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Hans Czermak 21 April 1892 in Graz 30 April 1975 in Innsbruck war ein osterreichischer Facharzt fur Hals Nasen und Ohrenerkrankungen und Gauamtsleiter fur Volksgesundheit der Reichsstatthalterei Tirol Vorarlberg 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Betatigung vor und in der Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegskarriere 4 Literatur uber Hans Czermak 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenCzermak stammte aus einer osterreichischen Akademikerfamilie sein Grossvater war der Psychiater Irrenarzt Joseph Czermak und hatte sich mit der Einfuhrung der Beschaftigungstherapie bei psychisch Kranken Verdienste erworben sein Vater der Universitatsprofessor fur Physik Paul Czermak Czermak kam 1898 mit sechs Jahren nach Innsbruck wo er die Volksschule und die ersten vier Klassen des Gymnasiums besuchte die Oberstufe des Gymnasiums besuchte er in Graz 1910 begann er das Medizinstudium an der Universitat Innsbruck Hier trat er einer schlagenden Studentenverbindung dem Kosener Corps Athesia Innsbruck bei Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich am 1 Juni 1914 freiwillig zur Militarausbildung fur Mediziner in Prag und kam schliesslich an die Front nach Galizien 1916 erkrankte er an Typhus erhielt nach seiner Genesung langeren Studienurlaub und wurde noch im selben Jahr an der Universitat Graz promoviert Ab November 1918 war Czermak als Assistenzarzt am Anatomischen Institut in Graz beschaftigt und wechselte im Herbst 1919 an die Chirurgie nach Innsbruck 1924 verbrachte er ein Jahr am Kantonsspital in Aarau in der Schweiz im Anschluss daran arbeitete er kurze Zeit in der oto laryngischen Abteilung der Universitatsklinik Innsbruck Am 1 Janner 1925 liess er sich in der Tiroler Landeshauptstadt als Facharzt fur Hals Nasen und Ohrenerkrankungen nieder Im April 1919 hatte er die Tochter eines Grazer Grossindustriellen geheiratet doch die Ehe wurde kinderlos 1928 geschieden Kurz nach seiner Scheidung verehelichte er sich im Oktober 1929 erneut Mit seiner ebenfalls geschiedenen Frau die eine Tochter mit in die Ehe brachte und seit 1932 Mitglied der NSDAP war hatte Czermak einen gemeinsamen Sohn Nicht zuletzt wegen seiner Wiederverheiratung war er 1929 aus der katholischen Kirche ausgetreten und zum evangelischen Glauben konvertiert Nach der NS Machtubernahme verliess er auch die evangelische Kirche da dies Gauleiter Franz Hofer von seinen politischen Leitern verlangt habe Betatigung vor und in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenZum 21 Marz 1933 trat Czermak in die NSDAP Mitgliedsnummer 1 517 366 2 und im selben Monat in die SA ein Am illegalen Kampf beteiligte er sich nach besten Kraften 1934 sass er deshalb eine Woche im Innsbrucker Polizeigefangnis und hatte daruber hinaus eine Geldstrafe zu bezahlen Er organisierte als SA Brigadearzt den SA arztlichen Dienst und stieg 1937 zum SA Standartenfuhrer auf Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich ubernahm er als neuer Landessanitatsdirektor die Abteilung II b der Tiroler Landeshauptmannschaft Mit 1 Mai 1939 wurde er zum Gauhauptstellenleiter im Gauamt fur Volksgesundheit ernannt seine Berufung zum Gauamtsleiter erfolgte zum 3 November 1941 Czermak war auch Gauobmann des NS Arztebundes Vorstand der Tiroler Arztekammer und der kassenarztlichen Vereinigung Im Fruhjahr 1939 avancierte er zum Oberregierungs und Medizinalrat Nach dem Umbau der Verwaltung Ende 1939 Anfang 1940 ubernahm er neben seinen Parteiamtern die Leitung der Abteilung III der Reichsstatthalterei Tirol Vorarlberg Diese Abteilung Volkspflege mit den Unterabteilungen III a Gesundheitswesen und III b Fursorgewesen gliederte sich in vier Dezernate Gaujugendamt Gaufursorgeverband Aufsicht der Fursorgeverbande und Abteilung fur Familienunterstutzung Die Heil und Pflegeanstalten fielen in den Zustandigkeitsbereich des Gaufursorgeverbandes Die Unterabteilung III a wurde von Czermak personlich geleitet Czermak war zusammen mit Gauleiter Franz Hofer von Anfang an in die reichsweiten Planungen zur Totung lebensunwerten Lebens Aktion T4 eingeweiht und hauptverantwortlich fur die Durchfuhrung der Euthanasie Transporte aus dem Gau Tirol Vorarlberg in die NS Totungsanstalt Hartheim 3 Der Leiter von Hartheim Rudolf Lonauer hatte Czermak auch angeboten in Hall eine ahnliche Totungsanstalt einzurichten da man dadurch auftretende Transportkosten einsparen konne Ein Jahr nach der Beendigung der Euthanasieprogramme wahlte Czermak nochmals eine Gruppe von 60 Patienten aus Hall und aus Valduna in Rankweil Vorarlberg aus die am 31 August 1942 fur den Transport nach Niedernhart zusammengestellt 4 und anschliessend ermordet wurden Treten Sie inkognito vorubergehend als Oberarzt in unsere Heilanstalt Solbad Hall ein und organisieren Sie dort die Reduzierung des Krankenbestandes denn die Anstalt ist zum Bersten voll Hans Czermak in einem Schreiben vom 17 April 1945 an Rudolf Lonauer 5 Nachkriegskarriere BearbeitenHans Czermak wurde am 10 Mai 1945 vom amerikanischen Geheimdienst CIC verhaftet und in den Lagern Ulm Ludwigsburg und Glasenbach interniert Am 24 Juni 1947 erfolgte die Uberstellung ins landesgerichtliche Gefangenenhaus Innsbruck Am 22 Juli 1947 wurde Czermak ins Gefangnis des Landesgerichts Linz gebracht zeitweilig war er im Arbeitshaus Suben verwahrt Am 20 Februar 1948 bestimmte der Oberste Gerichtshof dass das Ermittlungsverfahren gegen Czermak nicht in das Linzer Hartheim Verfahren einzubeziehen war Mit dieser Klarung der Zustandigkeit des Volksgerichts in Innsbruck wurde Czermak am 8 Juli 1948 ins landesgerichtliche Gefangenenhaus nach Innsbruck ruckuberstellt Am 26 Juli 1949 erfolgte die Anklage wegen der entfernteren Mitschuld am Verbrechen des Meuchelmordes und des Hochverrates wegen Czermaks illegaler Betatigung fur die NSDAP im Standestaat Czermak selbst bekannte sich nicht schuldig und wies jede Verantwortung fur die Zusammenstellung der Transportlisten nach Hartheim und die Morde von sich Allerdings hatte er selbst den NS Euthanasiegutachter Friedrich Mennecke im September 1940 mit dessen arztlicher Kommission in die Heil und Pflegeanstalt Hall eingefuhrt Mennecke und sein Personal sichteten drei Tage lang die Krankengeschichten ohne weitere Untersuchungen vorzunehmen Die Krankengeschichten der Patienten und Patientinnen dienten als Grundlage fur die Erstellung der Transportlisten nach Hartheim Besonders belastet war Czermak durch einen Briefwechsel mit Rudolf Lonauer dem Leiter der Euthanasie Anstalt Hartheim Diesem hatte Czermak bei Kriegsende angeboten inkognito als Oberarzt in die Heil und Pflegeanstalt Hall einzutreten Hingegen fanden sich Gutachter wie der ehemalige SS Arzt Gerhart Harrer und Kofler welche Czermak eine allgemeine Hirnleistungsschwache attestierten und ihn von der Verantwortung fur seine Taten entlasten wollten Czermak wurde vom Gericht fur schuldig befunden auf eine entferntere Art zum Massenmord an geisteskranken Heil und Fursorgepfleglingen beigetragen zu haben indem er die Sammlung der Kranken und gebrechlichen Leuten aus den Anstalten Armen und Versorgungshausern und die Uberstellung von 707 Personen nach Hartheim zum Zwecke ihrer Vergasung wiederholt ausdrucklich forderte unterstutzte und betrieb Ein besonderer Belastungspunkt beim Urteil stellte Czermaks unterstutzende Rolle beim Abtransport von Patienten und Patientinnen aus den kleineren Anstalten Armen und Versorgungshausern Innsbrucks und Tirols dar Zudem vertrat das Gericht den Standpunkt dass die NS Euthanasieaktion im Gau Tirol Vorarlberg hatte gestoppt werden konnen wenn Czermaks Haltung eine andere gewesen ware Im Urteil vom 1 Dezember 1949 wurde eine achtjahrige schwere Kerkerstrafe bei gleichzeitigem Vermogensverfall ausgesprochen Am 23 Janner 1950 wurde Czermak nach Oberosterreich in die Mannerhaftanstalt Garsten transferiert Bereits am 4 Marz 1950 stellte Czermaks Ehefrau ein Gnadengesuch an den Bundesprasidenten wegen des schlechten Gesundheitszustandes ihres Mannes der finanziellen Not der Familie und der Hoffnung der inzwischen 90 jahrigen Mutter Czermaks den Sohn noch vor ihrem Tod wieder zu sehen Die Mitschuld Czermaks an der NS Euthanasie ware eine sehr entfernte gewesen ihr Gatte habe unter dem Zwang der damaligen Verhaltnisse gestanden Zwar befurworteten der Vorsitzende des Innsbrucker Volksgerichts und ein Schoffe das Gesuch es wurde aber abgelehnt Am 21 Juni 1950 stimmte das Gericht aber einem neuerlich gestellten Gnadengesuch zu nachdem die Staatsanwaltschaft eine positive Haltung eingenommen hatte Begrundet wurde dieses Vorgehen mit der Rucksichtnahme auf die hochbetagte Mutter Czermaks Gesundheitszustand und eine Stellungnahme der Tiroler Sicherheitsdirektion Laut Bundespolizei wurde Czermak gutgeschrieben dass er durch seine Vorsprache beim Gauleiter die NS Euthanasie wesentlich abgeschwacht hatte sich nicht gehassig verhalten habe und sein Gnadengesuch durch die Innsbrucker Arzteschaft allgemein befurwortet werde Dieses Mal scheiterte die Freilassung Czermaks an der Ablehnung des Innenministeriums Am 9 September 1950 wurde Czermaks Hartnackigkeit aber belohnt Wegen guter Fuhrung erfolgte seine bedingte Entlassung aus der Mannerhaftanstalt Garsten Drei Jahre spater galt seine Haftstrafe endgultig als verbusst In der Folge arbeitete er bei Pharmafirmen in Karnten Wien und Vorarlberg Ende Dezember 1953 stellte er einen Antrag auf Tilgung der Rechtsfolgen seiner Verurteilung Er wollte den ihm aberkannten akademischen Titel wiedererlangen und erneut als Arzt praktizieren Die Tiroler Arztekammer befurwortete Czermaks Gnadengesuch das Professorenkollegium der medizinischen Fakultat der Universitat unterstutzte es sogar einstimmig Das Innsbrucker Volksgericht konnte sich aber nicht mehr vorstellen dass Hans Czermak noch einmal als Arzt tatig wurde Nach dieser Ablehnung arbeitete Czermak weiter als Angestellter bei der Firma Opanchemie Wolfsberg Literatur uber Hans Czermak BearbeitenHorst Schreiber 2008 Ein Idealist aber kein Fanatiker Dr Hans Czermak und die NS Euthanasie in Tirol Der Werdegang von Dr Hans Czermak Tiroler Heimat Band 72 2008 S 205 224 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Winfried Suss Der Volkskorper im Krieg Gesundheitspolitik Gesundheitsverhaltnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939 1945 Oldenbourg Verlag Munchen 2003 ISBN 3 486 56719 5 Weblinks BearbeitenHorst Schreiber Ein Idealist aber kein Fanatiker Dr Hans Czermak und die NS Euthanasie in TirolEinzelnachweise Bearbeiten Horst Schreiber Ein Idealist aber kein Fanatiker Dr Hans Czermak und die NS Euthanasie in Tirol Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 5631264 Dr Hans Czermak 1 2 Vorlage Toter Link psychiatrische landschaften net Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis auf www psychiatrische landschaften net Haller Blatt Haller Anstaltsfriedhof Aufarbeiten der Geschichte April 2011 S 16 Zitiert bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 99 Normdaten Person GND 1065480881 lobid OGND AKS VIAF 313441244 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Czermak HansKURZBESCHREIBUNG osterreichischer HNO Arzt und NS FunktionarGEBURTSDATUM 21 April 1892GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 30 April 1975STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Czermak Mediziner 1892 amp oldid 234408619