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Der Heidenwall in Oldenburg Niedersachsen war eine im 11 Jahrhundert entstandene Ringwallanlage deren holzerne Reste sich im Boden erhalten haben Die Befestigungsanlage nahe der Hunte diente vermutlich der Kontrolle einer Furt am Fluss uber den ein Handelsweg von Suden bzw von Bremen nach Ostfriesland fuhrte Die Erbauer und der Aufgabezeitpunkt der Anlage sind nicht bekannt Stadtgeschichtlich handelt es sich um eine mogliche Vorgangeranlage einer Burg die 2 3 km weiter ostlich von der Stelle des heutigen Oldenburger Schlosses stand HeidenwallDurch die Ausgrabung freigelegte ringformige Holzfundamente des HeidenwallsDurch die Ausgrabung freigelegte ringformige Holzfundamente des HeidenwallsStaat DeutschlandOrt OldenburgEntstehungszeit 1032 33Burgentyp Niederungsburg WallburgErhaltungszustand Keine ResteStandische Stellung GrafenBauweise Holz ErdeGeographische Lage 53 8 N 8 15 O 53 14107 8 25114 Koordinaten 53 8 27 9 N 8 15 4 1 OHeidenwall Niedersachsen p3 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Aufbau 3 Geschichte 4 Kartendarstellungen 5 Wiederentdeckung 6 Ausgrabung 7 Bewertung 8 Prasentation und weitere Erforschung 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Heidenwall ist in einem damals feuchten und moorigen Niederungsgelande errichtet worden das nicht als Siedlungsstandort geeignet war Er befand sich zwischen zwei Flussarmen der Hunte die als wasserfuhrende Burggraben dienten Heute liegen die Reste der Befestigungsanlage im Osten der Stadt zwischen einem Gewerbegebiet dem Hemmelsbaker Kanal und der Hunte Aufbau Bearbeiten nbsp Holzfacher des Heidenwalls im FundamentbereichLaut den Ergebnissen der 2007 erfolgten Ausgrabung handelte es sich beim Heidenwall um eine aus einer Holz Erde Mauer bestehende annahernd kreisformige Anlage Die Mauer ist als Holz Kasten Konstruktion errichtet worden In der ersten Ausbaustufe hatte sie einen ausseren Durchmesser von etwa 45 Meter in der zweiten Ausbaustufe betrug er etwa 54 bis 56 Meter Die Befestigungsanlage besteht aus Holzkasten in Blockbauweise die zu einem grossen Ring zusammengefugt waren Das Innere der Kasten war mit Klei gefullt der im getrockneten Zustand dem Wall die notwendige Stabilitat verlieh Die Breite der Kasten betragt radial etwa vier Meter tangential etwa funf Meter Die Hohe der Befestigung durfte mindestens funf Meter betragen haben Von innen war zur Stabilisierung des Walls Sand angeschuttet worden An den vorgefundenen Holzstammen liess sich das Datum der Baumfallung dendrochronologisch datieren Demnach erfolgte die erste Ausbaustufe der Befestigung im Jahr 1032 und etwa 10 Jahre spater kam es zu einer zweiten Bauphase Dabei setzte man der alteren Holz Erde Mauer eine flache mit Torfplaggen gefullte Kastenreihe ahnlichen Ausmasses vor die mit der inneren Kastenreihe nicht verbunden war Der Vorbau erfolgte vermutlich aus statischen Grunden und sollte Schutz vor Unterspulungen und Abschwemmungen am Burggraben sowie im Bereich der Berme geben Beim Bau des Heidenwalls wurde hauptsachlich Erlen und Eichenholz verwendet Geschichte BearbeitenDie Erbauer des Heidenwalles sind nicht bekannt da die schriftlichen Quellen im Nordwesten Niedersachsens fur die 1 Halfte des 11 Jahrhunderts luckenhaft sind Im nahen Bremen war bereits Erzbischof Unwan 1013 1029 als Erbauer einer starken Wallbefestigung hervorgetreten Einer seiner Nachfolger Erzbischof Hermann 1032 1035 begann die Bremer Domburg mit einer Steinmauer zu befestigen die dann Erzbischof Bezelin 1035 1042 mit einem grossen Tor versah uber oder neben dem sich ein Turm in italienischer Manier erhob Im Ammerland an dessen Sudgrenze der Heidenwall liegt trat im Jahr 1059 ein Graf Huno auf Eng verwandt mit ihm war offenbar ein Graf Egilmar der 1091 erstmals bezeugt wird 1108 wird er in Zusammenhang mit der Aldenburg Oldenburg als Graf im Grenzgebiet von Sachsen und Friesland genannt Grossen Einfluss haben im Sachsen zu dieser Zeit die Billunger Herzoge deren Verhaltnis sich zu den Erzbischofen von Bremen ab Mitte der 30er Jahre des 11 Jahrhunderts zunehmend verschlechterte Der Schwerpunkt ihrer Besitzungen lag in der Luneburger Heide im Weserbergland und Ostwestfalen aber auch in Friesland Jever mit Munzstatte und Befestigung nahmen sie grafliche Rechte wahr Der Heidenwall kame somit als wichtiger Verbindungspunkt an einer Furt uber die Hunte in Frage Die Frage ob es sich um die ursprungliche Oldenburg Omersburg gehandelt hat ist weiterhin offen Kartendarstellungen BearbeitenDa der Heidenwall eine Landmarke darstellte ist er fruh auf Landkarten abgebildet worden Erstmals erscheint er im Deichatlas von Johann Conrad Musculus von 1625 26 als Einzeichnung eines Erdhugels unter der Bezeichnung Heydenwall Weitere Kartennennungen und darstellungen stammen aus den Jahren 1702 1729 und 1740 In einer Karte von 1802 wird er nur noch namentlich genannt Nach dem Abtrag des Hugels mit dem Bau des Hemmelbaker Kanals um 1830 verschwand der Heidenwall aus den Karten und geriet in Vergessenheit Bis in die heutige Zeit wurde davon ausgegangen dass seine Reste durch Wasser und Deichbaumassnahmen vollkommen beseitigt worden sind Deshalb fuhrten ihn die Denkmalschutzbehorden nicht im Verzeichnis der Kulturdenkmaler als Bodendenkmal auf wie das Niedersachsische Denkmalschutzgesetz fordert Wiederentdeckung BearbeitenDie Wiederentdeckung des verloren geglaubten Ringwalls geht auf den Oldenburger Historiker Martin Teller zuruck der den Standort seit langem mit Hilfe alter Kartenwerke ausgemacht hatte Er erkannte auch mittels Luftbilder den Standort der Wallanlage deren Umrisse durch Bewuchsmerkmale in der Vegetation sichtbar waren Als im Jahre 2006 im Osten Oldenburgs Plane zur Anlage eines 29 Hektar grossen Gewerbegebietes bekannt wurden alarmierte er den Stutzpunkt Oldenburg des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege Die Bodenbewegungen durch Abtrag Auftrag und Sandaufspulungen hatten auch den Standort des Ringwalls betroffen und ihn zerstort Ausgrabung Bearbeiten nbsp Die durch die Ausgrabung freigelegte Holzkasten des HeidenwallsAufgrund des Hinweises des Oldenburger Historikers Martin Teller unternahm das Niedersachsische Landesamt fur Denkmalpflege im Mai 2007 eine Probegrabung die zum Auffinden von uberraschend gut erhaltenen Bauteilen der Befestigung fuhrte Anschliessend standen fur eine Rettungsgrabung wegen der geplanten Bauarbeiten nur vier Wochen zur Verfugung Dafur stellten die Stadt Oldenburg das Niedersachsische Landesamt fur Denkmalpflege und das Niedersachsische Ministerium fur Wissenschaft und Kultur mit 20 000 Euro 1 erhebliche Sach und Geldmittel zur Verfugung Die Grabung unter Einsatz von schwerem Gerat des THW und einer Grabungsfirma erfolgte im Juni und Juli 2007 unter hohem Zeitdruck Erschwerend wirkte sich ein durch Witterungsbedingungen und Baumassnahmen bedingter hoher Grundwasserspiegel aus Tiefer gelegene Bereiche konnten zum Teil nicht untersucht werden da sie unter Wasser lagen Es konnten gut erhaltene Holzbefunde geborgen und konserviert werden Die Ausgrabung fuhrte nur zu wenigen Fundstucken da der Innenraum des Ringwalls nicht untersucht wurde Insgesamt wurde ein Drittel der Anlage ausgegraben Weitere nicht ausgegrabene Bereiche der Anlage liegen unter dem Deich des Hemmelsbaker Kanals andere wurden schon beim Bau des Kanals um 1830 abgetragen Nach Abschluss der Ausgrabung wurde die Grabungsstelle wieder verfullt und ist im Gelande kaum erkennbar Die unterste Lage der Fundamentholzer wurde im feuchten Boden belassen der sie dauerhaft konserviert Aufgrund der archaologischen Bedeutung des Heidenwalls ist sein Gelande von der Bebauung durch das Gewerbegebiet ausgenommen worden Bewertung BearbeitenMit 54 bis 56 Meter Aussendurchmesser gehort der Heidenwall zu den kleinen Ringwallen Nordwestdeutschlands Zwei vergleichbare Burgwalle sind die Neue Burg in Hamburg und die Burg in Itzehoe die 1024 bis 1025 sowie 1000 erbaut wurden Kennzeichnend fur den Heidenwall ist der verhaltnismassig kleine Innenraum ca 500 bis 550 m mit einem Durchmesser von etwa 25 Meter Die baugeschichtliche Bedeutung des Heidenwalls liegt darin dass die Holzer der Wallbefestigung und ihre Substruktionen durch ihre Lage im Feuchtbodenmilieu ausserordentlich gut erhalten waren Dies ist sonst in Mitteleuropa im 11 Jahrhundert fast nur bei slawischen Burganlagen der Fall bei denen sich wegen ihrer Lage in Niederungen und Seen die Holzer im Grundwasserbereich gut erhalten haben Der dendrochronologisch auf die Jahre 1032 33 sowie 1042 datierte Heidenwall hatte eine Relevanz fur das 900 jahrige Stadtjubilaum von Oldenburg im Jahre 2008 da der Ort in historischen Quellen 1108 als Aldenburg erstmals urkundlich erwahnt worden ist Prasentation und weitere Erforschung BearbeitenEine Rekonstruktion der Ringwallanlage am Originalplatz wurde ausgeschlossen Trotzdem bestehen Planungen die holzernen Reste der Offentlichkeit zu prasentieren Dazu wurden 38 obere Holzstamme der Anlage entnommen und einem mehrjahrigen Konservierungsprozess zugefuhrt 2 Sie sollen spater in der Ausstellung des Stadtmuseums Oldenburg zu sehen sein 3 Ende 2007 wurde die Forschergruppe Heidenwall gegrundet um die Anlage umfassend zu erforschen Beteiligte Organisationen sind neben dem Stadtmuseum Oldenburg die Universitat Oldenburg das Seminar fur Ur und Fruhgeschichte der Universitat Gottingen das Niedersachsische Landesamt fur Denkmalpflege und das mit der Ausgrabung beauftragte Grabungsunternehmen Arcontor Am Tag des Baumes im April 2013 wurden im Bereich des Heidenwalls durch Mitglieder des Heimat und Burgervereins Neuenwege des NABU und anderer Heimatvereine aus Oldenburg Baume und Straucher angepflanzt Ausserdem wurde eine Informationstafel zur Entdeckungsgeschichte des Heidenwalls aufgestellt Siehe auch BearbeitenListe von Burgen und Schlossern in NiedersachsenLiteratur BearbeitenAlbrecht Eckhardt Hg Der Deichatlas des Johann Conrad Musculus von 1625 26 Oldenburg Holzberg 1985 ISBN 3 87358 250 3 Heinrich Schmidt Siedlungsanfange Ort und Burg im fruhen und hohen Mittelalter In Christoph Reinders Duselder Geschichte der Stadt Oldenburg Bd 1 Von den Anfangen bis 1830 Verlag Isensee Oldenburg 1997 S 12 35 ISBN 3 89598 400 0 Hans Wilhelm Heine Fruhe Burgen zwischen Ems Elbe und Werra Ein Forschungsbericht In Stefan Hesse Hrsg Spurensicherung 25 Jahre Kreisarchaologie Rotenburg Wumme Archaologische Berichte des Landkreises Rotenburg Wumme Bd 11 Verlag Isensee Oldenburg 2004 S 305 344 ISBN 3 89995 171 9 Gerhard Stahn Mathias Wiegert Der Heidenwall in Oldenburg In Archaologie in Deutschland 2007 Heft 6 S 47 48 ISSN 0176 8522 Heinrich Schmidt Oldenburg 1108 Interpretation einer Urkunde In Oldenburger Jahrbuch Geschichte Archaologie Naturkunde Bd 107 2007 S 11 25 insbes 19 ff ISSN 0340 4447 Jana Esther Fries Hans Wilhelm Heine Der Heidenwall Eine Burganlage des 11 Jahrhunderts eine Rettungsgrabung als Beitrag zur Oldenburger Stadtgeschichte In Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen Bd 27 2007 Heft 4 S 118 124 ISSN 0720 9835 Online PDF 392 kB 4 Hans Wilhelm Heine Der Heidenwall in Oldenburg Ein archaologischer Beitrag zur Ersterwahnung Oldenburgs 1108 Wegweiser zur Ur und Fruhgeschichte Niedersachsens Bd 27 Verlag Isensee Oldenburg 2008 ISBN 978 3 89995 537 8 Hans Wilhelm Heine collis gentilium Der Heidenwall in Oldenburg Oldb Ergebnisse der Grabungen 2007 In Burgen und Schlosser Bd 49 2008 Heft 4 S 211 222 ISSN 0007 6201 Hans Wilhelm Heine Der Heidenwall bei Oldenburg Oldb Eine Holz Erde Burg datiert auf 1032 33 bzw 1042 In Peter Ettel Hrsg Chateau Gaillard 24 Actes du colloque international de Stirling Ecosse 30 aout 5 septembre 2008 Caen 2010 Bohlau Koln 2010 S 115 121 ISBN 978 2 902685 77 6 Jana Esther Fries Burg zwischen Fluss und Moor Der Oldenburger Heidenwall in Archaologie in Niedersachsen 2008 S 56 59 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heidenwall Oldenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Frank Both zu Heidenwall in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts abgerufen am 8 Juli 2021 Beschreibung des Heidenwalls bei der Stadt Oldenburg Beschreibung der Rettungsgrabung am Heidenwall Memento vom 20 Februar 2008 im Internet Archive beim Archaologieportal Niedersachsen geloschte Fotos Broschure Der Heidenwall in Oldenburg beim Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege Website von Martin Teller Reste des Heidenwalls am Osthafen gefahrdet mit Ausgrabungsfotos Historisches Kartenmaterial zum Heidenwall Zeitungsbericht mit Fotos im Delmenhorster Kreisblatt vom 2 Juni 2007 PDF 607 kB Zeitungsbericht mit Fotos im Sonntagsblatt Oldenburg vom 3 Juni 2007 PDF 602 kB Felix Zimmermann Rettung vor dem Kieslaster in Tageszeitung vom 10 Juli 2007 Albrecht Ude Tellers Kampf in Die Zeit vom 26 Juli 2007 Holzartenbestimmungen der Konstruktionsholzer des Heidenwalls Stadt Oldenburg beim Niedersachsischen Institut fur historische KustenforschungEinzelnachweise Bearbeiten Ringwall soll unter Parkplatzen verschwinden in Weser Kurier vom 16 Juni 2007 Klaus Fricke Die alte Burg bleibt im Wasser frisch in NWZ online vom 26 September 2007 Karsten Rohr Heidenwall beschaftigt die Experten in NWZ online vom 21 Dezember 2007 Berichte zur Denkmalpflege 2007 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidenwall Oldenburg amp oldid 238734654