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Helene Richter 4 August 1861 in Wien Kaisertum Osterreich 8 November 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt 1 war eine osterreichische Anglistin Theaterwissenschaftlerin und kritikerin Aufnahme Atelier Fayer amp Pietzner ca 1931 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Richter Bibliothek 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHelene Richter stammte aus dem assimilierten judischen Burgertum sie war die Tochter des Chefarztes der Sudbahn Gesellschaft Maximilian Richter 1824 1890 und dessen Frau Emilie Emmy Lackenbacher 1832 1889 Wie ihre vier Jahre jungere Schwester Elise Richter wurde sie von einer preussisch norddeutschen Privatlehrerin unterrichtet Die Madchen wurden religios aber uberkonfessionell erzogen Die Familie feierte Weihnachten und besuchte alle Arten von Gottesdiensten ausgenommen den judischen 2 Da Frauen eine akademische Ausbildung seinerzeit noch verwehrt war bildete sie sich als Autodidaktin und begann 1886 mit Studien zu Percy Bysshe Shelley Nach dem Tod der Eltern lebte sie mit ihrer ebenfalls unverheirateten Schwester Elise zusammen die spater Romanistin erste Habilitandin und erste ausserordentliche Professorin an der Universitat Wien wurde Den beiden kam das betrachtliche Erbe ihres Vaters zu das ihnen den Bau eines Hauses im Wahringer Cottageviertel sowie zahlreiche Reisen durch Europa und Nordafrika erlaubte 3 4 Ab 1891 besuchten die Schwestern als Gasthorerinnen Vorlesungen an der Universitat Wien etwa bei dem Philologen Theodor Gomperz 5 und dem Romanisten Adolf Mussafia 4 Helene Richter veroffentlichte 1892 einen Artikel zu Shelleys 100 Geburtstag in der Vossischen Zeitung 1897 folgte ein Aufsatz uber Mary Wollstonecraft die Verfechterin der Rechte der Frau in der sozialdemokratischen Arbeiter Zeitung Sie widmete sich umfangreichen biographischen und literarisch kritischen Werken uber Shelley 1898 Thomas Chatterton 1900 William Blake 1906 George Eliot 1907 Oscar Wilde 1912 George Bernhard Shaw 1913 und Lord Byron 1929 Sie schrieb auch ein dreibandiges Werk Geschichte der englischen Romantik 1911 1918 Ab 1906 luden die beiden Richter Schwestern zu einem allwochentlichen Salon wo sich prominente Gelehrte und Kunstler trafen Dazu gehorten zum Beispiel die Frauenrechtlerinnen Marianne Hainisch und Rosa Mayreder der Musikkritiker Max Kalbeck der Schriftsteller Richard Kralik der Burgtheater Direktor Hugo Thimig und der Philologe Hans von Arnim 6 Im Janner 1911 liessen sich Helene und Elise Richter in der Lutherischen Stadtkirche in Wien taufen 7 Ihre Tatigkeit fur das Shakespeare Jahrbuch fuhrte sie zur Theaterkritik Mit Buchern wie Schauspielercharakteristiken 1914 Unser Burgtheater 1918 und Joseph Lewinsky 50 Jahre Wiener Kunst und Kultur 1925 schrieb sie uber das Wiener Burgtheater 1926 wurde sie zur Burgtheaterbiographin ernannt 4 Aufgrund ihrer Leistungen verliehen ihr die Universitaten Heidelberg und Erlangen 1931 anlasslich ihres 70 Geburtstags die Ehrendoktorwurde Im selben Jahr wurde sie als Burgerin ehrenhalber der Stadt Wien ausgezeichnet 8 Nach dem so genannten Anschluss Osterreichs an NS Deutschland wurde ihr im Marz 1938 die Lehrerlaubnis entzogen und sie erhielt Bibliotheksverbot In der Folgezeit musste sie auch ihre englischsprachige Privatbibliothek veraussern Gemeinsam mit ihrer Schwester war sie im Marz 1942 gezwungen in ein judisches Altersheim umzuziehen Von dort wurden beide am 10 Oktober desselben Jahres in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wo sie am 8 November 1942 starb 4 Ehrungen BearbeitenDas Tor der Universitat Wien das von der Garnisongasse 13 in die neuen Hofe des Campus in der Alservorstadt fuhrt tragt seit 1998 den Namen Richter Tor zur Erinnerung an Helene und Elise Richter Im Jahr 2008 wurde die Helene Richter Gasse in Wien Floridsdorf nach ihr statt zuvor nach Margret Dietrich benannt Der Deutsche Anglistenverband vergibt einen Helene Richter Preis fur eine Dissertation Habilitation oder vergleichbar niveauvolle wissenschaftliche Arbeit die sich durch Intensitat der geleisteten Forschungsarbeit Klarheit in Aufbau und Argumentation Bedeutung der Ergebnisse grosse Textnahe und gewandte sprachliche Darstellung auszeichnet 9 Richter Bibliothek Bearbeiten1942 gelangte die Bibliothek der beiden Schwestern aus etwa 3 000 Banden unter dem politischen Druck der NS Zeit an die Universitat Koln Nachdem dort der Schriftwechsel zur Bibliothek im Archiv gefunden wurde wird seit 2005 im Rahmen der NS Provenienzforschung die Bibliothek rekonstruiert publiziert und wenn moglich an die Erben restituiert Zudem soll ein kleiner Platz zwischen USB und Philosophikum nach den zwei Richterschwestern benannt werden 10 Literatur BearbeitenChristiane Hoffrath Bucherspuren Das Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer Bibliothek im Dritten Reich Bohlau Wien 2009 Richter Helene In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 18 Phil Samu Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica De Gruyter Berlin u a 2010 ISBN 978 3 598 22698 4 S 236 241 Elisabeth Lebensaft Richter Helene In Brigitta Keintzel Ilse Korotin Hrsg Wissenschafterinnen in und aus Osterreich Leben Werk Wirken Bohlau Wien Koln Weimar 2002 ISBN 3 205 99467 1 S 619 621 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Helene Richter Quellen und Volltexte nbsp Commons Helene Richter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Helene Richter im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Literatur von und uber Helene Richter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Helene Richter in der Datenbank Frauen in Bewegung 1848 1938 der Osterreichischen Nationalbibliothek Virtuelle Bibliothek Elise und Helene Richter an der Universitats und Stadtbibliothek KolnEinzelnachweise Bearbeiten Richter Helene Todesfallanzeige Ghetto Theresienstadt Opferdatenbank Holocaust cz Christiane Hoffrath Bucherspuren Das Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer Bibliothek im Dritten Reich Bohlau Wien 2009 S 82 Astrid Schweighofer Religiose Sucher in der Moderne Konversionen vom Judentum zum Protestantismus in Wien um 1900 De Gruyter Berlin Munchen Boston 2015 S 141 Christiane Hoffrath Bucherspuren Das Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer Bibliothek im Dritten Reich Bohlau Wien 2009 S 24 a b c d Renate Heuer Archiv Bibliographia Judaica Hrsg Lexikon deutsch judischer Autoren Band 18 Phil Samu De Gruyter Berlin New York 2010 S 236 Eintrag Richter Helene Astrid Schweighofer Religiose Sucher in der Moderne Konversionen vom Judentum zum Protestantismus in Wien um 1900 De Gruyter Berlin Munchen Boston 2015 S 143 Astrid Schweighofer Religiose Sucher in der Moderne Konversionen vom Judentum zum Protestantismus in Wien um 1900 De Gruyter Berlin Munchen Boston 2015 S 86 88 Astrid Schweighofer Religiose Sucher in der Moderne Konversionen vom Judentum zum Protestantismus in Wien um 1900 De Gruyter Berlin Munchen Boston 2015 S 144 145 Hanns Jager Sunstenau Die Ehrenburger und Burger ehrenhalber der Stadt Wien F Deuticke Wien 1992 S 18 Stiftung Helene Richter beim Deutschen Anglistenverband anglistenverband de abgerufen am 11 November 2014 Christine Haffmans Wiedergutmachung durch Erinnerung Opfer und Nutzniesser Die Rekonstruktion der Richter Bibliothek in der Universitats und Stadtbibliothek Koln In Mit Uns Mitarbeiterzeitschrift Uni Koln Juni 09 S 20f Ende 09 Teil II Notverkauf nach Koln S 22f Siehe auch uni koeln de pdf S 22 25Normdaten Person GND 116512113 lobid OGND AKS LCCN n83139062 VIAF 40131744 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richter HeleneKURZBESCHREIBUNG osterreichische Anglistin Theaterwissenschaftlerin und kritikerinGEBURTSDATUM 4 August 1861GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 8 November 1942STERBEORT Konzentrationslager Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helene Richter Anglistin amp oldid 234245368