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Hemiceratoides hieroglyphica ist ein Schmetterling Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter Noctuidae Es ist die erste Art bei der man beobachten konnte dass sie mit ihrem speziell modifiziertem Saugrussel Tranenflussigkeit von Vogeln saugt 1 Hemiceratoides hieroglyphicaSystematikOrdnung Schmetterlinge Lepidoptera Uberfamilie NoctuoideaFamilie Eulenfalter Noctuidae Unterfamilie CalpinaeGattung HemiceratoidesArt Hemiceratoides hieroglyphicaWissenschaftlicher NameHemiceratoides hieroglyphica Saalmuller 1891 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Merkmale des Saugrussels 2 Vorkommen 3 Lebensweise 4 Belege 4 1 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Falter erreichen eine Flugelspannweite von ungefahr 52 Millimetern Die Mannchen haben einen grossen Kopf mit weit auseinandergeruckten dunkel olivbraun gefarbten Facettenaugen Die nach vorne gestreckten Palpen sind graubraun und uberragen den Kopf nur wenig Die Fuhler sind halb so lang wie die Vorderflugel und an ihrer ersten Halfte deutlich kraftiger gebaut Sie sind oben graubraun und unten rotbraun Die ersten 60 der Lange sind mit zwei abstehenden Reihen nach beiden Seiten sich verjungenden stark bewimperten Kammzahnen besetzt An ihren Enden sind sie doppelt so lang wie die Schaftstarke vorwarts gebogen aneinander geschlossen Die Stirn ist graulich weiss irisierend beschuppt der Scheitel und der oben flache Thorax sind rau violett graubraun beschuppt Die Schulterdecken sind stark mit Grau durchmischt Der Hinterleib spitzt sich nach hinten kegelformig zu und endet in einem kurzen zugespitztem Afterbusch Der Hinterleib ist oben ockergelb das zweite Segment ist mittig am Rucken grau Die Unterseite ist wie auch der Thorax und die Beine hell graubraun Die Schienen Tibien der Vorderbeine sind mit Hohlung und goldglanzendem Verschlussblattchen versehen die der hinteren Beinpaare tragen zwei Paar sehr lange dunne nahe beieinanderstehende Sporen Die Tarsen aller Beine sind stark bedornt 2 Die Vorderflugel sind langgestreckt und schmal Ihr Vorderrand verlauft fast gerade nur im ersten Drittel ist er wenig nach aussen gebogen Die Flugelspitze ist kurz abgerundet Der Saum ist schrag und mittig stark gekrummt und gegen den kaum zu erkennenden Hinterwinkel zu mehr gerade Der Innenrand tragt einen lappenartig hervortretenden Zahn der sich mit dem Hinterwinkel geradlinig verbindet rechtwinkelig absetzt und dann ebenfalls geradlinig bis zur Basis verlauft Die Vorderflugel sind graubraun blaulich weiss gezeichnet und dazwischen am Vorderrand und zur Spitze hin am dunkelsten bronzeartig gelblich glanzend Die blau weisse Zeichnung besteht aus feinen matten Linien die beidseits schmal dunkler als die Grundfarbe begrenzt sind nach innen scharfer Zwischen dem Flugelvorderrand und der Subcostalader ist die Zeichnung nur schwach angedeutet Nahe der Basis geht ein schrager Bogen vom Vorderrand bis zur ersten Flugelader dann folgen drei Streifen hintereinander die unter sich ziemlich parallel vom Vorderrand bis zur Subcostalader einen nach aussen gehenden Bogen und zwischen der ersten Flugelader und dem Innenrand zwei geschwungene Bogen bilden Der ausserste begrenzt das erste Flugeldrittel und lauft in den Zahn des Innenrandes aus Auf dem Abschluss der Zelle steht ein weisslich bestaubter dunkler Fleck Im gleichen Abstand vor und hinter dem Fleck liegt jeweils ein zum Fleck gebogener schmaler Streifen von denen der erste sich genau auf der Flugelmitte liegend bis zur Mitte des Flugelinnenrandes als braunliche dunkler eingefasste Binde fortsetzt Diese Binde besteht aus zwei geschwungenen Bogen und bildet auf der ersten Flugelader eine Spitze nach aussen Die hintere erreicht unregelmassig nach aussen gebogen als matte braune Linie den Innenrand Zwischen beiden Streifen liegt in Zelle 2 ein kleiner dreieckiger brauner in Zelle 1b ein weiterer grosserer gerundeter braunlich gelber Fleck der in seiner Mitte dunkel gestreift ist Vom zweiten Drittel des Flugelvorderrandes zieht eine unregelmassige Zackenbinde uber den Flugel die auf der vierten Flugelader am deutlichsten ist Dicht dahinter zieht eine Linie vom Flugelvorderrand bis zur funften Flugelader gleichlaufend mit dem Saum in gerader Richtung dann mehrfach bogig zum Innenrand Von der Flugelspitze zum Hinterwinkel verlauft eine Reihe von Mondbogen die nach dem Hinterwinkel verblassen Sie liegen zwischen den Flugeladern und auf den Saum aufgesetzt Der von der Flugelspitze aus vierte Mondbogen ist durch einen Schragstrich mit dem Anfang des letzten Funftels des Flugelvorderrandes verbunden Die Diskoidalzelle und der Raum hinter ihr zwischen der dritten und siebten Flugelader ist blaulich weiss bestaubt Die Hinterflugel sind ockergelb Sie sind am Vorderrand wenig gebogen und der Vorderwinkel ist stark abgerundet Die Rundung erstreckt sich in den gerade verlaufenden sehr schwach gewellten Saum bis zur funften Flugelader Der Analwinkel ist rechtwinkelig Der Flugelsaum ist auf beiden Flugelseiten gleich gefarbt wie die Grundfarbe der Flugel auf der Oberseite ist er fein braun durch eine Saumlinie gerandet 2 Die Unterseite der Hinterflugel und die innere Halfte der Unterseite der Vorderflugel ist matt ockergelb gefarbt Die Unterseite der Vorderflugel ist ansonsten zwischen dem Vorderrand und der Subcostalader hinter der Diskoidalzelle bis zur zweiten Flugelader und bis zum Saum hell graubraun Uber die zweite bis sechste Flugelzelle hinweg liegt ein dunkel graubrauner Fleck auf der Querader und ein weiterer grosserer von den Adern heller durchzogen dahinter 2 Merkmale des Saugrussels Bearbeiten Der Saugrussel der Falter ist fur das Tranensaugen an Augen von Vogeln angepasst Er ist ungefahr 10 Millimeter lang und besitzt an seinem letzten distalen Drittel verschiedene cuticulare Dornen und Borsten Seine Spitze ist scharf zugespitzt und tragt dunkel sklerotisierte basal breite Haken sodass Ahnlichkeit mit einer Harpune besteht Diese Strukturen sind nicht nur bei zwei Typen von Sensilla des Saugrussel ausgebildet man findet sie auch bei den Strukturen die die beiden Saugrusselhalften verbinden z B Galea Die Spitze des Saugrussels ist ahnlich einer Schlangenzunge gespalten Die modifizierten Sensilla styloconica sind in einer Reihe entlang der dorsalen Seite jeder Galea angeordnet Sie sind 100 bis 300 µm lang und bestehen aus einem flachen Stylus und einem klingenformigen Fortsatz seitlich des kurzen Sinnesbereichs Die Sensilla trichodea sind als dicke Borsten ausgebildet die leicht gekrummt und etwa 300 µm lang sind Sie zeigen jeweils zur Seite des Saugrussels und befinden sich lediglich am Bereich nahe der harpunenartigen Spitze des Saugrussels Die Strukturen zur Verbindung der beiden Saugrusselhalften bestehen aus vielspitzigen Dornen die zum Korper hin proximal gerichtet sind Sie sind nahe der Saugrusselspitze verhaltnismassig kurz und verandern sich nach hinten zunehmend zu einer Reihe aus etwa 200 µm langen Dornen am distalen Drittel des Saugrussels Diese Form des Saugrussels dient vermutlich dazu ihn wahrend des Tranensaugens unterhalb des Augenlides der Wirtstiere zu verankern 1 Der Saugrussel ist damit ahnlich geformt wie der der blutsaugenden und ebenfalls in Madagaskar heimischen Eulenfalterart Calyptra triobliqua Dort dienen die Haken und Dornen dem Durchstechen der Haut der Wirtstiere Diese Strukturen konnen mit den Homologien des Grundbauplans des Saugrussels hoherer Schmetterlinge in Einklang gebracht werden und stellen bei den beiden Arten abgeleitete Merkmale dar die vermutlich synapomorph entstanden Die Merkmale unterscheiden sich ausserdem vom Bauplan der bisher bekannten tranenflussigkeit saugenden Falter die eine weiche und flexible Saugrusselspitze mit wenigen Sensilla und langgestreckte gezahnte vom Korper weg gekrummt Platten fur die dorsale Verbindung der beiden Saugrusselhalften aufweisen 1 Vorkommen BearbeitenDie Art ist in Madagaskar verbreitet 1 Lebensweise BearbeitenTrotz fast 50 jahriger Suche nach Faltern die neben den mehreren bisher bekannten Schmetterlingsarten die an Augen von Saugetieren und Krokodilen saugen dies auch an Vogeln tun wurde erst im Februar 2004 ein solches Verhalten von Hemiceratoides hieroglyphica an Newtonia brunneicauda einem Vogel aus der Familie der Vangawurger Vangidae in Madagaskar nachgewiesen Der Falter wurde nachts auf dem schlafenden Vogel sitzend entdeckt und hatte die Halfte seines Saugrussels unter das Lied in das geschlossene Auge des Vogels gesteckt Der Vogel wurde durch den Blitz des Fotoapparates gestort sodass er noch immer schlafend seinen Kopf bewegte wodurch der Saugrussel den Kontakt mit dem Auge verlor Der Falter blieb aber auf dem Rucken des Vogels sitzen und steckte den Saugrussel nach kurzer Zeit wieder unter das Augenlid Der Falter verweilte in dieser Position insgesamt zumindest fur 35 Minuten und saugte dabei offensichtlich die Tranenflussigkeit des Vogels Dieses Verhalten wurde bereits sechs Tage spater an Copsychus albospecularis einem Fliegenschnapper Muscicapidae und ausserdem im Dezember 2005 wiederum an Newtonia brunneicauda erneut beobachtet Bemerkenswert bei diesem Vorgang ist ausserdem dass sich die Wirtstiere offenbar durch das Saugen nicht gestort fuhlen was im Vergleich zu den ubrigen bisher bekannten tranentrinkenden Arten nur von Lobocraspis griseifusa aus Sudostasien bekannt ist Dies wird damit begrundet dass die Falter vermutlich wegen der Nickhaut der Vogel beim Einfuhren des Saugrussels besonders genau sein mussen 1 Fur die meisten Falterarten die an Tranenflussigkeit saugen die neben Mineralsalzen auch Proteine wie Albumin und Globuline enthalt stellt diese vermutlich den Hauptteil ihrer Nahrung dar Dieser Umstand ist aber noch nicht hinreichend genau erforscht So ist etwa auch denkbar dass die Falter eine ungewohnliche Art der Mineralienaufnahme dadurch bevorzugen da an Pfutzen am Boden die Gefahr durch Fressfeinde z B Frosche vielfach hoher ist Tranentrinkende Falter sind nicht auf einzelne Wirtsarten spezialisiert Hemiceratoides hieroglyphica ist bisher an zwei Vogelarten aus unterschiedlichen Familien nachgewiesen weswegen auch bei dieser Art davon ausgegangen werden kann dass sie in ihrer Wirtswahl nicht auf eine oder wenige Arten eingeschrankt ist Es ist jedoch davon auszugehen dass die Grosse der Vogel Einfluss auf die Auswahl hat Entsprechend der Lange des Saugrussels suchen die Falter vermutlich solche Vogel bei denen sie am Rucken sitzend das Auge erreichen was bei grosseren Vogeln nicht moglich ware Vermutet wird ausserdem dass die Falter sich deswegen auf Vogel spezialisiert haben da die in den ubrigen Teilen der Erde auftretenden grosseren Saugetiere die gegenuber Insekten toleranterer sind in Madagaskar fehlen und ausserdem die in Madagaskar heimischen Arten wie etwa die Lemuren einen hohen Anteil an nachtaktiven Arten aufweisen die die Falter rascher wahrnehmen und besser abwehren konnen 1 Belege BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Roland Hilgartner Mamisolo Raoilison Willhelm Buttiker David C Lees Harald W Krenn Malagasy birds as hosts for eye frequenting moths biology letters 3 2007 S 117 120 a b c Max Saalmuller Lepideptoren von Madagaskar Abhandlungen der Senckenberg schen Naturforschenden Gesellschaft Frankfurt a M 1891 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hemiceratoides hieroglyphica amp oldid 200799009