenbar freiwillig wie die des Paralios eines Schulers des Horapollon der erst nach einigem Uberlegen konvertierte nachdem er die heidnischen Kulthandlungen in Frage gestellt hatte In der Folgezeit setzte er sich besonders eifrig fur das Christentum ein 2 Als er sich offen zum Christentum bekannte wurde er von heidnischen Mitschulern niedergeprugelt 3 Auch Horapollon wurde in die Auseinandersetzung hineingezogen sein Onkel Heraiskos wurde sogar ermordet Horapollon wurde von Christen als Psychapollon Seelenzerstorer beschimpft er wurde verhaftet und gefoltert Mehrere seiner Schuler wandten sich von ihm ab 485 ubersiedelte er nach Konstantinopel wo er weiter lehrte und zum Christentum ubertrat 4 Der Hintergrund war eher profaner Natur Horapollons Ehefrau hatte ihn fur ihren Geliebten verlassen und dabei den Grossteil seines Vermogens mitgenommen Erhaltene Papyri belegen dass Horapollon dafur Wiedergutmachung einklagen wollte Tief enttauscht wandte sich Horapollon schliesslich dem Christentum zu was angeblich Heraiskos vorher prophezeit haben sollte Horapollon lebte noch zur Zeit des Kaisers Anastasios I in Konstantinopel Oft wird ihm die Autorenschaft der Hieroglyphica zugeschrieben doch ist dies nicht gesichert Hieroglyphica BearbeitenDer Text der Hieroglyphica besteht aus zwei Buchern mit insgesamt 189 Erklarungen der Hieroglyphen Es wurde ursprunglich vermutlich in koptischer Sprache verfasst 5 ist aber nur in griechischer Ubersetzung durch einen gewissen Philippos bekannt 1419 wurde das Werk auf der griechischen Insel Andros entdeckt von dem italienischen Kaufmann Cristoforo Buondelmonti 1422 nach Florenz gebracht und 1505 im Originaltext zusammen mit den Fabeln Aesops veroffentlicht heute in der Biblioteca Laurenziana Plut 69 27 Ende des 15 Jahrhunderts wurde der Text unter den Humanisten sehr popular Seit dem 18 Jahrhundert wurde die Echtheit des Werks in Frage gestellt aber zumindest das erste Buch zeugt von einer gewissen Kenntnis der Hieroglyphen wenn auch haufig vermischt mit ausschweifenden Erklarungen und missverstandlichem Symbolismus So erscheint es sehr plausibel dieses Werk der von ihren authentischen kulturellen Quellen weitgehend entfremdeten alten Priesterschaft Agyptens des 5 Jahrhunderts zuzurechnen die damals durch die kaiserliche Christianisierungspolitik unter wachsendem Druck stand aber noch existierte Die erste griechische Ausgabe besorgte noch Aldo Manuzio Venedig 1505 Der Humanist Willibald Pirckheimer beschaftigte sich intensiv mit den Hieroglyphica 1514 folgte auf Wunsch von Kaiser Maximilian I eine lateinische Ubersetzung von ihm zu der Albrecht Durer Illustrationen lieferte Dieses Werk blieb jedoch ungedruckt einige Seiten des Originalmanuskriptes sind noch im Britischen Museum vorhanden Pirckheimer und Durer arbeiteten zuvor auch zusammen mit Johannes Stabius an einem Druckwerk zu Ehren des Kaisers in dem Pirckheimer Motive von Horapollon einfliessen liess Maximilian lasst sich hier im Mittelportal der Ehrenpforte mit alten Egyptischen Buchstaben darstellen 5 Bis zum 18 Jahrhundert kam es zu zahlreichen Editionen und Ubersetzungen von denen die zweisprachig griechisch franzosische von Kerver Paris 1543 wegen ihrer Illustrationen hervorragt mit denen die Hieroglyphen nach neuzeitlicher Imagination im Stil des Renaissance Holzschnitts wiedergegeben sind Horapollons symbolische Erklarungen der Hieroglyphen von denen viele eigentlich simple phonetische Zeichen waren waren im Hellenismus weit verbreitet Hierdurch bestarkt ubernahmen die Humanisten bis zu ihrem beruhmtesten Hieroglyphentheoretiker Athanasius Kircher die Ansicht dass die Schrift des Alten Agypten eine magische symbolische Bilderschrift sei so dass es bis zur Auffindung des Steins von Rosette dauerte mit dessen Hilfe Jean Francois Champollion die Hieroglyphen entziffern konnte Badouin Van de Walle und Joseph Vergote konnten in ihrer Ausgabe von 1943 den Nachweis erbringen dass Horapollon eine Vielzahl von echten Hieroglyphen tradiert hatte auch wenn deren symbolische Ausdeutung an der semiotischen Eigenart der meisten von ihm dargestellten Hieroglyphen vorbeiging Der zweite Teil des zweiten Buches behandelt Tiersymbolik und Allegorien abgeleitet von Aristoteles Alian Plinius und Artemidor und stellen vermutlich ein Anhangsel des griechischen Autors Philippos dar der in der Einleitung behauptet dieses Werk aus dem Agyptischen dem Koptischen also in das Griechische ubersetzt zu haben Fruhneuzeitliche Ausgaben und Ubersetzungen eine ausfuhrliche Beschreibung der Ausgaben des 16 Jahrhunderts findet sich bei Wolkenhauer 2021 6 Aldus Manutius Venedig 1505 eine lateinische Version wurde von Willibald Pirckheimer 1512 auf Betreiben Kaiser Maximilian I begonnen MS Vienna Nationalbibliothek ed Karl Giehlow 1915 Bernardino Trebazio Augsburg 1515 erste lateinische Ausgabe Reprint Basel 1518 Paris 1530 Basel 1534 Venice 1538 Lyon 1542 Lyon 1626 Pierre Vidoue Paris 1521 Filippo Fasianino Bologna 1517 2 lateinische Ubersetzung Handschrift von Nostradamus 1540 hrsg Pierre Rollet 1968 Kerver Paris 1543 erste franzosische und erste illustrierte Version Digitalisat Gabriele Giolito de Ferrari Venedig 1547 erste italienische Ubersetzung Jacques Kerver Paris 1548 griechisch mit lateinischer Version von Jean Mercier neue Auflage von Mercier in 1551 Jacques Kerver Paris 1553 Merciers lateinische Ubersetzung von 1548 mit franzosischer Ausgabe Heinrich Petri Basel 1554 erste deutsche Ubersetzung Antonio Sanahuja Valenzia 1556 Galliot du Pre Paris 1574 David Hoschel Augsburg 1595 basiert auf der Handschrift Monacensis graec 419 aus Augsburg Wiederaufgelegt in Augsburg 1606 als Bestandteil eines Werkes von Pierio Valeriano Hieroglyphica sive de sacris Aegyptiorum aliarumque gentium literis commentarii in Frankfurt 1614 Digitalisat Universitat Heidelberg Leipzig 1626 lateinisch Koln 1631 Frankfurt 1678 Digitalisat Universitat Mannheim Aloisii Zanetti Rom 1597 Nicolas Caussin Paris 1618 Electorum symbolorum et parabolarum historicarum syntagmata griechisch und latein wiederaufgelegt als De symbolica Aegyptiorum sapientiae Koln 1622 1631 1654 Paris 1634 1647 M L Charlois Utrecht 1727 Musier Amsterdam Paris 1779 franzosische Ubersetzung von Martin Requier Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenFrancesco Sbordone Neapel 1940 Badouin Van de Walle Joseph Vergote Brussels 1943 franzosisch Franz Boas New York 1950 englisch Neudruck 1993 Rizzoli Mailand 1996 Heinz Josef Thissen Des Niloten Horapollon Hieroglyphenbuch K G Saur Munchen 2001 Helge Weingartner Horapollo Zwei Bucher uber die Hieroglyphen In der lateinischen Ubersetzung von Jean Mercier nach der Ausgabe Paris 1548 Hrsg v Thomas Specht Kleine Reihe fur Kunst Kunstwissenschaft und Kultur Band 3 Specht Erlangen 2005 ISBN 3 925325 08 5 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Richard Goulet Horapollon In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 3 CNRS Editions Paris 2000 ISBN 2 271 05748 5 S 804 806 John Martindale John Morris The Prosopography of the Later Roman Empire Band 2 Cambridge University Press Cambridge 1980 S 569 f Untersuchungen Christopher Haas Alexandria in Late Antiquity Topography and Social Conflict Hopkins Baltimore 1997 ISBN 0 8018 5377 X Frank R Trombley Hellenic Religion and Christianization C 370 529 Band 2 Brill Leiden 1993 ISBN 90 04 09692 2 Weblinks BearbeitenHorapollo In studiolum com Horapollo Delli segni hierogliphici Venecia 1547 Text der Ausgabe Ferraris The Hieroglyphics of Horapollo Nilous Text der Ausgabe Corys von 1840 englisch Literatur von und uber Horapollon im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Zacharias von Mytilene Vita Severi F R Trombley Hellenic Religion and Christianization C 370 529 Band 2 Leiden 1993 S 3ff C Haas Alexandria in Late Antiquity Topography and Social Conflict Baltimore 1997 S 328 Heinrich Schlange Schoningen Kaisertum und Bildungswesen im spatantiken Konstantinopel Steiner Stuttgart 1995 S 153 ISBN 3 515 06760 4 Der Philosoph Damaskios kritisierte den Ubertritt Horapollons zum Christentum als vollig unnotig Philosophische Geschichte Vita Isidori Fragment 317 a b Hermann A Schlogl Das Alte Agypten Geschichte und Kultur von der Fruhzeit bis zu Kleopatra Beck Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 406 54988 8 S 27 28 Anja Wolkenhauer Transformationen der Hieroglyphica des Horapollo in der Fruhen Neuzeit In Stefan Bayer Kirsten Dickhaut Irene Herzog Vittorio Klostermann Hrsg Lenkung der Dinge Magie Kunst und Politik in der Fruhen Neuzeit Zeitsprunge Forschungen zur Fruhen Neuzeit Band 25 Heft 1 4 Klostermann Frankfurt Main 2021 ISBN 978 3 465 04558 8 S 121 140 Normdaten Person GND 11952516X lobid OGND AKS LCCN n84141023 VIAF 250688796 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME HorapollonALTERNATIVNAMEN HorapolloKURZBESCHREIBUNG Philosoph vielleicht Autor eines Werks uber agyptische HieroglyphenGEBURTSDATUM 5 JahrhundertSTERBEDATUM 6 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Horapollon amp oldid 230333845 Hieroglyphica