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Als Harpfe wird ein Bauwerk aus Holz mit senkrechten Pfosten und waagerechten Brettern zum Trocknen von Heu oder Getreide bezeichnet Im oberen Gailtal und im Gitschtal findet sich noch die altere Bezeichnung Kose oder Kese Im Oberen Drautal und im Molltal wird sie meist Hilge genannt In Slowenien wird sie Kozolec oder Toplar genannt und ist in Westslowenien noch in grosser Anzahl zu finden In der Schweiz heissen sie Histe oder Kornhiste schweizerdeutsch Hischt romanisch Chischner Talina werden dort jene Histen genannt die an der Sonnenseite der Stalle angebracht sind Harpfe in Podkoren SlowenienDoppelharpfe in GreifenburgAhnliche Erntetrockengestelle mit hohenverstellbarem Dach in Nordwest Deutschland und den Niederlanden werden als Rutenberg bezeichnet Kleinere nicht standig aufgestellte Geruste hingegen heissen Heureiter oder Dieme Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der Harpfe 2 Verbreitungsgebiet 3 Histe 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksEntwicklung der Harpfe Bearbeiten nbsp Hiefler mit Heu nbsp Heumanderl im Museumsdorf Kurnbach Aus der Notwendigkeit heraus auch auf feuchten Boden und bei ungunstiger Witterung Heu fur den Winter zu trocknen haben sich im alpinen Raum verschiedene Methoden entwickelt das frisch geschnittene Gras vor Bodenfeuchtigkeit und Witterung zu schutzen so dass es zu Heu trocknen konnte Die einfachste Vorrichtung dafur war der Hiefler ein entrindeter unten zugespitzter junger Baum von ca 2 bis 2 5 Metern Hohe auf dessen verbliebene ca 20 cm langen Astansatze das Gras gehangt wurde In anderen Gebieten wurden 3 oder mehr Stangen so zusammengestellt dass sie ebenfalls frisches Gras oder Getreide zum Trocknen aufnehmen konnten Diese Formen werden als Dieme oder Heumanderl bezeichnet sind aber fur das Ursprungsgebiet der Harpfe nicht typisch Um mehr Heu oder Getreide aufnehmen zu konnen wurden mit der Zeit Querstangen zwischen entsprechend geformte Steher gelegt Um bei beiden Stehern gleichmassige Abstande zwischen den Auflagern fur die Querstangen zu erhalten wurden anstatt der naturlich gewachsenen Aste zurechtgeschnittene Stabe so in Lochern befestigt dass sie leicht nach oben geneigt waren und ein Abrollen der Querstangen vermieden Diese Vorrichtung wurde Stangenreiter genannt und war wie der Hiefler nur wahrend der Heuernte auf den Feldern Aus dem Stangenreiter entwickelte sich schliesslich die einfache Harpfe mit stabilen Stehern in denen die Stangen in Lochern eingelassen waren Als weiterer Entwicklungsschritt kam dann noch eine stabile Eindeckung dazu die dem Futter vor direktem Regen und Schnee Schutz bot Im steilen Gelande wurde diese dann auch noch seitlich abgestutzt um sie unempfindlich gegen den Winddruck zu machen Aus zwei nebeneinander stehenden einfachen Harpfen entwickelte sich schliesslich die Doppel oder Hofharpfe Diese war nicht nur stabiler sondern bot in ihrem Inneren Platz fur Gerate und im oberen Bereich auch einen sicheren und trockenen Aufbewahrungsplatz fur Feldfruchte aller Art nbsp Harpfe mit neuer Verwendung als Rastplatz nbsp Neubau am Goggauer Feld bei Tarvis bei dem die Harpfe als Stilelement verwendet wird Obwohl die Verwendung von Harpfen bis in das Mittelalter zuruckreicht stammen die meisten heute noch erhaltenen aus dem 20 Jahrhundert Nur wenige Exemplare aus dem 19 Jahrhundert sind noch erhalten Dies ist auf die Verwendung von naturbelassenem Holz als alleinigem Baumaterial zuruckzufuhren Heute werden immer mehr Harpfen nicht mehr ausschliesslich mit diesem sondern zunehmend auch mit artfremden Materialien wie Blechdachern oder Betonsaulen renoviert Verbreitungsgebiet BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Harpfe erstreckte sich fruher von Kroatien uber das westliche Slowenien Teile der Steiermark ganz Oberkarnten bis ins oberste Molltal bis nach Ost und Sudtirol Aus der Gegend um Innichen und Sexten stammt auch die Bezeichnung Harpfe die seit dem 13 Jahrhundert als solche nachgewiesen ist Sie hat den alteren Begriff Kose oder Kese verdrangt Dieser findet sich nur noch im oberen Gailtal und Gitschtal das in Karnten noch heute die hochste Dichte dieser bemerkenswerten Bauten aufweist sowie als Kesne im schweizerischen Graubunden Im westlichen Slowenien wird der Begriff Kozolec fur die einfache und Toplar fur die Doppelharpfe verwendet Kozolec und Toplar und auch Mischformen wie asymmetrisch gebaute Doppelharpfen pragen auch heute noch weithin das Landschaftsbild in Westslowenien und sind dort zu einem nationalen Symbol geworden In den Westalpen tritt die Harpfe noch bis Piemont und das Oberwallis auf wird in Graubunden als Kesne bezeichnet und heisst Fava bei den Ladinern Sudtirols Ausser in den Alpen kommt die Harpfe als Trocknungsgerust noch in Skandinavien und im nordlichen Russland vor sie ist aber auch im Sudosten Chinas und im angrenzenden Tibet zu finden 1 Histe Bearbeiten nbsp Hist im Wappen von Flond nbsp Kornhiste in Obersaxen nbsp an der gleichen Stelle um 1910 nbsp Noch nicht befullte Kornhiste Talina in FaleraHisten ratoromanisch Chischner wurden vor allem in den Kantonen Graubunden und Tessin verwendet um die darauf aufgeschichteten Getreidegarben nachreifen zu lassen So wurden beispielsweise im September 1961 in Obersaxen wo sie ein landschaftliches Wahrzeichen darstellten noch rund 60 Histen gezahlt 2 3 Im Lorischboden nordostlich von Meierhofen wurde als Erinnerung daran eine Hist aufgestellt Im Dorf Flond in der gleichen Region ist eine Histe im Gemeindewappen dargestellt Da in hohen Lagen der erste Schnee fruh fallt konnte das Getreide nicht auf den Feldern reifen Darum schnitt man das Getreide fruhzeitig und hangte die gebundelten Ahren auf die Kornhisten Die Korngarben wurden jeweils abends auf die Histen geschichtet In den unteren Lagen wurden die Garben mit einer mit einem Nagel versehenen Latte hinaufgereicht fur die oberen Lagen wurde ein Flaschenzug verwendet Hischter genannt Um die Korner vor Vogelfrass zu schutzen wurden die Ahren an den Garben gebogen damit aussen moglichst wenig Ahren zu sehen waren Hafer wurde nicht in Garben gehistet sondern an den Latten aufgehangt Nachdem das Getreide vollstandig gereift war wurde es von den Histen zum Dreschplatz gebracht Wegen des Ruckgangs des Getreideanbaus sind die Histen aus dem Landschaftsbild verschwunden Siehe auch BearbeitenScheuneLiteratur BearbeitenThomas Reitmaier Chischner rescana und talina Trockengestelle im Schweizer Alpenraum In Harpfe Zeitschrift fur Landeskunde Bd 3 2011 S 49 54 Konrad Huber Uber die Histen und Speichertypen des Zentralalpengebietes Eine sach und sprachgeschichtliche Untersuchung Romanica Helvetica Bd 19 Zurich und Genf 1944 Karl C Berger Von der Harpfe In Rudolf Ingruber Hrsg Osttirol Geschichte Volkskunde Kunst Studien Verlag Innsbruck u a 2005 ISBN 3 7065 4050 9 S 71 88 Renzo Rucli Kozolec Monumento dell architettura rurale Spomenik ljudske arhitekture Cooperativa Lipa editrice S Pietro al Natisone 1998 zweisprachig italienisch slowenisch Martin Steiner Eine kleine Kulturgeschichte der Harpfen In Karntner Bauernkalender 2008 ZDB ID 2138226 8 S 216 219 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Wopfner Bergbauernbuch Band 3 Hauptstuck 7 12 Wirtschaftliches Leben Schlern Schriften Bd 298 Tiroler Wirtschaftsstudien Bd 49 Wagner Innsbruck 1997 ISBN 3 7030 0277 8 S 153 Histe In Jahreshefte des Vereins Pro Supersaxa Jg 1989 S 758 762 Online PDF 25 6MB Konrad Huber Uber die Histen und Speichertypen des Zentralalpengebietes Eine sach und sprachgeschichtliche Untersuchung Romanica Helvetica Bd 19 Zurich und Genf 1944 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Harpfe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chischner rescana und talina Trockengestelle im Schweizer Alpenraum PDF 492 kB Harpfe Zeitschrift fur Landeskunde 2011 Hayracks Museum of Hayracks Sentrupert slowenisch englisch Kozolec Slovene Architecture englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harpfe amp oldid 228529497