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Als Herzklappenersatz oder kunstliche Herzklappe bezeichnet man einen kunstlich eingebrachten Ersatz fur eine naturliche Herzklappe Man unterscheidet dabei nach der Position Aortenklappe Mitralklappe Pulmonalklappe oder Trikuspidalklappe nach der Art mechanische und biologische Herzklappen sowie nach dem Implantationsverfahren offen chirurgisch oder minimalinvasiv des Klappenersatzes Abhangig von der Indikation ist die Herzklappenrekonstruktion das alternative Verfahren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Indikation 2 1 Aortenklappenstenose 2 2 Aortenklappeninsuffizienz 2 3 Mitralklappenstenose 2 4 Mitralklappeninsuffizienz 3 Offen chirurgische Technik 3 1 Operationsablauf 3 2 Auswahl der Klappenprothese 3 2 1 Mechanische Herzklappen 3 2 1 1 Bauformen Auswahl 3 2 2 Biologische Herzklappen 3 2 3 Ozaki Prozedur 3 2 4 Ross Operation 3 2 5 Dezellularisierte Homografts 4 Minimalinvasive Verfahren 4 1 Transkatheter Aortenklappenimplantation TAVI 5 Nachsorge 5 1 Postoperative Phase 5 2 Verlaufskontrollen 5 3 Antikoagulation 5 4 Endokarditisprophylaxe 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Von Hufnagel verwendete Klappe nbsp 1 Starr Edwards Herzklappe 2 Starr Edwards Herzklappe 3 Smeloff Cutter HerzklappeAm 11 September 1952 setzte Charles A Hufnagel von der Georgetown University eine von ihm entwickelte Herzklappe in Form eines Plexiglaskugelventils 1 in die absteigende Aorta Aorta descendens einer Patientin mit Aortenklappeninsuffizienz ein Die kunstliche Klappe lag also deutlich entfernt von der naturlichen Aortenklappe die sich an der Aortenbasis befindet verbesserte aber trotzdem den Blutfluss Hamodynamik Die Technik war zuvor an Hunden erprobt worden 2 3 4 5 Die ersten kunstlichen Herzklappen in Form einer Kugelprothese Caged ball valve innerhalb des Herzens wurden 1960 in subkoronarer Aortenposition durch D E Harken und 1961 durch die beiden Amerikaner Albert Starr und Lowell M Edwards implantiert Zugrunde lag die 1958 begonnene Entwicklung von Kugelventilen durch den Ingenieur Edwards und den Chirurgen Starr in Portland woraus dann 1960 die Starr Edwards Klappe entstand Versuche anderer amerikanischer Chirurgen etwa Aortenklappen durch Einnahen von Kunststoffsegeln zu rekonstruieren wurden als Methode 1961 wieder verlassen Um durch den bei Herzklappenersatz verwendeten Kunststoff bedingte Komplikationen zu vermeiden wurden um 1963 auch homologe von der gleichen Spezies und heterologe von anderen Spezies Klappentransplantationen sowie durch Ake Senning Rekonstruktionen aus autologem korpereigenes vom Patienten gewonnenes Material vorgenommen 6 Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 30 492 Herzklappenersatzoperationen durchgefuhrt Den grossten Anteil daran machte mit 26 208 86 0 der Aortenklappenersatz aus Bei Mitralklappenvitien war haufig eine Rekonstruktion moglich 7 728 Eingriffe ein Mitralklappenersatz wurde 4 146 Mal 13 6 durchgefuhrt Der Trikuspidalklappenersatz spielte mit 138 Eingriffen 0 4 nur eine untergeordnete Rolle 7 Indikation BearbeitenDie Indikation zur Operation wird in Abhangigkeit von klinischer Symptomatik und objektivierbaren Kriterien gestellt 8 Ziel ist neben der Symptomerleichterung vor allem die Verhinderung einer akuten oder chronischen Herzinsuffizienz Das Schlagvolumen und damit das Herzzeitvolumen sollen vergrossert werden Die folgende Aufstellung gibt einen vereinfachten Uberblick zu den haufigsten Operationen Nicht erwahnt werden hier die Trikuspidalklappenstenose die Trikuspidalklappeninsuffizienz die Pulmonalklappenstenose die Pulmonalklappeninsuffizienz und die kombinierten Vitien Aortenklappenstenose Bearbeiten schwere Aortenklappenstenose und Symptomatik schwere Aortenklappenstenose ohne Symptomatik mit reduzierter Pumpfunktion EF lt 50 oder pathologischem Belastungstest oder rascher ProgredienzAortenklappeninsuffizienz Bearbeiten schwere Aortenklappeninsuffizienz und Symptomatik schwere Aortenklappeninsuffizienz ohne Symptomatik mit reduzierter Pumpfunktion EF lt 50 oder endsystolischem Durchmesser des linken Ventrikels gt 50 mmMitralklappenstenose Bearbeiten erhebliche Symptomatik und Klappenoffnungsflache lt 1 5 cm und Valvuloplastie nicht moglich geringe Symptomatik und Klappenoffnungsflache lt 1 0 cm und Valvuloplastie nicht moglichMitralklappeninsuffizienz Bearbeiten schwere Mitralklappeninsuffizienz und Symptomatik und EF gt 30 schwere Mitralklappeninsuffizienz ohne Symptomatik mit EF lt 60 oder neu aufgetretenem Vorhofflimmern oder systolischem pulmonal arteriellem Druck gt 50 mmHgOffen chirurgische Technik BearbeitenNach Indikationsstellung zum offen chirurgischen Aortenklappenersatz werden Untersuchungen zur Abschatzung des Operations und Narkoserisikos durchgefuhrt Diese umfassen z B eine Lungenfunktionsprufung und eine Herzkatheteruntersuchung Wird bei letzterer eine koronare Herzkrankheit festgestellt wird in der Regel die Anlage von Koronararterienbypassen empfohlen die in einer Sitzung mit dem Klappenersatz erfolgen kann Operationsablauf Bearbeiten nbsp Arztbrief nach erfolgtem AortenklappenersatzDie Operation erfolgt in Vollnarkose unter Verwendung der Herz Lungen Maschine Der Brustkorb wird durch Aufsagen des Brustbeins eroffnet mediane Sternotomie Nach Eroffnung des Herzbeutels und Freilegung des Herzens wird die Herz Lungen Maschine angeschlossen Sie ermoglicht die Blutversorgung des Korpers unter Ausschaltung des Herzens durch Abklemmen der grossen Gefasse Mittels kardiopleger Losung wird das Herz dazu zum Stillstand gebracht Nun wird die betroffene Herzklappe freigelegt Beim Aortenklappenersatz geschieht dies uber die Aorta der Zugang zur Mitralklappe erfolgt uber den linken Vorhof Die betroffene Herzklappe wird falls notig zunachst entkalkt und anschliessend entfernt Dazu werden die Klappensegel aus dem Klappenring ausgeschnitten Ziel ist es Platz fur eine moglichst grosse Klappenprothese zu schaffen Zur Fixierung der Prothese werden Haltefaden mit Filzbewehrung vorgelegt Uber diese wird die kunstliche Herzklappe in die richtige Position gefuhrt und fixiert Beim Aortenklappenersatz unterscheidet sich die Art der Fixierung in Abhangigkeit von der verwendeten Prothese Biologische Klappen ohne mechanisches Gerust werden entweder unter Erhalt der eigenen Koronargefasse subkoronare Technik oder bei Verwendung eines grosseren Aortensegments mit Reimplantation der Koronargefasse eingesetzt Anschliessend erfolgt der Verschluss der Aorta beziehungsweise des linken Vorhofs und die Entfernung der Herz Lungen Maschine Anschliessend erfolgt bei wieder schlagendem Herzen der Verschluss von Herzbeutel und Brustkorb 9 Auswahl der Klappenprothese Bearbeiten Grundsatzlich werden zwei Arten von Herzklappenprothesen unterschieden Mechanische Klappen werden kunstlich hergestellt und bestehen zum grossten Teil aus Metall biologische Klappen Gewebeklappen stehen als Transplantate von Mensch oder Tier zur Verfugung Mechanische und biologische Klappenprothesen unterscheiden sich in einigen Punkten anhand derer die Auswahl der fur den Patienten am besten geeigneten Klappe erfolgt Mechanische Herzklappen haben eine wesentlich hohere Lebensdauer als biologische Klappenprothesen In Labortests haben mechanische Herzklappen eine theoretische Haltbarkeit von 100 bis 300 Jahren erreicht Diese Angabe bezieht sich auf die Anzahl der Offnungs und Schliessvorgange gerechnet auf die normale Herzfrequenz von 60 bis 80 Schlagen pro Minute Die Lebensdauer biologischer Herzklappen ist begrenzt da sie im Vergleich zum eigenen Gewebe einem beschleunigten Alterungsprozess Verkalkung unterliegen Dieser kann nach einigen Jahren zu sichtbaren und auch funktionell bedeutsamen Funktionsstorungen fuhren die einen Austausch notwendig machen Erfahrungsgemass verkalken biologische Herzklappen bei Kindern fruher und schneller als bei Erwachsenen 10 Ein wesentlicher Nachteil der mechanischen Klappen besteht in der gerinnungsaktivierenden Metalloberflache Dies fuhrt zu einem erhohten Risiko von Thrombosen und Thrombembolien und macht eine lebenslange Antikoagulation notwendig Grundsatzlich werden mechanische Klappen damit bei Patienten eingesetzt die eine hohe Lebenserwartung haben und bei denen keine Kontraindikation fur eine Antikoagulation vorliegt Die Entscheidung welche Art von Klappenprothese verwendet wird beruht jedoch immer auf individueller Abwagung aller Vor und Nachteile fur den einzelnen Patienten Mechanische Herzklappen Bearbeiten nbsp Zweifluglige mechanische HerzklappeMechanische Herzklappen gibt es in verschiedenen Bauformen und Grossen die alle bauartbedingte Vor und Nachteile haben Man unterscheidet Kugel Scheiben und Doppelflugelklappen 11 Grundsatzlich bestehen mechanische Klappen aus einem metallenen Korpus und einem Gerust das mit einer Polyestermanschette versehen ist Alle mechanischen Bauformen verursachen ein mehr oder weniger stark horbares Klappengerausch Prothesenklick Dieses Gerausch entsteht beim Schliessen der Klappe wenn der oder die Klappenflugel auf den Klappenring aufprallen Die Klarheit dieses Gerausches ist ein Indiz dafur ob sich Ablagerungen auf der Klappe gebildet haben Alle mechanischen Klappen erzeugen in der Sonographie eine starke Reflexion und einen Schallschatten Bauformen Auswahl Bearbeiten Kippscheibenklappen mit Kippscheibenventilen St Jude Medical zweifluglige Klappe seit 1977 Bjork Shiley Prothese nach Viking Bjork und Donald Shiley einfluglige Klappe aufgehangter Diskus seit 1968 Lillehei Kaster Prothese benannt nach Clarence Walton Lillehei Medtronic Hall einfluglige Klappe Diskus mit zentralem Loch Der Diskus bewegt sich auf einem gebogenen Dorn innerhalb des Klappenrings Der Klappenring ist ein gefraster Titan Monoblock Kugelklappe Kafigklappe Starr Edwards Kugelklappe die alteste Kafigklappe Kugelkafigprothese erster Einsatz 1952 Als Ventil bzw Verschlusskorper dient eine Kunststoffkugel die sich in einem Drahtkafig mit der Blutstromung frei hin und herbewegt Dies war der erste kunstliche Klappentyp und ist jetzt fast ohne Bedeutung da bei dieser Variante durch das bauartbedingte Gewicht entscheidende Nachteile entstehen Hamolyse Smeloff Cutter Kugelklappe auch Smeloff Cutter Doppelkafig Prothese benannt nach E A Smeloff 12 Biologische Herzklappen Bearbeiten nbsp Durch Gewebezuchtung hergestellte HerzklappeBei biologischen Klappen die im Prinzip die Segelbewegungen normaler Herzklappen ausfuhren besteht das Klappengewebe aus menschlichem Allo oder Homograft oder tierischem Xenograft Gewebe Beim so genannten Tissue Engineering werden Geruststrukturen mit patienteneigenen Zellen im Bioreaktor besiedelt Diese kunstlich besiedelten Klappen spielen im klinischen Alltag noch keine bedeutende Rolle gehoren aber etwa an der Medizinischen Hochschule Hannover zum regelmassig praktizierten klinischen Alltag 13 Das eigentliche Klappengewebe wird in einem Gittertubus Stent oder auf einer Geruststruktur Scaffold angesiedelt bzw gerustfrei verwendet Ebenso wie kunstliche Herzklappen sind auch biologische Klappen zum Einnahen mit einer Polyestermanschette umgeben Tierische und menschliche Spenderklappen mussen nach der Entnahme fur die spatere Implantierung konserviert werden Hierbei hat sich die Kryokonservierung in flussigem Stickstoff als effektivstes Verfahren durchgesetzt Alternativen sind die Praparation in einer antibiotischen Losung bei 4 C Rontgenbestrahlung und Trockengefrierung Bei dezellularisierten Homografts werden durch Waschverfahren zuvor die Zellen des Spenders aus der Herzklappe entfernt Gewebeklappen haben entweder ein Stentimplantat Gerust oder sie sind stentlos Gestentete Klappen sind in Grossen von 19 mm bis 29 mm erhaltlich 14 Stentlose Klappen werden direkt an die Aortenwurzel genaht Der Hauptvorteil von stentlosen Klappen besteht darin dass sie die Fehlanpassung zwischen dem Patienten und der Prothese begrenzen wenn die Oberflache der Klappenprothese im Verhaltnis zur Grosse des Patienten zu klein ist wird dadurch der Druck innerhalb der Klappe erhoht 15 so dass sie bei kleinen Aortenwurzeln hilfreich sein konnen Ihr Nachteil ist dass das Implantieren von stentlosen Klappen zeitaufwandiger ist als von gestenteten Klappen 14 Gewebeklappen konnen 10 20 Jahre halten 16 Tendenziell verschlechtern sie sich jedoch bei jungeren Patienten schneller 17 Es wurden neue Moglichkeiten untersucht um Gewebe langer zu erhalten Eine solche Konservierungsbehandlung wird jetzt bei einer kommerziell erhaltlichen Gewebeherzklappe eingesetzt In Schaf und Kaninchenstudien wies das Gewebe RESILIA Gewebe genannt weniger Verkalkung auf als das Kontrollgewebe 18 19 Daten zur Langzeithaltbarkeit bei Patienten liegen jedoch noch nicht vor 20 Schon langer bestehende Typen von Bioprothesen sind beispielsweise die Hancock Bioprothese der Hancock Conduit und die Ionescu Shiley Bioprothese 21 22 sowie die biologischen Carpentier Edwards Klappen Ozaki Prozedur Bearbeiten Das relativ neue Ozaki Verfahren benannt nach dem japanischen Arzt Shigeyuki Ozaki kann in der Aortenposition angewendet werden Dabei werden die Klappensegel im Verlauf der Operation etwa aus Herzbeutelgewebe nachgebaut und in den patienteneigenen Aortenklappenring eingefugt 23 Von Wissenschaftlern des Universitatsklinikums Schleswig Holstein Campus Lubeck wurde 2020 begonnen das Verfahren genauer zu untersuchen 24 Ross Operation Bearbeiten Eine Sonderform stellt die Ross Operation dar Dieses von Donald Ross entwickelte 25 Verfahren wird vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen eingesetzt Bei Vorliegen eines Aortenvitiums wird die Aortenklappe entfernt und durch die patienteneigene Pulmonalklappe ersetzt Die Pulmonalklappe kann aufgrund der niedrigeren Druckbelastung dann durch eine biologische Klappe ersetzt werden Die in der Literatur berichteten exzellenten Ergebnisse der Ross Operation sind nur bedingt ubertragbar auf den einzelnen Patienten oder die einzelne Patientin da sie nur bei einer ausserst geringen Anzahl an Patienten erhoben wurden Im Jahr 2021 wurden etwa bei allen chirurgischen Aortenklappenimplantationen in nur 1 9 eine Ross Operation durchgefuhrt 26 Dezellularisierte Homografts Bearbeiten An der Medizinischen Hochschule Hannover MHH wurde in den vergangenen 20 Jahren ein Verfahren entwickelt bei dem gespendete menschliche Herzklappen dezellularisiert werden Das verbliebene zellfreie Gerust aus Kollagen elastischen Fasern und Interzellularsubstanzen ist mechanisch vergleichbar stabil wie eine normale Herzklappe Die Dezellularisierung soll einerseits die Immunogenitat des Homografts reduzieren und andererseits die Rebesiedelung mit patienteneigenen Zellen ermoglichen Die zellfreien Homografts fur die seit 2015 eine Zulassung durch das Paul Ehrlich Institut besteht werden zu keinem Zeitpunkt kryokonserviert und sind bis zu 6 Monate implantierbar Weltweit wurden in den letzten Jahren auch andere Verfahren der Dezellularisierung erarbeitet u a von F da Costa Universitat Curitiba Parana Brasilien W Konertz Charite Universitatsmedizin Berlin Deutschland Fa CryoLife Kennesaw GA USA Aktuell stellen dezellularisierte Homografts eine Option fur diejenigen Patienten dar die aufgrund ihrer Aortenklappen bzw Ausflusstraktpathologie einen Aortenwurzelersatz benotigen oder bei denen eine Kontraindikation fur eine dauerhafte Antikoagulation besteht Darunter fallen beispielsweise junge Frauen mit Kinderwunsch oder Patienten mit Gerinnungsanomalien Eine weitere Gruppe sind Patienten mit stark eingeschrankter linksventrikularer Funktion da die Klappenoffnungsflache im Verhaltnis zum Klappendurchmesser gegenuber gestenteten intraanularen Klappen erheblich grosser ist 27 Minimalinvasive Verfahren BearbeitenTranskatheter Aortenklappenimplantation TAVI Bearbeiten Neben der offen chirurgischen Technik existiert ein kathetergestutztes Verfahren bei dem ein Zugangsweg uber die Leistenarterie transfemoral oder uber die Herzspitze transapikal gewahlt wird Dieses Verfahren wird Transkatheter Aortenklappenimplantation engl transcatheter aortic valve implantation TAVI oder Endovaskularer Aortenklappenersatz genannt Die Aortenklappe ist dabei in einem Metallgerust eingebracht Mittels Katheter wird die Klappe in Position gebracht Anschliessend wird sie entfaltet und dadurch im Klappenring verankert Die korpereigene Aortenklappe wird dabei nicht entfernt sondern durch die Prothese verdrangt Es werden selbstexpandierende Klappen von solchen unterschieden die etwa vergleichbar mit einer PTCA mittels Ballon expandiert werden Die Technik wurde erstmals von Alain Cribier und Kollegen im Jahr 2002 beschrieben 28 Ziel der TAVI ist es einen Aortenklappenersatz den Patienten anbieten zu konnen deren Operationsrisiko fur einen offen chirurgischen Ersatz zu hoch eingeschatzt wird nach und nach wird die Indikation auch auf Patienten mit mittlerem Operationsrisiko zu Studienzwecken ausgeweitet 29 Die minimalinvasive Form der Therapie ist jedoch bisher kein genereller Ersatz fur die offen chirurgische Technik Langzeitergebnisse fur die Transkatheter Aortenklappenimplantation liegen aufgrund der Neuheit des Verfahrens noch nicht vor allerdings deuten erste Ergebnisse aus 5 Jahres Analysen darauf hin dass die Hamodynamik und die Stabilitat der TAVI Klappen gleichwertig mit chirurgisch implantierten Aortenklappen zu sein scheint 30 Die Deutsche Gesellschaft fur Kardiologie hat 2014 Qualitatsstandards zur Durchfuhrung der TAVI veroffentlicht zu den wichtigsten Forderungen gehoren dass der Eingriff in einem Hybrid Operationssaal stattfinden sollte und ein Herzchirurg bereitsteht 31 Die Anwendung der TAVI kann mit folgenden Risiken einhergehen 32 erhohtes Schlaganfallrisiko siehe auch Zerebrale Embolieprotektion beim Tavi Komplikationen bei Einbringung der Prothese durch die Gefasse wie Gefassverletzungen Notwendigkeit eines erneuten Eingriffs z B durch Undichtigkeiten zwischen Prothese und Gefasswand kompletter atrioventrikularer Block mit Notwendigkeit einer SchrittmacherimplantationBedeutende Hersteller sind Edwards Lifesciences mit Sapien ballonexpandierend und Medtronic mit CoreValve selbstexpandierend Nachsorge BearbeitenPostoperative Phase Bearbeiten Nach der Operation wird der Patient zunachst auf der Intensivstation uberwacht Hier wird nach Operationen mit Eroffnung des Brustkorbs die kunstliche Beatmung beendet Im weiteren Verlauf wird der Patient auf einer kardiochirurgischen oder kardiologischen Normalstation betreut An den ein bis zweiwochigen Aufenthalt im Akutkrankenhaus schliesst sich in der Regel eine mehrwochige Rehabilitation mit kontrolliert ansteigender korperlicher Belastung an Eine Wiederaufnahme einer Berufstatigkeit ist etwa zehn bis zwolf Wochen nach der Operation moglich Verlaufskontrollen Bearbeiten Zur Beurteilung des postoperativen Verlaufs vor allem bezuglich des Blutdurchflusses durch den Herzklappenersatz spielt die Echokardiographie eine entscheidende Rolle da hier die Klappenfunktion Dichtigkeit Druckgradienten und vor allem bei biologischen Klappen die Klappenmorphologie beurteilt werden konnen Die erste Verlaufskontrolle sollte nach etwa drei Monaten erfolgen 8 Antikoagulation Bearbeiten Bei Verwendung eines mechanischen Herzklappenersatzes muss zur Vermeidung von Thrombembolien eine lebenslange Antikoagulation die Hemmung der Blutgerinnung erfolgen Dazu werden Cumarinderivate wie Phenprocoumon und Warfarin eingesetzt Die angestrebte INR richtet sich nach der Position der Prothese 8 Nach biologischem Klappenersatz ist eine Antikoagulation fur drei Monate notwendig Nach TAVI wird die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern empfohlen die alleinige Gabe von Acetylsalicylsaure war in einer Untersuchung der Gabe einer Kombinationstherapie mit Clopidogrel bei TAVI Patienten uberlegen 33 Endokarditisprophylaxe Bearbeiten Nach Herzklappenersatz ist eine lebenslange Endokarditisprophylaxe bei allen Eingriffen im Bereich des Mund Rachen Raums z B Zahnchirurgie Tonsillektomie empfohlen 8 Siehe auch BearbeitenProsthetic valve infection Skumin SyndromLiteratur BearbeitenMartin Steiner Beurteilung von biologischen und mechanischen Herzklappenprothesen anhand zeitaufgeloster Verfahren Dissertation VVB Laufersweiler Verlag Giessen 2005 ISBN 3 89687 053 X S 319 Michael J Eichler In vitro Kavitationsuntersuchungen an mechanischen Herzklappenprothesen Dissertation Logos Verlag Berlin 2003 ISBN 3 8325 0398 6 S 175 Klaus Holldack Klaus Gahl Auskultation und Perkussion Inspektion und Palpation Thieme Stuttgart 1955 10 neubearbeitete Auflage ebenda 1986 ISBN 3 13 352410 0 S 180 f Tone und Gerausche an kunstlichen Herzklappen B G Barrat Boyes Homograft for aortic incompetence and stenosis In Thorax Band 19 1964 S 131 ff J P Binet Alain Carpentier J Langlois Heterotransplantate der Aortenklappe In Langenbecks Archiv fur klinische Chirurgie Band 316 1966 S 800 ff Bioreaktoren fur nachgezuchtete Herzklappen In Die Zeit Nr 9 2005 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heart valve prosthesis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Herzklappe mit einem Klappenflugel Moglichkeiten und Grenzen des minimalinvasiven Herzklappenersatzes S2k Leitlinie Zahnsanierung vor Herzklappenersatz der Deutschen Gesellschaft fur Mund Kiefer und Gesichtschirurgie DGMKG und der Deutschen Gesellschaft fur Zahn Mund und Kieferheilkunde DGZMK In AWMF online Stand April 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wilhelm Hehrlein Herz und grosse Gefasse In Franz X Sailer F W Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 164 185 hier S 174 Vinzenz Hombach Hrsg Interventionelle Kardiologie Angiologie und Kardiovaskularchirurgie Schattauer Verlag 2001 S 257 L Wi Stephenson History of Cardiac Surgery Memento vom 1 Juli 2007 im Internet Archive In L H Cohn L H Edmunds Jr Hrsg Cardiac Surgery in the Adult McGraw Hill New York 2003 S 3 29 C A Hufnagel M N Gomes Late follow up of ball valve prostheses in the descending thoracic aorta In J 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Sachbegriff GND 4222419 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herzklappenersatz amp oldid 238413036