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Als Braunschweiger Schichten wurden in der Geschichte der Stadt Braunschweig die durch Verfassungskonflikte ausgelosten revolutionaren Burgerunruhen bezeichnet Braunschweig war neben Gent und Paris eine der unruhigsten Stadte des spatmittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Europas Inhaltsverzeichnis 1 1293 1294 Schicht der Gildemeister 2 1374 1380 Grosse Schicht auch Schicht des Rates 3 1445 1446 Schicht der ungehorsamen Burger 4 1487 1489 Ludeke Hollants Schicht 5 Weitere Schichten Unruhen und Aufstande 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise1293 1294 Schicht der Gildemeister BearbeitenDie erste Schicht fand in den Jahren 1293 94 statt und wurde als Schicht der Gildemeister bekannt Grund war das Drangen der Handwerkergilden auf eine Beteiligung an der Stadtregierung die von den Patriziern und Grosskaufleuten dominiert wurde Diese Dominanz der Kaufleute resultierte aus der Zunahme des Handels und seiner Bedeutung fur die Stadt sowie der Mitgliedschaft in der Hanse Auf der anderen Seite verstarkten die Gilden ihren Einfluss auf das stadtische Regiment Ausloser fur das Eskalieren des Konfliktes war schliesslich das Eingreifen der Herzoge Albrecht II und dessen Bruder Heinrich I um die Vorherrschaft in der Stadt Jeder der Bruder unterstutzte eine der konkurrierenden Parteien wobei Heinrich sich mit den Gildemeistern und Albrecht mit der amtierenden Stadtregierung verbundete Heinrichs Versuch die Altstadt zu erobern unterbanden die Einwohner indem sie Albrecht zum Stadtherren ernannten und ihm huldigten Mit seinem Bruder erreichte er daraufhin eine Einigung uber den gemeinsamen Besitz der Stadt Den aufstandischen Gilderat liess Albrecht hinrichten und setzte den alten Rat der Stadt wieder ein 1374 1380 Grosse Schicht auch Schicht des Rates Bearbeiten nbsp Allegorie zur Grossen Schicht von 1374 auch Schicht des Rates genannt aus dem Schichtbuch 1514 von Hermann Bote Die zweite Schicht fand von 1374 bis 1380 statt und wurde als Grosse Schicht bekannt Ausgelost wurde die Grosse Schicht durch die Unzufriedenheit uber die hohe Verschuldung der Stadt Grunde fur die Probleme der Stadt waren vor allem die langfristigen wirtschaftlichen und demographischen Veranderungen aufgrund des Ausbruchs der Pest in Braunschweig im Jahr 1350 Der Rat der Stadt wurde 1374 besetzt und von revoltierenden Gruppen bis 1376 gehalten Wahrend der Unruhen wurden unter anderem auch acht Ratsmitglieder getotet Die entkommenen Patrizier setzten ihren Einfluss bei der Hanse fur eine Handelssperre gegen Braunschweig ein Die Stadt wurde ausserdem von 1375 bis 1380 aus der Hanse ausgeschlossen In der Folge kam es in der Stadt zu schwersten wirtschaftlichen Problemen Nach Beendigung der Unruhen wurde 1386 einer Verfassungsanderung zugestimmt welche die Gilden am Stadtrat beteiligen sollte Es wurde der Kuchenrat gegrundet welcher seine Versammlungen in der Munze am Kohlmarkt 16 abhielt 1 1445 1446 Schicht der ungehorsamen Burger BearbeitenDie dritte Schicht wurde durch die Unzufriedenheit der Gemeinden ausgelost Diese fuhlten sich im Rat der Stadt den Gilden gegenuber benachteiligt Bestarkt wurden die Unzufriedenheiten durch die Ankundigung neuer Abgaben und Vorwurfe dass im bestehenden Rat Korruption und Vetternwirtschaft herrsche Um eine neue Schicht abzuwenden einigten sich der Rat und die Gildenmeister im sogenannten Grossen Brief darauf den Gemeinden das aktive Wahlrecht zu gewahren Hierdurch wurden auch die nicht in einer Gilde vertretenen Handwerker sowie weitere Bevolkerungsgruppen an der Ratswahl beteiligt Weiters durften die Bauernschaften welche die Stadt zu Verteidigungszwecken umgaben jeweils zwei Hauptleute wahlen Die Hauptleute wahlten aus ihrer Mitte daraufhin die Vertreter fur den Rat 1487 1489 Ludeke Hollants Schicht Bearbeiten Hauptartikel Ludeke Hollant Durch eine neue Munzordnung versuchte die verschuldete Stadt Braunschweig 1488 einer Wahrungskrise entgegenzuwirken Die resultierende Geldentwertung belastete vor allem die armeren und nicht zunftfahigen Burger der Meinheit was zu ersten Ausschreitungen in der Stadt fuhrte so dass die neue Ordnung widerrufen wurde Trotzdem beruhigte sich die Lage in der Stadt nicht und die Aufstandischen ernannten Ludeke Hollant zu ihrem Anfuhrer Den Aufstandischen gelang eine faktische Entmachtung des Rates und eine Zentrierung der Macht in den Handen der Vierundzwanziger unter Ludeke Hollant Viele ehemalige Ratsherren verliessen freiwillig die Stadt oder wurden zum Verlassen gezwungen Die Willkurherrschaft der Vierundzwanziger rief jedoch wiederum Proteste in der Bevolkerung hervor Angefeuert wurden die Unruhen dadurch dass die neuen Herrscher ihre Versprechungen nicht halten konnten und Hollant versuchte den ehemaligen Ratsherren Horneborch zum Tode zu verurteilen Dennoch wurde Hollant im Sommer des Jahres ein Wappen durch Herzog Wilhelm den Jungeren verliehen der die innerstadtischen Unruhen fur seine Zwecke zu nutzen versuchte Das Gerucht Herzog Wilhelm lasse mit Hollants Duldung Waffen in die Stadt schaffen fuhrte schliesslich zum Sturz Hollants Die Bevolkerung und der Rat erhoben sich gemeinsam Eine Eskalation konnte durch Verhandlungen vermieden werden Hollant ergab sich und der Rezess von 1488 wurde in seiner Gegenwart am 30 November auf dem Altstadtrathaus verbrannt Weitere Schichten Unruhen und Aufstande Bearbeiten1413 1420 Papenkrieg 1492 Grosse Fehde 1503 1504 Aufruhr der Armut 1513 Uployp van twen schoten 1601 1604 Aufruhr unter Henning Brabandt 1790 Gesellenunruhen 1830 Vertreibung Karls II 1848 Revolution 1848 1849 in Braunschweig 1918 Novemberrevolution in Braunschweig 1947 HungerunruhenLiteratur BearbeitenManfred R W Garzmann Hrsg Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig Festschrift zum 600jahrigen Bestehen der Ratsverfassung 1386 1986 Braunschweiger Werkstucke Band 64 Braunschweig 1986 ISBN 3 87884 032 2 Manfred R W Garzmann Stadtherr und Gemeinde in Braunschweig im 13 und 14 Jahrhundert Braunschweiger Werkstucke Band 53 Braunschweig 1976 ISBN 3 87884 003 2 Richard Moderhack Braunschweiger Stadtgeschichte Wagner Braunschweig 1997 ISBN 3 87884 050 0 Birgit Pollmann Hrsg Schicht Protest Revolution in Braunschweig 1292 bis 1947 48 Beitrage zu einem Kolloquium der Technischen Universitat Braunschweig des Instituts fur Sozialgeschichte und des Kulturamtes der Stadt Braunschweig vom 26 bis 28 Oktober 1992 Braunschweiger Werkstucke Band 89 Waisenhaus Druckerei Braunschweig 1995 ISBN 3 87884 044 6 Hans Leo Reimann Unruhe und Aufruhr im mittelalterlichen Braunschweig Braunschweiger Werkstucke Band 28 1962 Dissertation Universitat Hamburg 10 Marz 1961 Waisenhaus Buchdruckerei und Verlag Braunschweig 1962 OCLC 600466598 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 2 Bande Braunschweig 1966 OCLC 468435670 Weblinks BearbeitenStadtgeschichte Innerstadtische Auseinandersetzungen auf braunschweig deEinzelnachweise Bearbeiten Philip Christian Ribbentrop Einleitung welche die Geschichte der Stadt Braunschweig enthalt In Beschreibung der Stadt Braunschweig Erster Band Johann Christoph Meyer Braunschweig 1789 S 107 108 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Braunschweiger Schichten amp oldid 226339569