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Gregor Heimburg lat Gregorius Heimburgensis tschech Rehor z Heimburka nach 1400 in Schweinfurt August 1472 in Tharandt war ein deutscher Humanist und Staatsmann Gregor Heimburg Phantasieabbildung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auftritt am Furstentag zu Mantua und anschliessender Kirchenbann 3 Vertretung der Fursten gegen die papstliche Politik 4 Heimburg als neuer Juristentypus 5 Bedeutung 6 Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGregor Heimburg entstammte einer burgerlichen Familie aus Schweinfurt am Main Ab 1413 studierte er an der Universitat von Wien 1 Um 1430 erlangte er den Grad des Doktors beider Rechte in Padua und wurde Generalvikar des Erzbischofs von Mainz In seinem Auftrag nahm er als Sprecher der kurfurstlichen Delegation am Konzil von Basel teil Dessen Ziel war die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern Im weiteren Verlauf trat er auch als Sprecher im Auftrag von Kaiser Sigismund auf Es ist sehr wahrscheinlich dass er in Basel Enea Silvio Piccolomini kennenlernte den spateren Papst Pius II dessen Gegenspieler er spater wurde 1 Er vertrat im Streit zwischen Papst und Konzil zuerst die kurfurstliche Neutralitat und spater bedingungslos den Konziliarismus 1 Seit 1454 wirkte er als Rechtsberater fur Konig Ladislaus von Ungarn und Bohmen um dessen Anspruche auf das Herzogtum Luxemburg gegen die Wettiner durchzusetzen 2 1433 bis 1461 lebte Heimburg in Nurnberg und arbeitete als Syndikus fur die Reichsstadt nahm zwischendurch aber mehrfach andere Auftrage an So war er seit 1437 mit Urlaub des Rates wieder fur deutsche Fursten auf Reichstagen und Gesandtschaften zur Kurie tatig so 1438 bei der kurfurstlichen Neutralitatserklarung des Frankfurter Wahltages und der Reichstage 1442 zu Frankfurt 1443 und 1444 in Nurnberg 1446 wieder zu Frankfurt und 1447 zu Nurnberg im Sinne der deutsch kirchlichen Reformbestrebungen 3 Bald spielte er seine Rolle in der Frage wie sich die deutsche Nation im Streit Eugen IV mit dem Basler Konzil verhalten sollte Heimburg auch sonst von Fursten fur wichtige Geschafte von den Nurnbergern ausgebeten geliehen trat als Vertreter von Sachsen und Brandenburg zunachst fur Neutralitat ein Er las am 17 Marz 1438 in Frankfurt die Neutralitatserklarung der sechs Kurfursten vor ging mit Johann Lysura zum von Eugen IV einberufenen Konzil von Ferrara um mit Eugen IV dann fur Sachsen nach Basel mit dem Konzil zu verhandeln und nahm uberzeugt dass es nur des entschiedenen Vorangehens der Fursten bedurfe eifrigen Anteil an der Mainzer Akzeptation vom 26 November 1439 4 Wieder in Nurnberg vertrat er die Reichsstadt vor allem in den Auseinandersetzungen mit Markgraf Albrecht Achilles im Rahmen des ersten Markgrafenkrieges 1458 trat Heimburg in den Dienst des Erzherzogs Albrecht VI von Osterreich und im Mai 1458 trat der konziliaristisch gesinnte Staatsmann Gregor Heimburg auch in den Dienst Sigmunds von Tirol der auf der Seite der Gegner von Nikolaus von Kues Kardinal und Bischof von Brixen stand Gregor war ein konsequenter Gegner der papstlichen Politik und war schon auf den Reichstagen gegen Nikolaus von Kues aufgetreten Auftritt am Furstentag zu Mantua und anschliessender Kirchenbann BearbeitenDabei verscharfte sich der Konflikt mit dem neu gewahlten Papst Pius II als Heimburg im Auftrag Herzog Sigmunds von Tirol auf dem Furstentag zu Mantua 1459 sich gegen Pius II Plane zum Turkenkreuzzug aussprach Cusanus wegen der zwischen Tirol und Brixen strittigen Gerichtsbarkeit juristisch und publizistisch angriff 2 und Sigmunds Forderungen mit dem Konziliarismus verband 1 Heimburg behauptete Pius II wolle die Einberufung eines Kreuzzuges nur dazu benutzen um Geld zu gewinnen Der Papst schrieb Heimburg einen grossen Teil der Schuld zu dass der Furstentag in Mantua nicht den beabsichtigten Erfolg hatte 5 Im Zuge dieser Auseinandersetzung in der er entschieden furstliche Positionen gegen Papst und Kaiser vertrat wurde Heimburg am 2 November 1460 mit der Bulle Infructuosus palamites gemeinsam mit dem habsburgischen Herzog und dessen Helfern exkommuniziert 2 6 Dagegen verfasste Gregor Heimburg Anfang Januar 1461 die weithin verbreitete und wirksame Streitschrift A Pii papae II excommunicatione iniusta Sigismundi archiducis Austriae com Tirolis etc et Gregorii de Heimburg worin der Advokat Pius II personlich wegen seiner sexuellen Verfehlungen angriff und diesen anklagte er wolle Deutschland finanziell aussaugen und hatte Angst vor der Einberufung eines Konzils 7 8 9 Mit wutenden publizistischen Angriffen gegen Pius II zog sich Heimburg 1461 ausserdem auch den grossen Kirchenbann zu Als Herzog Sigmund 1464 zu einem Ausgleich mit der Kurie kam und der Papst ihn und seine Anhangerschaft vom Bann loste wurde Heimburg ubergangen 2 Vertretung der Fursten gegen die papstliche Politik BearbeitenTrotzdem verfocht Heimburg auch weiterhin die Reformwunsche deutscher Fursten etwa gegen die kirchlichen Besteuerungsverlangen der Kurie vornehmlich im Auftrage des Mainzer Erzbischofs Diether von Isenburg auf den Tagen 1460 zu Bamberg 1461 zu Eger Nurnberg und Mainz und unternahm in gleicher Sache Reisen nach Frankreich 1462 in das Feldlager Herzog Albrechts vor Wien und 1461 63 langere Gesandtschaften nach Venedig 3 wo er Herzog Sigmund in den Friedensverhandlungen vertrat 10 1466 trat er in den Dienst Georg von Podiebrads 1 des hussitisch bohmischen Konigs und verteidigte ihn heftig gegenuber dem Papst 1469 erhielt Heimburg den Ort Nelahozeves vom bohmischen Konig der aber kurze Zeit spater wieder enteignet wurde als er durch Papst Paul II nochmals exkommuniziert und auch sein Besitz in Dettelbach und Fahr enteignet wurde Als er nach Podiebrads Tod 1471 die wettinischen Erbanspruche auf die bohmische Krone unterstutzte wurde er bald aus Bohmen vertrieben 2 Im Marz 1471 fluchtete er zu Podiebrads Schwiegersohn Albrecht nach Dresden Die Geistlichkeit der Stadt verweigerte einige Tage lang den Gottesdienst um Albrecht zu zwingen Heimburg wieder zu vertreiben Der Herzog brachte ihn nach Tharandt in Sicherheit und bat seinen Bruder Kurfurst Ernst Befreiung vom Bann zu erwirken Schliesslich gestattete der Papst dass der Bischof Dietrich von Meissen Heimburg Donnerstag vor Palmarum 1472 zu Dresden im Beisein der Fursten Ernst und Albrecht feierlich absolvierte Er wurde in der Kirche des Franziskanerklosters spater Sophienkirche in Dresden begraben Heimburg als neuer Juristentypus BearbeitenIn seinen standig wechselnden Dienstverhaltnissen seiner ausgesprochen hohen Mobilitat und seinem politischen Einfluss verkorpert Heimburg einen auch sozialgeschichtlich interessanten neuen Typ des Gesandten und Berufsjuristen der auf den Konzilen und Reichstagen und aus der zunehmenden Verrechtlichung des 15 Jahrhunderts heranwuchs Dazu gehort auch dass Heimburg offenbar zeit seines Lebens Laie blieb was bei den gelehrten Juristen und Raten in dieser Zeit noch sehr selten war Heimburg konnte daher zwar nicht wie ublich mit kirchlichen Pfrunden versorgt werden aber er war ungebundener und konnte seine Fahigkeiten und sein Wissen je nach dem unmittelbaren finanziellen Ertrag anbieten Heimburg erwarb dabei betrachtlichen Besitz u a um Nurnberg und Wurzburg 2 1466 erwarb er die Pfandrechte von Schloss Vogtei und Amt Dettelbach Detelbach 11 Er war zudem in der Lage dem Bischof von Wurzburg hohe Betrage zu leihen 2 So lieh Heimburg im Jahr 1455 Bischof Johann von Grumbach 1400 Gulden zur Finanzierung der papstlichen Bestatigung seiner Bischofswahl 12 Ein in dieser Zeit von gelehrten Juristen sonst unerreichtes Spitzeneinkommen stellt der Sold von 600 Gulden im Jahr dar den Herzog Albrecht von Osterreich Heimburg seit 1458 zahlte 2 Sein Testament von 1466 verzeichnet bedeutende Einkunfte und Besitzungen Unter den fahrenden Juristen seiner Zeit die ihr Wissen und Konnen der meistbietenden Partei verkauften ragt er durch klare politische Haltung vor allem in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen jener Zeit hervor dabei verwandelten sich zuweilen ursprungliche Freundschaften etwa mit Enea Silvio in das Gegenteil 3 Bedeutung BearbeitenIm Spannungsfeld der Verhandlungen um die Kirchen und Reichsreform wurde Heimburg zu einem der einflussreichsten und bedeutendsten Juristen Gesandten und Kirchenpolitiker die das deutsche Spatmittelalter hervorgebracht hat wenngleich er anders als z B Cusanus Johannes von Lysura oder Heinrich Toke weniger durch programmatische Schriften zur Kirchen und Reichsreform als durch aktuelle politische Reden Manifeste und Invektiven sowie durch eine breite juristische Alltagstatigkeit hervorgetreten ist Einige seiner Arbeiten haben obwohl es sich meist um Prozessschriften handelt aufgrund ihrer eloquenten Polemik und ihrer kirchenpolitischen Brisanz uber den unmittelbaren Anlass hinaus auch literarisch gewirkt Sie sind daher nicht nur archivalisch sondern z T auch breit in handschriftlichen Kontexten uberliefert Man findet sie dabei nicht nur in politisch akademischem Umfeld sondern selbst in den Gebrauchshandschriften einfacher Seelsorger Auf diesem Weg wurde Heimburgs Werk noch vor der Durchsetzung des Buchdrucks einer breiten Offentlichkeit zuganglich und strahlte bis in das Jahrhundert der Reformation aus 2 Werke BearbeitenScripta nervosa iuris justitiaeque plena Frankfurt am Main 1608 online Hauptschrrift Oratio pro petendis insigniis doctoratus 1429 Admonitio de iniustis usurpationibus Paparum n 1446 in M Goldast Monarchiae I Hanau 1611 S 557 63 Tractatus super excommunicatione Pii papae II 1460 ebd II Frankfurt 1614 S 1591 Invectiva in Nic de Cusa 1461 ebd De militia et republica ad ducem Victorinum Sohn Podiebrads 1469 ebd Brielwechsel mit Johannes Rot in Rom uber Jurisprudenz 1454 Confutatio primatus papae 1461 hrsg v P Joachimsohn 1891 Briefwechsel mit Markgraf Albrecht Achilles 1468 70 in Hofler s L S 197 ff A Pii papae II excommunicatione iniusta Sigismundi archiducis Austriae com Tirolis etc et Gregorii de Heimburg Appellatio super excommunicatione Pii II papae in ducem Austriae Sigismundum et seipsum evulgata 1461 Apologia pro Georgio Podiebrad rege BohemiLiteratur BearbeitenAdolf Bachmann Heimburg Gregor In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 11 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 327 330 Josef Hiksch Gregor Heimburg um 1400 bis 1472 Politiker zwischen Mittelalter und Neuzeit Dissertation Potsdam 1978 Paul Joachimsohn Gregor Heimburg Historische Abhandlungen aus dem Munchner Seminar I Buchner Bamberg 1891 auch Nachdruck Scientia Verlag Aalen 1983 ISBN 3 511 00140 4 Peter Johanek Gregor Heimburg In Verfasserlexikon Band 3 1981 Sp 629 642 Walter Kaemmerer Heimburg Gregor In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 274 f Digitalisat Raimund Kemper Gregor Heimburgs Manifest in der Auseinandersetzung mit Pius II Mannheim 1984 Kurt Stadtwald Roman popes and German patriots Droz Geneve 1996 ISBN 2 600 00118 2 Morimichi Watanabe Duke Simund and Gregor Heimburg In Louis Carlen Fritz Steinegger Festschrift Nikolaus Grass zum 60 Geburtstag dargebracht von Fachgenossen Freunden und Schulern Abendlandische und deutsche Rechtsgeschichte Geschichte und Recht der Kirche Geschichte und Recht Osterreichs Bd 1 Universitatsverlag Wagner Innsbruck Munchen 1974 ISBN 3 7030 0010 4 S 559 573 Clemens Friedrich Brockhaus Gregor von Heimburg ein Beitrag zur deutschen Geschichte des 15 Jahrhunderts Leipzig 1861Weblinks BearbeitenHeimburg Gregorius im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Gregor Heimburg im Stadtwiki Dresden catholicity com Doctor Gregor Heimburg der Star Jurist und Humanist aus SchweinfurtEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Gregorius Heimburgensis in Alcuin Autoren und Texte der Denkgeschichte des Mittelalters 500 1500 n Chr a b c d e f g h i Marek Wejwoda Gregor Heimburg In Sachsische Biografie hrsg vom Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde e V a b c Walter Kaemmerer NDB ADB Heimburg Gregor Hans Georg Schindler Begegnungen Kaiser Friedrichs III von Habsburg mit Venedig Diplomatie am Ausgang des Mittelalters Masterarbeit Universitat Wien 2014 S 68 Schindler S 71 Schindler S 71 A Pii papae II excommunicatione iniusta Sigismundi archiducis Austriae com Tirolis etc et Gregorii de Heimburg bei Bavarikon Wilhelm Baum Nikolaus Cusanus in Tirol Das Wirken des Philosophen und Reformators als Furstbischof von Brixen Bozen 1983 S 404 Schindler S 76 Detelbach Verpfandung ambt und stat Detelbach 10 01 1466 Eintragsnr 1317 in Historisches Unterfranken Datenbank zur Hohen Registratur des Lorenz Fries abgerufen am 20 Juli 2022 Bischove 1455 Eintragsnr 1587 in Historisches Unterfranken Datenbank zur Hohen Registratur des Lorenz Fries abgerufen am 20 Juli 2022 Normdaten Person GND 118709666 lobid OGND AKS LCCN no96057746 VIAF 385149106215568491715 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heimburg GregorALTERNATIVNAMEN Heimburg GregoriusKURZBESCHREIBUNG deutscher Humanist und StaatsmannGEBURTSDATUM nach 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