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Herrmann Rudolf Jungraithmayr 7 Mai 1931 in Eferding Oberosterreich ist ein osterreichischer Afrikanist und Linguist der sich vor allem mit Afroasiatischen hamito semitischen Sprachen und insbesondere den tschadischen Sprachen befasst hat Er ist emeritierter Professor der Goethe Universitat Frankfurt am Main wo er von 1985 bis 1996 den Lehrstuhl fur Afrikanische Sprachwissenschaften innehatte Von 1990 bis 1999 war er Erster Vorsitzender der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsreisen 3 Wissenschaftliches Werk 4 Buch Publikationen Auswahl 5 Audio Dokumentationen 6 Herausgeberschaft 7 Mitgliedschaften 8 Auszeichnungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJungraithmayr studierte Afrikanistik Agyptologie und Volkerkunde an den Universitaten Wien 1950 1953 und Hamburg 1953 1956 Pragende Lehrer waren vor allem Wilhelm Czermak Wien und Johannes Lukas Hamburg Wie Lukas spezialisierte er sich auf die tschadischen Sprachen Mit Untersuchungen zur Sprache der Tangale in Nordost Nigerien promovierte Jungraithmayr 1956 in Hamburg zum Dr phil Von 1956 bis 1959 war er Dozent am Goethe Institut Kairo vor allem an den beiden Gymnasien Orman und Ibrahimiyya 1957 fuhrte er die deutsche Sprache an der Al Azhar Universitat ein Von 1960 bis 1963 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar fur Afrikanische Sprachen der Universitat Hamburg von 1963 bis 1967 Assistent bei Ernst Dammann an der Philipps Universitat Marburg Dort habilitierte er sich 1967 mit einer Schrift uber die Ron Sprachen in Nord Nigeria und lehrte anschliessend als Privatdozent 1968 69 hatte er eine Gastprofessur an der Howard University in Washington D C Jungraithmayr wurde 1972 als Nachfolger Ernst Dammanns auf die Professur fur Afrikanische Sprachen an der Philipps Universitat Marburg berufen Parallel leitete er von 1978 bis 2002 die Groupe d Etudes tchadiques im franzosischen Centre national de la recherche scientifique Dazwischen war er 1983 als Gastprofessor an der Maiduguri University in Nordost Nigeria Im Jahr darauf initiierte er in Paris die Association Mega Tchad deren Prasident Jungraithmayr bis 1997 war Von Marburg wechselte er 1985 auf den Lehrstuhl fur Afrikanische Sprachwissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main und grundete das Institut fur Afrikanische Sprachwissenschaften heute Institut fur Afrikanistik das er bis zu seiner Pensionierung 1996 als Direktor leitete Er war 1988 Mitbegrunder des Frankfurter DFG Sonderforschungsbereiches 268 Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum westafrikanische Savanne Von 1990 bis 1999 amtierte er als Erster Vorsitzender der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft 1 Herrmann Jungraithmayr ist ein Bruder von Alfred Jungraithmayr Forschungsreisen Bearbeiten1958 59 Expedition nach Darfur Sudan und Wadai Tschad zusammen mit Alfred Jungraithmayr und Franz Ortner mit Unterstutzung der Wennergren Foundation New York 1962 Ein Jahr Feldforschung v a in Nordnigeria als wiss Mitarbeiter von Johannes Lukas Hamburg mit Unterstutzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG 1969 Sudnigeria und Westkamerun Sprachaufnahmen im Rahmen des DFG Projektes Afrika Kartenwerk 1970 1980 Mehrere Reisen in die Republik Tschad zur Dokumentation sudan hamitosemitischer tschadischer Sprachen Mubi Migama Mokilko etc 1989 2002 Mehrere Forschungsreisen nach Nordnigeria im Rahmen des DFG Sonderforschungsbereichs 268 Kulturwandel und Sprachgeschichte im Naturraum Westafrikanische Savanne Wissenschaftliches Werk BearbeitenDie auf mehreren Forschungsreisen erfolgte umfangreiche Dokumentation von im zentralen Abschnitt der Sudanzone in heutigen Staatsgrenzen der Suden von Niger und Tschad sowie Norden Nigerias und Kameruns verbreiteten tschadischen Sprachen 2 verfestigte die heute weitgehend akzeptierte These dass es sich bei diesen Sprachen um den durch die Austrocknung der Sahara in die Sudanregion abgedrangten sudwestlichen Zweig des afroasiatischen hamitosemitischen Sprachstammes handelt Die beim Zusammentreffen mit den autochthonen Sprachen eingetretenen Anpassungs und Vermischungsprozesse stellen nach Jungraithmayr ein wissenschaftlich fruchtbares Feld der Kontaktlinguistik dar 3 Es hat sich auch herausgestellt dass sich die sprachgeschichtlich alteren Vertreter der Sprachfamilie im Osten Osttschad die jungeren im Westtschad Kamerun und Nigeria befinden Das lasst sich nach Jungraithmayr etwa daran zeigen dass das sprachgeschichtlich alte Sprachstrukturelement Ablaut grammatikalischer Wurzelvokalwechsel z B arabisch kitaab Buch kutub Bucher im Osten stark vertreten ist im Westen dagegen durch den Abton Wurzeltonwechsel ersetzt wird 4 Neben diesem rein sprachwissenschaftlichen Aspekt geht es Jungraithmayr auch um die humanistische Dimension seines Wirkens Die Dokumentation von Sprachen Lexika Grammatik Oralliteratur der schriftlosen Volker Afrikas schafft den Nachweis eines reichen kulturellen Erbes das jeder Afrikaner mit seiner Muttersprache in sich tragt Nur die Sicht und Horbachmachung der differenzierten Sprachstrukturen erbringt den Nachweis fur die Qualitat eines jahrtausendelang gewachsenen und bewahrten kulturellen Gedachtnisschatzes Schliesslich sieht Jungraithmayr in Afrikas Sprachen auch ein noch lebendiges Denkmal fur die innere Kultur einer Welt die jahrhundertelang den Verbrechen des europaischen und arabischen Sklavenhandels ausgesetzt war 5 Buch Publikationen Auswahl BearbeitenDie Ron Sprachen Tschadohamitische Studien in Nordnigerien Eine morphologische Studie Augustin Gluckstadt 1970 ISBN noch nicht existent Marchen aus dem Tschad Dusseldorf Koln 1981 ISBN 3 424 00707 2 Lexique mokilko Berlin 1990 ISBN 3 496 00558 0 A Dictionary of the Tangale Language Berlin 1991 ISBN 3 496 00593 9 mit Wilhelm J G Mohlig Lexikon der afrikanistischen Erzahlforschung Koln 1998 ISBN 3 927620 64 5 Sindi Tangale Folktales Berlin 2002 ISBN 3 89645 110 3 La langue mubi Republique du Tchad Berlin 2013 ISBN 978 3 496 02852 9 Der perfekte Ton Stuttgart 2008 ISBN 978 3 515 09207 4 mit Wilhelm J G Mohlig Einfuhrung in die Hausa Sprache Berlin 1976 3 Aufl 1985 mit Wilhelm J G Mohlig und Anne Storch Lehrbuch der Hausa Sprache Koln 2004 ISBN 3 89645 006 9 mit Wilhelm J G Mohlig Lexikon der Afrikanistik Berlin 1983 ISBN 3 496 00146 1 mit D Ibriszimow Chadic Lexical Roots 2 Bande Berlin 1994 ISBN 3 496 00560 2 mit P I Diyakal Lyang Lu One thousand and one proverbs idioms and sayings in Mushere N Nigeria Stuttgart 2008 ISBN 978 3 515 09231 9 Die Dreidimensionalitat afrikanischer Sprachen Marburg 2015 ISBN 978 3 943556 45 2 mit Miroslawa Holubava The Ngas Language Shik Ngas Berlin 2016 ISBN 978 3 496 01555 0 mit Marie Ngom Werkgeheimisse afrikanischer Sprachen Marburg 2018 ISBN 978 3 943556 78 0Audio Dokumentationen BearbeitenSprachaufnahmen aus Sudan und Tschad 1958 9 unter anderem zur Daju Sprache 13 Tonbander archiviert in Frankfurt a M Sprachaufnahmen aus Nigeria und Tschad 1962 2004 archiviert im Phonogrammarchiv der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften unter Sammlung Herrmann Jungraithmayr 1962 2004 Herausgeberschaft BearbeitenChadic Newsletter 1970 1998 mit Hans Jurgen Greschat Wolf Haenisch und Wilhelm Rau Marburger Studien zur Afrika und Asienkunde 1973 ff mit H J Greschat Africana Marburgensia 1968 1989 mit N Cyffer und R Vossen Westafrikanische Studien 1994 ff Sprache und Oralitat in Afrika 1989 2010Mitgliedschaften Bearbeiten1972 Marburger Gelehrten Gesellschaft bis 2018 im Vorstand 1978 Wissenschaftliche Gesellschaft an der Goethe Universitat Frankfurt a M zeitweise Vorstand 1990 1999 Erster Vorsitzender der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft DMG Auszeichnungen Bearbeiten1996 Ehrentitel Mai Yadak der Tangale in Nordnigeria 2012 Ehrentitel Mi Sam der Mushere in Nordnigeria 1 Literatur BearbeitenH Jungraithmayr Ein Leben mit afrikanischen Sprachen Paideuma 52 2006 und 53 2007 Gabor Takacs ed Semito Hamitic Festschrift for for A B Dolgopolsky and H Jungraithmayr Berlin 2008 ISBN 978 3 496 02810 9 Studia Chadica Festschrift zum 80 Geb Koln 2011Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herrmann Jungraithmayr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Liste von wissenschaftlichen Publikationen Herrmann Jungraithmayrs zusammengestellt im Mai 2016 PDF 115 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b Hermann Jungraithmayr CV Herrmann Jungraithmayr Tonbandaufnahmen zu Sprachen Nordnigerias und des Tschad 1962 2004 Ein Forschungs und Erlebnisbericht In Internat Forum on Audio Visual Research Jahrbuch des Phonogramm Archivs 8 Wien 2017 S 116 134 Herrmann Jungraithmayr Die Afrikanisierung hamitosemitischer Sprachen im Zentralsudan In Mammitzsch et al Die Marburger Gelehrten Gesellschaft Berlin De Gruyter 2016 S 215 227 Herrmann Jungraithmayr From Mubi to Ngas A history of evolution in Chadic Zeitschr d Deutschen Morgenland Gesellschaft 168 1 S 1 14 Herrmann Jungraithmayr Der perfekte Ton Zur Dreidimensionalitat afrikanischer Sprachen Stuttgart F Steiner 2008Normdaten Person GND 128427078 lobid OGND AKS LCCN n80133165 VIAF 49227296 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jungraithmayr HerrmannALTERNATIVNAMEN Jungraithmayr Herrmann Rudolf vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Afrikanist und pensionierter UniversitatsprofessorGEBURTSDATUM 7 Mai 1931GEBURTSORT Eferding Oberosterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrmann Jungraithmayr amp oldid 235087345