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Heinrich Christoph Jussow 9 Dezember 1754 in Kassel 26 Juli 1825 ebenda war ein deutscher klassizistischer Architekt und Gartengestalter Entwurfszeichnung fur das Wilhelmshoher Tor von Heinrich Christoph Jussow um 1805 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Jugendjahre 1 3 Wanderjahre 1 4 Hofbaumeister und Gartenarchitekt in Kassel 2 Tod 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Heinrich Christoph Jussow war der einzige Sohn des Architekten und landgraflichen Oberbaumeisters Johann Friedrich Jussow 1701 1779 1 der unter den Landgrafen Wilhelm VIII und Friedrich II von Hessen Kassel zahlreiche Dorfkirchen in Niederhessen errichtete und dessen Ehefrau Katharina Elisabeth geb Stoffregen 1715 1779 2 Er hatte zwei Schwestern Er selbst blieb unverheiratet und ohne Nachkommen Jugendjahre Bearbeiten In seinem 7 Lebensjahr wurde er in die Lateinschule in Kassel eingeschult die er widerwillig aber nach 10 Jahren erfolgreich abschloss Danach wechselte 1771 an das Collegium Carolinum in Kassel wo der Mathematikprofessor Johann Matthias Matsko sein beliebtester Lehrer und grosses Vorbild wurde Auf Druck seiner Eltern ging Jussow Ostern 1773 zum Jura Studium an die Philipps Universitat Marburg aber er hatte wenig Interesse an diesem Fachgebiet und kehrte nach zwei Jahren zuruck ans Collegium Carolinum wo er sich wieder dem Studium der Mathematik unter Matsko widmete 1776 ging er wieder auf elterlichen Druck an die Georg August Universitat Gottingen um sein Jurastudium fortzusetzen Auch dort fand er weniger Gefallen an den Rechtswissenschaften als an den Vorlesungen des Mathematikprofessors Abraham Gotthelf Kastner Die ernsthafte Erkrankung beider Eltern zwang ihn Ostern 1778 zur Ruckkehr nach Kassel Jussows Mutter starb im Marz 1779 sein Vater im Juli 1779 und zur Suche nach einer den Lebensunterhalt sichernden beruflichen Tatigkeit Er entschied sich fur Architektur bildete sich im Selbststudium im Zeichnen weiter und erhielt im Oktober 1778 eine Assistentenstelle im landgraflichen Baudepartement Dort war er zwar nur mit untergeordneten Tatigkeiten befasst konnte sich aber gleichzeitig durch das Studium architekturtheoretischer Schriften vor allem des Barocks und durch die Beschaftigung mit dem vom Palladianismus gepragten Werk seines Vorgesetzten dem Oberhofbaumeistes Simon Louis du Ry weiterbilden Wanderjahre Bearbeiten nbsp Die Lowenburg um 1900 historische Postkarte links der im Zweiten Weltkrieg zerstorte Bergfried1781 wurde Jussow Architekturlehrer an der 1777 aus dem Collegium Carolinum herausgelosten Kasseler Kunstakademie Im gleichen Jahr besuchte Landgraf Friedrich II Paris wo er den bekannten fruhklassizistischen Hofarchitekten und Stadtplaner Charles de Wailly kennenlernte ihn zum Ehrenmitglied der Kunstakademie Kassel ernannte und ihn mit Planungen zum Umbau und der stadtebauliche Einbindung des Landgrafenschlosses in Kassel beauftragte De Wailly kam 1782 nach Kassel und legte dort seine Plane vor Bald darauf erhielt Jussow vom Landgrafen ein Reisestipendium und eine Empfehlung an de Wailly womit er 1783 nach Paris reiste dort zwei Jahre lang die Konigliche Bauakademie besuchte und dabei stark von de Wailly beeinflusst wurde Darauf folgte ein langer Italienaufenthalt bei dem er sich vor allem in Rom Neapel und auf Sizilien dem Studium der Architektur und bildenden Kunst der Antike widmete und auf der Ruckreise die Stadte Oberitaliens Triest und Wien besuchte Auf Wunsch des seit November 1785 regierenden Landgrafen Wilhelm IX Sohn Friedrichs II und der englischen Prinzessin Maria reiste Jussow zum Gartenarchitekten des Landgrafen ernannt danach noch uber Hamburg nach England um sich dort herrschaftliche Landsitze anzusehen und mit der in Mode gekommenen Garten und Cottage Architektur der Ornamental Farm bekannt zu machen Hofbaumeister und Gartenarchitekt in Kassel Bearbeiten nbsp Der Aquadukt im Bergpark WilhelmshoheNach seiner Ruckkehr nach Kassel wurde Jussow wieder im Baudepartement angestellt und von Landgraf Wilhelm IX dem spateren Kurfursten Wilhelm I u a mit der Planung des Mittelbaus des Schlosses Wilhelmshohe und der Umgestaltung des Bergparks Wilhelmshohe beauftragt Du Ry hatte einen Flugel des Schlosses den Weissensteinflugel bereits fertiggestellt der andere der Kirchflugel war im Bau Jussow entwarf den freistehenden Mitteltrakt dessen Bau 1792 in Angriff genommen und 1798 beendet wurde Dieser Bau die als Kunstliche Ruine von 1793 bis 1798 erbaute neugotische Lowenburg und die Gestaltung des Bergparks gelten als Jussows Hauptwerke Im Park bei dessen Umgestaltung er eng mit dem Brunnen und Wasserkunstinspektor Carl Steinhofer und dem Garteninspektor Daniel August Schwarzkopf zusammenarbeitete errichtete er verschiedene kleine Bauten wie z B den Apollo Tempel das Felseneck und die Halle des Sokrates entwickelte den Schlossteich den heutigen Lac und erweiterte die Wasserspiele durch Bauwerke wie den Fontanenteich 1789 90 die Jussow Kaskade und die Teufelsbrucke mit dem Hollenteich 1792 93 3 Jussow entwarf auch den Aquadukt 1788 1792 die Nachbildung einer verfallenen romischen Wasserleitung von der das Wasser in eine 34 Meter tiefer gelegene Schlucht sturzt Auch der Um und Ausbau 1790 91 des 1762 errichteten grossen Marstalls beim Schloss Wilhelmshohe war sein Werk er selbst bezog 1791 eine Wohnung im neuen Obergeschoss des Marstalls als er die sogenannte Bagatelle die er wahrend seiner Arbeit in Wilhelmshohe bewohnt hatte fur den Landgrafen bei dessen Aufenthalten in der kunstliche Landlichkeit des Bergparks freimachen musste 4 nbsp Apollo Tempel sog Jussow Tempel am Fontanenteich links im Hintergrund der Herkules nbsp Das Felseneck nbsp Halle des Sokrates nbsp Jussow Kaskade nbsp Teufelsbrucke im Winter nbsp MarstallNach du Rys Tod 1799 wurde Jussow als dessen Nachfolger Oberkammerrat und Oberhofbaudirektor somit dem Hofbau Land Chaussee und Wasserbauwesen vorstehend sowie Direktor der Architekturabteilung an der Kunstakademie Jussow war sehr fleissig und arbeitete oft an mehreren Projekten gleichzeitig Er entwarf zahlreiche Gebaude sowie Einrichtungsgegenstande wie Betten Stuhle Tische Ofen Stuckornamente und Wandverkleidungen nbsp Die um 1799 erbaute Kapelle im Schlosspark Riede das Gebaude ist nicht mehr im Originalzustand 2019 Wahrend der Zeit des kurzlebigen napoleonischen Konigreichs Westphalen unter Jerome Bonaparte von 1807 bis 1813 blieb Jussow als Direktor der Krongebaude und Generalinspekteur der Brucken Chausseen und offentlichen Gebaude im Amt In diese Zeit fiel im Jahre 1809 Jussows Aufnahme in die Kasseler Freimaurerloge Hieronymus Napoleon zur Treue bis Juli 1807 noch Friedrich von der Freundschaft genannt Nach dem Ende des Konigreichs Westphalen und der Rucknahme des Logenverbots wurde 1814 daraus die Loge Wilhelm zur Standhaftigkeit 5 Mit der Restitution des Kurfurstentums und der Ruckkehr des Kurfursten Wilhelm I Ende 1813 bekam Jussow seine Stellung als Oberhofbaudirektor wieder zuruck Auch ernannte ihn der Kurfurst am 27 Juni 1820 zum Kommandeur II Klasse des Hausordens vom Goldenen Lowen nbsp Das Auetor um 1900Da das Kasseler Stadtschloss 1811 durch einen Grossbrand teilweise zerstort worden war liess der Kurfurst 1816 nicht nur den nahezu vollig zerstorten Nordwestflugel sondern auch die zwar ebenfalls beschadigten aber noch stehenden drei anderen Flugel abreissen und beauftragte Jussow mit der Planung einer neuen Residenz der monumentalen Chattenburg die an dieser Stelle errichtet werden sollte Ihre Ausmasse und der Aufwand die etwa der Wiener Hofburg entsprachen gingen weit uber den ublichen Rahmen einer landesfurstlichen Residenz hinaus 6 7 dessen Grundstein 1820 gelegt wurde benotigte eine Menge Arbeiter Als Jussow nicht genug Maurer auftreiben konnte stellte er im Marz 1820 einen Antrag alle beim Militar befindlichen Maurergesellen der Garnisonen Kassel Hersfeld Marburg und Ziegenhain fur den Bau der Chattenburg abzustellen Der Antrag wurde genehmigt 200 zusatzliche Arbeiter trafen ein und auf der Baustelle arbeiteten nun ca 1200 Mann Die Arbeiten wurden nach Wilhelms I Tod 1821 eingestellt als nur das erste Stockwerk im Rohbau stand Das Auetor in Kassel gilt als Jussows letzte Arbeit die sein Nachfolger als Oberbaudirektor Johann Conrad Bromeis 1825 fur ihn ausfuhrte 1876 wurde es zu einem Kriegerdenkmal umgestaltet und 1896 wegen des Theaterbaus auf den Schlossplatz verlegt Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstort und schliesslich abgerissen Tod Bearbeiten nbsp Lageplan der Ehrengraber auf dem Altstadter FriedhofJussow starb am 23 Juli 1825 im Alter von 71 Jahren nach langer Krankheit Er wurde an der Sudseite des Altstadter Friedhofes vor dem von ihm selbst entworfenen Mausoleum der 1820 verstorbenen Gemahlin des Kurfursten Wilhelm I Wilhelmine Karoline von Danemark bestattet Literatur BearbeitenHeinrich Christoph Jussow In Neuer Nekrolog der Deutschen Dritter Jahrgang 1825 Zweites Heft Voigt Ilmenau 1827 S 841 851 Allgemeine Encyklopadie der Wissenschaften und Kunste Zweite Section H N Dreissigster Theil Brockhaus Leipzig 1853 S 8 9 Jurgen Klein Heinrich Christoph Jussow Erbauer der Lowenburg zu Kassel und die englische Neogotik In Architectura Zeitschrift fur Architekturgeschichte Band 5 2 1975 S 138 169 Christoph Dittscheid Kassel Wilhelmshohe und die Krise des Schlossbaues am Ende des Ancien Regime Charles De Wailly Simon Louis Du Ry und Heinrich Christoph Jussow als Architekten von Schloss und Lowenburg in Wilhelmshohe 1785 1800 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1987 ISBN 978 3 88462 029 8 Gerd Fenner u a Heinrich Christoph Jussow Ein hessischer Architekt des Klassizismus Kassel 1999 ISBN 3 931787 09 5 Hans Reuther Jussow Heinrich Christoph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 702 f Digitalisat Hans Ottomayer Christiane Lutakis Heinrich Christoph Jussow 1754 1825 Ein Hessischer Architekt Des Klassizismus Eine Ausstellung der Staatlichen Museen Kassel Museum Fridericianum Ausstellungskatalog Hrsg Staatliche Museen Kassel Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1999 ISBN 3 8846 2160 2 Christoph Behr Die Lowenburg im Schlosspark Wilhelmshohe als Schatulle am Sommersitz Kaiser Wilhelms II Rekonstruktion zum Umgang mit dem Inventar der Lowenburg in wilhelminischer Zeit Diplomarbeit an der Hochschule fur Technik Wirtschaft und Kultur Leipzig 2010 Anja Dotsch Die Lowenburg im Schlosspark Kassel Wilhelmshohe Verlag Schnell und Steiner Regensburg 2006 ISBN 3 7954 1891 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinrich Christoph Jussow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bildindex der Kunst und Architektur Heinrich Christoph Jussow Architekturzeichnungen Jussows in den Bestanden der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel Kassel Wilhelmshohe neuer Marstall Entwurf Grund und Aufriss http freimaurer wiki de index php Heinrich Christoph Jussow freimaurer wiki de Jussow Heinrich Christoph Hessische Biografie Stand 4 Februar 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Fussnoten Bearbeiten Sohn des Pfarrers Johann Ernst Jussow in Niedernjesa bei Gottingen und dessen Ehefrau Rosina Margarethe geb Hupeden Tochter des Amtsvorstands Friedrich Henrich Stoffregen in Bredenbeck Deister Jussows holzerne Teufelsbrucke wurde 1826 durch eine Eisenkonstruktion von Jussows Nachfolger Johann Conrad Bromeis ersetzt http www kassel wilhelmshoehe de peripherie html Die Loge schloss sich 1815 mit der Kasseler Loge Zur vollkommenen Eintracht und Freundschaft und der Loge Eintracht zur Akazia in Eschwege ab 1817 in Allendorf ab 1822 in Ellershausen zur Errichtung einer neuen Provinzialgrossloge zusammen die sich ab 1817 Grosse Mutterloge von Kurhessen nannte Allgemeines Handbuch der Freimaurerei Erster Band A L Hesse Leipzig 1900 S 447 448 Grundriss Jussow im Bildindex der Kunst und Architektur Deutsches Dokumentationszentrum fur Kunstgeschichte Bildarchiv Foto Marburg Fassade Jussow im Bildindex der Kunst und Architektur Deutsches Dokumentationszentrum fur Kunstgeschichte Bildarchiv Foto MarburgNormdaten Person GND 118714309 lobid OGND AKS LCCN n2002027476 VIAF 3265546 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jussow Heinrich ChristophKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und GartengestalterGEBURTSDATUM 9 Dezember 1754GEBURTSORT KasselSTERBEDATUM 26 Juli 1825STERBEORT Kassel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Christoph Jussow amp oldid 233404991