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Glufosinat auch Phosphinothricin ist ein Herbizid Es ist die erste in der Literatur beschriebene peptidisch gebundene und naturlich vorkommende Aminosaure mit einer Phosphinsaure Gruppe StrukturformelVereinfachte Strukturformel ohne StereochemieAllgemeinesName GlufosinatAndere Namen 2 Amino 4 hydroxy methyl phosphoryl butansaure Phosphinothricin Basta Handelsname Summenformel C5H12NO4P Glufosinat C5H15N2O4P Glufosinat Ammoniumsalz Kurzbeschreibung farbloser kristalliner Feststoff 1 in technischer Qualitat gelblich weiss 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 51276 47 2 Racemat 73679 07 9 R Enantiomer 35597 44 5 S Enantiomer EG Nummer 257 102 5ECHA InfoCard 100 051 893PubChem 4794ChemSpider 4630Wikidata Q302204EigenschaftenMolare Masse 181 13 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 4 g cm 3 20 C 2 Schmelzpunkt 215 C 1 Loslichkeit sehr leicht in Wasser 1370 g l 1 bei 20 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 3 ggf erweitert 2 Glufosinat Ammonium GefahrH und P Satze H 302 312 332 360Fd 373P 201 280 308 313 2 Toxikologische Daten 2000 mg kg 1 LD50 Ratte mannlich oral 1 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Der Glufosinat Rest wurde 1971 als Bestandteil des Tripeptids Bialaphos in Streptomyceten entdeckt Eine Besonderheit liegt auch in der Seltenheit der Kohlenstoff Phosphor Kohlenstoff Bindung und der bis heute noch nicht vollstandig geklarten Biosynthese dieser chemisch stabilen Gruppierung Glufosinat wird vom BMELV als reproduktionstoxisch eingestuft 4 Inhaltsverzeichnis 1 Isomere und Salze 2 Herstellung 3 Verwendung 3 1 Herbizid 3 2 Gentechnische Resistenzen 4 Zulassungsstatus 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseIsomere und Salze BearbeitenGlufosinat besitzt ein Stereozentrum am C2 Atom somit existieren zwei Enantiomere der Verbindung S Glufosinat und R Glufosinat Das 1 1 Gemisch wird als Racemat bezeichnet Enantiomere von GlufosinatName S Glufosinat R GlufosinatAndere Namen L Glufosinat GlufosinatGlufosinat P D Glufosinat GlufosinatD PhosphinothricinStrukturformel nbsp nbsp CAS Nummer 35597 44 5 73679 07 951276 47 2 Racemat EG Nummer 690 077 2257 102 5 Racemat ECHA Infocard 100 217 200100 051 893 Racemat PubChem 91619 69713074794 Racemat Wikidata Q27266088 Q27093615Q302204 Racemat In kommerziellen Produkten wird haufig das Ammoniumsalz der racemischen Saure Glufosinat Ammonium 5 eingesetzt Herstellung BearbeitenDie industrielle Synthese von racemischem Glufosinat erfolgt in mehreren Schritten Zunachst wird ein sogenannter Methanphosphonigsaureester hergestellt Dazu wird zunachst Methan 1 mit Phosphortrichlorid 2 bei Temperaturen von 500 650 C und einem Druck von 3 6 bar in Gegenwart von geringen Mengen Tetrachlorkohlenstoff zum Methyldichlorphosphin 3 umgesetzt 6 nbsp Industrielle Synthese von MethyldichlorphosphinDas gebildete Methyldichlorphosphin 3 wird anschliessend zur Methanphosphinigsaure 4 partiell hydrolysiert Je nachdem welcher Ester gewunscht ist wird letztere in einem weiteren Schritt mit dem entsprechenden Alkohol haufig Methanol oder n Butanol umgesetzt wodurch der entsprechende Methanphosphonigsaurealkylester 5 erhalten wird nbsp Industrielle Synthese von Methanphosphonigsaureester MPE Der Methanphosphonigsaurealkylester 5 wird anschliessend mit einem Acrylsaureester 6 umgesetzt und das Additionsprodukt 7 mit Dimethyloxalat 8 in Gegenwart von Natriummethanolat in einer Claisen Kondensation und anschliessender Verseifung und Decarboxylierung zur b Ketosaure 9 umgesetzt Eine abschliessende reduktive Aminierung an einem geeigneten Ubergangsmetallkatalysator liefert schliesslich Glufosinat 10 als Endprodukt nbsp Industrielle Synthese von GlufosinatIn der Literatur sind verschiedene Methoden zur Synthese von racemischem Glufosinat 1 1 Gemisch aus S Glufosinat und R Glufosinat beschrieben 7 Verwendung Bearbeiten nbsp Herbizid Bearbeiten Das racemische Ammoniumsalz von Phosphinothricin ist als Bestandteil in verschiedenen kommerziellen Herbiziden enthalten und wird unter mehreren Handelsnamen als Total Herbizid mit kontakt und teilsystemischer Wirkung verwendet Der bekannteste unter diesen Handelsnamen ist Basta Glufosinat wirkt sowohl gegen einkeimblattrige als auch gegen zweikeimblattrige Pflanzen Die Aufnahme geschieht nicht uber die Wurzeln sondern hauptsachlich uber die grunen Pflanzenteile und bewirkt dort eine Hemmung der Glutamin Synthetase Dies fuhrt zur Anreicherung von Ammonium im Blattgewebe der Pflanze und weiterhin zu einem Mangel an Glutamin und anderen Aminosauren Dadurch kommt es zur Hemmung der Photosynthese zu Chlorosen und letztendlich zum Absterben des Blattgewebes und schliesslich der gesamten Pflanze Glufosinat wird daher auch zur Gruppe der aminosaureantagonistischen Herbizide gezahlt Gentechnische Resistenzen Bearbeiten Es gelang gentechnisch eine Resistenz gegen das Herbizid bei Nutzpflanzen wie Mais Reis Raps oder Salat zu erzeugen Dazu wurde das Gen fur das Enzym Phosphinothricin Acetyl Transferase PAT Enzym aus dem Bakterium Streptomyces viridochromogenes isoliert Das Bakterium das Phosphinothricin selbst produziert schutzt sich damit vor seinem eigenen Gift in dem es eine Acetylgruppe auf Phosphinothricin ubertragt und es dadurch inaktiviert Ein Beispiel ist der Reis LL62 LL62 ist gegen das Bayer Breitband Herbizid Liberty mit Wirkstoff Glufosinat Ammonium resistent Bayer reichte 2004 seinen Antrag auf Zulassung fur den Import in die EU von LL62 ein Der Antrag bezieht sich auf die Verwendung als Lebens und Futtermittel sowie zur Verarbeitung In den USA besteht bereits eine Genehmigung fur den Anbau Zulassungsstatus BearbeitenIn der Europaischen Union galt seit 2007 eine Zulassung von Glufosinat fur Pflanzenschutzmittel die zum 30 September 2017 auslief Auf nationaler Ebene ist Glufosinat in funf EU Staaten zugelassen 8 In Deutschland lief die Zulassung zum Inverkehrbringen fur das vormals einzige glufosinathaltige Mittel Basta zum 31 Dezember 2015 aus eine Verlangerung der Zulassung zum Inverkehrbringen wurde nicht beantragt Lagerbestande durften bis zum 30 Juni 2017 aufgebraucht werden 9 In der Schweiz endete die Aufbrauchsfrist am 6 Januar 2022 8 Die erlaubte Tagesdosis und die Akute Referenzdosis betragen jeweils 21 µg pro Kilogramm Korpergewicht und Tag die Annehmbare Anwenderexposition liegt bei 2 1 µg pro Kilogramm Korpergewicht und Tag 8 Die Durchfuhrungsverordnung EU Nr 365 2013 vom 22 April 2013 legte aufgrund vermuteter Risiken fur Saugetiere und Nichtzielarthropoden fest dass nur noch streifenweise oder punktuelle Herbizidanwendungen mit Glufosinat zugelassen werden durften und zwar in Dosierungen von hochstens 750 g Wirkstoff ha behandelte Oberflache je Ausbringung und mit hochstens zwei Ausbringungen pro Jahr 10 Zur Umsetzung der Durchfuhrungsverordnung verbot oder beschrankte das BVL fur bestimmte Kulturen die Anwendung des glufosinathaltigen Produkts Basta zum 13 November 2013 11 Der von BASF hergestellte Wirkstoff wird weiterhin nach Brasilien exportiert 12 Weblinks BearbeitenInformationen zu Resistenz gegen den Wirkstoff Literatur zur Glufosinat AnalytikEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Eintrag zu Glufosinat In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 7 Mai 2014 a b c Eintrag zu Ammonium 2 amino 4 hydroxymethylphosphinyl butyrat in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 23 Juli 2016 JavaScript erforderlich Eintrag zu 2 amino 4 hydroxymethylphosphinyl butyric acid im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Bundesministerium fur Ernahrung Landwirtschaft und Verbraucherschutz Neue rechtliche Regelungen fur Pflanzenschutzmittel auf EU Ebene PDF 75 kB BMELV Homepage Jan 2009 abgerufen am 22 Marz 2013 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Glufosinat Ammonium CAS Nummer 77182 82 2 EG Nummer 278 636 5 ECHA InfoCard 100 071 466 GESTIS Stoffdatenbank 530263 PubChem 53597 Wikidata Q3011371 Patent EP0082350B1 Verfahren zur Herstellung von Methyldichlorphosphan Veroffentlicht am 3 April 1985 Anmelder Hoechst Aktiengesellschaft Erfinder Klaus Gehrmann Alexander Ohorodnik Johannes Rosenthal Stefan Schafer Bernd Schafer Naturstoffe der chemischen Industrie Elsevier 2007 S 471 475 ISBN 978 3 8274 1614 8 a b c Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europaischen Kommission Eintrag zu Glufosinate in der EU Pestiziddatenbank Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz Osterreichs und Deutschlands abgerufen am 6 April 2023 Bayer AG Pflanzenschutzmittel Basta Durchfuhrungsverordnung EU Nr 365 2013 der Kommission vom 22 April 2013 PDF zur Anderung der Durchfuhrungsverordnung EU Nr 540 2011 hinsichtlich der Bedingungen fur die Genehmigung des Wirkstoffs Glufosinat BVL Anderung der Zulassung des Pflanzenschutzmittels Basta 8 November 2013 Abgerufen am 9 Marz 2016 Benjamin Luig Fran Paula de Castro Alan Tygel Lena Luig Simphiwe Dada Sarah Schneider Jan Urhahn Gefahrliche Pestizide PDF 2 4 MB von Bayer und BASF ein globales Geschaft mit Doppelstandards Rosa Luxemburg Stiftung INKOTA netzwerk Bischofliches Hilfswerk Misereor Campanha Permanente Contra os Agrotoxicos e Pela Vida Khanyisa April 2020 abgerufen am 25 April 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glufosinat amp oldid 237500640