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Herman Moritz Kalckar 26 Marz 1908 in Kopenhagen 17 Mai 1991 in Cambridge Massachusetts war ein danischer Biochemiker der die grundlegenden Zusammenhange der Zellatmung erforscht hatte 1 2 Er trug wesentlich zum Fortschritt der Biochemie im 20 Jahrhundert bei als Pionier der Bioenergieforschung Entwickler von neuartigen Enzymassays Entdecker des Galaktosemetabolismus sowohl in Mikroorganismen als auch in tierischem Gewebe und Entdecker von mit Atombombentests korrelierenden erhohten Strontium 90 Werten in Milchzahnen von Kindern 3 Copenhagen spring conference 1932Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Fruhe wissenschaftliche Arbeit 3 Weitere wissenschaftliche Karriere 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenKalckar wuchs in einer judisch danischen Mittelklassefamilie auf die bereits seit mehreren Generationen in Danemark ansassig war 4 Die Familie war nicht wohlhabend doch gehorte sie zum Bildungsburgertum Sein Vater Ludvig Kalckar war Geschaftsmann mit starkem Interesse fur das Theater besonders fur das Werk Henrik Ibsens Seine Mutter Bertha Rosalie geborene Melchior brachte ihm franzosische und deutsche Autoren nahe wie Gustave Flaubert Marcel Proust Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine Kalckar schreibt dass in dieser Zeit sein Interesse an humanistischer Bildung gedieh In seiner Autobiographie erwahnt er seine fruhe Erziehung nur am Rande Den Biologieunterricht in der Oberschule beschreibt er als etwas starr Beeindruckt haben ihn aber einige ausserordentliche Demonstrationen zur menschlichen Physiologie von August Krogh einem Professor fur Physiologie an der Universitat Kopenhagen Nobelpreis Gewinner von 1923 fur seine Beschreibung des kapillaren Blutflusses und dessen Regulation Diese Erfahrung hatte grossen Einfluss auf Kalckars spateres Forschungsinteresse 5 Fruhe wissenschaftliche Arbeit BearbeitenKalckar studierte Medizin an der Universitat Kopenhagen 1933 begann er seine Doktorarbeit im Institut fur Physiologie bei Ejnar Lundsgaard 1899 1968 Mit seiner Arbeit bereitete er die Grundlagen fur die Erforschung der oxidativen Phosphorylierung einem fundamentalen Prinzip der Biochemie In dieser Zeit wurde Lundsgaard Ordinarius fur Physiologie Seine Nachfolge als Kalckars Doktorvater ubernahm Fritz Albert Lipmann der kurz zuvor aus Deutschland fliehen musste 6 Spater entwickelten Kalckar und Lipmann unabhangig voneinander Konzepte der energiereichen Bindung und fur Adenosintriphosphat ATP als universalem Energietrager 7 Kalckar forschte in einer Periode wichtiger biochemischer Entdeckungen die er hiermit selbst entscheidend voranbrachte Bis 1932 war Konsens unter Physiologen dass die Muskelkontraktion stets unter Bildung von Lactat dem Produkt der Glykolyse stattfindet Sein Lehrer Lundsgaard hatte aber bereits erkannt dass selbst bei vollstandiger Hemmung der Glykolyse mittels Jodazetat die Kontraktion eines Froschmuskels begrenzt aufrechterhalten wird und dass die Spaltung von Kreatinphosphat hierfur die Energie liefert Davon ausgehend entdeckte Kalckar 1934 dass die Phosphorylierung von Kreatin zu Kreatinphosphat sauerstoffabhangig ist In seinem Schlusselexperiment mit Nierenzellextrakten bei verhinderter Glykolyse beobachtete er in einer Warburg Apparatur den Verbrauch von Sauerstoff und von anorganischem Phosphat bei gleichzeitiger Bildung von Adenosintriphosphat Damit gelang ihm der Nachweis der oxidativen Phosphorylierung 8 9 10 11 die dem fundamentalen biochemischen Prozess der Zellatmung zu Grunde liegt Kalckars fruhe Experimente lieferten ebenfalls den Hinweis auf die Bildung von Phosphoenolpyruvat aus Fumar und Apfelsaure spater der entscheidende Befund bei der Aufklarung der Gluconeogenese aus Produkten des Krebs Zyklus Seine Promotion zum Doktor der Medizin erfolgte im Januar 1939 in Kopenhagen Weitere wissenschaftliche Karriere BearbeitenIm Fruhjahr 1939 ging er als Rockefeller Stipendiat an das California Institute of Technology in Pasadena Es folgten 1940 bis 1945 Arbeitsaufenthalte in St Louis und New York bei denen er mit beruhmten Biochemikern seiner Zeit wie Linus Pauling Gerty Cori Carl Cori Sidney Colowick mit dem zusammen er die Adenylatkinase entdeckte und Max Delbruck zusammentraf Ende 1945 kehrte er zuruck in Lundsgaards Laboratorium an der Universitat Kopenhagen wo er sich mit Nucleosidphosphorylierung befasste Spater erforschte er die biochemische Umwandlung von Galactose 1 phosphat in Glucose 1 phosphat mit Uridintriphosphat als Cosubstrat dabei trug er zur Entschlusselung der klinischen Ursachen der vererbten Galactosamie bei Der zu Grunde liegende Gendefekt fuhrte zu einem Mangel an Galactose 1 phosphat Uridyltransferase Wahrend Arbeitsaufenthalten in Baltimore vertiefte er seine Forschung uber Nucleosidphosphorylierung und Kohlenhydratmetabolismus Hier initiierte er 1958 auch Untersuchungen uber den Zusammenhang von damals haufig durchgefuhrten Atombombentests mit Strontium 90 Kontaminationen in Milchzahnen von Kindern die uber offentliche Anteilnahme spater zum Stopp von Atomwaffenversuchen fuhrten 1961 wurde er Nachfolger von Fritz Lipmann als Professor fur Biochemie an der Harvard Medical School und Leiter des Laboratoriums fur biochemische Forschung am Massachusetts General Hospital 12 Er war Ehrenmitglied wissenschaftlicher Organisationen darunter seit 1959 der National Academy of Sciences und seit 1961 der American Academy of Arts and Sciences Kalckars erste Ehe mit der Musikerin Vibeke Meyer wurde 1950 geschieden In zweiter Ehe heiratete er die Biologin Barbara Wright mit der er drei Kinder hatte 1968 heiratete er in dritter Ehe die verwitwete Agnete Fridericia Laursen Weblinks BearbeitenInformationen zu und akademischer Stammbaum von Herman Moritz Kalckar bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten Obituary Herman Kalckar 83 Metabolism Authority New York Times 22 Mai 1991 Kalckar HM 50 years of biological research from oxidative phosphorylation to energy requiring transport regulation In Annu Rev Biochem 60 Jahrgang Nr 1 1991 S 1 37 doi 10 1146 annurev bi 60 070191 000245 PMID 1883194 Herman Kalckar An International Milk Teeth Radiation Census In Nature 182 Jahrgang Nature Publishing Group 2 August 1958 S 283 284 doi 10 1038 182283a0 bibcode 1958Natur 182 283K nature com abgerufen am 5 Dezember 2014 Kalckar 1991 Kalckar 1991 Jaenicke Lothar 2008 Lipmann Fritz Albert in Encyclopedia com abgerufen am 10 Juli 2018 Singleton R Jr 2008 Kalckar Herman Moritz Encyclopedia com abgerufen am 9 Juli 2018 H M Kalckar Phosphorylation in Kidney Tissue In Enzymologia 2 Jahrgang 1937 S 47 53 H M Kalckar The Nature of Phosphoric Esters Formed in Kidney Extracts In Biochemical Journal 33 Jahrgang Nr 5 1939 S 631 641 Kalckar HM Origins of the concept oxidative phosphorylation In Mol Cell Biochem 5 Jahrgang Nr 1 2 1974 S 55 63 doi 10 1007 BF01874172 PMID 4279328 Kalckar H M Biological phosphorylations development of concepts Prentice hall Englewood Cliffs N J 1969 pp 171 172 Eugene P Kennedy 1996 Herman Moritz Kalckar 1908 1991 a biographical memoir PDF National Academies Press Washington D C abgerufen am 10 Juli 2018Normdaten Person GND 172178290 lobid OGND AKS LCCN n84146479 VIAF 75258661 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kalckar Herman MoritzKURZBESCHREIBUNG danischer BiochemikerGEBURTSDATUM 26 Marz 1908GEBURTSORT KopenhagenSTERBEDATUM 17 Mai 1991STERBEORT Cambridge Massachusetts Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herman Moritz Kalckar amp oldid 228567299