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Henri Alleg 20 Juli 1921 in London als Harry Salem 17 Juli 2013 in Paris war ein franzosisch algerischer kommunistischer Journalist und Kampfer fur die algerische Unabhangigkeit 1 Henri Alleg Fete de l Humanite 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Folterungen und La Question 3 Inhaftierung und Ruckkehr nach Frankreich 4 Schriften Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHarry Salems polnisch judische Eltern ubersiedelten Anfang der 1920er Jahre von Grossbritannien nach Frankreich Er zog 1939 in das franzosische Algerien das wahrend der deutschen Besetzung Frankreichs von Vichy Frankreich aus verwaltet und 1943 von den Alliierten erobert wurde Alleg wurde 1942 Mitglied der Kommunistischen Partei Algeriens PCA 1946 heiratete er Gilberte Serfaty 2 mit der er zwei Kinder hatte Andre 1946 und den spateren Philosophen Jean Salem 3 Er arbeitete seit 1950 unter dem Namen Alleg als Redakteur und ab 1951 als Chefredakteur fur die Tageszeitung Alger republicain die gegen die Kolonialherrschaft Frankreichs im Maghreb agitierte Nach Ausbruch des Algerienkriegs 1954 wurde die Zeitung und die algerische KP 1955 verboten Alleg tauchte 1956 unter schrieb aber weiterhin fur die franzosische kommunistische Zeitung l Humanite Wahrend der Schlacht von Algier 1957 wurde er von Jacques Massus Fallschirmjagertruppen gefasst Folterungen und La Question BearbeitenAlleg wurde nach einem Monat Folter im Verhorzentrum in El Biar in ein Internierungslager und danach ins Zivilgefangnis von Algier transferiert wo er heimlich einen Bericht uber die Folter verfasste den er stuckweise uber seine Rechtsanwalte nach aussen schmuggelte Maurice Audin sah er kurz vor dessen Tod in der Gefangenschaft Die Schilderung der Folter mit Elektroschocks Feuer und Waterboarding die Injektion von Thiopental als Wahrheitsserum sowie die Beschreibung des psychischen Drucks durch die Bedrohung von Allegs Frau und Kindern stehen im Mittelpunkt des Berichts La Question Ein erster Vorabdruck sollte im Juli 1957 in der L Humanite veroffentlicht werden fiel aber der Pressezensur und einer Beschlagnahmung der entsprechenden Auflage zum Opfer Alleg wurde nach offentlichen Protesten einem zivilen Gericht ubergeben was ihm moglicherweise das Leben rettete Jerome Lindon der Verleger des Resistance Verlages Editions de Minuit veroffentlichte das Dokument am 12 Februar 1958 als Buch Binnen zwei Wochen wurden uber 60 000 Exemplare verkauft 4 Trotz der Proteste von Andre Malraux Francois Mauriac und Jean Paul Sartre wurde das Buch am 27 Marz verboten und die verbleibenden Exemplare der ersten Auflage beschlagnahmt 4 Als Begrundung wurde die Untergrabung des Wehrwillens und der Verteidigung Frankreichs genannt participation a une entreprise de demoralisation de l armee ayant pour objet de nuire a la defense nationale 5 2 In der Schweiz wurde das Buch erneut aufgelegt 6 bis Ende 1958 wurden 162 000 Exemplare in Frankreich abgesetzt 7 Trotz der Zensur wurde La Question auch weiterhin in Frankreich gedruckt und vertrieben 8 Die franzosische Regierung widersprach der Darstellung Allegs und entlastete die beschuldigten Offiziere 9 Der in einer nuchternen Sprache gehaltene Bericht offnete einen Blick auf die spater als Franzosische Doktrin bekannt gewordenen Methoden zur staatlichen Bekampfung von Untergrund und Widerstandsbewegungen Dazu gehorte vor allem das so genannte Verschwindenlassen von Verdachtigen was die massenhafte oft geheim durchgefuhrte Verhaftung von verdachtigen Zivilisten deren systematische Folter und haufig nachfolgende illegale Totung umfasste Trotz der erheblichen innenpolitischen Kritik exportierte Frankreich diese massgeblich von dem Offizier Roger Trinquier entwickelten Methoden durch Entsendung von Militarberatern nach dem Algerienkrieg unter anderem nach Lateinamerika Dort spielten sie von den 1960er bis zu den 1980er Jahren eine zentrale Rolle beim gewaltsamen Verschwinden und der Ermordung zehntausender Menschen Desaparecidos durch die Pinochet Diktatur in Chile die Argentinische Militardiktatur und die Militarregierungen zahlreicher weiterer Staaten 10 In Frankreich besonders im Staatsapparat galt es lange als tabu uberhaupt vom Algerienkrieg Guerre d Algerie zu sprechen Erst 1999 wurde ein Gesetz verabschiedet das den Ausdruck Guerre d Algerie offiziell erlaubte 11 Eine gesellschaftliche Debatte uber die ausser von Henri Alleg auch von vielen anderen Zeugen berichteten systematischen Menschenrechtsverletzungen fand zum ersten Mal uberhaupt in den Jahren 2000 bis 2002 statt Besonders in konservativen Kreisen werden die Geschehnisse nach wie vor haufig negiert oder verharmlost 12 Die von Alleg beschriebenen Methoden werden teilweise bis heute bei der Bekampfung von Widerstandsbewegungen angewendet etwa im algerischen Burgerkrieg der 1990er Jahre Dabei bekampfte die aus der fruheren Widerstandsbewegung FLN des Algerienkriegs hervorgegangene Regierung die Alleg 1965 ins Exil getrieben hatte verschiedene islamistische Terror und Guerilla Gruppen in einem schmutzigen Krieg Le Monde Diplomatique 13 14 15 Inhaftierung und Ruckkehr nach Frankreich BearbeitenAlleg wurde von einem Militargericht in Algier zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und in einem Gefangnis in der Bretagne inhaftiert Er floh mit Hilfe bretonischer Kommunisten im Oktober 1961 aus der Haft und hielt sich in der Tschechoslowakei auf Nach der Unabhangigkeit Algeriens konnte er 1962 nach Algier zuruckkehren und dort wieder publizistisch und politisch tatig werden 1965 wurde er von einem neuen algerischen Regime unter Houari Boumedienne gezwungen Algerien zu verlassen und ubersiedelte nach Frankreich Dort war er weiterhin journalistisch publizistisch und in der Kommunistischen Partei Frankreichs PCF politisch tatig schrieb verschiedene politische Bucher gab ein Buch uber den Algerienkrieg heraus und schrieb eine Autobiografie Im Jahr 2001 sagte er als Zeuge gegen den Fallschirmjagergeneral Paul Aussaresses wegen dessen Beteiligung an den Folterungen im Algerienkrieg aus 2 Schriften Auswahl BearbeitenMemoire algerienne souvenirs de luttes et d esperances Stock Paris 2005 Requiem pour l Oncle Sam Messidor Paris 1991 U R S S et les juifs Messidor Paris 1989 Hrsg La Guerre d Algerie 3 Bande Temps actuels Paris 1981 Prisonniers de guerre Editions de Minuit Paris 1961 Kriegsgefangene Aus d Franz ubers von Elisabeth Eichholtz Aufbau Verlag Berlin 1962 La Question Einleitung v Jean Paul Sartre Editions de Minuit Paris 1958 Die Folter Mit Geleitwort von Jean Paul Sartre und Eugen Kogon K Desch Wien 1958 Die Folter Aus dem Franzosischen von Albert Feith Herausgeber Verband der Deutschen Presse Aufbau Verlag Berlin 1958Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Henri Alleg Sammlung von Bildern Literatur von und uber Henri Alleg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Henri Alleg in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten Marc Zitzmann Der Schriftsteller Henri Alleg gestorben Folteropfer und Streiter fur die Wahrheit In NZZ 18 Juli 2013 a b c Henri Alleg In The Daily Telegraph 23 Juli 2013 Biographie de Gilberte Serfaty epouse Salem Henri Alleg bei Alger republicain abgerufen am 8 August 2013 a b Algerian revolutionary journalist Henri Alleg to discuss torture in war Tuesday April 17 2007 bei Vassar abgerufen am 23 August 2013 La Question Un film contre la torture pendant la guerre d Algerie In Canope Januar 2006 archiviert vom Original am 13 Marz 2013 abgerufen am 9 Marz 2018 Books and Authors New York Times 1857 Current file ProQuest Historical Newspapers The New York Times 1851 2002 pg 27 Lewis Nichols In and Out of Books New York Times 25 Januar 1959 Change Of Mind By Algerian Leaders Reported Readiness For Talks News The Times 18 November 1959 S 10 A Tactical Success For M Gaillard Independents Brought To Heel The Times 29 Marz 1958 S 5 Marie Monique Robin Todesschwadronen Wie Frankreich Folter und Terror exportierte In Arte Programmarchiv 8 September 2004 archiviert vom Original am 21 Juli 2012 abgerufen am 9 Marz 2018 Loi n 99 882 du 18 octobre 1999 Loi relative a la substitution a l expression aux operations effectuees en Afrique du Nord de l expression a la guerre d Algerie ou aux combats en Tunisie et au Maroc www sehepunkte de Der schmutzige Krieg In 3sat online 16 Mai 2001 archiviert vom Original am 13 Februar 2005 abgerufen am 16 Dezember 2008 Algeriens schmutziger Krieg Geheimdienstler packen aus Nicht mehr online verfugbar In Le Monde Diplomatique 17 Marz 2004 archiviert vom Original am 4 Juni 2008 abgerufen am 16 Dezember 2008 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www eurozine com Algeria Watch Algerien Die Mordmaschine PDF 890 kB Normdaten Person GND 118648241 lobid OGND AKS LCCN n81075704 NDL 00519510 VIAF 79018896 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Alleg HenriALTERNATIVNAMEN Salem Harry Geburtsname KURZBESCHREIBUNG franzosisch algerischer kommunistischer Journalist und Kampfer fur die algerische UnabhangigkeitGEBURTSDATUM 20 Juli 1921GEBURTSORT LondonSTERBEDATUM 17 Juli 2013STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henri Alleg amp oldid 232792271