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Der Grosse Judenhof in Alt Berlin war eine mittelalterliche Wohnanlage die aus mehreren locker gruppierten Fachwerkbauten bestand Sie wurde im 13 Jahrhundert von in der Nahe des Molkenmarktes ansassigen judischen Familien errichtet Nach der ersten Judenvertreibung im 16 Jahrhundert wurden einige der einfachen Hauser aus dem Mittelalter durch Neubauten ersetzt die sich als geschlossene Bebauung von zwolf Hausern um einen Hof gruppierten und von christlichen Handwerkern genutzt wurden Der Name Judenhof blieb jedoch erhalten Das Bauensemble uberstand den Zweiten Weltkrieg und die DDR Zeit nicht Nach Trummerbeseitigung und Abriss wurde in den 1960er Jahren die planierte Flache zu einem Parkplatz Seit 2010 legen Archaologen hier die Reste der Mittelalterstadt frei Die Grabungen werden noch uber das Jahr 2012 hinausgehen und mit Sicherheit weitere Erkenntnisse uber den Grossen Judenhof erbringen 1 Grosser Judenhof 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Stamm der Akazie von 1938 sowie Steinpflaster Muster und Rest der alten Bordsteinkante der ersten Gaslaterne April 2011Der Molkenmarkt Berlins altester Marktplatz war gleichzeitig Mittelpunkt der mittelalterlichen Stadt Alt Berlin in dessen unmittelbarer Nahe sich um die Nikolaikirche herum die ersten Wohngebaude entwickelten spater auch nordostlich des Molkenmarktes Zu den Bewohnern gehorten unter anderem eingewanderte Juden die sich neben Wohnbauten auch Gebaude fur das judische Gemeindeleben errichteten Es wird vermutet dass neben den Wohnhausern auch eine Synagoge und ein Mikwe ein Ritualbad vorhanden waren Einige Quellen gehen davon aus dass die ersten Hauser des Grossen Judenhofs bereits um einen kleinen abgeschlossenen Hof herum entstanden 1 der nach den Bewohnern und seiner Grosse benannt wurde Er lag zwischen Juden Parochial und Klosterstrasse und soll einen einzigen Hofzugang zwischen den Hausnummern Judenstrasse 46 und 47 besessen haben Eine andere Quelle hat ermittelt dass die Erstbebauung keinen geschlossenen Hof bildete Zwischen den Hausern Judenhof 1 und 2 sowie 9 und 10 gab es demzufolge freie Zugange die Nummern 11 und 12 kamen erst etwas spater hinzu 2 Auf dem Memhardtplan von 1652 und einer Karte von 1688 ist der Judenhof nicht zu erkennen wofur es bisher keine Antwort gibt Der Berliner Hostienschanderprozess hatte 1510 die Vertreibung der Juden aus der Mark Brandenburg und damit auch aus Berlin zur Folge In der Zeit bis zur Rucknahme des Ausweisungsbefehl im Jahr 1539 hatten sich christliche Handwerker im Grossen Judenhof angesiedelt Sie erneuerten einige Gebaude und es entstanden zwei bis viergeschossige Fachwerk und massive Steinhauser die im Erdgeschoss Werkstatten oder Laden enthielten Zu den dahinter liegenden Hofen gab es Durchfahrten Die Handwerker pflanzten zu Beginn des 18 Jahrhunderts vor dem Haus Grosser Judenhof 9 eine Akazie die 1938 abgeholzt wurde Eine erste Gaslaterne im Zentrum des Hofes wurde zur gleichen Zeit beseitigt und durch eine junge Scheinakazie ersetzt Dieser Baum ist derzeit das einzige erhaltene Relikt des Grossen Judenhofs allerdings stark verkruppelt Zum Bau der Feuersozietat wurden 1937 38 die Hauser Judenhof 1 5 abgerissen die Hauser Nummer 6 12 renoviert und das Haus Grosser Judenhof 5 historisierend wieder aufgebaut 3 4 Die Platzanlage war ein besonders beliebtes Fotomotiv Alt Berlins Seine teilweise Erhaltung ging auf den personlichen Wunsch des Stadtprasidenten Julius Lippert zuruck nicht den letzten mittelalterlichen Berliner Wohnhof zu beseitigen 5 2 Das Ensemble erlitt durch Bomben am Ende des Zweiten Weltkriegs schwerste Schaden Das beschadigte Haus Nr 6 ist nach 1950 abgerissen worden das unbeschadigte und denkmalgeschutzte Haus Nr 5 im Jahr 1968 6 Die eingeebnete Flache diente bis zum Beginn des 21 Jahrhunderts als Parkplatz nbsp Erste freigelegte Fundamente auf der Flache des Grossen Judenhofs Oktober 2011 Im Zusammenhang mit den geplanten Umgestaltungen des Berliner Zentrums erfolgen seit 2010 im Auftrag der Stadt Berlin Grabungen auf der Flache die noch uber das Jahr 2012 hinausgehen werden und insgesamt mehr als 150 000 Euro kosten Die Archaologen hoffen nach der Freilegung erster Grundmauern weitere detaillierte Zeugnisse des fruheren Judenhofes zu finden 1 Die ersten Ausgrabungen an der Ostseite des Judenhofs brachten beispielsweise 20 Schmelztiegel aus dem 17 18 Jahrhundert ans Tageslicht woraus geschlussfolgert wird dass hier offensichtlich Topfer Eisengiesser und Schmiede lebten und arbeiteten Auf der Nordseite des Hofes vermuten die Historiker die Reste einer Synagoge und eines Ritualbades Die Wissenschaftler fordern vom Berliner Senat dass beim Neuzuschnitt der Strassenfuhrungen und den geplanten Bebauungen des Klosterviertels die mittelalterlichen Spuren fur die Nachwelt sichtbar bleiben 1 Literatur BearbeitenUwe Aulich Spurensuche an alten Mauern Archaologen graben den Grossen Judenhof in Mitte aus Sie wollen eine Synagoge und ein Ritualbad aus dem Mittelalter finden Artikel in der Berliner Zeitung vom 17 August 2011 S 19 Dieter Hoffmann Axthelm Der Grosse Judenhof Ein Berliner Ort und das Verhaltnis von Juden und Christen in der deutschen Stadt des Mittelalters 1 Auflage Lukas Verlag fur Kunst und Geistesgeschichte Berlin 2005 ISBN 3 936872 46 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosser Judenhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadtgeschichte auf der Website des Senats Grosser Judenhof auf der Website der Gesellschaft Historisches BerlinEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Aulich Spurensuche a b Grosser Judenhof auf der Website der Gesellschaft Historisches Berlin Lageskizze Zu Geschichte und Planung siehe Christian Spath und Thomas Nagel Spat Nagel Molkenmarkt und Klosterviertel PDF 21 MB Abschnitt Judenhof S 34 36 Hans Muther nennt in Berlins Bautradition Kleine Einfuhrung In Das Neue Berlin Berlin 1956 im Register der historischen Berliner Stadtebau und Baudenkmale im Stadtbezirk Mitte mit zwei Planen S 99 als Bauzeit Ende 18 Jahrhundert nach Erika Schachinger Alte Wohnhauser in Berlin Ein Rundgang durch die Innenstadt Bruno Hessling Berlin 1969 S 24 im Kern aus dem Ende des 18 Jahrhunderts Benedikt Goebel Der Umbau Alt Berlins zum modernen Stadtzentrum Planungs Bau und Besitzgeschichte des historischen Berliner Stadtkerns im 19 und 20 Jahrhundert Braun Berlin 2003 ISBN 978 3 935455 31 2 S 246 f Abb von 1936 1939 1945 46 und 1960 Notizen zu den einzelnen Abrissen im Anhang Denkmalschutz bei Hans Muther Berlins Bautradition Kleine Einfuhrung Das Neue Berlin Berlin 1956 S 99 Zustand und Nutzung vor dem Abriss bei Erika Schachinger Alte Wohnhauser in Berlin Ein Rundgang durch die Innenstadt Bruno Hessling Berlin 1969 S 24 52 517419 13 4109 Koordinaten 52 31 2 7 N 13 24 39 2 O Normdaten Geografikum GND 4825672 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosser Judenhof amp oldid 228874336