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Gunther Karl August Venediger 2 Marz 1908 in Berlin Spandau 4 April 1983 in Dusseldorf war ein deutscher Jurist im Rang eines Oberregierungsrates SS Obersturmbannfuhrer und Gestapomitarbeiter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVenediger absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaft und schloss 1936 das zweite juristische Staatsexamen mit der Note Gut ab 1 Mit der Dissertation Die Eigentumergrunddienstbarkeit wurde er 1935 36 an der Universitat Erlangen zum Dr jur promoviert Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten trat er 1933 der NSDAP Mitgliedsnummer 2 586 952 und SA bei Von der SA wechselte er 1936 zur SS SS Nr 290 567 2 3 Nach dem Studium bewarb er sich erfolglos beim Reichsministerium des Inneren erhielt dort jedoch den Hinweis dass es bei der Geheimen Staatspolizei Personalbedarf geben wurde 4 Venediger trat schliesslich 1936 als Regierungsassessor in den Polizeidienst ein und war im Geheimen Staatspolizeiamt und danach bei dem Berliner Polizeiprasidenten eingesetzt 1 Nach dem Munchner Abkommen wurde Venediger im Oktober 1938 im Sudetenland stellvertretender Leiter der Staatspolizeileitstelle Reichenberg Ab Dezember 1939 vertrat Venediger den Leiter der Staatspolizeistelle in Graudenz 5 Ab dem 15 August 1941 leitete Venediger die Staatspolizeileitstelle Danzig 2 Im November 1943 stieg Venediger zum SS Obersturmbannfuhrer auf und wurde auch zum Oberregierungsrat befordert 2 Ab 1944 war Venediger zusatzlich Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Danzig 6 Venediger war in Danzig fur mindestens 211 Einweisungen in das KZ Stutthof verantwortlich und in Morde wie Geiselerschiessungen verwickelt Auf sein Betreiben wurden unter anderem drei Polen gehangt die mit einer deutschen Frau angeblich Sexualverkehr hatten 7 Am 26 Marz 1945 setzte sich Venediger aus Danzig ab und verbarg sich fur eine Woche nahe dieser Stadt auf einem Gehoft Anschliessend gelangte er uber die Halbinsel Hela nach Swinemunde und von dort nach Schwerin wo er sich kurzzeitig in der Ausweichstelle des Reichsstatthalters Danzig Westpreussen aufhielt Danach erreichte er das Ausweichquartier der Gestapo in Flensburg Dort begegnete er Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler und wurde noch zum SS Standartenfuhrer ernannt Anfang Mai 1945 nahm er den Falschnamen Paul Schaller an und setzte sich aus Flensburg ab 8 Nach Kriegsende nannte er sich August Nieder und war bis Anfang Juli 1952 als Knecht auch einem landwirtschaftlichen Gut bei Goslar und danach als Jugendgruppenleiter auf Schloss Kaltenstein tatig auch nachdem seine Identitat dem Trager Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands bekannt geworden war Im Oktober 1952 wurde Venediger identifiziert und verhaftet Wieder in Freiheit war er als kaufmannischer Angestellter in Dusseldorf tatig 8 Funfmal wurde ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord gegen Venediger eroffnet und jeweils eingestellt Hintergrund waren durch ihn betriebene Exekutionen von Haftlingen ohne Gerichtsurteil die durch das Reichssicherheitshauptamt RSHA angeordnet worden waren Ein Hauptverfahren gegen ihn wurde jedoch nicht eroffnet da er die Rechtswidrigkeit dieser durch das RSHA angeordneten Hinrichtungen nicht habe erkennen konnen In einem weiteren Verfahren wurde er im Dezember 1953 wegen Beihilfe zum vierfachen Mord vor dem Schwurgericht Heilbronn aufgrund der im Marz 1944 erfolgten Erschiessung von vier aus dem Stalag Luft III ausgebrochenen britischen Fliegeroffizieren angeklagt Fall Sagan Er liess auf Weisung des RSHA und Heinrich Himmlers die wieder ergriffenen britischen Fliegeroffiziere aus dem Kriegsgefangenenlager Marienburg durch ihn unterstehende Beamte abholen und bei Gross Trampken im Zuge eines angeblichen Fluchtversuchs erschiessen Venediger der sich auf Befehlsnotstand berief und bei dem angeblich nicht das Erkennen der Rechtswidrigkeit des Mordbefehls nachzuweisen war wurde am 3 September 1954 freigesprochen Die Staatsanwaltschaft ging in Revision da nach ihrem Dafurhalten Venediger die Rechtswidrigkeit dieses Befehls schon aufgrund der Zustandigkeit der Wehrmachtsjustiz hatte erkennen mussen und auch der angebliche Befehlsnotstand fragwurdig sei Die Staatsanwaltschaft hatte eine funfjahrige Haftstrafe gefordert Der Bundesgerichtshof BGH verwies aus diesen Grunden den Fall zuruck an das Gericht in Heilbronn wo der Fall wieder verhandelt und Venediger erneut im November 1955 freigesprochen wurde Nachdem die Staatsanwaltschaft nochmals in Revision gegangen war wurde der Fall vor dem Landgericht Stuttgart neu aufgerollt Durch das Landgericht Stuttgart wurde er am 30 Marz 1957 wegen Beihilfe zum Totschlag zu zwei Jahren Haft verurteilt da ihm die Rechtswidrigkeit des Befehls hatte klar sein mussen und er dem Befehl wohl nicht widerwillig gefolgt sei 9 Venediger war seit Mai 1942 mit Gertrud von Billerbeck verheiratet die Ehe wurde Ende September 1967 geschieden 10 Das Paar hatte zwei Kinder Ingrid 1944 11 und Doris 1945 12 Literatur BearbeitenAndreas Eichmuller Keine Generalamnestie Die Strafverfolgung von NS Verbrechen in der fruhen Bundesrepublik Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70412 9 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Klaus Michael Mallmann Jochen Bohler und Jurgen Matthaus Einsatzgruppen in Polen Darstellung und Dokumentation Wissenschaftliche Buchgesellschaft Stuttgart 2008 ISBN 978 3 534 21353 5 Band 12 der Veroffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universitat Stuttgart Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Dietz Bonn 2000 ISBN 3 8012 5029 6 LG Stuttgart 30 Marz 1957 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XIV hrsg von Irene Sagel Grande H H Fuchs und C F Ruter Amsterdam University Press 1976 Nr 443 S 77 94Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gunther Venediger im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 235 a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 638 Gunther Venediger bei www dws xip pl Andreas Eichmuller Keine Generalamnestie Die Strafverfolgung von NS Verbrechen in der fruhen Bundesrepublik Munchen 2012 S 337 Klaus Michael Mallmann Jochen Bohle und Jurgen Matthaus Einsatzgruppen in Polen Darstellung und Dokumentation Wissenschaftliche Buchgesellschaft Stuttgart 2008 S 102 Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 234 Dieter Schenk Danzig 1930 1945 Das Ende einer Freien Stadt Ch Links Berlin 2013 ISBN 978 3 86153 737 3 S 141 143 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Dieter Schenk Hitlers Mann in Danzig Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig Westpreussen Bonn 2000 S 236 Andreas Eichmuller Keine Generalamnestie Die Strafverfolgung von NS Verbrechen in der fruhen Bundesrepublik Munchen 2012 S 337ff Genealogisches Handbuch des Adels Band 55 C A Starke 1973 S 54 Institut Deutsche Adelsforschung Pressevorkommen aus dem Dritten Reich 1935 1945 Nachweisregister zu 2 316 Druckstucken aus der deutschen Zeitgeschichte Genealogisches Handbuch des Adels Band 55 C A Starke 1973 S 56Normdaten Person GND 125505612 lobid OGND AKS VIAF 50191246 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Venediger GuntherALTERNATIVNAMEN Venediger Gunther Karl August vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist SS Fuhrer und GestapomitarbeiterGEBURTSDATUM 2 Marz 1908GEBURTSORT Berlin SpandauSTERBEDATUM 4 April 1983STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Venediger amp oldid 220880297