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Margarete Bloch geboren 21 Marz 1892 in Berlin gestorben 1944 im KZ Auschwitz war eine Freundin Felice Bauers und Briefpartnerin Franz Kafkas Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Stolperstein am Haus Lietzenseeufer 5 in Berlin CharlottenburgGrete Bloch war eine Tochter des Handelsvertreters Louis Bloch 1861 1916 und seiner Frau Jenny geb Meyerowitz 1864 1922 Sie besuchte eine hohere Tochterschule danach die Lette Schule und dann die Handelsakademie Salomon in Berlin Sie ergriff einen Beruf in der aufkommenden Buromaschinen Branche und trug ihren Teil zum Familieneinkommen bei aus dem auch ihr Medizin studierender Bruder Hans 1891 1944 unterhalten werden musste Hans Bloch war zionistischer Kartell Student 1 seine ersten literarischen Versuche wurden spater Kafka vorgelegt Von 1908 bis 1915 war sie in Berlin und Wien fur Handelsfirmen tatig die Produkte der amerikanischen Buromaschinenfabrik Elliot Fisher fuhrten und schulte Burokrafte fur die Elliot Fisher Beschreib und Fakturiermaschine mit selbsttatiger Addition 2 3 1913 war sie fur Union Zeiss 4 tatig und traf moglicherweise auf der Buromaschinenmesse in Frankfurt am Main auf die ebenfalls aus Berlin stammende vier Jahre altere Felice Bauer die fur die Berliner Carl Lindstrom AG tatig war Die beiden schlossen eine langanhaltende Freundschaft Bauer war seit August 1912 mit Kafka befreundet der in einem Briefwechsel um sie warb Bloch war auf einer beruflich bedingten Reise von Berlin nach Wien um dort eine Stelle bei der Firma Joe Lesti Nachf anzutreten als sie erstmals am 30 Oktober 1913 im Hotel Schwarzes Ross in Prag Franz Kafka traf um in der kriselnden Beziehung zwischen Bauer und Kafka ihn zu einer Fahrt nach Berlin zu bewegen 5 6 Kafka begann nun auch mit ihr eine intensive Korrespondenz die uber den Anlass der Begegnung hinausfuhrte und in der Kafka sie als Klagemauer 7 benutzte und in der auch private Probleme Grete Blochs zur Sprache kamen 1 Am 7 April 1914 schickte er ihr in einem Paket als verkapptes Zeichen seiner Ehezweifel Franz Grillparzers Eigenbrotlererzahlung Der arme Spielmann 8 Am 24 Juni versuchte Kafka Bloch fur eine Schulungstatigkeit in Prag zu motivieren Nach der Verlobung Kafkas mit Felice Bauer an Pfingsten 1914 deckte Bloch ihr gegenuber die kompromittierende Korrespondenz Kafkas auf die allzu intimen Passagen schnitt sie aus den Briefbogen heraus 8 woraufhin Bauer mit ihrer Schwester Erna und Grete Bloch den heiratsscheuen Kafka in seinem Berliner Hotel im Askanischen Hof einem Kreuzverhor unterzog als dessen Ergebnis Bauer das Verlobnis aufloste 9 10 11 Kafka notierte im Tagebuch 23 VII 14 Der Gerichtshof im Hotel Scheinbare Schuld des Frl Bloch 12 Kafka hat sich 1914 nochmal an Bloch gewandt und sie zu einem Urteil uber den Roman einer Dreiecksbeziehung Franziska von Ernst Weiss gebeten 13 Dann endete der regelmassige Briefwechsel zwischen Grete Bloch und Kafka von dem fast nur Briefe Kafkas erhalten sind Im Oktober 1914 schrieb FranzK an Fraulein Grete Nicht sie habe im Askanischen Hof als Richterin uber ihn sondern er sei dort als Richter uber sich selbst gesessen womit Kafka ihr den Bescheid gab furderhin kein ausseres Gericht mehr anzuerkennen also auch sie nicht mehr 14 15 Kafka hatte sich nun in dem privaten Mythos eines inneren Richteramtes eingerichtet 16 Anfang 1915 sorgte Bloch fur ein nochmaliges Treffen zwischen Bauer und Kafka an den Pfingsttagen 1915 trafen sich Bauer Bloch deren Freundin Erna Steinitz und Kafka in der Bohmischen Schweiz 17 Moglicherweise haben Bloch und Kafka sich nochmals 1922 in Prag getroffen 1 Im Jahr 1914 brachte Bloch einen Jungen zur Welt den sie in eine Pflegefamilie gab Das Kind starb bereits 1921 in Munchen der Vater blieb unbekannt 1 Nach Ansicht des Musikers Wolfgang Alexander Schocken der Bloch seit seiner Kindheit in Berlin kannte war Kafka der Vater 18 Bloch deutete verklausuliert in ihrem letzten Brief vom 21 April 1940 an Schocken in Haifa etwas daruber an dass der Kindsvater 1924 gestorben sei und in Prag begraben liege 19 Auch Max Brod der diesen Brief 1948 von Schocken erhalten hatte zweifelte nicht an der Vaterschaft Kafkas 20 Diese Vermutung wird in der neueren biografischen Literatur aber abgelehnt 21 22 Nicholas Murray fragte 2004 gar ob es uberhaupt ein Kind gegeben habe 23 nbsp Blochs Pension Jennings Riccioli in Florenz Ein Zimmer mit Aussicht Aufnahme aus dem Jahr 2013 Ab Dezember 1915 arbeitete Bloch fur die Berliner Maschinenbaufirma Adrema Maschinenbaugesellschaft GmbH die Adressiermaschinen herstellte Sie war zunachst Sekretarin des Geschaftsfuhrers Julius Goldschmidt und erhielt spater die Prokura und war nach der Erinnerung von Wolfgang Alexander Schocken in dessen Elternhaus Bloch verkehrte eine der hochstbezahlten weiblichen Angestellten in der Weimarer Republik 24 Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde die Firma im September 1935 arisiert und Goldschmidt ins Schweizer Exil gezwungen wo Bloch ihm beim Aufbau einer neuen Firma half bis dieser bereits Anfang 1936 verstarb und auch die Schweizer Firma aufgelost wurde Bloch hielt sich eine Zeit bei Felice Bauer Marasse in Genf auf 25 und reiste zu ihrem Bruder Hans nach Palastina der bereits 1933 mit seiner Familie emigriert war 26 Sie konnte dort nicht Fuss fassen und kehrte bereits im Juni nach Europa zuruck und hielt sich im faschistischen Italien auf und lebte von Schreibarbeiten in Florenz Als sie im Begriff war sich beruflich wieder zu fangen wurde sie aufgrund einer Verordnung zu den Italienischen Rassengesetzen vom 7 September 1938 als auslandische Judin aufgefordert bis zum 12 Marz 1939 das Land zu verlassen Diese unmittelbare Drohung konnte sie zwar abwenden und versuchte nun mit einem Affidavit der Witwe Goldschmidts nach England zu emigrieren Als sie 1939 ihren Einreiseantrag an das Central office for refugees in London schickte hatte sie zuversichtlich ihre Wohnung in Florenz schon aufgelost 27 und gab als Adresse die Pensione Jennings Riccioli in Florenz an Die Ausreise nach Grossbritannien kam wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr zustande Nach der deutschen Besetzung Italiens 1943 fluchtete sie in das Bergdorf San Donato Val di Comino Im Mai 1944 wurde sie von deutschen Besatzern verhaftet in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet 28 Die 28 Briefe Kafkas hatte sie vor ihrer Deportation an ihre Italienischlehrerin gegeben aus deren Nachlass gelangten sie als Leihgabe ins Deutsche Literaturarchiv Marbach daneben sind auch die Briefe und Schnipsel erhalten die Bloch 1914 als Belastungsmaterial fur den Prozess an Bauer weitergereicht hatte 29 Am 16 Juni 2022 wurde vor ihrem ehemaligen Wohnort Berlin Charlottenburg Lietzenseeufer 5 ein Stolperstein verlegt Literatur BearbeitenHans Gerd Koch Geteilte Post 28 Briefe an Grete Bloch Zur Ausstellung Geteilte Post Franz Kafka an Grete Bloch fluxus 20 Literaturmuseum der Moderne Marbach am Neckar 5 Oktober 2011 bis 29 Januar 2012 Dt Schillerges Marbach am Neckar 2011 Nicholas Murray Kafka und die Frauen Felice Bauer Milena Jesenska Dora Diamant Biografie Aus dem Englischen von Angelika Beck Artemis amp Winkler Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 538 07242 8 Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld Franz Kafka und die Berlinerinnen Felice Bauer und Grete Bloch In Sprache im technischen Zeitalter 2002 S 379 391 Peter Andre Alt Franz Kafka der ewige Sohn eine Biographie Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57535 8 Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen Fischer Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 10 075114 0 Wolfgang Alexander Schocken Wer war Grete Bloch In Exilforschung Ein internationales Jahrbuch Band 4 Das judische Exil und andere Themen Text und Kritik Munchen 1986 ISBN 3 88377 244 5 S 83 97 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grete Bloch Sammlung von Bildern Grete Bloch bei franzkafka deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Peter Andre Alt Franz Kafka der ewige Sohn 2005 S 299 303 Carl Flemming Verlag Buch und Kunstdruckerei A G Berlin siehe Schmidt Deutsche Buchhandler Deutsche Buchdrucker 1902 bei Zeno org Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld 2002 S 385 Heinrich Zeiss Union Zeiss Berlin und Frankfurt Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld 2002 S 386 Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen 2002 S 430 ff Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld 2002 S 386 a b Peter Andre Alt Franz Kafka der ewige Sohn 2005 S 375 384 Marianna Lieder Die andere Juli Krise In Die literarische Welt 12 Juli 2014 S 1 Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen 2002 S 500 504 Die Kafka Biografen sind sich nicht einig ob auch Ernst Weiss der als Verteidiger Kafkas fungierte bei dem Gerichtshof im Hotel Kafka Tagebuch zugegen war Franz Kafka Tagebucher Textband Fischer Frankfurt am Main 1990 S 658 f Margarita Pazi Ernst Weiss Schicksal und Werk eines judischen mitteleuropaischen Autors in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts Frankfurt am Main 1993 S 12 Hans Gerd Koch Geteilte Post 2011 S 53 f Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen 2002 S 577 578 Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen 2002 S 579 Peter Andre Alt Franz Kafka der ewige Sohn 2005 S 421f Wolfgang Alexander Schocken Wer war Grete Bloch 1986 S 92 ff Wolfgang Alexander Schocken Wer war Grete Bloch 1986 S 95f Max Brod Franz Kafka Eine Biografie S Fischer Frankfurt am Main 1954 S 294 ff Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen 2002 S 495 498 Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld 2002 S 390 Nicholas Murray Kafka und die Frauen 2007 S 162 Wolfgang Alexander Schocken Wer war Grete Bloch 1986 S 86 Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld 2002 S 390 Telegramm von Hans Bloch an seine Frau Erna Memento des Originals vom 20 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www jmberlin de bei Judisches Museum Berlin Wolfgang Alexander Schocken Wer war Grete Bloch 1986 S 92 f Hans Gerd Koch Teuflisch in aller Unschuld 2002 S 391 Reiner Stach Kafka die Jahre der Entscheidungen 2002 S 501 506 Normdaten Person GND 1017957134 lobid OGND AKS LCCN no2011176538 VIAF 206884490 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bloch GreteALTERNATIVNAMEN Bloch Margarete Bloch MargaretheKURZBESCHREIBUNG deutsche Industrieangestellte und Freundin Franz KafkasGEBURTSDATUM 21 Marz 1892GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1944STERBEORT KZ Auschwitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grete Bloch amp oldid 232792729