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Das Glockenbechergrab von Wallhofen einem Ortsteil von Vollersode in der Samtgemeinde Hambergen liegt auf den Geesthohen des Teufelsmoores nordlich von Bremen im Elbe Weser Dreieck in Niedersachsen In dem seit der Steinzeit bevorzugten Siedlungsraum lagen zu Beginn des 20 Jahrhunderts noch mehr als 40 Hugel und funf Grosssteingraber sowie mehrere Urnenfriedhofe Vier Hugelgraber wurden im Zuge des Baus eines Sportzentrums ausgegraben Der Grabhugel Nr 70 hat wissenschaftlich besondere Bedeutung Inhaltsverzeichnis 1 Der Hugel 2 Der Glockenbecher 3 Der Riesenbecher 4 Kontext 5 LiteraturDer Hugel BearbeitenDer Hugel hatte einen Durchmesser von 15 m und eine Resthohe von etwa einem Meter In den neuzeitlich gestorten oberen Schichten kamen Urnenscherben das Griffende eines Feuersteindolches Bruchstucke einer bronzenen Armspirale und Leichenbrand zutage In tieferen Schichten wies eine Steinsetzung zu der auch ein halbierter Mahlstein gehorte auf weitere Funde hin Unterhalb kamen Scherben eines unvollstandigen so genannten Riesenbechers zum Vorschein dessen Hohe von 25 bis 28 cm und Standflachendurchmesser von etwa acht Zentimetern sich rekonstruieren liessen Ein tiefer liegendes Hugelplanum zeigte Reste eines etwas unrunden Steinkranzes von dem zumeist nur die Standspuren gefunden wurden Im Steinkranz lag sudostlich vom Mittelpunkt ein grosser Findling zusammen mit einer flachen Steinplatte in situ Der aufrecht stehende Stein hat eine glatt geschliffene Seite die ebenso zum Hugelzentrum wies wie die davor gelegene flache Steinplatte auf der und in deren Umgebung Holzkohleflitter lagen Im gleichen Planum war eine Grabenfullung zu erkennen die nicht konzentrisch zum Steinkreis lag sondern um etwa einen Meter nach Osten verschoben war und im Grundriss die Form einer Spirale mit eineinhalb Windungen hatte Der aussere Umriss des Spiralgrabens stellte ein Oval dar dessen grossere Achse Ost West orientiert war Im westlichen Brennpunkt des Grabenovals zeichnet sich eine weitere jedoch viel kleinere ovale Grabenfullung ab Der zugehorige Graben hatte eine Durchschnittsbreite von 0 5 m Der ostliche Bogen des Grabens war mit neun etwa kopfgrossen Steinen besetzt die nicht bis zur Sohle reichten sondern in unterschiedlicher Tiefe lagen Der Befund deutete auf ein Schachtgrab der Einzelgrabkultur dessen Umrisse im tieferen Planum deutlich wurden Die Grundflache des ovalen Grabes betrug 1 5 auf 1 0 m 60 cm unter Bodenniveau wurde ein Gefassrand sichtbar der sich als intakter aufrecht stehender Glockenbecher erwies Die weiteren Beigaben bestanden aus einer Pfeilspitze und einem Klingenkratzer aus Feuerstein Der Glockenbecher Bearbeiten nbsp Vergleichsbild Glockenbecher aus GochDer vollstandig erhaltene Becher der Glockenbecherkultur besitzt ein gedrungenes S Profil ohne Bodenabsatz mit einer Weite von 14 3 cm nahe dem unteren Viertel Sein Mundungsdurchmesser betragt 15 cm Er hat eine Hohe von 19 6 cm und eine Standflache von 7 7 cm Die hellbraun rotliche Oberflache ist fast poliert Der Ton ist fein geschlammt und gemagert im Bruch rot mit hellgrauem Mittelstreifen Das Dekor zeigt einen Wechsel von verzierten und unverzierten waagerecht umlaufenden Bereichen Die funf etwa gleichmassig verteilten flachig gefullte Zierstreifen haben etwas unterschiedliche Breiten Der unterste und oberste Zierstreifen haben einen geringeren Abstand zur Standflache bzw zur Gefassmundung Die vier oberen Zierstreifen sind mit alternierendem Fischgratmuster gefullt Der untere Streifen hat eine einfache Schragschraffur Die Zierstreifen sind von doppelten oder einfachen Stempellinien gefasst Linien und Muster sind mit einem vermutlich dreizinkigen Zahnstock oder Kammstempel eingedruckt worden Der Riesenbecher Bearbeiten nbsp Vergleichsbild Riesenbecher aus Gutersloh PavenstadtRiesenbecher bzw ihre Fragmente kommen gelegentlich in norddeutschen Hugelgrabern vor Sie liegen jedoch oft an Stellen die keine stratigraphische Einordnung gestatten Im vorliegenden Fall handelt es sich um die Teilniederlegung eines Riesenbechers Die stratigraphische Lage zeigt dass der Riesenbecher zur Glockenbecherbestattung gehort Die gleichen Leute die die Bestattung vornahmen haben im Zuge der Hugelaufschuttung auch die Riesenbecherfragmente uber dem Steingrab deponiert Damit mussen Riesen und Glockenbecher gleichzeitig in Gebrauch gewesen sein Kontext BearbeitenDieser Bechertyp ist in Norddeutschland und den Niederlanden mehrfach vertreten Er kann an die Typologie von Willem Glasbergen und J D van der Waals angeschlossen werden und gehort er zu den Glockenbechern mit beginnender Zonen Zusammenziehung vom Typ 2 Die triangulare Pfeilspitze besitzt im Verband eines geschlossenen Grabfundes in Niedersachsen keine jedoch in den Niederlanden eine Parallele Klingenkratzer kommen gelegentlich im Inventar von Glockenbecherbestattungen vor Sie sind im nordlichen Niedersachsen jedoch charakteristischer als Beigabe der Einzelgrabkultur Das Ost West orientierte Schachtgrab entspricht ebenfalls der Konvention der Einzelgrabkultur Aber in den Niederlanden und im Landkreis Goslar am Nordharz sind vielfach auch Glockenbechergraber so orientiert Da sich in Wallhofen keinerlei Skelettreste oder sonstige Spuren des Bestatteten feststellen liessen musste die Lage der Beigaben fur die Totenhaltung und ausrichtung in Betracht gezogen werden Sie spricht fur eine linksseitige Hockerlage mit dem Kopf im Osten und der Blickrichtung nach Suden Die Pfeilspitze weist die Bestattung als Mannergrab aus Orientierung und Ausrichtung des Grabes mussen nicht notwendigerweise von der Einzelgrabkultur entlehnt sein Hingegen durfen die ovale Form des Schachtes die Ovalspirale des Kreisgrabens sowie die Uberhugelung der Anlage Elemente darstellen die von den Tragern der Einzelgrabkultur ubernommen wurden Literatur BearbeitenJurgen Deichmuller Ein Glockenbechergrab bei Wallhofen Gemeinde Vollersode Kr Osterholz In Die Kunde N F 25 1974 S 53 Jurgen Deichmuller Die Hugelgraber auf dem Sportzentrum Vollersode Wallhofen Kr Osterholz In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 40 1971 S 252 f Jurgen Deichmuller Drei Glockenbecher von Westertimke Kreis Bremervorde In Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 35 1966 S 50 f Heinz Schirnig Eine Brandbestattung in einem Riesenbecher bei Ripdorf Kreis Uelzen In Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 7 1972 S 60 f 53 322444444444 8 8385555555556 Koordinaten 53 19 20 8 N 8 50 18 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glockenbechergrab von Wallhofen amp oldid 229217562