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Das Heidentor ist ein Felsbogen Es liegt auf der Gemarkung von Egesheim nahe der Grenze zu Bubsheim und Reichenbach im Landkreis Tuttlingen in Baden Wurttemberg auf dem Bergrucken Oberburg in einer Hohe von etwa 925 m u NHN Am Heidentor befand sich eine bedeutende fruhkeltische Kultstatte die in den 1990er Jahren durch Raubgrabungen bekannt und in nachfolgenden archaologischen Notgrabungen nachgewiesen wurde Heidentor fotografiert von der Talseite Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 3 Archaologische Funde Historische Bedeutung 4 Archaologische Fundstellen in der Umgebung 5 Raubgrabung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 QuellenLage BearbeitenDas Heidentor liegt am Rande des Landkreises Tuttlingen auf dem Heuberg Es befindet sich nahe der Gemarkungsgrenze zwischen Egesheim Bubsheim und Reichenbach am Plateaurand des Bergruckens Oberburg in ca 925 m u NHN Es ist nur zu Fuss uber einen steilen Pfad erreichbar Beschreibung BearbeitenDer Journalist Jurgen Mayer nennt als Jahreszahl fur die alteste bekannte Beschreibung 1897 1 Die Ausmasse des Heidentores werden dort wie folgt angegeben 20 Fuss hoch 15 Fuss breit Jedoch wird das Felstor als Heidenthor bereits wesentlich fruher in der Literatur erwahnt so zum Beispiel im Werk Volksthumliches aus Schwaben von 1861 2 Weitgehend ubereinstimmende Beschreibungen geben die Hohe bzw die Offnungshohe des Heidentores mit 6 Meter 1 3 die Offnungsbreite mit 4 Meter an 3 Am Heidentor soll nach Angaben aus dem 19 Jahrhundert eine seit langem versiegte Quelle entsprungen sein In der Nahe befindet sich ausserdem das sogenannte Millbronnle dessen Wasser als heilkraftig galt 4 2 Diese Art Felsbogen sind nicht ungewohnlich fur die Gegend der Sudwestalb so finden sich noch weitere in der Nahe Bei der Kolbinger Hohle 5 Im Furstlichen Park Inzigkofen Das dortige Felstor ist ein spatbronzezeitlicher Opferplatz 6 Das Heidentor ist als Naturdenkmal und als Geotop geschutzt Archaologische Funde Historische Bedeutung BearbeitenBereits seit langerem waren Keramikfunde von drei Stellen der Oberburg bekannt Daher wird auf der Oberburg eine dunne Besiedlung aus einzelnen Gehoften wahrend der Bronzezeit und fruhen Urnenfelderzeit angenommen 7 Obwohl fruher teilweise behauptet lasst sich eine Befestigung des Plateaus durch einen Ringwall nicht erkennen Auch die Existenz von Querwallen zum Bergrucken hin ist unsicher 8 Anfang der 1990er Jahre wurden am Heidentor durch Raubgraber bedeutende archaologische Funde Hinterlassenschaften der Kelten aus der Spathallstatt und Fruhlatenezeit 9 gemacht Am Steilhang wurden 63 Fibeln und Fibelbruchstucke 27 Ringe 7 Tullen spitzen zwei Pfeilspitzen bzw Pfeilbolzen Bronzeknopfe Blechperlen Bronzezwingen und verschiedene Bruch und Einzelteile des Weiteren verschiedener Frauenschmuck wie griechische Glasperlen 10 Haarnadeln Ringchen und Gurtelschmuck 9 11 Die metallenen Schmuckstucke wurden unterhalb des Heidentors gefunden Hinzu kommen unverbrannte Tierknochen und kleinteilig zerscherbte Tongefasse zum Teil in Miniaturgrosse die man oberhalb des Felsentores bis zum Plateaurand nachweisen konnte Daraus wurde die folgende Entwicklung des Opferbrauches rekonstruiert Am Beginn des 6 Jahrhunderts vor Christus begannen Menschen mit gemeinschaftlichen Trank und Speiseopfern bei denen Gefasse rituell zerschlagen und die Uberreste des rituellen gemeinsamen Mahls zuruckgelassen wurden Bald traten Sachopfer von einzelnen Personen zum Gemeinschaftsopfer hinzu Die Fibeln konnten ursprunglich an Kleidungsstucken befestigt gewesen sein die man wie in manchen griechischen Heiligtumern dort ablegte um Heilung von Krankheiten zu erlangen 12 Nordlich der Alpen gibt es nur zwei vergleichbare Fundorte aus dieser Zeit Die Brodelquelle bei Bad Pyrmont und die Riesentherme bei Dux Duchcov Tschechien An beiden Orten befinden sich Heilquellen Insbesondere Bad Pyrmont ist heute als Kurort bekannt Da aufgrund der Raubgrabung nur wenig uber die Art und Lagerung der ersten Funde bekannt ist lassen sich heute von den Archaologen nur wenige Ruckschlusse auf die tatsachlichen Vorgange am Heidentor ziehen So wird allgemein davon ausgegangen dass es sich bei den Funden um Opfergaben insbesondere durch Frauen vielleicht im Zusammenhang mit einem Fruchtbarkeitskult handelt 13 Moglicherweise wurden auch die phallusartigen Nadelfelsen in diesen Zusammenhang mit einbezogen Aufgrund der Funde kann aber davon ausgegangen werden dass das Heidentor ein uberregional bekanntes und bedeutsames Naturheiligtum der Kelten war Es handelt sich um den ersten in Baden Wurttemberg bekannt gewordenen Opferplatz aus fruhkeltischer Zeit Der Opferbrauch am Heidentor beginnt im 6 Jahrhundert vor Christus und dauert 400 Jahre lang an Der jungste Fund ist eine spatkeltische Munze vom Typ Regenbogenschusselchen aus dem 3 Jahrhundert vor Christus 14 Archaologische Fundstellen in der Umgebung BearbeitenIn der Beilsteinhohle lagen Funde der Urnenfelderzeit In der Umgebung von Egesheim sind bei Bubsheim Bottingen und Konigsheim vorgeschichtliche Grabhugel bekannt Bei Nusplingen Heidenstadt liegt eine spatkeltische Viereckschanze des 2 oder 1 Jahrhunderts vor Christus 15 Der so genannte Gotzenaltar bei Konigsheim ist ein naturlicher Felsen bei dem Grabhugel unbekannten Alters angelegt worden sind und im Jahr 1939 bronze oder hallstattzeitliche Scherben gefunden wurden 16 Raubgrabung BearbeitenMit der Raubgrabung am Heidentor beschaftigte sich vom 11 Oktober 2008 bis zum 8 Februar 2009 auch die Ausstellung Raubgraber Schatzgraber im Museum Biberach In Zusammenarbeit mit dem Landesamt fur Denkmalpflege und dem Landeskriminalamt Baden Wurttemberg wurde unter anderem die Geschichte der Raubgrabung am Heidentor im Jahr 1990 aufbereitet Der Weg der Fundstucke fuhrte uber einen Sammler in Dusseldorf an einen Handler aus Trier der sie dann dem Wurttembergischen Landesmuseum in Stuttgart zum Kauf anbot Spater erhielt der Sammler eine Geldstrafe der Handler wurde mangels Beweisen freigesprochen und die Funde wurden eingezogen Uber den oder die Raubgraber selbst ist bis heute nichts bekannt Durch die Raubgrabungen wurde die geschichtliche Aussagekraft des Fundplatzes Heidentor weitgehend zerstort und so entstand fur die archaologische Forschung auch ein erheblicher immaterieller Schaden Darauf folgende archaologische Notgrabungen konnten die Herkunft der Funde vom Heidentor bestatigen aber naturlich die Lage und Verteilung der Masse der Funde nicht mehr rekonstruieren Zur Ausstellung erschien auch ein Begleitbuch 17 Siehe auch BearbeitenListe der Naturdenkmale in EgesheimLiteratur BearbeitenSibylle Bauer Hans Peter Kuhnen Fruhkeltische Opferfunde von der Oberburg bei Egesheim Lkr Tuttlingen In Hansjorg Kuster Amei Lang Peter Schauer Hrsg Archaologische Forschungen in urgeschichtlichen Siedlungslandschaften Festschrift fur Georg Kossack zum 75 Geburtstag Regensburger Beitrage zur prahistorischen Archaologie 5 Univ Verlag Regensburg u a Regensburg 1998 S 239 292 Hartmann Reim Felsturme Hohlen heilige Zeichen In Andrea Brauning Wolfgang Lohlein Suzanne Plouin Hrsg Die fruhe Eisenzeit zwischen Schwarzwald und Vogesen Le Premier age du Fer entre la Foret Noire et les Vosges Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg 66 Freiburg i Br 2012 S 146 179 hier v a 171 175 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heidentor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersichtsseite mit Fotos Geotopsteckbrief PDF 9 4 MByte auf Mapserver des Landesamtes fur Geologie Rohstoffe und Bergbau LGRB Hinweise Quellen Bearbeiten a b Jurgen Mayer Im Schatten der Vergangenheit Oertel Sporer Verlag Reutlingen 2004 ISBN 3 88627 270 2 S 9 a b Anton Birlinger Volksthumliches aus Schwaben Band 1 Herder sche Verlagsbuchhandlung Freiburg im Breisgau 1861 1862 Abschnitt 210 Das Millbronnle a b schnippenburg de Informationen fur Lehrerinnen und Lehrer zur Ausstellung im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabruck 6 Mai bis 5 August 2007 Bauer Kuhnen S 256 Gemeinde Kolbingen zwischen Himmel und Hohle Memento des Originals vom 4 November 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kolbingen de Webpage der Gemeinde Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 1 2007 S 45 Memento des Originals vom 3 November 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www denkmalpflege bw de PDF 4 8 MB Reim S 171 Bauer Kuhnen S 256 a b Landesdenkmalamt BW Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 23 Konrad Theiss Verlag 1999 Reim S 174 Bauer Kuhnen S 241 Reim S 171 Bauer Kuhnen Reim S 171 Bauer Kuhnen S 256 Fundberichte aus Schwaben N F 11 1 1938 1950 S 62 Frank Brunecker Hrsg Raubgraber Schatzgraber Theiss Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2238 8 48 123091 8 842476 925 Koordinaten 48 7 N 8 51 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidentor Egesheim amp oldid 237550359