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Die Glas Fabriken und Raffinerien Josef Inwald AG war ein Unternehmen zur Produktion von Glaswaren mit Standorten in Osterreich und Bohmen Es wurde 1862 von Josef Inwald gegrundet 1924 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1938 arisiert Nach dem Zweiten Weltkrieg gehorten Teile des Unternehmens zum Staatsbetrieb Sklo Union der nach 1989 in mehrere Teile aufgesplittet wurde Ab 1990 gehorte das Werk im tschechischen Teplice zum belgischen Unternehmen Glaverbel und durch dessen Ubernahme spater zum japanischen Unternehmen Asahi Glass AGC die Rudolfova hutin Dubi wiederum zur O I Manufacturing Czech Republic Der Grunder Josef Inwald von Waldtreu Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Unternehmen bis 1938 1 2 Die Grunderfamilie 1 3 Das Unternehmen ab 1938 1 4 Nach 1945 2 Galerie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Unternehmen bis 1938 Bearbeiten nbsp Anzeige in der Neuen Freien Presse 1884 nbsp Belegschaft der zu Inwald gehorigen Rudolfshutte 1908 in Eichwald nbsp Durit Trinkglas der Inwald Werke in Slichow nbsp Teil des ehemaligen Industriekomplexes von Inwald im heutigen Prager Stadtteil Zlichov heute ein Zentrum fur moderne Kunst MeetFactory genannt 1 Begrunder der Glas Fabriken war Josef Inwald 1837 1906 der sein Unternehmen mit Sitz in Wien als Alleininhaber leitete 1862 eroffnete er die Hohlglasraffinerie Rudolfsthal bei Deutschbrod und siedelte dort 14 Arbeiterfamilien an 1874 liess er eine zweite Raffinerie in Deutsch Schutzendorf errichten in der bald 400 Arbeiter Kristallglas Farbenglas und Beleuchtungskorper produzierten Da sich diese beiden Standorte nicht weiter ausbauen liessen folgte 1878 die Grundung einer Glasfabrik mit 500 Arbeitern in Slichow bei Prag deren Gelande sich uber 30 000 Quadratmeter erstreckte und in der hauptsachlich industrielles Massenglas hergestellt wurde 2 An den beiden alteren Standorten wurden vorrangig hochwertige Produkte hergestellt wie etwa Tafelservice aus Musselinglas 3 Aus diesen Unternehmen entwickelte sich in den folgenden 30 Jahren einer der wichtigsten Glashersteller Mitteleuropas 4 1885 wurde die Mutterfirma von Deutschbrod nach Deutsch Schutzendorf Polna verlegt und 1884 eine weitere Produktion in Freiheitsberg eroffnet 1893 ubernahm Inwald eine ausser Betrieb gesetzte Glasfabrik in Podebrad die auf Siphonflaschen spezialisiert war und deren Arbeiterzahl bis 1898 auf 300 erhoht werden konnte 1898 wurde in Hundorf Hudcov an einem weiteren Produktionsstandort mit der Herstellung von Fensterglas begonnen 5 1905 erwarb Inwald das aufgelassene Feineisenwalzwerk Rudolfshutte Rudolfova hut in Eichwald Dubi bei Teplitz Schonau und liess es zu einem Glaswerk umbauen das 1906 in Betrieb ging 6 Das Unternehmen hatte Zweigniederlassungen in Grosspriesen Elbe und Floridsdorf bei Wien Vertretungen und Musterlager befanden sich in zahlreichen europaischen Landern und in Ubersee Die Ausstellungsobjekte der Firma wurden mehrfach pramiert so anlasslich der Wiener Weltausstellung von 1873 der Pariser Ausstellung von 1878 und der Ausstellung in Triest 1882 und Teplitz 1884 1892 war Inwald Aussteller und Mitglied der Zentralkommission fur die Weltausstellung in Chicago und fungierte 1891 als Prasident der Landes Jubilaumsausstellung in Prag 1898 beschaftigte das Unternehmen an verschiedenen Standorten rund 1200 Arbeiter und exportierte Glasartikel in die ganze Welt 4 1912 wurde der Glasgestalter Rudolf Schroter 1887 nach 1958 in der Rudolfshutte angestellt der sich mit Entwurfen fur Pressglas einen Namen machte das bis dahin als billiger Ersatz angesehen wurde 7 8 In den Jahren zwischen den Weltkriegen wurde er zum fuhrenden Glasgestalter der Josef Inwald AG wenn nicht gar der Tschechoslowakei 9 10 Die Kunsthistorikerin Verena Wasmuth schrieb 2016 In der Tschechoslowakei gelang den Glaswerken Inwald mit funktionalistischen Entwurfen des Mustermachers Rudolf Schrotter sic Ende der 1920er Jahre kunsthandwerkliche Gestaltungsinitiativen mit dem Einsatz von technischen Hilfsmitteln in Einklang zu bringen 11 Nach dem Tod von Josef Inwald im Jahr 1906 wandelten die Sohne Rudolf 1864 1915 und Oskar 1874 1938 das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um die sich in den folgenden Jahren durch den Erwerb von Bergwerken und Glashutten in Bohmen und Ungarn weiter vergrosserte Der Firmensitz war inzwischen nach Prag verlegt worden 1918 beschaftigte die Firma deren Generaldirektor Oskar Inwald Rudolf Inwald war inzwischen verstorben war rund 3000 Arbeiter 5 der Vertrieb erfolgte uber ein Buro mit einem Musterladen und einem Schaufenster in Prag Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es auch zu wirtschaftlichen Problemen fur die bohmische Glasindustrie so dass Inwald in den 1930er Jahren Anteile am Konkurrenzunternehmen Glasfabrik Joseph Rindskopfs Sohne aufkaufen konnte Bei diesen wie auch bei anderen tschechoslowakischen Firmen gelang das wirtschaftliche Uberleben durch grosszugige Kredite so dass die Aktienmehrheit vieler Unternehmen wie auch die von Inwald in die Hand von Banken kamen 1935 Jahr wurden die Produkte der Firma Inwald in der Zeitschrift Osterreichische Kunst vorgestellt Anlass war die Eroffnung von neuen Mustersalen in Prag In 18 Raumen war Glasobjekte ausgestellt die die Zeitschrift als qualitativ auf hochster Stufe bezeichnete Das in der Rudolfshutte hergestellte Durit Glas habe in der ganzen Welt Verbreitung gefunden 12 Die Grunderfamilie Bearbeiten Josef Inwald der Grunder der Werke war judischer Herkunft 1901 wurde ihm und seinen Nachkommen der osterreichische Adelsstand mit dem Zusatz Edler von Waldtreu verliehen 4 Beim Einmarsch der Deutschen in die Tschechoslowakei lebten von den Nachkommen Josef Inwalds nur noch der Sohn Oskar und die Tochter Paula Herzog 1869 1939 Der Bruder nahm sich am 31 Dezember 1938 mit Veronal das Leben 13 Seine Schwester starb wenige Monate spater am 14 Oktober 1939 offiziell war die Todesursache naturlich Das Unternehmen ab 1938 Bearbeiten Im Oktober 1938 standen die Inwald Werke auf einer Liste der deutschen Besatzer der zu arisierenden Unternehmen in der besetzten Tschechoslowakei das Aktienkapital des Unternehmens wurde mit 20 Millionen tschechischen Kronen angegeben 14 Victor Ulbrich Vorstandsvorsitzender der Deutschen Agrar und Industriebank in Prag hatte die Liste der judischen Unternehmen zusammengestellt da die Behorden in Berlin nur uber wenige Informationen uber die dortige Wirtschaft verfugten 15 Als Sitz des Unternehmens war Zuckmantl bei Teplitz genannt heute Pozorka ein Ortsteil von Dubi 1938 ubernahm die Dresdner Bank tschechoslowakische Banken die als ganz oder uberwiegend in tschechisch judischem Besitz befindlich eingestuft worden waren das waren die Bohmische Union Bank BUB die Anglo Tschechoslowakische Bank und die Prager Creditbank sowie die Zivnostenska banka die von der tschechoslowakischen Regierung genutzt worden war um die Industrie in Bohmen und Mahren zu tschechoslowakisieren also aus dem Besitz von Sudetendeutschen zu kaufen Das Wirtschaftsministerium in Berlin erlaubte der Dresdner Bank die Ubernahme der sudetendeutschen Niederlassungen von Zivnobanka und der Bohmischen Escompte Bank Mit dem Filialnetz ubernahmen die deutschen Grossbanken auch die ausgedehnten Industriebeteiligungen der tschechoslowakischen Institute 16 Somit wurden die Inwald Werke uber die Deutsche Bank arisiert 1943 vermeldete das Neue Wiener Tagblatt dass die nunmehr so genannte Vereinigte Bohmische Glasindustrie in den Besitz von Dr ing Fritz Holler ubergegangen sei 17 Nach 1945 Bearbeiten Nach 1945 wurden die bohmischen Glaswerke ungeachtet der Enteignung judischer Eigentumer wie Inwald und Leo Moser und anderer durch die Regierung der Tschechoslowakei erneut enteignet und dann verstaatlicht Es erfolgte keine Ruckgabe oder Entschadigung an die judischen Eigentumer Die Glaswerke wurden zunachst in Sklarny Inwald 1945 spater Rudolfova hut im Konzern Sklo Union Teplice 1948 umbenannt 18 1965 wurden die tschechischen und mahrischen Glashutten die Pressglas produzierten in dem staatseigenen Kombinat Sklo Union zusammengefasst 1990 wurde die Union in eine Aktiengesellschaft umgewandelt Doch 1996 nach einer Reihe von Fehlentscheidungen des Managements ging die Glashutte schliesslich in Konkurs 1996 liquidiert 7 19 Ab 1990 gehorte der Standort im tschechischen Teplice zum belgischen Unternehmen Glaverbel und durch dessen Ubernahme spater zum japanischen Unternehmen Asahi Glass AGC die Rudolfova hut in Dubi wiederum zur O I Manufacturing Czech Republic und produziert Verpackungsglas 2014 wurde das Werk in Teplice fur rund 75 Millionen Euro modernisiert ein Teil der Summe wurde aus europaischen Fonds erbracht Die Kapazitat der Fabrik betragt 500 Tonnen Glas pro Tag Gefertigt wird Autoglas fur renommierte Fahrzeugmarken 20 Galerie Bearbeiten nbsp Becher mit vergoldetem Portrait Medaillon der Kaiserin Elisabeth 1900 nbsp Becher mit Emailportraitsmedaillons Franz Joseph I Paul von Hindenburg und Wilhelm II 1915 nbsp Topasgraue Vase mit Fisch 1935 nbsp Bernstein Topas Vase mit Fisch um 1935 Literatur BearbeitenGeorg Gaugusch Wer einmal war Das judische Grossburgertum Wiens 1800 1938 A K Amalthea 2011 ISBN 978 3 85002 750 2 S 1235 1239 Siegmar Geiselberger Musterbuch Pressglas Josef Inwald AG Prag 1940 In Pressglas Konferenz 1 Februar 2013 S 1 56 pressglas korrespondenz de PDF Jorg Osterloh Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938 1945 Hrsg Collegium Carolinum R Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 978 3 944396 43 9 Verena Wasmuth Vom Kristall der Armen zum Gestalterobjekt Pressglas in der sozialistischen Tschechoslowakei In Technikgeschichte Band 83 Nr 3 2016 S 173 200 Weblinks BearbeitenDokumentation des Bestandes von Inwald Produkten im Regionalmuseum TepliceEinzelnachweise Bearbeiten Ondrej Vicena Inwald In meetfactory cz Abgerufen am 9 September 2023 tschechisch Inwald The story of a glassworks Portheimka glass museum In museumportheimka cz Abgerufen am 8 September 2023 englisch Inwald von Waldtreu Josef In biographien ac at Abgerufen am 9 September 2023 a b c Gaugusch Wer einmal war S 1235 a b Edith Rigler Inwald von Waldtreu Josef In Neue Deutsche Biographie Nr 10 1974 S 177 deutsche biographie de Glasfabrik Rudolfova hut Avirunion Owens Illinois Inc Toledo USA Ehemalige Glasfabriken der Josef Inwald Wien Teplice In Pressglas Korrespondenz Marz 2008 pressglas korrespondenz de PDF a b Sklo Union History In sklo union eu Abgerufen am 9 September 2023 englisch Modernes tschechoslowakisches Pressglas in der 2 Halfte des 20 Jahrhunderts vom anonymen Pressglas zum Designerglas Rudolf Schrotter als Entwerfer in der Firma Josef Inwald Teplitz Kombinat Sklo Uniong Rudolfova hut Hermanova hut Libochovice Rosic In Pressglass Konferenz Februar 2010 S 249 Dejan Vorgic Rudolf Schrotter Schopfer des modernen tschechoslowakischen Pressglases In Pressglas Korrespondenz Nr 3 2015 pressglas korrespondenz de PDF Tomas Moravec Omas gewohnliche Vase In goethe de Abgerufen am 10 Januar 2023 Wasmuth Vom Kristall der Armen S 174 Neue Glasarbeiten der Glasfabriken und Raffinerien Josef Inwald A G in Prag In Osterreichische Kunst Nr 2 1935 S 20 21 Sterbebuch 03 12 01 St Augustin Wien Niederosterreich Osten Rk Erzdiozese Wien Osterreich Matricula Online Abgerufen am 14 Januar 2023 Osterloh Nationalsozialistische Judenverfolgung S 606 Osterloh Nationalsozialistische Judenverfolgung S 332 Osterloh Nationalsozialistische Judenverfolgung S 339 40 Vereinigte Bohmische Glasindustrie Besitzwechsel In Neues Wiener Tagblatt 18 August 1943 S 6 Sklarny Bohemia a s Podebrady Geschichte In Pressglas Korrespondenz Nr 2 2009 S 360 Jiri Svatos Rodak od Brodu zalozil obri sklarnu jejiz vyrobky nekdy videl snad kazdy In vysocina news cz 27 Dezember 2019 abgerufen am 12 November 2023 tschechisch Firma AGC Flat Glass Czech erweitert Produktion von Flachglas In deutsch radio cz 24 Marz 2014 abgerufen am 8 September 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glas Fabriken und Raffinerien Josef Inwald amp oldid 239051694