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Haralampi G Oroschakoff russisch Harlampij G Oreshakov 23 Mai 1955 in Sofia ist ein osterreichischer Maler Schriftsteller und Publizist Er gilt als Vorreiter im Ost West Dialog in der Kunst und Erneuerer der Ikonenrezeption in der westlichen Malerei 1 Haralampi G Oroschakoff 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Doppelkreuz und Osteuropa 2 2 Theorie Literatur und Politik 3 Rezeption 4 Ausstellungen 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Sammlungen Auswahl 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHaralampi Oroschakoff ist der Sohn des Industriellen Georgij H Oroschakoff eines Nachkommen der exilierten russischen Adelsfamilie Haralamow Oreschak und seiner Ehefrau Welika Ugrin Gudarowska aus der Familie Ugrin Csak 1960 floh die Familie aus Sofia uber Belgrad nach Wien 1961 erhielt Oroschakoff die osterreichische Staatsburgerschaft Seinem Vater gehorten die osterreichischen Industrieunternehmen Oroschakoff Tor Stahl Ges m b H und B V B Ges m b H 2 Nach mehreren Schulwechseln und dem Abitur war Oroschakoff 1973 drei Monate lang Gasthorer bei Rudolf Hausner an der Wiener Akademie der Bildenden Kunste danach Autodidakt Es folgten Stationen in Cannes New York Genf und Koln 1981 reiste er nach Patmos und auf den Berg Athos Im gleichen Jahr erhielt er den Projektpreis der Stadt Wien und den Anerkennungspreis fur Bildende Kunst des Landes Niederosterreich Im Jahre 1983 zog er nach Munchen um Ich wollte die Stadt Munchen in den Wurgegriff nehmen Dieselbe Stadt in ihrer selbstgefalligen Schonheit verharrt und durch Nabelschau dumpf geworden in der am Anfang des 20 Jahrhunderts Wassily Kandinsky Alexej v Jawlensky und der dalmatische Grieche und selbst erschaffene Italiener Giorgio de Chirico die ersten Kampfe einer modernen Auffassung von Wert und Welt fuhrten und am Ende eines Jahrhunderts in dem wir alle zu Emigranten gemacht worden waren und wie Mobelstucke in aufgelassenen Raumen hin und her geschoben wurden 3 1987 erhielt Oroschakoff das Stipendium Bildende Kunst der Stadt Munchen und im Jahre 1991 den Schwabinger Kunstpreis Nach dem Ende des Kalten Krieges um 1990 folgten Einladungen und Reisen nach Serbien 4 Bulgarien 5 Russland 6 Slowenien 7 und Kasachstan 8 Lander aus denen Oroschakoffs Vorfahren stammten Seit 1998 lebt und arbeitet er in Berlin Cannes und Wien Er ist seit 2000 in zweiter Ehe verheiratet mit Diana Grafin von Hohenthal und Bergen Von 1986 bis 2000 war er verheiratet mit Johanna Grafin von und zu Eltz gen Faust von Stromberg Werk BearbeitenIn den 1980er Jahren trat Oroschakoff mit Zeichnungen Textcollagen Installationen und Videoperformances hervor denen es um mehr als das blosse Schaffen asthetischer Werte geht Oroschakoff ist auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk eine universelle Weltschau die die Kategorien Natur Artefakt und Humanes integral widerspiegelt 9 Seine fruhen Arbeiten stehen unter dem Eindruck der Wiener Jahre Schulwechsel Sprachlosigkeit und Isolation bei gleichzeitigem beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg der Familie Sie drehen sich um Fragen der Asthetik und der Identitat um die Wechselbeziehung von Individualitat und Kollektiv sowie um Kommunikation im Spiegel des Konsums 10 Oroschakoff deckt unsere Angst und Furcht auf unsere Verweigerung der Selbsterkenntnis unsere Unsicherheit vor dem Arbeitsplatz wie die der prazisen Lokalisierung Oroschakoff visualisiert das was Soziologen und Historiker erst langsam erforschen Siberia oder die Einsamkeit in uns allen 11 Doppelkreuz und Osteuropa Bearbeiten Mitte der 1980er Jahre begann die Ruckbesinnung auf den byzantinisch orthodoxen Kulturkreis seiner Herkunft Daraus resultierte die Konzentration auf das orthodoxe Kreuz als Bildgrund Doppelkreuz Diese Bildserien fuhrten die monochrome Malerei eigenstandig weiter und benannten die unsichtbare Kulturgrenze zwischen dem postlateinischen Westen und dem postbyzantinischen Osten 12 Das bewusste positive Einbeziehen unterschiedlichster Zitate aus dem slawisch russischen und kleinasiatischen Bereich und der Versuch eine neue zeitgemasse Ikone zu entwickeln zeigen deutlich dass es Oroschakoff um eine Akzentverschiebung geht dies nicht aus sentimentaler Liebe zu seinen Wurzeln sondern weil er im ostlichen Kulturbereich etwas lebendig glaubt das im Westen langst verschuttet ist 13 Auf die Offnung der Berliner Mauer 1989 folgte ein weiterer Perspektivwechsel Die physische Begegnung mit dem Osten vertiefte die bis dahin theoretische Auseinandersetzung mit der Kunst und Kultur Osteuropas Es entstanden Freundschaften mit Vertretern der damaligen Avantgarde Boris Groys IRWIN Andrei Filippov Yuri Albert Vadim Zakharov Luchezar Boyadjiev u a Kuratorische Projekte und Vorlesungen festigten Oroschakoffs Ruf als Ost West Experte Kraftemessen Munchen 1994 mit Margarita Tupitsyn Boris Groys und Viktor Misiano Bulgariaavantgarde Munchen 1998 mit Iara Boubnova 4 Internationale Almaty 1998 mit Yerbosyn Meldibekov und Kanat Ibragimov 14 Seine Kunstsammlung Moskauer Konzeptualismus der 80er und 90er Jahre Ergebnis einer langjahrigen Auseinandersetzung mit der russischen Avantgarde der Perestroika hat Oroschakoff 2003 dem Kupferstichkabinett Berlin vermacht 15 Seit 2008 widmet er sich der Weiterfuhrung seines Gesamtkunstwerks Musee d Art et de Lettre das konzeptionell bis 1979 zuruckreicht und als Spurensuche die unterschiedlichsten Ausdrucksformen Techniken und Materialien zu Erlebnisraumen zusammenfugt Theorie Literatur und Politik Bearbeiten Vor dem Hintergrund der Ost West Annaherung und spateren Entfremdung trat Oroschakoff auch als Herausgeber und Publizist in Erscheinung Beispiele Kraftemessen 16 und Instant Archaeology 17 Das kunstlerische Engagement wurde um soziokulturelle und geostrategische Aspekte erweitert Neben Zeichnung und Malerei bilden das Archivieren und die Gegenuberstellung des Selbstverstandnisses und der Verhaltensmuster in Ost und West eine wichtige Komponente in Oroschakoffs Werk Einen Hohepunkt markierte das Sachbuch Die Battenberg Affare Bloomsbury Verlag 2007 Oroschakoff entwirft darin das historische Panorama eines Kulturkampfs der Geschichte und Geschichten im 19 Jahrhundert verknupft Im Zentrum steht die Orientalische Frage Das Buch ist die Geschichte Europas im Sudosten des Kontinents seit dem Zerfall und Ende des Osmanischen Reiches 18 Etwa seit der Jahrhundertwende beteiligt Oroschakoff sich an der politischen Diskussion zu Russland zum Balkan und zum Kaukasus zu diesem Themenkreis publiziert er Essays und Kommentare in Lettre International Russland kontrovers 19 und in anderen Medien Rezeption BearbeitenBereits die Installation Dandolo die sich mit der Zerstorung Konstantinopels durch die Kreuzritter im 13 Jahrhundert beschaftigte Museum Fridericianum Kassel 1989 Staatsgalerie Moderner Kunst Munchen 1990 Kunstverein Gottingen 1989 rief eine heftige Kontroverse in der Kunstszene hervor Der Kurator Justin Hoffmann nannte Oroschakoff einen weissrussischen Revanchisten 20 Die Suddeutsche Zeitung schrieb Oroschakoff der Konservative bejaht das Absolutum seines Glaubens und setzt es in den tradierten Kanon des asthetisch Schonen 21 Einen positiveren Widerklang fand die Installation in der FAZ Oroschakoff und dies macht ihn zum Vorbild fur viele die durch die Offnung des Ostblocks in ihrer kulturellen Identitat zutiefst verunsichert wurden hat gelernt sich zu seiner Gespaltenheit zu bekennen 22 Elke Schmitter schrieb 2002 im Spiegel uber Oroschakoff das Bild des zornigen jungen Mannes exotisch angereichert durch ostentatives Dandytum und eine fremdartige Herkunft Nirgends fraglos zuhause ist seine Wahrnehmung kulturellen Gedachtnisverlustes ausgepragt und sein Empfinden fur Gegensatze gescharft 23 Im Magazin CATO schreibt Thomas Fasbender 2018 Anders als Kasimir Malewitsch der das moderne Denken mit seinem monochromen Quadrat frontal angeht es vollendet und uberwindet lasst Oroschakoff es im Doppelkreuz dem Heilssymbol der Orthodoxie hinter sich wie einen Hund der bellt wahrend die Karawane ins Jenseits zieht 24 Der Schriftsteller Martin Mosebach bezeichnete ihn als orthodoxen Maler und unorthodoxen Historiker 25 Ausstellungen BearbeitenSeit 1981 ist Oroschakoff bei Ausstellungen Symposien und Lesungen in ganz Europa Russland und den USA prasent u a Biennale di Venezia 1988 documenta IX 1992 Moskau Biennale 1998 Biennale Sao Paulo 2002 Bienal del Fin del Mundo Mar del Plata 2014 15 26 In Cannes 2021 22 Les visages des frontieres im Musee des explorations du monde 27 Veroffentlichungen Auswahl Bearbeiten2021 Das Lacheln des Emigranten wdpress Berlin 2016 Oroschakoff Doppelkreuz Monographie Hatje Cantz Berlin 2013 Wenn sie nicht elegant sind dann bemuhen sie sich um eine eigene Note in Charade Rochade herausgegeben von Axel Haubrok Distanz Verlag Berlin 2013 Der Prokurator in Galerie der Namenlosen herausgegeben von Hanns Zischler Elke Schmitter Alpheus Verlag Berlin 2007 Die Battenberg Affare 1 Berlin Verlag 2007 Die Orientalische Frage in Lettre International Nr 78 2004 Moskauer Konzeptualismus Sammlung Haralampi G Oroschakoff und Sammlung Verlag Archiv Vadim Zakharov herausgegeben von Hein Th Schulze Altcappenberg Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin Verlag der Buchhandlung Walther Konig Koln 2001 Moskau oder die eigenen Leidenschaften sind nicht verhandelbar und Die Berliner Republik Was im Werden ist war schon in Moskau Berlin Stereogramme herausgegeben von Tilman Spengler Berlin Verlag 1999 Weltverdopplung oder die Realisierung der Orientalischen Frage in Dogma 95 Damonen herausgegeben von Frank Castorf Volksbuhne Berlin und Kleist Festtage Frankfurt Oder 1999 Inhabitants at the Edges of the World Itinerants and Orientalists Texte von Alexander Borovsky Margarita Tupitsyn Kathrin Becker Marie Louise von Plessen Matthias Flugge Haralampi G Oroschakoff Berlin Press 1998 Bulgariaavantgarde Texte von Haralampi G Oroschakoff Iara Boubnova Kurator Alexander Kiossev Luchezar Boyadjiev Ivailo Ditchev Diana Popova herausgegeben von Haralampi G Oroschakoff Salon Verlag Koln 1997 Instant Archaeology Texte von Josif Bakschtejn Sabine Hansgen Aleksander Jakimovic Michael Meuer Christian Schneegass Viktor Tupitsyn herausgegeben von Gerhard Theewen und Akademie der Kunste Berlin Salon Verlag Koln 1997 Die Akte Odessa Text von Boris Groys herausgegeben von Reiner Speck und Gerhard Theewen edition separee Salon Verlag Koln 1996 Kraftemessen Texte von Nikita Alexejew Katja Degot Boris Groys Sabine Hansgen Haralampi G Oroschakoff Viktor Misiano Margarita Tupitsyn Victor Tupitsyn Slavoj Zizek u a herausgegeben von Haralampi G Oroschakoff Cantz Verlag Ostfildern 1995 Eine Textsammlung 1979 1994 Reihe Cantz Cantz Verlag Ostfildern 1994 Stalnimi Subami Upustenii Avangard in Emigrazia i Straniki Pastor Zond Edition Nr 5 Koln 1993 Polis Texte von Luchezar Boyadjiev Dorothea Eichenauer Rainer Metzger Hohenthal und Bergen Munchen 1988 Lampos Texte von Francois Nedellec Wladimir Sinojew Luise Horn Wilfried Dickhoff herausgegeben von Wilfried Dickhoff fur Galerie Joachim Becker Cannes 1987 Oroschakoff Texte von Luise Horn Wilfried Dickhoff Noemi Smolik Kunstraum MunchenSammlungen Auswahl BearbeitenStadtische Galerie im Lenbachhaus Munchen Museum of Modern Art MUMOK Wien Musee d Art et Contemporain Genf Berlinische Galerie Berlin Deutsche Bank Frankfurt The State Russian Museum St Petersburg Documenta Archiv Kassel Museum of Modern Art Prato Italien Sparkasse Koln Bonn Kupferstichkabinett Staatliche Sammlungen zu Berlin Deutscher Sparkassenverlag Stuttgart Humanic Sammlung Graz Osterreich Sammlung Graninger Rupertinum Salzburg Osterreich Trevi Flash Art Museum of Contemporary Art Palazzo Lucarini Trevi Italien Deutsches Historisches Museum Berlin Archiv und Sammlung Pastor Zond Vadim Zakharov Koln Moskau Berlin Sammlung Durckheim Sammlung Dieter und Si Rosenkranz Berlin Sammlung Eltz Oroschakoff Hamburg Sammlung Thomas Munchen Sammlung Michel Wurthle Paris Bar Berlin Collection Gimbel New York Collection Holleb Chicago Tiba Art Collection 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Franz Krahberger Kafig Freiraum Projekt In Gerhard Jaschke und Hermann Schurrer Hrsg Freibord Zeitschrift fur Literatur und Kunst Wien Mai 1981 Horst Christoph Feuerfahnen in der Dammerung In Profil Das unabhangige Nachrichtenmagazin Osterreichs Nr 3 Wien 19 Januar 1981 Dieter Ronte Siberia Hrsg Galerie Tanit Munchen 1984 Diana Grafin v Hohental und Bergen Hrsg Oroschakoff Doppelkreuz Hatje Cantz Berlin 2016 ISBN 978 3 7757 4207 8 Carla Schulz Hoffmann Der Kunstler als Konstrukteur der Gefuhle Hrsg Diana Grafin Hohenthal Kyrill amp Method Verlag Munchen 1989 S 17 Andrew Solomon Works from the Underground Freed by Glasnost In The New York Times New York 18 Juni 1995 Michael Lailach Moskauer Konzeptualismus In Museums Journal Berlin Oktober 2003 Haralampi G Oroschakoff Hrsg Kraftemessen Cantz Verlag Ostfildern 1996 Gerhard Theewen und Akademie der Kunste Berlin Hrsg Instant Archaeology Salon Verlag Koln 1997 Jurgen Busche Die Battenberg Affare In Cicero Berlin November 2007 http www russlandkontrovers com Justin Hoffmann Die Deutschlandfrage In Artis Kunstmagazin Artis Kunstverlag Baden CH Oktober 1990 Eva Karcher Konkrete Utopien In Suddeutsche Zeitung Nr 47 Februar 1991 Katharina Hegewisch Erinnerungen leuchten auf In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 111 Frankfurt Mai 1990 Elke Schmitter Der Schimmel uber Berlin In Der Spiegel Nr 28 2002 Thomas Fasbender Du wirst ein Fremder unter Fremden bleiben In Cato 3 2018 S 86 Martin Mosebach Pressetext zur Buchvorstellung Die Battenberg Affare Bloomsbury Verlag Frankfurt 2010 Ausstellungen Abgerufen am 19 Dezember 2017 deutsch Haralampi G Oroschakoff Visages des frontieres auf cannes comNormdaten Person GND 118893793 lobid OGND AKS LCCN n88020207 VIAF 117092579 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oroschakoff Haralampi G KURZBESCHREIBUNG osterreichischer KunstlerGEBURTSDATUM 23 Mai 1955GEBURTSORT Sofia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haralampi G Oroschakoff amp oldid 221111611