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Hermann Bote oder Hermen Bote um 1450 vermutlich in Braunschweig um 1520 ebenda war ein Zollschreiber und mittelniederdeutscher Chronist Schriftsteller und Verfasser politischer Streitschriften Eigenhandige Weltchronikhandschrift Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarisches Schaffen 3 Eulenspiegel Autor 4 Werke 4 1 Schriften 4 2 Grafiken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Bote der Sohn des Braunschweiger Schmiedemeisters Arnd Bote eines Ratsmitglieds im Weichbild Hagen konnte wegen einer Gehbehinderung nicht den Beruf seines Vaters ausuben und erhielt stattdessen die Ausbildung eines stadtischen Beamten Erstmals ist er 1471 73 in stadtischen Rechnungsbuchern der Braunschweiger Altstadt erwahnt wo er 1488 als Zoll und Akziseschreiber tatig war Noch im Jahre 1488 verfasste Bote wahrend eines Burgeraufstandes in der Stadt mehrere politische Spottgedichte auf einen Braunschweiger Ratsherrn Ludeken Holland weswegen er fur einige Jahre die Stadt verlassen musste Wahrend dieser Zeit war Bote vermutlich im Amt eines stadtischen Niederrichters im Braunschweiger Landgebiet tatig Von 1493 bis 1496 ist er als Verwalter des Ratskellers in der Altstadt erwahnt und wurde 1497 wieder in das Amt des stadtischen Zollschreibers eingesetzt 1513 wurde er wegen neuerlicher Unruhen abermals aus diesem Amt entlassen und inhaftiert Ein bereits verhangtes Todesurteil wurde im letzten Moment aufgehoben und in Hausarrest umgewandelt Nach den Unruhen ist er von 1516 vermutlich bis zu seinem Tode 1520 als Vorsteher des stadtischen Ziegelhofes verzeichnet Literarisches Schaffen Bearbeiten1491 schrieb Bote eine Staats und Standelehre das Boek van veleme rade worin er sich erstmals mit der bestehenden Gesellschaftsordnung kritisch auseinandersetzte Seine erste Weltchronik die Braunschweiger Weltchronik geht bis auf das Jahr 1444 zuruck und wurde nicht vor 1493 begonnen Aus dem Jahr 1498 datiert das Tierepos Reynke de vos dessen Urheberschaft Bote verschiedentlich zugeschrieben wurde 1503 erschien das Zollbuch Botes einziges Werk aus seiner amtlichen Tatigkeit Aus seinen personlichen Erfahrungen heraus die er wahrend des Burgeraufstandes von 1488 gemacht hatte verfasste Bote um 1514 das Schichtbuch Darin berichtet er detailliert uber Burgeraufstande die im spatmittelalterlichen Braunschweig vorgekommen sind die sogenannten Braunschweiger Schichten Schicht der Gildemester 1292 1294 Schicht des Rades 1374 1380 Schicht der unhorsame borghere 1445 46 Schicht Hollandes 1488 1490 mit Nachwirkungen bis 1511 sowie den Papenkrich 1413 1420 eine Auseinandersetzung zwischen dem Braunschweiger Rat und Teilen des stadtischen Klerus Den ersten Abschluss der Chronik bildet ein Bericht Van der Pagemunte in welcher der Autor die Braunschweiger Munz und Wahrungsverhaltnisse als eigentliche Ursache fur die Unruhen in der Stadt darstellt jedoch wurde 1514 der Uployp van twen schoten 1512 1514 nachgetragen bei dem Bote selber wiederholt als stadtischer Zollschreiber betroffen war Beim Schichtbuch handelt es sich um ein einmaliges Werk der spatmittelalterlichen Stadtchronistik welches einzig und ausfuhrlich die Ursachen und Verlaufe von Burgeraufstanden einer Stadt beinhaltet Der Chronik wurden 1514 1516 eine knappe historische Beschreibung der Braunschweiger Kirchen Kloster und Kapellen sowie ein Braunschweiger Wappenbuch angeschlossen Zu Hermann Botes Spatwerken zahlen die Spruchsammlung De Koker erschienen 1517 und eine zweite die sogenannte Hannoversche Weltchronik welche bis auf das Jahr 1518 zuruckreicht Botes literarischen Abschluss bilden nochmals zwei Spottlieder in denen er 1519 in die publizistischen Auseinandersetzungen um die Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 1523 eingriff Eulenspiegel Autor Bearbeiten1510 erschien Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel geboren uss dem Land zu Brunsswick wie er sein leben volbracht hat so der Titel der Strassburger Ausgabe von 1515 Hochdeutsch Ein kurzweiliges Buch von Till Eulenspiegel aus dem Lande Braunschweig der einzige Welterfolg mittelalterlicher niedersachsischer Dichtung Schon kurz nach seiner Veroffentlichung wurde es ein Bestseller des Abendlandes Allein wahrend des 16 Jahrhunderts erschienen mindestens 35 Ausgaben in Deutschland Bereits zu dieser Zeit wurde es in die meisten Sprachen Europas ubersetzt In der Druckfassung nennt sich der Verfasser nur N In einer fruhen Fassung des Textes nun findet sich das Akrostichon lt ERMANB gt in den Anfangsbuchstaben der Kapitel 1 Mit der Entdeckung des Akrostichon 1973 setzte eine lebhafte Diskussion um Hermann Bote als moglichen Verfasser Bearbeiter des Eulenspiegels ein Die Diskussion ist zusammengefasst bei Herbert Blume 2 Nach Blume sprechen gewichtige Indizien fur Hermann Bote als Autor einer niederdeutschen Fassung die entweder handschriftlich nach Strassburg gelangte und dort ins Oberdeutsche ubersetzt wurde oder es lag ein niederdeutscher Druck vor von dem sich kein Exemplar erhalten hat Die vorgetragenen Einwande gegen Bote seien so Blume entweder unbegrundet oder inzwischen stichhaltig widerlegt Fur die Mehrzahl der an der Diskussion beteiligten Forscher gelte Botes Autorschaft als eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit es fehle aber der schlussige Beweis siehe auch Till Eulenspiegel Mogliche Verfasser Werke BearbeitenSchriften Bearbeiten Braunschweiger Streitlieder uber Ludeken Holland 1488 Sachsenchronik wohl falschlich zugeschrieben 1491 Boek van veleme rade 1493 Braunschweiger Weltchronik 1493 Reynke de vos 1498 behauptete Urheberschaft Zollbuch 1503 Till Eulenspiegel 1510 Schichtbuch 1514 Verzeichnis aller Kloster 1516 Wappenbuch 1516 De Koker 1517 Hannoversche Weltchronik 1518 Streitlieder uber die Hildesheimer Stiftsfehde 1519Grafiken Bearbeiten Um 1500 fertigte Bote die Stadtansicht von Hannover als farbige Tuschezeichnung Der Umriss der Stadtbefestigung Hannover am Steintor und die alte Marktkirche ist die alteste bekannte Ansicht der heute niedersachsischen Landeshauptstadt Die Zeichnung in der alteren Handschrift von Botes Weltchronik findet sich im Stadtarchiv Braunschweig 3 Literatur BearbeitenHerbert Blume und Werner Wunderlich Hrsg Hermen Bote Bilanz und Perspektiven der Forschung Beitrage zum Hermen Bote Kolloquium vom 3 Oktober 1981 in Braunschweig mit einer Biographie Goppingen 1982 Herbert Blume und Eberhard Rohse Hrsg Hermann Bote Stadtisch hansischer Autor in Braunschweig 1488 1988 Beitrage zum Braunschweiger Bote Kolloquium 1988 Fruhe Neuzeit Band 4 Tubingen 1991 Herbert Blume Hermann Bote Braunschweiger Stadtschreiber und Literat Studien zu seinem Leben und Werk Braunschweiger Beitrage zur deutschen Sprache und Literatur Band 15 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2009 ISBN 978 3 89534 875 4 Gerhard Cordes Bote Hermann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 487 Digitalisat Brigitte Funke Cronecken der sassen Entwurf und Erfolg einer sachsischen Geschichtskonzeption am Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit Braunschweiger Werkstucke Band 104 Braunschweig 2001 Bernd Ulrich Hucker Hermen Bote Das Bild eines Chronisten Braunschweig 1981 Carola Kirschner Hermen Bote Stadtische Literatur um 1500 zwischen Tradition und Innovation Essen 1996 Eberhard Rohse Gy eerliken stede Stadtburgerlich hansische Welt am Beispiel von Hermann Botes Radbuch In Matthias Puhle Hrsg Hanse Stadte Bunde Die sachsischen Stadte zwischen Elbe und Weser um 1500 Magdeburg 1996 Magdeburger Museumsschriften Nr 4 Bd 1 Aufsatze S 575 602 ISBN 3 930030 17 9 Eberhard Rohse Der Chronist als Hagiograph Der Braunschweiger Stadtheilige Sankt Autor im Werk Hermann Botes In Eulenspiegel Jahrbuch 38 1998 S 73 69 ISBN 3 923233 01 9 Eberhard Rohse Bote Hermann auch Herman Hermen In Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Im Auftrag der Braunschweigischen Landschaft hrsg von Horst Rudiger Jarck mit Dieter Lent Appelhans Braunschweig 2006 S 101f ISBN 3 937664 46 7 Eberhard Rohse Politisches Bestiarium Tierbilder des Braunschweiger Chronisten und Poeten Hermann Bote In Von Reynke de vos bis zum Butt Tiere in der deutschen Literatur Hrsg von Christian Bunners Dieter Stellmacher und Jurgen Grote Hinstorff Rostock 2016 Beitrage der Fritz Reuter Gesellschaft Bd 26 S 36 51 ISBN 978 3 356 02026 7 Henning Steinfuhrer Christian Heitzmann Thomas Scharff Hrsg 500 Jahre Schichtbuch Aspekte und Perspektiven der Hermann Bote Forschung Braunschweiger Werkstucke Band 116 Reihe A 57 Veroffentlichungen aus dem Stadtarchiv Braunschweig 2017 ISBN 978 3 944939 03 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Bote Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hermann Bote im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Literatur von und uber Hermann Bote im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Hermann Bote im Gesamtkatalog der Wiegendrucke Werke von Hermann Bote bei Zeno org Werke von Hermann Bote im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Till Eulenspiegel Insel Taschenbuch 336 Insel Frankfurt am Main 1978 ISBN 3 458 32036 9 Herbert Blume Hermann Bote Braunschweiger Stadtschreiber und Literat Studien zu seinem Leben und Werk In Braunschweiger Beitrage zur deutschen Sprache und Literatur Band 15 Bielefeld 2009 ISBN 978 3 89534 875 4 Seite 211 237 Bernhard Dorries Helmut Plath Hrsg Alt Hannover 1500 1900 Die Geschichte einer Stadt in zeitgenossischen Bildern von 1500 1900 vierte verbesserte Auflage 1977 Heinrich Feesche Verlag Hannover ISBN 3 87223 024 7 S 7 136 141 Normdaten Person GND 118513931 lobid OGND AKS LCCN n83216637 VIAF 29530656 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bote HermannALTERNATIVNAMEN Bote HermenKURZBESCHREIBUNG mittelniederdeutscher Chronist und Dichter politischer StreitschriftenGEBURTSDATUM 1450GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 1520STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Bote amp oldid 212791753