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Hellmut Otto Albrecht Willich 2 Mai 1895 in Schonberg Kreis Konitz 15 November 1968 in Bonn war ein deutscher SS Fuhrer und Polizeigeneral zuletzt SS Brigadefuhrer und Generalmajor der Polizei im Zweiten Weltkrieg Leben BearbeitenWillich wuchs auf dem Rittergut seiner Eltern Justus Willich 1848 1918 und Gabriele geborene Lohde 1868 auf Nach dem Ende seiner Schullaufbahn beziehungsweise dem Besuch einer Kadettenanstalt war er in Pommern als landwirtschaftlicher Eleve auf einem Gut in Karnitz Kreis Regenwalde tatig 1 Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zur Armee und erhielt eine mehrwochige militarische Ausbildung Danach nahm er als Infanterist sowie spater mit der Fliegertruppe durchgehend am Ersten Weltkrieg teil Nach einer im Mai 1918 erlittenen Kriegsverletzung folgte ein Lazarettaufenthalt Nach seiner Genesung war er als Lehrer an der Beobachterschule der Flieger Ersatzabteilung 14 in Halle Saale eingesetzt Wahrend des Krieges wurde er mit dem Eisernen Kreuz I und II Klasse sowie dem preussischen Abzeichen fur Militar Flieger ausgezeichnet 2 Nach Kriegsende gehorte er ab Dezember 1918 dem Grenzschutz Ost an bei dem er von Januar 1919 bis Marz 1920 als Adjutant bei einer im Abschnitt Schneidemuhl befindlichen Infanteriedivision eingesetzt war Zu 60 kriegsbeschadigt wurde er Ende Marz 1920 im Rang eines Oberleutnants aus der Armee entlassen Anschliessend war er mehrere Jahre in der Landwirtschaft tatig und volontierte 1923 24 beim Privatbankhaus Salzwedel in Berlin Von Fruhjahr 1924 bis 1929 leitete er als Geschaftsfuhrer eine Filiale des Getreidebetriebs Sautarel amp Co In Stolp und war danach als Reisender in der Getreide und Olbranche tatig 3 In die SS trat er im Juni 1931 ein SS Nr 36 783 und im Dezember 1931 in die NSDAP Mitgliedsnummer 733 220 Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten machte er in der SS rasch Karriere und wurde beim Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS SD hauptamtlich eingestellt Von Anfang Mai 1934 bis Juli 1936 bekleidete er leitende Funktionen beim SD Oberabschnitt Nord und war danach dem SD Unterabschnitt Bayrische Ostmark zugeteilt 1938 39 leitete er den SD Unterabschnitt Mainfranken und war zudem von Juni bis Anfang Dezember 1939 Stabsfuhrer beim SD Oberabschnitt Sud 4 Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Besetzung Polens bemuhte sich Willich um Wiedererlangung des ehemals elterlichen Rittergutes 5 Im Dezember 1939 wurde er zum Reichssicherheitshauptamt RSHA versetzt und Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD IdS im Gebiet Wehrkreis V Von Anfang Februar bis mindestens Ende September 1940 war Willich Gruppenleiter der Abteilung I F Erziehung und I C b Personalien des SD im Amt I des RSHA Verwaltung und Recht 6 Zudem war er stellvertretender Amtsleiter 5 Auf Weisung Reinhard Heydrichs wurde Willich nach Danzig kommandiert wo er ab Mitte Oktober 1940 als IdS beim Hoheren SS und Polizeifuhrer HSSPF in Danzig Westpreussen Wehrkreis XX eingesetzt war 7 In dieser Funktion vertrat er den ihm vorgesetzten HSSPF auch wahrend dessen Abwesenheit und spater auch als Beauftragter fur die Festigung des deutschen Volkstums Der IdS war Koordinator der lokalen Gestapo Kripo sowie SD Leitung und war neben den Personalangelegenheiten auch fur die Fachaufsicht zustandig In diesem Zusammenhang stimmte er auch gemeinsame Einsatze mit diesen Polizeieinheiten ab und leitete diese Sein Dienstsitz befand sich im Gebaude der Danziger Gestapo 8 Im Herbst 1942 stieg er zum SS Brigadefuhrer und Generalmajor der Polizei auf seinen hochsten innerhalb der SS und Polizei erreichten Rangen Im selben Jahr wurde er mit dem Kriegsverdienstkreuz I Klasse mit Schwertern ausgezeichnet 1 In den Jahren 1942 und 1943 wurden zwei SS Disziplinarverfahren gegen Willich durchgefuhrt Zunachst ging es um Geldschulden aus einem Erbschaftsprozess und spater um einen Verstoss gegen Bewirtungsbestimmungen Wahrend das erste Verfahren keine Disziplinarmassnahmen nach sich zog wurde Willich infolge des zweiten Verfahrens 1944 fur mehrere Wochen vom Dienst suspendiert 9 Willich war in seinem Einzugsbereich fur etliche NS Gewaltverbrechen verantwortlich So wird ihm unter anderem das Erschiessen von 34 polnischen Post Zoll und Eisenbahnbeamten Anfang Marz 1941 auf dem Exerzierplatz Saspe und Exekutionen in dem von ihm personlich betreuten Lager Leberechtsdorf in dem Willichs Familie mit eigenem Swimmingpool lebte zur Last gelegt 10 Als Vertreter des seinerzeitigen HSSPF Richard Hildebrandt unter dessen Befehlsgewalt das Lager Stutthof von Marz 1941 bis Februar 1942 stand war er damit auch fur die in Stutthof begangenen Morde mitverantwortlich 11 Ihm unterstanden ab Januar 1942 auch die Umwandererzentralen in Potulitz Thorn und Muhltal von denen aus Polen zwangsdeportiert oder zur Zwangsarbeit genotigt wurden 12 13 In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde Willich noch Mitte Februar 1945 zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Danzig Westpreussen ernannt 10 Ab diesem Zeitpunkt war er auch fur den Aufbau des ortlichen Werwolf verantwortlich 14 Ende Marz 1945 befand sich Willich auf der Halbinsel Hela und setzte sich nach der Einnahme Danzigs durch die Rote Armee im April 1945 nach Danemark ab wo er unter Falschnamen in einem Fluchtlingslager in Kopenhagen unterkam 11 Nach dem Kriegsende gelangte er schliesslich in die Britische Besatzungszone nach Braunschweig wo er unter dem Pseudonym Kurt Krause anfangs als Vertreter seinen Unterhalt bestritt und spater bei der Braunschweigischen Lebensversicherung angestellt war Aufgrund des Hinweises eines Informanten flog Willich schliesslich auf Er wurde am 23 Juni 1949 in Braunschweig durch deutsche Polizisten festgenommen und verhort 15 Seine zu diesem Zeitpunkt gemachten Aussagen zu seiner Schulzeit und Berufstatigkeit differieren zu seinen Angaben in den SS Akten In den SS Unterlagen wird angegeben dass er von 1905 bis 1914 eine Kadettenanstalt besucht habe Spater gab er an dass er von 1907 bis 1913 am Gymnasium in Zullichau seine Schulzeit verbracht habe Des Weiteren gab er 1949 an er sei von 1920 bis 1933 beschaftigungslos gewesen und habe von 1920 bis 1933 durch eine Offizierspension seinen Lebensunterhalt bestritten 2 Im Sommer 1949 gaben ehemalige Mitarbeiter Willichs negative Einschatzungen uber ihren damaligen Vorgesetzten ab Laut Kriminalrat Mussig sei Willich ohne soziales Empfinden sowie auf den eigenen Vorteil bedacht gewesen und habe wiederholt den Standpunkt vertreten dass das Polentum in Westpreussen rucksichtslos ausgemerzt werden musse Der seinerzeitige Danziger Kripoleiter Erich Graes klassifizierte ihn als ublen Reprasentanten des Nationalsozialismus und Kriminaldirektor Jacob Lolgen bezeichnete Willich als charakterschwach der zudem dem Alkohol stark zugesprochen und wirtschaftlich weit uber seine Verhaltnisse gelebt habe 10 Im Oktober 1949 wurde er nach einem Spruchkammerverfahren in Bielefeld aufgrund seiner SS Mitgliedschaft zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt von denen er jedoch nur dreieinhalb Monate verbusste Anschliessend lebte er als Handelsvertreter in Bonn und bezog zudem eine Pension Eigenen Angaben zufolge sei er Ende Januar 1951 durch den Ministerprasidenten von Nordrhein Westfalen begnadigt worden 11 Gegen Willich und drei weitere Beschuldigte wurde seitens der Staatsanwaltschaft Bochum ab 1955 ermittelt das Verfahren wurde jedoch im Marz 1957 eingestellt Verhandlungsgegenstand war die Hinrichtung des Bromberger Polizeiprasidenten Karl Otto von Salisch Ende Januar 1945 dem seinerzeit Feigheit und Pflichtvergessenheit vorgeworfen worden war 16 Im Prozess gegen den ihm seinerzeit untergebenen Gestapoleiter Gunther Venediger sagte Willich im Marz 1957 als Zeuge vor dem Schwurgericht in Stuttgart aus 15 Zuletzt wurde er 1966 staatsanwaltlich vernommen 11 Willich war zweimal verheiratet und hatte mehrere Kinder 17 Literatur BearbeitenAndreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 U Z Ullmann Zottmann Bissendorf 2012 ISBN 978 3 7648 3202 5 S 355 364 Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Dietz Bonn 2000 ISBN 3 8012 5029 6 insbesondere S 230 f Einzelnachweise Bearbeiten a b Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 356 a b Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 357 Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 357f Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 358 a b Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 359 vgl dazu Hans Christian Harten Die weltanschauliche Schulung der Polizei im Nationalsozialismus Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2018 ISBN 978 3 657 78836 1 S 98 und 106 sowie Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 Habilitationsschrift Universitat Hannover 2001 Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 359f Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 230f Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 361 a b c Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 230 a b c d Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 231 Dieter Schenk Danzig 1930 1945 Das Ende einer Freien Stadt Ch Links Berlin 2013 ISBN 978 3 86153 737 3 S 141 Marek Orski Organisation und Ordnungsprinzipien des Lagers Stutthof In Ulrich Herbert Karin Orth Christoph Dieckmann Hrsg Die nationalsozialistischen Konzentrationslager Entwicklung und Struktur Wallstein Verlag 1998 ISBN 3 89244 289 4 S 285 308 Volker Koop Himmlers letztes Aufgebot Die NS Organisation Werwolf Bohlau Koln u a 2008 ISBN 978 3 412 20191 3 S 93 a b Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 363 Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 256f Andreas Schulz Gunter Wegmann Dieter Zinke Die Generale der Waffen SS und der Polizei 1933 1945 Band 6 Bissendorf 2012 S 360f Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 9 Marz 2019 PersonendatenNAME Willich HellmutALTERNATIVNAMEN Willich Hellmut Otto Albrecht vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Fuhrer und Polizeigeneral SS Brigadefuhrer und Generalmajor der PolizeiGEBURTSDATUM 2 Mai 1895GEBURTSORT Schonberg Kreis KonitzSTERBEDATUM 15 November 1968STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hellmut Willich amp oldid 231823607