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Glimmerfische sind rautenformige Einzelkristalle asymmetrische Porphyroklasten vorwiegend aus Glimmer z B Muskovit die aufgrund ihrer bevorzugten Ausrichtung in der Tektonik zur Bestimmung des Schersinns Verwendung finden Ihre Langsachse bildet einen kleinen Winkel mit der mylonitischen Foliationsebene Inhaltsverzeichnis 1 Erstbeschreibung 2 Einfuhrung 3 Vorkommen 4 Entstehung 5 Typologie 6 Verwendung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseErstbeschreibung Bearbeiten nbsp Dunnschliff mit einem Glimmerfisch der Gruppe 2 aus einem Quarzmylonit der italienischen Alpen Rechtsverschiebender Schersinn Glimmerfische aus Nova Scotia wurden erstmal im Jahr 1970 von G H Eisbacher wissenschaftlich beschrieben 1 Einfuhrung BearbeitenDer Begriff Glimmerfisch englisch mica fish bezieht sich auf das stromlinien fischformige Aussere der Glimmerkristalle Sie konnen auch die Gestalt von langlichen Rauten Parallelogrammen oder Linsen annehmen Von ihren Endpunkten gehen oft langgegezogene Spuren englisch trails aus kleinen Glimmerbruchstucken aus Diese Spuren verlaufen zueinander parallel werden aber durch den Glimmerfisch treppenartig zueinander versetzt englisch stair stepping Der Winkel der Glimmerfisch Langsachsen mit der mylonitischen Foliation kann um bis zu 40 variieren betragt aber durchschnittlich nur 13 Der Winkel der basalen 001 Ebenen zur Foliation erreicht im Durchschnitt nur 11 kann aber in sehr seltenen Fallen um nahezu 50 variieren Vorkommen BearbeitenGlimmerfische treten recht haufig in Myloniten Ultramyloniten und mylonitisierten Gneisen auf Die Mylonite sind in der Regel aus glimmerreichen Quarziten hervorgegangen Glimmerfischhaltige Quarzite konnen als Spezialform unter S C Mylonite eingereiht werden S C Strukturen zeichnen sich durch zwei Foliationsebenen aus den S und den C Flachen Die S Flachen von franzosisch schistosite stellen eine schrage Foliation dar entstanden durch akkumulierte Verformungen der einzelnen Korner wohingegen an den C Flachen von franzosisch cisaillement tatsachlicher gleitender Versatz stattfand 2 Glimmerfischstrukturen treten nicht nur in Glimmern wie Muskovit Biotit Phengit und Chlorit auf sondern erscheinen auch bei anderen Mineralen wie beispielsweise Turmalin Allanit Leukoxen 3 Feldspate Alkalifeldspat und Plagioklas Amphibol Hornblende Diopsid Granat 4 Pyroxene Hypersthen Disthen Sillimanit Staurolith Epidot Apatit Rutil Hamatit Pyrit Graphit Calcit und Quarz 5 6 Aufgrund der Vielseitigkeit der Fischstrukturen konnen diese jetzt mit ihrem Mineralnamen spezifiziert werden beispielsweise als Leukoxen Fisch oder werden seit dem Jahr 2000 auch als Mineralfisch englisch mineral fish bezeichnet 7 Entstehung BearbeitenDie Entstehung der Glimmerfische ist nach wie vor nicht restlos geklart durfte aber auf folgenden Prozessen bzw auf einer Kombination derselben beruhen 8 intrakristalline Deformation wie vor allem basisparalleles Gleiten Treagus und Lan 2003 9 Festkorperrotation Verbiegen und Verfalten von Glimmerkristallen erkennbar am undulosen Ausloschen Korngrossenverringerung englisch grain size reduction durch Rekristallisation an den Randern oder durch Losreissen von Bruchstucken Drucklosung englisch pressure solution in Begleitung ortlichen Wachstums insbesondere an den Randern erfolgt Niederschlag gelosten MaterialsMoglicherweise kommt auch noch Mikroboudinierung beim Zerkleinerungsprozess grosserer Fische in Frage Dem widersprechen jedoch Mikrofalten und Knicke englisch kinks entlang der Langsachsen Anzeichen dafur dass die Glimmerfische verkurzt und nicht gedehnt wurden Es sieht vielmehr so aus dass die Spitzen der Glimmerfische isoklinal verfaltet wurden und dann an ihrem Scharnier abbrachen Typologie BearbeitenAn Dunnschliffen konnten ten Grotenhuis und Kollegen 2003 insgesamt 6 verschiedene Glimmerfischgruppen unterscheiden 10 Bei Gruppen 1 2 3 und 6 liegt die Glimmerbasisebene 001 parallel zur Scherebene C bei Gruppen 4 und 5 steht sie hierzu senkrecht Der einfachste Typus findet sich in Gruppe 3 Haufigkeit 25 bei der durch Scherung entlang der individuellen 001 Ebenen die endgultige Rautenform erzielt wird Ganz ahnlich verlauft die Entwicklung der Gruppe 1 Haufigkeit 33 die aber uberdies eine zusatzliche Ruckrotation erfahrt so dass die Basisebenen jetzt schrag stehen Gruppe 2 Haufigkeit 19 entwickelt sich wie Gruppe 1 wird aber durch konzentrierte Scherung an den Unter und Oberenden der Fische noch abgeschragt Bei Gruppe 4 Haufigkeit 8 werden die steilstehenden Basisebenen durch einfache Scherung in die Scherrichtung rotiert die Rautenform stellt sich dann durch antithetisches Gleiten an den individuellen Basisebenen ein nach dem Bucherregalmechanismus englisch bookshelfing Gruppe 5 Haufigkeit 5 hat eine ahnliche Entwicklung wie Gruppe 4 jedoch zeigen bei ihr Unter und Oberrander eine abgerundete Form die wahrscheinlich durch Abscherung mittels synthetischer Scherbander des C Typus erzielt wurde Die etwas aus der Reihe fallende Gruppe 6 Haufigkeit 5 wurde wahrscheinlich unter Zugfaltung englisch drag folding mittels Scherbander des C Typus gebogen und ausgelangt Rund 5 der beobachteten Glimmerfische gehoren keiner der aufgefuhrten 6 Gruppen an Verwendung BearbeitenTrotz ihrer sehr unterschiedlichen Typen sind Glimmerfische generell ein verlasslicher Schersinnindikator Ihre Schraglage S gegenuber der mylonitischen Foliation oder Scherbandern C zeigt in die Scherrichtung Der Schersinn kann auch an den treppenartigen Spuren abgelesen werden Ihr monoklines Ausseres mit einer gebogenen und einer geraden Seite verrat ebenfalls die Scherrichtung Eine Ausnahme stellt Gruppe 6 dar die einen entgegengesetzten Schersinn vermuten lasst Literatur BearbeitenSaskia Martine ten Grotenhuis Mica fish in mylonites deformation mechanisms and implications for rheology In Doktorarbeit Johannes Gutenberg Universitat Mainz 2000 uni mainz de PDF Soumyajit Mukherjee Mineral fish their morphological classification usefulness as shear sense indicators and genesis In International Journal of Earth Sciences Geologische Rundschau Band 100 2011 S 1303 1314 doi 10 1007 s00531 010 0535 0 Einzelnachweise Bearbeiten G H Eisbacher Deformation mechanisms of mylonitic rocks and fractured granulites in Cobequid Mountains Nova Scotia Canada In Geological Society of America Bulletin Band 81 1970 S 2009 2020 D Berthe P Choukroune und P Jegouzo Orthogneiss mylonite and non coaxial deformation of granites the example of the South Armorican shear zone In Journal of Structural Geology Band 1 1979 S 31 42 D H Oliver und J W Goodge Leucoxene fish as a micro kinematic indicator In Journal of Structural Geology Band 18 1996 S 1493 1497 A Azor J Fernando Simancas I Exposito F Gonzalez Lodeiro und D J Martinez Poyatos D J Deformation of garnets in a low grade shear zone In Journal of Structural Geology Band 19 1997 S 1137 1148 Cornelis W Passchier Mylonitic deformation in the Saint Barthelemy Massif French Pyrenees with emphasis on the genetic relationship between ultramylonite and pseudotachylyte In GUA Pap Geol Ser Band 1 16 1982 S 1 173 M Bestmann Lattice diffusion creep as a possible deformation mechanism for quartz porphyroclasts within a calcite marble shear zone In Abstract volume deformation mechanisms rheology microstructures 1999 S 69 S Mukherjee und P Pal Tectonic structures of the Karakoram metamorphic belt its significance in the geodynamic evolution Unpublished Report In Summer Undergraduate Research Award University of Roorkee 2000 G S Lister und A W Snoke S C Mylonites In Journal of Structural Geology Band 6 1984 S 617 638 S H Treagus und L Lan L Simple shear of deformable square objects In Journal of Structural Geology Band 25 2003 S 1993 2003 S M ten Grotenhuis Rudolf A J Trouw und Cornelis W Passchier Evolution of mica fish in mylonitic rocks In Tectonophysics Band 372 2003 S 1 21 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glimmerfisch amp oldid 237569538