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34 516666666667 48 066666666667 Koordinaten 34 31 0 N 48 4 0 OGodin Tepe Godin Tepe persisch گودین تپه ist ein lang genutzter Siedlungshugel im Zagrostal Kangavar westlich von Hamadan im Gebiet von Kurdistan in der westiranischen Provinz Kermanschah der in der Ubeid Zeit der Uruk Zeit der Kura Araxes Zeit der altelamischen Zeit und nach langerer Unterbrechung in der Eisenzeit intensiv genutzt wurde und auch seit der islamischen Zeit noch Bedeutung hatte Insgesamt wurden zwolf Besiedlungsschichten festgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Umwelt 2 Grabungsgeschichte 3 Perioden der Besiedelung 3 1 Schicht XI VII Halaf und Ubeid Kultur 3 2 Schicht VI eine Handlerenklave der Uruk Zeit 3 3 Schicht IV eine Siedlung der Kura Araxis Kultur 3 4 Schicht III die Altelamische Stadt 3 5 Schicht II eine medische Zitadelle 3 6 Schicht I Nutzung ab dem Mittelalter 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUmwelt BearbeitenDie Statte erhebt sich etwa 30 Meter uber das Umland im Tal von Kangavar das gemeinsam mit einer Reihe von anderen Talern einen Pass uber Zagros bildet und schon im Altertum eine wichtige Handelsroute zwischen Ost und West darstellte Das Tal selbst wird von Flussen durchzogen die durch alluviale Prozesses fruchtbare Boden in das Tal schwemmten Einer dieser Flusse ist der Gamas Ab der sich direkt nordwestlich von Godin Tepe befindet und grosse Teile des Nordhanges erodiert hat 1 Grabungsgeschichte BearbeitenGodin Tepe wurde 1961 bei einem Survey unter Leitung von Theodore Cuyler Young Jr als archaologische Fundstelle entdeckt 2 Im Anschluss entschied der Antikendienst des Iran die University of Toronto und das Royal Ontario Museum Godin Tepe auszugraben 3 Es folgten funf Kampagnen in den Jahren 1965 1967 4 1969 1971 5 und 1973 6 Dabei wurde einerseits grossflachig die eisenzeitliche Zitadelle ausgegraben und anderseits in einem Tiefschnitt am nordlichen Hang die ubrigen Perioden untersucht 7 2011 lud die Universitat von Toronto Teile der originalen Grabungsdokumentation frei zuganglich auf ihrer Internetseite hoch 8 Perioden der Besiedelung BearbeitenEs lassen sich insgesamt elf Siedlungsschichten unterscheiden Die Schicht VI bis XI wurden dabei weniger intensiv untersucht als die restlichen Siedlungsschichten Die Schicht V wurde nachtraglich in die Schicht VI integriert Schicht XI VII Halaf und Ubeid Kultur Bearbeiten Die Schichten XI bis VII darunter Seh Ghabi bzw Godin Tepe X und Seh Ghabi bzw Godin Tepe IX in Pusht e Kuh 9 stammen aus sehr kleinen Testsondagen und datieren etwa 5200 bis 4000 v Chr Sie reichen damit ins Fruhchalkolithikum zuruck und datieren zeitgleich mit der Ubeid Zeit und sogar mit dem Ende der Halaf Kultur Diese Phasen sind jedoch nur sehr fragmentarisch ausgegraben und kaum bearbeitet 10 Schicht VI eine Handlerenklave der Uruk Zeit Bearbeiten Schicht VI wurde durch die Ausgrabungen von 1973 in einem Tiefschnitt in der oberen Zitadelle auf einer Flache von 550 m erfasst Sie zeigt die Ubergangsstufe vom jungeren Neolithikum zur Fruhen Bronzezeit und datiert zwischen 3500 und 3000 v Chr also zeitgleich mit der Uruk Zeit in Mesopotamien Ursprunglich wurde Schicht VI und Schicht V getrennt aber nach einer erneuten Analyse der archaologischen Ergebnisse entschlossen sich die Forscher dazu Schicht V als die jungste Unterphase Schicht VI 1 zu definieren 11 Die Architektur der Schicht VI besteht aus einer ovalen Aussenmauer die ein Areal von etwa 560 m umfasst Innerhalb dieser Mauern befinden sich eine Reihe von mehrraumigen rechteckigen Gebauden die um einen grossen Platz in der Mitte gruppiert sind Diese Siedlung wird als ein Aussenposten Uruk zeitlicher Handler gedeutet und Godin Tepe somit mit der Uruk Expansion in Zusammenhang gebracht 12 Die Keramik der Schicht VI zeigt eine Mischung aus lokalen Traditionen und Uruk Einflussen Uruk Keramik sind zum Beispiel Topfe mit Vierosenknubben Gefasse mit Schnurornamenten auf der Schulter und Gefasse mit cremefarbenem Uberzug die Parallelen in Susa Akropolis Schicht 17 Uruk Eanna IV und Nippur Inanna Schicht 19 finden Die typischen hohen Dschemdet Nasr Vorratsgefasse wie sie aus Nippur Inanna Schicht 14 12 bekannt sind und Blumentopfe bevelled rim bowls Uruk Eanna IV fehlen allerdings Daneben gibt es eine einheimische Keramik die sich bruchlos aus der Schicht VII fortsetzt 13 In Schicht VI wurden 13 Rollsiegelabdrucke und zwei Rollsiegel gefunden Sie sind scheinbar teilweise lokale Produkte wie der Fund eines ungeschnittenen Siegelzylinders belegt Die Abdrucke haben Parallelen in Uruk Schicht V IV in Chusistan und in Susa Schichten Cc Da Einige wurden mit runden Bohrungen verziert Als Rohmaterial diente Speckstein Steatit der teilweise warmebehandelt tempering wurde 14 In Schicht VI wurden 43 Tontafeln gefunden von denen 27 einigermassen vollstandig sind Sie enthielten vor allem Zahlenzeichen wie sie auch aus Hafaǧi Tell i Ghazir proto elamitische Schichten Habuba Kabira spate Uruk Zeit Tappe Sialk IV1 Tschogha Misch Uruk und Susa Akropolis Schicht 17 bekannt sind 15 Die altere Schicht VII geht ohne Hiatus in Schicht VI uber 16 Am Ende der Schicht VI gibt es dagegen einen klaren Hiatus und die Befunde sprechen fur ein rasches aber geplantes Verlassen der Siedlung Einerseits gibt es Anzeichen eines Brandes in Raum 22 in dem das Dach einsturzte und in vielen Raumen befanden sich Funde wie Keramik in situ Anderseits fehlen Metallobjekt fast komplett was auf eine Auswahl von Objekten vor dem Verlassen hinweist 17 Schicht IV eine Siedlung der Kura Araxis Kultur Bearbeiten Nachdem Schicht VI verlassen wurde gab es einen klaren Bruch in der materiellen Kultur Schicht IV datiert mit etwa 2800 2600 v Chr in die Fruhe Bronzezeit Godin Tepe ist in dieser Zeit Teil der Kura Araxes Kultur die sich nach dem Zusammenbrechen des Uruk Systems uberall in Nordmesopotamien und den angrenzenden Gebirgen ausbreitete und aus dem Kaukasustal zwischen den Flussen Kura und Araxes stammt Die grau schwarze Keramik der Schicht IV ahnelt sehr der von Yanik Tepe der Fruhen Bronzezeit bei Tabris was auf eine Verbindung mit Ostanatolien und dem Kaukasusgebiet im 3 Jahrtausend schliessen lasst 18 Im Allgemeinen wird dieses Phanomen mit einer Migration in Verbindung gebracht die sich jedoch im Speziellen sehr unterschiedlich darstellt In Godin Tepe gab es schon vor der Schicht VI Hinweise auf Einflusse der Kura Araxes Kultur im Keramikrepertoire was fur einen langfristigeren kulturellen Kontakt spricht 19 Die Architektur der Schicht IV weist auf eine sehr unterschiedliche soziale Organisation im Vergleich zu Schicht VI hin Auf einem zentralen Platz befindet sich eine Plattform die ostlich von Wohnhausern und westlich von einem offentlichen Gebaude vielleicht einem Versammlungshaus umgeben ist Diese Zusammensetzung wird einige Male erneuert ohne den allgemeinen Plan zu verandern Schliesslich wird die Siedlung ohne Spuren von Zerstorung verlassen 20 Schicht III die Altelamische Stadt Bearbeiten Schicht III eine Vielfalt an auch gleichzeitig nebeneinander bestandenen keramischen Erzeugnissen zeigend schliesst nahtlos an Phase IV an und datiert in die Mittlere Bronzezeit von etwa 2600 1400 v Chr 21 oder war von etwa 2100 bis 1350 1200 v Chr 22 besiedelt In dieser Zeit ist Godin Tepe sehr dicht mit Wohnhausern besiedelt Der urbane Charakter veranlasst zu der Annahme dass es sich zu dieser Zeit um eine Stadt gehandelt hat die Teil eines Altelamischen Herrschaftsbereichs war Nachdem diese urbane Siedlung verlassen wurde kam es zu einem Hiatus der etwa 700 Jahre andauerte 23 Schicht II eine medische Zitadelle Bearbeiten Schicht II die Uberreste der Mederzeit etwa 700 bis 650 v Chr enthalt stellt die eisenzeitliche Besiedlung dar und datiert etwa 800 500 v Chr Sie wird in zwei Unterphasen geteilt Schicht II 2 ist der monumentale Gebaudekomplex und Schicht II 1 stellt eine erneute Besiedlung durch Ruinenbewohner dar die in der Zitadelle lebten nachdem sie aufgegeben wurde 24 Schicht II 2 besteht im Kern aus zwei Saulenhallen fur Reprasentationszwecke einem Magazin mit Nord und Sudflugel und einem hauslichen Teil vermutlich einer Kuche sowie einigen jungeren Anbauten Die Aussenfassade des Gebaudekomplexes ist regelmassig mit Turmen versehen die eine Wehrfunktion vermuten lassen Dieses Gebaude wird als Residenz einer medischen Elite interpretiert Die Meder bildeten in der Eisenzeit unter dem Druck der neuassyrischen Feldzuge in den Zagros eine zentralere politische Organisation aus bis sie eine Allianz mit Neubabylonischen Kriegsherren schlossen und das Neuassyrische Reich besiegten Die Phase II 2 fallt vermutlich in diese Zeit der medischen Staatsformierung Die genauen Grunde fur das Verlassen dieser Zitadelle sind nicht bekannt eine moglich Erklarung ware die weitere Zentralisierung des medischen Staates und das Abwandern der Eliten nach Ekbatana dem heutigen Hamadan das als Hauptstadt des medischen Staates bezeichnet wird Eine andere Erklarung ware das Zerfallen zentraler Verwaltungsstrukturen nachdem die Gefahr des neuassyrischen Reiches nicht langer bestand 25 Schicht II 1 ist eine Nutzung der verlassenen Zitadelle als Wohnraum die ohne Unterbrechung anschliesst Nur die kleinere Saulenhalle und der Wohnbereich wurden umgebaut und umgenutzt der Rest des Gebaudekomplexes zerfiel Auch die Ruinensiedlung wurde ohne Zerstorungsspuren verlassen 26 Schicht I Nutzung ab dem Mittelalter Bearbeiten Schicht I ist die jungste Besiedlung und besteht aus einem islamischen Teehaus einigen neuzeitlichen Grabern 27 und einem Imamzadeh aus dem 15 Jhd 28 Literatur BearbeitenErika Bleibtreu Iran von prahistorischer Zeit bis zu den Medern Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte In Wilfried Seipel Hrsg 7000 Jahre persische Kunst Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran Kunsthistorisches Museum Wien 2001 ISBN 3 85497 018 8 S 40 53 hier S 42 und 44 45 Hillery Gopnik Mitchell S Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran In Bibliotheca Iranica archaeology art amp architecture Band 1 Ontario 2011 Robert C Henrickson Godin III and the Chronology of Central Western Iran circa 2600 1400 B C In Frank Hole Hrsg The Archaeology of Western Iran Washington D C London 1987 S 205 227 Theodore Cuyler Young Jr Survey in Western Iran In Journal of Near Eastern Studies Band 25 Nr 4 1966 S 228 239 Theodore Cuyler Young Jr Louis D Levine Excavation at Godin Tepe First Progress Report In Occasional paper Royal Ontario Museum Division of Art and Archaeology Band 17 Ontario 1969 Theodore Cuyler Young Jr Louis D Levine Excavation at Godin Tepe Second Progress Report In Occasional paper Royal Ontario Museum Division of Art and Archaeology Band 26 Ontario 1974 Theodore Cuyler Young Jr Godin Tepe In Encyclopedia Iranica Encyclopedia Iranica Foundation 2001 letztes Update 2012 zuletzt aufgerufen 27 Februar 2019 T Space Community Godin Tepe In TSpace Univeritiy of Toronto 2011 aufgerufen 20 Februar 2019 Harvey Weiss Theodore Cuyler Young Jr The Merchants of Susa In Iran Band 13 1975 S 1 17 Einzelnachweise Bearbeiten Young amp Levine Excavation at Godin Tepe First Progress Report Ontario 1969 S 1 Young Survey in Western Iran In Journal of Near Eastern Studies Vol 25 No 4 1966 Young amp Levine Excavation at Godin Tepe First Progress Report Ontario 1969 Preface Young amp Levine Excavation at Godin Tepe First Progress Report Ontario 1969 Young amp Levine Excavation at Godin Tepe Second Progress Report Ontario 1974 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 13 T Space Community Godin Tepe In T Space of the University of Toronto 2011 Vgl Erika Bleibtreu Iran von prahistorischer Zeit bis zu den Medern Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte 2001 S 42 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 67 81 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 12 19 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 92 109 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 85 92 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 113 115 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 116 118 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 71 73 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 142 144 Erika Bleibtreu Iran von prahistorischer Zeit bis zu den Medern Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte 2001 S 44 45 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 139 149 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 152 167 Henrickson Godin III and the Chronologie of central western iran ca 2600 1400 BC In The archaeology of Western Iran 1987 S 205 227 Erika Bleibtreu Iran von prahistorischer Zeit bis zu den Medern Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte 2001 S 45 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 209 284 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 306 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 302 313 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 314 315 Gopnik amp Rothmann On the high road The History of Godin Tepe Iran Ontario 2011 S 2 Young Godin Tepe In Encyclopedia Iranica 2001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Godin Tepe amp oldid 238040373