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Hans Heberle 1597 in Neenstetten 1677 war ein schwabischer Schuhmacher Bauer und Chronist des Dreissigjahrigen Krieges Sein autobiografisches Zeytregister gilt in der Geschichtswissenschaft als wichtiges Ego Dokument des 17 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Heberles Zeytregister 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Heberle wurde im Fruhling 1597 als Sohn eines Schuhmachers in Neenstetten am Sudrand der Schwabischen Alb nordlich der Stadt Ulm geboren 1 Seine Mutter starb als er vier Jahre alt war 2 Er hatte zwei leibliche Geschwister drei Stiefgeschwister mutterlicherseits und neun Stiefgeschwister vaterlicherseits aus einer weiteren Ehe des Vaters 2 Er besuchte wohl als einziges Kind der Familie die Schule und konnte lesen und schreiben 2 3 Mit 14 Jahren begann er eine Schuhmacherlehre in der Werkstatt seines Vaters und ging spater auf Wanderschaft die er bis in das Gebiet zwischen der Frankischen Alb und der Schwabischen Alb ausdehnte 1 Im Sommer 1622 kehrte er in seine Heimat zuruck 1 Noch vor seiner Verheiratung erwarb Heberle ein Soldgut mit Haus Hofraite Stadel Garten Krautgarten und einem Viertel Gemeindeacker in Weidenstetten einem Dorf 15 Kilometer nordlich von Ulm wo er neben seinem Schuhmacherhandwerk auf der Hofstelle als Nebenerwerbslandwirt eine kleine Landwirtschaft fuhrte 1 2 Mehrfach musste er in dieser Zeit Kriegsdienst im Landesausschuss leisten 1 Im Oktober 1627 heiratete er 1 Aus der Ehe mit seiner Frau Anna gingen zehn Kinder hervor von denen sieben gleich nach der Geburt starben 2 Im Sommer 1634 hatte das Ehepaar noch funf Kinder 3 Weitere Kinder starben im Kindesalter wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 2 Zwei kleinere Geschwister darunter der dreijahrige Sohn Thomas starben 1634 in Ulm ebenso wie Heberles Stiefmutter sein Bruder und drei Schwestern an der Pest Die siebenjahrige Tochter Chatreina und der Sohn Johannes starben im Herbst 1635 vermutlich am Hunger wahrend der grossen Hungersnot 3 4 wahrend der Heberle sogar bis nach Augsburg reiste um billiges Brot fur die Familie zu bekommen 1 Als im April 1635 sein Vater an der Pestepidemie starb ubernahm Hans Heberle den Familienbetrieb in Neenstetten 2 Von seinen insgesamt zehn Kindern uberlebten ihn lediglich zwei Eine seiner Tochter die das Ende des Dreissigjahrigen Krieges miterlebt hatte verstarb im Kindbett 5 Heberle der es mit seinem Handwerk und der kleinen Landwirtschaft zu bescheidenem Wohlstand gebracht hatte starb 1677 im Alter von fast 80 Jahren 5 6 Heberles Zeytregister BearbeitenNachdem er Ende November 1618 Augenzeuge der Grossen Kometenerscheinung geworden war begann Heberle von dunklen Vorahnungen angetrieben im Alter von 21 Jahren mit dem Abfassen einer Chronik die anfangs zunachst nur aus einzelnen Notizen bestand 1 4 6 Bestarkt wurde Heberle in seiner Absicht seine Erlebnisse sowie die wichtigen Ereignisse seiner Zeit aufzuschreiben durch die beruhmte Cometen Predigte die der Ulmer Superintendent Konrad Dieterich am zweiten Adventssonntag des Jahres 1618 gehalten hatte 4 Ab 1634 begann Heberle mit der Reinschrift der Chronik und fuhrte diese regelmassig fort Der letzte Eintrag stammt aus dem Jahr 1672 4 Heberles Chronik eine Mischung von Ereignissen und ihren Folgen entstand aus Heberles eigener Anschauung und Zeitzeugenschaft aus Gesprachen mit Reisenden und aus Informationen die in Flugblattern und Flugschriften ubermittelt wurden Dabei trug er eine Vielzahl von lokalen regionalen sowie Nachrichten aus dem Alten Reich zusammen 6 Personliche Erfahrungen verband er mit der Schilderung von Kriegsereignissen Seinem eigenen Lebenshintergrund entstammt sein breites Interesse fur das Wetter Naturerscheinungen Ernte und Preise die in der Chronik ihren Niederschlag fanden Auch berichtete Heberle uber die Geldentwertung die in den ersten Jahren des Dreissigjahrigen Krieges einsetzte 2 Heberles Chronik ist durchzogen von Religiositat Gottvertrauen aber auch von Humor Heberle selbst war uberzeugter Protestant 7 Intensiv dokumentierte Heberle in seinem Zeytregister seine zahlreichen Fluchten insbesondere in die schutzenden Mauern der Stadt Ulm zu denen die Landbevolkerung ab Weihnachten 1631 durch das Herannahen fremder Truppen immer wieder genotigt wurde 4 Den Dreissigjahrigen Krieg erlebte er personlich ab 1634 als er nach der Schlacht von Nordlingen erstmals fliehen musste 7 Seine Fluchten nummerierte Heberle durch womit er begann als die Zahl seiner Fluchten noch einstellig war 3 Bis 1634 hatte die Familie bereits funfmal fliehen mussen 3 Im August 1634 flohen die Heberles erneut vor den schwedischen Truppen nach Ulm und kehrten im September 1634 zuruck nach Weidenstetten wo der nur vier Wochen alte Sohn Bartholme starb 1 Im Winter 1643 musste Heberle mit seiner Familie die Stadt Ulm verlassen nachdem der Rat der Reichsstadt Ulm die Landbevolkerung unter Androhung von Strafgeldern zur Heimkehr aufgefordert hatte da die Stadt vollkommen uberfullt war 5 Im Sommer 1646 notierte Heberle seine 23 Flucht 3 Bis zum Spatherbst 1648 es war seine 29 oder 30 dokumentierte Flucht war Heberle uber 30 Mal vor plundernden mordenden und marodierenden Banden unterschiedlicher Kriegsparteien in die Stadt Ulm sowie in benachbarte Dorfer oder in die Walder geflohen 4 Den Friedensschluss 1648 erlebte er in der Stadt Ulm 3 4 Heberles Zeytregister stellt ein seltenes Beispiel von privaten Aufzeichnungen aus Heberles gesellschaftlicher Schicht des Handwerker und Bauernstands dar 6 Es gilt als einzigartige Hinterlassenschaft eines bauerlichen Schriftstellers des 17 Jahrhunderts 8 Heberles Chronik zahlt zu den bekanntesten Ego Dokumenten des 17 Jahrhunderts da es sich um eine der wenigen Darstellungen des Dreissigjahrigen Krieges aus dorflicher Perspektive handelt 9 Der Ulmer Historiker Gerd Zillhardt wahlte Heberles Chronik zum Gegenstand seiner 1975 vom Stadtarchiv Ulm veroffentlichten Dissertation Der Dreissigjahrige Krieg in zeitgenossischer Darstellung in der er neben dem gesamten Text der Chronik eine Darstellung der damaligen politischen wirtschaftlichen militarischen geistigen und kulturellen Umstande in Ulm und Umgebung sowie des Lebens und der Lebensumstande Heberles liefert 4 Die Chronik Heberles diente auch als Quelle fur einen Zweiteiler der ZDF Dokureihe Terra X der den Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 darstellt Hans Heberle aus dem heutigen Alb Donau Kreis gehort neben dem Soldner Peter Hagendorf dem Jesuitenpater Caspar Wiltheim der Soldatenfrau Elisabeth Gemmeroth 1636 und der Schwabacher Mullerin Anna Wolf zu den historischen Protagonisten der Dokumentation die uber den Krieg aus der Sicht von Zeitzeugen berichtet 7 10 Hans Heberle wird in der TV Dokumentation von dem Schauspieler Brian Volkner gespielt Literatur BearbeitenGerd Zillhardt Der Dreissigjahrige Krieg in zeitgenossischer Darstellung Hans Heberles Zeytregister 1618 1672 Aufzeichnungen aus dem Ulmer Territorium ein Beitrag zu Geschichtsschreibung und Geschichtsverstandnis der Unterschichten Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm Band 13 zugleich Universitat Tubingen Dissertation 1975 Kohlhammer Verlag Stuttgart 1975 Weblinks BearbeitenHans Heberle Zeytregister Textauszuge Stefan Laux Etwas gross aufschreiben Quellenkritische Anmerkungen zum Zeytregister des Ulmer Chronisten Hans Heberle 1597 1677 In zeitenblicke 1 2002 Nr 2 Andreas Marzhauser Das illiterate Ich als Historiograph der Katastrophe Zur Konstruktion von Geschichte in Hans Heberles Zeytregister 1618 1672 In zeitenblicke 1 2002 Nr 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Michael Schnell Ulm im Dreissigjahrigen Krieg Hans Heberle und Joseph Furttenbach zwischen Krieg Hunger und Pest Abgerufen am 10 Marz 2019 a b c d e f g h Die Chronik des Ulmers Hans Heberle In Schwabische Zeitung vom 9 August 2018 Abgerufen am 10 Marz 2019 a b c d e f g Frauke Adrians Das sich einem Stein solt erbarmet haben Der Dreissigjahrige Krieg im Erleben der Zivilbevolkerung In Dreissigjahriger Krieg Aus Politik 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