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Gilles Joye 1424 25 in der Diozese Tournai 31 Dezember 1483 in Brugge war ein franko flamischer Komponist Sanger Dichter und Kleriker der fruhen Renaissance 1 2 Portrat von Gilles Joye von Hans Memling um 1472 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDas ungefahre Geburtsdatum von Gilles Joye ergibt sich aus der Inschrift des Originalrahmens eines Portrats seiner Person aus dem Jahr 1472 wo vermerkt ist ETATIS SVE 47 seines Alters 47 Er war vermutlich der Sohn von Oliver Joye der um 1420 in Courtrai ein Haus besass Uber Gilles Ausbildung gibt es keine Informationen Erstmals erwahnt wird er am 16 Mai 1449 als Sanger an St Donatian in Brugge Mit dieser Kathedrale sollte er sein Leben lang verbunden bleiben In den Kapitelakten sind mehrere Dienstvergehen des jungeren Gilles Joye vermerkt So lautet ein Eintrag vom 15 Marz 1451 er habe wahrend der Messe an einem der vergangenen Weihnachtstage zusammen mit seinen Freunden Johannes Band und Jacobus Tayaert Spottverse auf seine Kollegen vorgelesen Am 19 August 1451 erhielt er eine Ermahnung wegen der Teilnahme an einem Strassenkampf am folgenden 27 September wegen eines Wortwechsels mit dem Schulmeister den er einen confabulando ut iret in locum suum genannt habe Am 7 Januar 1452 rugte das Domkapitel die Sanger Joye Tayaert Leonis und den Komponisten Cornelius Heyns wegen ihrer ausdrucklichen Weigerung dem Succentor beim Motettensingen am Vorabend des Epiphaniasfestes zu assistieren damit wollten sie gegen die Entscheidung des Kapitels protestieren kunftig das traditionelle Eselsfest nicht mehr zu erlauben Von 1453 bis 1460 war Joye Kanonikus an der Stiftskirche Mariae Himmelfahrt in Kleve wo die Herzoge Adolf I Amtszeit 1417 1448 und Johann I Amtszeit 1448 1481 regierten diese unterhielten enge Beziehungen zum verwandtschaftlich verbundenen burgundischen von Herzog Philipp dem Guten Amtszeit 1419 1467 Ob Joyes Tatigkeit in Kleve mit Residenzpflichten verbunden war ist nicht bekannt Als er sich am 27 November 1454 nochmals als Chorsanger an St Donatian in Brugge bewarb wurde er darauf hingewiesen dass er zuerst seinen Lebenswandel bessern musse und ausserdem lernen musse seine Zunge im Zaum zu halten abstinere ab ablocutionibus quibus habundare consuevit vor allem aber musse er sich von seiner Konkubine trennen die bei ihm lebe und beim Volk als Rosabelle bekannt sei vocatam in vulgo Rosabelle Am 16 September 1459 bekam Joye das Amt eines Kanonikers an St Donatian in Brugge und am 3 November 1460 das Amt eines Kaplans an Saint Basil einer Filialkirche von St Donatian Ab September 1462 gehorte er der Hofkapelle Philipps des Guten von Burgund als Sanger an zunachst als clerc dann als chapelain Diese Zeit durfte fur seine musikalische Vervollkommnung entscheidend gewesen sein Nach der Ubernahme der Kapelle durch Philipps Nachfolger Herzog Karl den Kuhnen im Jahr 1467 wirkte er hier an der Seite solch bedeutender Komponisten wie Hayne van Ghizeghem Robert Morton und Antoine Busnoys bis zum Jahr 1468 Er musste anschliessend aus Krankheitsgrunden pausieren blieb aber offiziell noch Mitglied der Kapelle bis 1470 71 Auch wahrend seiner Mitgliedschaft in der burgundischen Hofkapelle hat Joye Aufgaben als Kleriker und Musiker an verschiedenen Kirchen wahrgenommen Er war von 1465 bis 1473 Pfarrer pastor parochialis an der Kirche Saint Hippolyte in Delft heute Oude kerk Ausserdem diente er mehrmals an St Donatian als musikalischer Sachverstandiger z B bei den Aufnahmeprufungen angehender Chorknaben Als Kanoniker von Saint Johannes van der Coutre stiftete er im Jahr 1470 grossere Geldbetrage fur die Chorknaben und gab als master fabrice in den Jahren 1467 bis 1469 einen ansehnlichen Betrag fur das Kopieren polyphoner Musik 1468 wirkte er als Verwalter der herzoglichen Stiftungen und erwarb fur diese beim Buchhandler Jean de Clerc zwei kostbare Gradualien blieb ihm aber die Kaufsumme bis zum Jahr 1481 82 immer noch schuldig Joye und der Sanger Pierre Basin wohnten im Jahr 1482 dem Probespiel von drei Bewerbern um das Organistenamt an Saint Donatian bei welches schliesslich Eustacius de Paris bekam Gilles Joye war offenbar im Umkreis der burgundischen Hofkultur eine bekannte Personlichkeit und er hat sich selbst als bedeutsam wahrgenommen Darauf deutet das 1472 entstandene Portrat hin das Hans Memling als Autor zugeschrieben wird Das Gemalde war ursprunglich die rechte Tafel eine Diptychons dessen linke Seite die Mutter Gottes mit dem Kind zeigte und nicht erhalten ist Joye wird hier nicht als Musiker dargestellt sondern als Anbetender er tragt an der linken Hand zwei goldenen Ringe wobei einer das Wappen Joyes zeigt und der andere einen blauen Stein Gilles Joye starb an Silvester des Jahres 1483 und erhielt ein ansehnliches Begrabnis trotz der Schwierigkeiten die sich beim Begleichen seiner hinterlassenen Schulden ergaben Eine Zeichnung seines Epitaphs in Brugge ist uberliefert Er ist auch erwahnt in der deploration auf den Tod von Johannes Ockeghem welche der Dichter Guillaume Cretin 1465 1525 im Jahr 1497 verfasst hat Bedeutung BearbeitenZwei seiner uberlieferten Kompositionen sind in der Laborde Chansonsammlung enthalten die aus dem Loire Tal stammt Die ubrigen Stucke finden sich in Handschriften die in Trient Ferrara Bologna Neapel und Florenz etwa zwischen 1460 und 1493 geschrieben wurden obwohl es keinerlei Belege fur einen Bezug des Komponisten zu Italien gibt Die namentlich bezeichneten Stucke stammen wegen ihres Stils eher aus Joyes fruherer Zeit um 1460 Sie stehen in ihrer Art zwischen den Chansons von Gilles Binchois und den Werken von Antoine Busnoys mit ihren gross angelegten Eroffnungs Imitationen und zeigen einen deklamatorisch melodischen Stil mit haufigen Tonwiederholungen Ausser den erwahnten weltlichen Kompositionen sind noch zwei Messen uberliefert bei denen die Autorschaft von Gilles Joye vermutet wird Diese dreistimmigen Messen uber O rosa bella aus den Trientiner Codices 88 und 90 sind anonym zeigen aber eine stilistische Verwandtschaft zu dem textlosen Rondeau und der italienischen Ballata von Gilles Joye Wegen dieses Sachverhalts und wegen der Anspielung auf den Namen Rosabelle ist Joyes Autorschaft der Messen nach Meinung des Musikwissenschaftlers Reinhard Strohm sehr wahrscheinlich musste aber noch starker untermauert werden Werke Bearbeiten Ce qu on fait a catimini Rondeau zu drei Stimmen vor 1475 76 J ay bien nouri zu drei Stimmen Zuschreibung fraglich vermutlich von Jean Japart Mercy mon dueil je te supplie Rondeau zu drei Stimmen vor 1475 76 Non pas que je veuille penser Rondeau zu drei Stimmen vor 1475 76 Poy che crudel Fortuna et rio Distino Ballata zu drei Stimmen Text von Rosello Roselli vor 1460 Textloser Satz zu drei Stimmen aus dem Trienter Codex 90 fol 295 vor 1460Literatur Auswahl BearbeitenJ Marix Les Musiciens de la Cour de Bourgogne au XVe siecle Paris 1937 Dieselbe Histoire de la musique et des musiciens de la Cour de Bourgogne sous le regne de Philippe le Bon 1420 1467 Strassburg 1939 F van Molle Identification d un portrait de Gilles Joye attribue a Memlinc Brussel 1960 Les Primitifs Flamands Serie 3 Contributions a l etude des Primitifs Flamands D P Oosterbaan De Oude Kerk te Delft gedurende de Middeleeuwen herausgegeben von G van Schravendijk Berlage Den Haag 1973 Land im Mittelpunkt der Machte Die Herzogtumer Kleve und Berg Kleve 1984 Seite 225b Cl Goldberg Das Chansonnier Laborde Studien zur Intertextualitat einer Liederhandschrift des 15 Jahrhunderts Frankfurt am Main und andere 1997 Quellen und Studien zur Musikgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Nr 36 David Fallows A Catalogue of Polyphonic Songs 1415 1480 Oxford 1999Weblinks BearbeitenWerke von und uber Gilles Joye im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gilles Joye in dem niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 9 Barenreiter Verlag Kassel und Basel 2003 ISBN 3 7618 1119 5 The New Grove Dictionary of Music and Musicians herausgegeben von Stanley Sadie Macmillan Publishers Ltd London 1980 ISBN 1 56159 174 2Normdaten Person GND 1013027302 lobid OGND AKS VIAF 37183253 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Joye GillesKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist Dichter und Sanger der fruhen RenaissanceGEBURTSDATUM 1424 oder 1425GEBURTSORT unsicher Diozese TournaiSTERBEDATUM 31 Dezember 1483STERBEORT Brugge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gilles Joye amp oldid 223591100