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Gustav Berthold Schroter 21 Juli 1901 in Hamburg 1992 ebenda war Zeichner und Papierreliefkunstler Ausgehend von hyperrealistischer Genauigkeit erreichte er in seinen spateren Jahren durch die Beschaftigung mit der ostasiatischen Malerei und ihrer vom Zen Buddhismus beeinflussten Kunst des Weglassens neue Ausdrucksmoglichkeiten Durch seine Experimente mit den Eigenschaften des weissen Papiers reizte er die Ausdruckskraft des Bildtrager bis in die dritte Dimension hinein aus Unter anderem entwickelte er fein ziselierte Papierreliefs deren Anmut und Aura ihrer Fragilitat ansprechen Bewusst bewegte er sich zwischen Gegenstandlichem und Ungegenstandlichem Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Beruf und kunstlerische Entwicklung 3 Kriegsjahre 4 Wiederaufnahme der Berufstatigkeit und Kunst im Verborgenen 4 1 Spiel zwischen Licht und Schatten 5 Studienreisen 6 Ausstellungen 7 Literatur 8 Nachlass 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAusbildung Bearbeiten1923 bis 1926 besuchte Schroter die Landeskunstschule Hamburg 1927 ging er nach Berlin um dort an der Akademie fur bildende Kunst bei Emil Orlik zu studieren einem der renommiertesten Grafik und Buchkunstlehrer der Zeit Durch die Anregung seines Lehrers arbeitete Schroter zunachst intensiv mit der Radier und Aquatinta Technik Orlik gehorte zu den Vertretern des Japonismus einer Stilrichtung die sich von der ostasiatischen Malerei und Zeichnung anregen liess Moglicherweise wurde Schroter durch seinen Lehrer in Kontakt mit den asiatischen Stilelementen gebracht die er spater in seinen Arbeiten umsetzte Beruf und kunstlerische Entwicklung BearbeitenBereits in den 1920er Jahren schuf Schroter durch ein dichtes ubereinandergelegtes Strichgefuge malerische Wirkungen in seinen Zeichnungen Durch Ritzungen im Papier verlieh er seinen Werken zusatzliche Strukturelemente Das neutrale Weiss des Bildtragers bezog Schroter ganz bewusst in die Wirkung auf den Betrachter mit ein Besonders beschaftigte er sich mit der Landschaft als Motiv Er liess sich dabei von der asiatischen Malerei mit ihren gekonnt gesetzten Leerstellen im Bildraum anregen Fur seine materielle Absicherung sorgte sein Beruf als Kunstlehrer an einem Gymnasium in Kiel den er zunachst von 1930 bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im Jahre 1943 ausubte In den 1930er Jahren entstand eine ganze Serie von Radierungen mit arbeitenden Menschen aus Fischerei und Landwirtschaft sowie Landschaften die im Aufbau und in der Strichelung an Radierungen Rembrandts erinnern Diese Arbeiten spiegelten einerseits Schroters Umwelt an der Kieler Forde andererseits auch die Zeittendenzen der Neuen Sachlichkeit und des Verismus Zudem erschien die Beschaftigung mit Fischern und Bauern in den Zeiten nach 1933 eher opportun als das intellektuell anspruchsvollere Experimentieren mit der weissen Flache Kriegsjahre Bearbeiten1943 bis 1945 war Schroter Sanitater bei der Wehrmacht Seine kunstlerische Tatigkeit in dieser Zeit beschrankte sich auf Zeichnungen mit dem Bleistift Die Portrats von Gefangenen und Fluchtlingen aus dem Krieg zeigen jeder Hoffnung beraubte korperlich und psychisch zermurbte Menschen Gegen Kriegsende kam er selbst in der Tschechoslowakei in Gefangenschaft 1946 kehrte er zuruck nach Deutschland Wiederaufnahme der Berufstatigkeit und Kunst im Verborgenen BearbeitenAb 1947 arbeitete Schroter als Kunsterzieher in Hamburg Bis zu seiner Pensionierung 1965 war er am Gymnasium Wilhelmsburg tatig Hinter der schulischen Tatigkeit verbarg er ein produktives intensives kunstlerisches Schaffen das er nach der Entlastung von der Lehrtatigkeit noch intensivierte Nach dem Ende des Dritten Reiches experimentierte Schroter mit neuen Moglichkeiten im Umgang mit dem Bildtrager Papier Zeichnerisch beschaftigte er sich wieder mit der asiatischen Kunst vor allem mit der vom Zen Buddhismus geforderten Konzentration auf das Wesentliche Daraus folgt ein essentieller Aspekt in Schroters Werk Die Kunst des Weglassens Sie ist in seinen Arbeiten als Primat der weissen Flache zu beobachten Ende der 1940er Jahre noch bevor die Dusseldorfer Kunstlergruppe ZERO die Moglichkeiten des neutralen Papiers als Material entdeckte begann Schroter die Funktion des Bildtragers neu zu definieren Durch radikale Eingriffe und Bearbeitungen verhalf er dem bis dato passiven Papier zu einer neuen Bedeutung und machte es selbst zum Kunstwerk Spiel zwischen Licht und Schatten Bearbeiten Der Kunstler ritzte punzte riss faltete schichtete und schnitt das Papier so dass das bis dahin zweidimensionale Material als Relief in die dritte Dimension eintrat Hierdurch kommt es zu neuen Bildwirkungen Dem Spiel zwischen Licht und Schatten Wahrenddessen erinnern manche seiner geklebten Faltreliefs an menschliche Gruppen Er selbst schrieb uber seine Arbeiten er bewege sich im Grenzbereich zwischen Gegenstandlichem und Ungegenstandlichem Mithilfe des Materialdrucks und der Frottage verband Schroter Objekte aus der Natur unmittelbar mit dem Papier Nicht nur Graser und Holzstucke sondern auch Steine und presste er in das mal trockene mal angefeuchtete Papier Diese Objekte hinterliessen jeweils charakteristische Abdrucke und Spuren Monochrome Bildwelten in zartesten Grauabstufungen entstanden aus dieser Behandlung In darauf folgenden Schaffensphasen bearbeitete Schroter die Papiere auch mit Bleistift Tusch und Aquarellfarben Er selbst schrieb uber seine Kunst Mein Anliegen war es stets die zeichnerischen und druckgraphischen Ausdrucksmoglichkeiten zu erweitern Ich mochte die neutrale Flache das weisse Papier ohne Farbe allein durch Verformung gestalten nicht nur durch Auftragen von anderen weissen Papieren sondern auch durch Abtragen der Oberflachenschichten In seinem Spatwerk schliesslich fand auch die Kalligraphie Eingang Es handelte sich um Worte des Erinnerns verfasst in der niederdeutschen Sprache Die Zeichnungen liessen zusehends das Ende der diesseitigen Existenz erahnen Schroter schuf Portrats deren verloschen scheinende Antlitze wie aus einer anderen Welt nebelhaft aufschienen Er lebte und wirkte lange im Suden des Hamburger Stadtteiles Hausbruch 1 und starb 1992 in seinem heute zu Hamburg gehorenden Geburtsort Wilhelmsburg Schroter wurde von der zeitgenossischen Kunstkritik als Schopfer eines unerhort stillen kunstlerischen Oeuvres charakterisiert Heute ist er nahezu vergessen Er ist den Kunstlern der sogenannten verschollenen Generation zuzurechnen Zu ihr werden Kunstler gezahlt die in der Weimarer Republik erste Erfolge verzeichnen konnten jedoch durch Nazi Diktatur und Zweiten Weltkrieg in ihrem Berufsweg und ihren Entwicklungsmoglichkeiten gehindert wurden Nach dem Ende der Diktatur und des Krieges waren sie oft in einem Alter wo sie keine Kraft oder Lust mehr fur das im Kunstbetrieb entscheidende Selbstmarketing in Form von Ausstellungen und Aussenwirkung aufbrachten Da Schroter durch seinen Lehrerberuf abgesichert war bestand in seinem Falle materiell auch keine Notwendigkeit dazu Wie der von ihm geschatzte japanische Zen Maler Sesshu Tōyō lebte Schroter in der Provinz und arbeitete unabhangig und ungestort von den jeweiligen Moden des Kunstmarktes Studienreisen Bearbeiten1954 und 1955 Aufenthalte in den Graphischen Versuchswerkstatten Salzburg In den folgenden Jahren Reisen nach Frankreich England Italien Griechenland Tunesien und Norwegen 1981 Reise nach Japan Ausstellungen Bearbeiten1983 Retrospektive im Landesmuseum Oldenburg 1993 Arnold Fiedler Preis 1992 Ausstellung des Berufsverbandes Bildender Kunstler Hamburg in der Grundbuchhalle des Ziviljustizgebaudes Hamburg 2005 Ausstellungspremiere Das Forum fur Nachlasse prasentiert Werke von elf Kunstlerinnen und Kunstlern Kunstlerhaus Sootborn Hamburg 2007 Einzelausstellung im Forum fur Nachlasse von Kunstlerinnen und Kunstlern Kunstlerhaus Sootborn Hamburg 2013 Entdeckt und Bewahrt 10 Jahre Forum fur Kunstlernachlasse mit einem Querschnitt durch die Sammlung Staatsarchiv HamburgLiteratur BearbeitenKatalog Gustav B Schroter Zeichnungen Aquarelle Papierreliefs Text v Peter Reindl Landesmuseum Oldenburg 1983 Katalog Arnold Fiedler Preis 1992 Ausstellung des Berufsverbandes Bildender Kunstler Hamburg Hamburg 1993 Schulz Daniela Gustav Berthold Schroter 1901 1992 in Ausstellungskatalog Entdeckt und Bewahrt 10 Jahre Forum fur Kunstlernachlasse mit einem Querschnitt durch die Sammlung Ludenscheid 2013 ISBN 978 3 942831 86 4 S 102 105Nachlass BearbeitenSeit 2007 wird der Nachlass des Kunstlers vom Forum fur Nachlasse von Kunstlerinnen und Kunstlern Hamburg e V betreut Weblinks BearbeitenGustav Berthold Schroter Forum fur Kunstlernachlasse abgerufen am 19 Februar 2020 Katalogtext Entdeck und Bewahrt Literatur von und uber Gustav Berthold Schroter im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Hans F Cords Hausbrucher Geschichten Unser Wohnort einst und heute Band 2 Seite 84 85 Luhmandruck Verlag der Harburger Anzeigen und Nachrichten Hamburg 1987Normdaten Person GND 118761951 lobid OGND AKS VIAF 50021014 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schroter Gustav BertholdKURZBESCHREIBUNG deutscher Zeichner und PapierreliefkunstlerGEBURTSDATUM 21 Juli 1901GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 1992STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Berthold Schroter amp oldid 214029838