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Hans Ludwig Rauh 3 Juni 1892 in Frankfurt am Main 9 Marz 1945 in Endbach 1 war ein deutscher Lehrer und Mundartforscher Seine Arbeiten zur Frankfurter Mundart bildeten eine wesentliche Grundlage fur das zwischen 1971 und 1985 herausgegebene Frankfurter Worterbuch Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werke Auswahl 3 Literatur 3 1 Frankfurter Worterbuch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenRauh war Studienrat an der Klinger Oberrealschule Er promovierte 1921 an der Universitat Frankfurt mit der Dissertation Die Lautlehre der Frankfurter Mundart Sein Doktorvater Friedrich Panzer hatte bereits 1911 die Vorarbeiten zur Herausgabe eines Frankfurter Worterbuches begonnen das Vorhaben aber bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges einstellen mussen Einen Teil der 304 seitigen nur handschriftlich hinterlassenen Dissertation veroffentlichte Rauh 1921 unter dem Titel Die Frankfurter Mundart in ihren Grundzugen dargestellt Teil dieser Arbeit war eine genaue raumliche Abgrenzung der in den einzelnen Stadtteilen gesprochenen Mundarten Die in den Jahren 1900 und 1910 eingemeindeten Vororte waren sprachlich noch nicht mit der historischen Kernstadt verschmolzen Vor allem in den nordostlichen Vororten Seckbach Preungesheim und Berkersheim sowie in Oberrad wurde noch der mittelhessische Dialekt der Wetterau gesprochen Die ubrigen nordlichen Vororte gehorten schon wie Frankfurt zum sudhessischen Dialektgebiet und unterschieden sich nur in der Aussprache einiger Vokale und Konsonanten Rauh beobachtete dass seine Probanden zuruckhaltend blieben solange er ihre Ausserungen mit Notizblock und Papier unmittelbar notierte da sie befurchteten mit ihrer Mundart der Lacherlichkeit anheimzufallen 2 Viel bessere Voraussetzungen fur seine Forschungen bildeten die Frankfurter Apfelweinwirtschaften insbesondere in Bornheim Bockenheim und Sachsenhausen in denen Zecher aus allen Bevolkerungsschichten zusammensassen und in der Gruppe viel lockerer und gesprachiger wurden als bei einer direkten Befragung 2 Noch 1921 ubernahm Rauh die von Panzer hinterlassene Arbeit am Frankfurter Worterbuch musste sie aber schon 1922 infolge der Inflation wieder einstellen 1937 sorgte der 1932 auf den Frankfurter Lehrstuhl fur Deutsche Philologie berufene Julius Schwietering fur eine Wiederbelebung des Projekts Frankfurter Worterbuch Er hatte aus seiner Zeit an der Universitat Munster Erfahrung in der Mundartforschung erworben wo er das Westfalische Worterbuch geleitet hatte Rauh und der junge Referendar Heinz Bodensohn 1912 1943 entwarfen einen Fragebogen mit 33 Fragen zum menschlichen Korper den er im Januar 1937 im Frankfurter Generalanzeiger und im Frankfurter Volksblatt veroffentlichte um moglichst viele Rucklaufe zu erreichen Seine Informanten unterwies Rauh schriftlich uber die Regeln nach denen sie ihre Beitrage selbst auf Zettel notizeren sollten um sie worterbuchfahig aufzubereiten Das gramm Geschlecht die Pluralform die Bedeutung und evtl Redensarten in denen das Wort vorkommt sind anzugeben Auf einem Zettel wollen Sie bitte nur eine Sache behandeln 3 Neben der Fragebogenaktion entwickelte Rauh eine Methodik zu kollektiven Interviews in Frankfurter Schulklassen So liess er beispielsweise die Schuler zweier Untertertien 56 Synonyme fur trinken zusammenstellen darunter einfache wie kippen heben kummeln und schoppeln und zusammengesetzte Redewendungen wie die Gurgel schwenken oder einer Flasche den Hals brechen 4 1939 ubernahm die Preussische Akademie der Wissenschaften das Patronat fur das Frankfurter Worterbuch Rauh wurde im August 1939 Leiter dieses Forschungsprojektes fur das die Stadt Frankfurt auf Veranlassung von Oberburgermeister Friedrich Krebs eine Stelle schuf und Raumlichkeiten in der Alten Stadtbibliothek bereitstellte Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Fortfuhrung der mundlichen und schriftlichen Befragungen Viele seiner Gewahrspersonen darunter Rauhs Assistent Bodensohn fielen dem Krieg zum Opfer Rauh wurde im Marz 1940 in den Schuldienst zuruckgerufen konnte aber als alleiniger Bearbeiter das gesammelte Material von inzwischen rund 130 000 Belegen weiterbearbeiten Als besonders wertvolle Quelle erwiesen sich die hinterlassenen Manuskripte von Johann Joseph Oppel die Rauh 1938 aufgefunden und innerhalb von zwei Jahren nach seiner Systematik auf 30 000 Zettel ubertragen hatte 5 Anfang 1945 lagerte Rauh sein Archiv in ein Landschulheim der Stadt Frankfurt in Endbach im Hessischen Hinterland aus Im Marz 1945 starb Rauh dort Nach der Frankfurter Biographie beging er am 9 Marz 1945 Selbstmord nach anderen Quellen verungluckte er todlich am 19 Marz 1945 1 Das ausgelagerte Material kam nach Kriegsende an die Universitat Frankfurt zuruck wo es im Institut fur deutsche Volkskunde aufbewahrt wurde 1968 begann unter Leitung von Wolfgang Bruckner die Herausgabe des Frankfurter Worterbuchs das mit Unterstutzung der Frankfurter Historischen Kommission 1971 bis 1985 in 18 Lieferungen erschien Werke Auswahl BearbeitenHans Ludwig Rauh Die Frankfurter Mundart in ihren Grundzugen dargestellt Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1921 Abgedruckt in Frankfurter Worterbuch Band I Einleitung Hans Ludwig Rauh Zur Rhythmik und Melodik der Frankfurter Mundart In Max Preitz Hrsg Von deutscher Sprache und Art Beitrage zur Geschichte der neueren deutschen Sprache zur Sprachkunst Sprachpflege und zur Volkskunde Frankfurt am Main 1925 S 141 160 Abgedruckt in Frankfurter Worterbuch Band I Einleitung Hans Ludwig Rauh Der Frankfurter in Sprache und Dichtung In Frankfurt Buch der Stadt Frankfurt am Main 1927 S 32 39 Literatur BearbeitenWolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 S 173 174 Rosemarie Schanze Hans Ludwig Rauh Entwicklung des Projekts Frankfurter Worterbuch In Sprache und Gesellschaft in Frankfurt am Main Studien zum Frankfurter Worterbuch Frankfurter Verein fur Geschichte und Landeskunde e V Hrsg Studien zur Frankfurter Geschichte Band 21 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 7829 0340 4 S 55 64 Frankfurter Worterbuch Bearbeiten Wolfgang Bruckner Frankfurter Worterbuch Aufgrund des von Johann Joseph Oppel und Hans Ludwig Rauh gesammelten Materials herausgegeben im Auftrag der Frankfurter Historischen Kommission in Verbindung mit dem Institut fur Volkskunde Institut fur Kulturanthropologie und Europaische Ethnologie der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 7829 0360 9Band I Einleitung A Eva Band II Evangelium hinauf Band II hinaufgucken Lithograph Band IV Litze qui vive Band V raadeln Strohkopf Band VI Strohmann Zylinder RegisterbandWeblinks BearbeitenFrankfurterisch Zum Frankfurter StadtdialektEinzelnachweise Bearbeiten a b Nach Rainer Alsheimer Einleitung zum Frankfurter Worterbuch S 21 verungluckte Rauh am 19 Marz 1945 in Endbach todlich a b Schanze Sprache und Gesellschaft in Frankfurt am Main S 56 Schanze Sprache und Gesellschaft in Frankfurt am Main S 58 59 Schanze Sprache und Gesellschaft in Frankfurt am Main S 61 Rainer Alsheimer Einleitung zum Frankfurter Worterbuch S 18 19Normdaten Person GND 116364815 lobid OGND AKS VIAF 761905 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rauh Hans LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Lehrer und MundartforscherGEBURTSDATUM 3 Juni 1892GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 9 Marz 1945STERBEORT Bad Endbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Ludwig Rauh amp oldid 238601451