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Die kugelformigen Sonnentierchen Heliozoa sind einzellige Lebewesen und in der herkommlichen Systematik eine Ordnung der Wurzelfusser Rhizopoda Sie besitzen spezielle Scheinfusschen Axopodien die nach allen Richtungen strahlenformig abstehen Diese Axopodien dienen hier nicht der Fortbewegung sondern dem Fang von Beute sowie der Vergrosserung des Wasserwiderstandes um ein Absinken zu verlangsamen Sonnentierchen leben sowohl im Susswasser als auch im Meer Manche Arten bilden Skelettnadeln aus Actinophrys sol im Lichtmikroskop Inhaltsverzeichnis 1 Systematik 2 Beschreibung 3 Nahrungsaufnahme 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenLange Zeit wurden die Heliozoa als eine naturliche Verwandtschaftsgruppe angesehen aber in den letzten Jahrzehnten haben sie sich als eine polyphyletische also unnaturliche Gruppe erwiesen die aus verschiedenen Verwandtschaftsgruppen zusammengesetzt ist In der phylogenetischen Systematik werden die Heliozoa nun mit den Radiolarien Strahlentierchen im vorgeschlagenen Taxon Actinopodea zusammengefasst 1 allerdings ist diese Gruppe wahrscheinlich ebenfalls polyphyletisch 2 Der bekannteste Vertreter der Heliozoa ist Actinophrys sol Der Einzeller wurde 2013 von der Deutschen Gesellschaft fur Protozoologie zum Einzeller des Jahres gekurt Ein weiterer prominenter Vertreter ist Acanthocystis turfacea Beschreibung BearbeitenDas Cytoplasma der Sonnentierchen besteht aus dem ausseren grob vakuolisierten Ektoplasma und dem inneren fein vakuolisierten Endoplasma Sehr verbreitet sind Hull bzw Skelettbildungen die fur die systematische Einteilung der Heliozoa wichtig waren Bei manchen Formen werden unter dem Lichtmikroskop an der ausseren Zellhulle angelagerte Fremdkorper wie z B Diatomeenschalen oder Sandkornchen als Hullstrukturen erkennbar Acanthocystidea Andere Heliozoen dagegen bilden bzw bauen sich ihre Hulle selbst Die dabei gebildeten Bauelemente sind sehr vielfaltig aber fur die einzelnen Arten charakteristisch So findet man kleine Kugeln Scheibchen Plattchen Nadeln und hohle Stacheln Die Clathrulinen zum Beispiel besitzen ahnlich wie die Radiolarien kleine gitterformige Kieselschalen Sonnentierchen sind fast durchweg Susswasserbewohner Bevorzugt werden meist mesotrophe Stillgewasser oder langsam fliessende Graben mit dichtem Pflanzenbewuchs Nahrungsaufnahme Bearbeiten nbsp Actinophrys sol mit eingeschlossenem Paramecium in der Nahrungsvakuole Lichtmikroskopie Differentialinterferenzkontrast nbsp Illustration von Actinophrys sol a Grosse Nahrungsvakuole mit Nahrungspartikel darinb inneres feinkorniges Protoplasma Endoplasma c axiales Filament eines Pseudo podiums sich nach innen bis zum Kern erstreckendd zentraler Kerne kontraktile Vakuolef ausseres stark vakuolisiertes Proto plasma Ektoplasma Die Nahrungsaufnahme der Sonnentierchen erfolgt uber die strahlenartigen Fortsatze ihrer Zellen die Axopodien die mittels einer Plasmastromung ihre Beuteorganismen umschliessen und anschliessend in einer Nahrungsvakuole verdauen Phagocytose 3 Sowohl an der Zellperipherie als auch im Corticalplasma innerer Zellmembranbereich der Axopodien finden sich kleine bewegliche Kornchen die wissenschaftlich als Extrusomen bezeichnet werden Dies sind Zellorganellen die auf bestimmte aussere Reize chemisch und physikalisch hin spezielle Inhaltsstoffe ausschleudern konnen und bewirken dass Beuteorganismen wie Pantoffeltierchen an den Axopodien der Sonnentierchen kleben bleiben Um die Nahrung zu fixieren verlangert sich das Cytoplasma an der Spitze der Axopodien Die Beute wird letztendlich in einer Vakuole eingeschlossen Ursprunglich war man der Meinung dass bei unmittelbarer Beruhrung der strahlenformigen Axopodien die Beutetiere durch ein Toxin gelahmt oder betaubt wurden Diese Auffassung erwies sich aber als nicht richtig denn noch wahrend des gesamten Ablaufs der Einschliessung der Beute in die Nahrungsvakuole kann man lichtmikroskopisch eine Gegenwehr der eingefangenen Ciliaten oder Flagellaten beobachten Hin und wieder gelingt es ihnen sich wieder loszureissen Die Axopodien der Sonnentierchen scheinen in Form und Grosse normalerweise ziemlich bestandig doch konnen sie je nach Bedarf auch eingezogen besser eingeschmolzen werden Dies geschieht besonders wahrend und nach der Nahrungsaufnahme Manche Heliozoen wie Actinophrys sol bilden sogenannte Fressgemeinschaften Kommensalismus indem sie mit anderen Zellen fusionieren um gemeinsam grossere Beuteobjekte einzufangen Hierbei konnen sich zwei und mehr Individuen zusammenschliessen Auf diese Weise konnen Sonnentierchen grosse Aggregate Kolonien aus vielen Individuen bilden Ahnlich wie bei den Amoben wird die Beute in einer grossen Nahrungsvakuole eingeschlossen und anschliessend gemeinsam verdaut Nach etwa 24 Stunden losen sich die Individuen voneinander und jeder geht wieder seine eigenen Wege Heliozoen ernahren sich hauptsachlich von anderen Einzellern wie beispielsweise Wimpertierchen Ciliaten gelegentlich aber auch von kleinen Metazoen Vielzellern wie Bartierchen Tardigrada und Radertierchen Rotatoria Literatur BearbeitenDrei Zitate aus der Zeit als die Heliozoa taxonomisch noch als naturliche Gruppe galten G Ehrenberg 1838 Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen 2 Bande Leipzig M Linnenbach K Hausmann amp D J Patterson 1983 Ultrastructural studies on the food vacuole cycle of a heliozoon Protoplasma 115 43 51 H Rainer 1968 Urtiere Protozoa Wurzelfussler Rhizopoda Sonnentierchen Heliozoa In M Dahl F Peus Hrsg Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile Teil 56 Fischer Verlag Jena Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Axopodium Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Heliozoa Lexikon der Biologie auf spektrum de Actinopodea Lexikon der Biologie auf spektrum de M Linnenbach K Hausmann amp D J Patterson Ultrastructural studies on the food vacuole cycle of a heliozoon Protoplasma 115 1983 S 43 51 Normdaten Sachbegriff GND 4181839 8 lobid OGND Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnentierchen amp oldid 240863949