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Eine Gesteinstaubsperre ist eine aus mehreren Brettbuhnen hergestellte und mit Gesteinstaub behaufte Explosionssperre fur den Bergbau unter Tage 1 Die Sperre hat die Aufgabe sowohl eine Schlagwetter als auch eine Kohlenstaubexplosion an der weiteren Ausbreitung im Grubengebaude zu hindern 2 Im Jahr 1926 wurde im deutschen Steinkohlenbergbau die Verwendung von Gesteinstaubsperren zwingend vorgeschrieben 3 Heute ist die Gesteinstaubsperre durch die Wassertrogsperre abgelost worden 1 GesteinsstaubsperreNachbildung einer Gesteinstaubsperre im Bergbaumuseum Oelsnitz Erzgebirge Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen und Geschichtliches 2 Sperrarten 3 Bauformen 4 Funktion und Bedingungen 5 Einzelnachweise 6 Siehe auch 7 WeblinksGrundlagen und Geschichtliches BearbeitenBei der Gesteinstaubsperre wird das Verhalten einer Explosion bei der die Druckwelle den Explosionsflammen vorauseilt ausgenutzt 4 Wird eine ausreichend hohe Menge an Gesteinstaub im Streckenquerschnitt verteilt so kann die Zundenergie der Explosionsflamme deutlich verringert und somit die Explosion an der weiteren Ausbreitung gehindert werden 5 Gesteinstaubsperren entfalten ihre loschende Wirkung bei Kohlenstaubexplosionen besser als bei Schlagwetterexplosionen Das liegt daran dass bei einer Kohlenstaubexplosion die Fortpflanzung der Zundung von einem Kohlenstaubteilchen zum nachsten erfolgt und diese Reaktionskette durch die abschirmenden Gesteinstaubteilchen unterbrochen werden kann 3 Bereits Anfang des 20 Jahrhunderts wurden im englischen Steinkohlenbergbau Gesteinstaub zur Bekampfung von Kohlenstaubexplosionen eingesetzt 6 Im deutschen Steinkohlenbergbau wurden in den Folgejahren Versuche durchgefuhrt um untertagige Explosionen mittels Einsatz von Gesteinstaub in ihrer Auswirkung zu beschranken 7 Die Wirkung von Gesteinstaubsperren wurde in den 1960er Jahren erneut untersucht nachdem es auf der Schachtanlage Luisenthal trotz zahlreicher aufgestellter Gesteinstaubsperren zu einer schweren Kohlenstaubexplosion gekommen war 3 Spatere Untersuchungen zeigten dass sich die Heftigkeit einer Explosion nicht voraussagen lasst Auch wurde in Versuchen ermittelt dass es besser ist das benotigte Loschmittel auf mehrere kleine als auf wenige grosse Sperren aufzuteilen 8 Sperrarten BearbeitenGrundsatzlich unterscheidet man je nach verwendeter Staubmenge zwischen Hauptsperren und Nebensperren 4 Zusatzlich gibt es noch Zwischensperren und Wandersperren 2 Hauptsperren dienen der Abriegelung von ganzen Wetterabteilungen sowohl im einziehenden als auch im ausziehenden Wetterstrom Des Weiteren dienen sie zur Trennung der Schachte und der Aus und Vorrichtungsbaue von den ubrigen Grubenbauen 4 Bei Hauptsperren wird eine Staubmenge von 400 Kilogramm Gesteinstaub pro Quadratmeter Streckenquerschnitt verwendet 5 Nebensperren werden verwendet um die Abbaubetriebe eines Bauflugels voneinander abzuriegeln Ausserdem werden sie in den Abbaustrecken verwendet in denen im Ort geschossen wird Bei Nebensperren wird eine Staubmenge von 100 Kilogramm Gesteinstaub pro Quadratmeter Streckenquerschnitt verwendet 4 Allerdings sind Nebensperren aufgrund der geringen Menge Gesteinstaub pro Quadratmeter Streckenquerschnitt in ihrer Wirkung unsicher 3 Zwischensperren wurden eingesetzt um Abbaustrecken gegen den Ortsquerschlag oder gegen den Bremsberg abzuriegeln Bei sohliger Lagerung konnen sie eingesetzt werden um die Abbaustrecken gegen die Forderstrecke abzuriegeln Bei Zwischensperren wird eine Staubmenge von 200 Kilogramm Gesteinstaub pro Quadratmeter Streckenquerschnitt verwendet Wandersperren wurden eingesetzt um beim Vorrucken des Orts oder Abbaustosses zunachst eine kleinere Sperre zu haben bis dann eine grossere Sperre errichtet werden konnte Der Abstand zwischen Wandersperre und Ort durfte dabei maximal 20 Meter betragen Bei Wandersperren wurde eine Staubmenge von 60 Kilogramm Gesteinstaub pro Quadratmeter Streckenquerschnitt verwendet 2 Bauformen BearbeitenIm Laufe der Jahre wurden unterschiedliche Bauformen fur Gesteinstaubsperren entwickelt und in der Praxis eingesetzt 3 Auf unterschiedlichen Konstruktionen aus Holz wurde der Gesteinstaub lose aufgehauft 5 Je nach Bauform einer Sperre wird der Gesteinstaub in Horden Matten Kasten oder Schranken abgelagert Bei den Horden werden mehrere Bretter in unterschiedlicher Hohe am Streckenausbau angebracht Auf die befestigten Bretter wird der Gesteinstaub aufgehauft Bei der Bauform mit Matten werden Matten aus starken Papier oder Stoffbahnen an den beiden Kopfenden mit einem Querholz versehen Diese Querholzer werden dann mit Drahten an den Kappen befestigt Auf die Matten wurde dann der Gesteinstaub aufgehauft Kasten wurden als Firstkasten mit einer Seitenwandhohe von maximal zehn Zentimetern verwendet 2 Allerdings haben sich kastenformige Behalter und Buhnen mit Randleisten in der Praxis nicht bewahrt 3 Letztendlich haben sich die Bauart 1 auch bekannt als Dortmunder Buhne und die Bauart 2 auch bekannt als Polnische Buhne in der Praxis durchsetzen konnen 5 Daneben gibt es auch noch Einbrettbuhnen die fur eine Belastung von maximal 100 Kilogramm geeignet sind 4 Die Dortmunder Buhne und die Polnische Buhne unterscheiden sich im Wesentlichen darin dass bei der Polnischen Buhne die Staubbretter langs und bei Dortmunder Buhne quer zur Streckenachse montiert werden 5 Die Buhnen bestehen aus mehreren losen Brettern die von zwei Tragbalken getragen werden 4 Bei der Polnischen Buhne werden hohere Tragbalken verwendet als bei der Dortmunder Buhne 3 Die Tragbalken wiederum liegen lose auf Holmen Die gesamte Buhnenkonstruktion wird mit Konsolen oder mit Tragbugeln am Streckenausbau verlagert Die Dortmunder Buhne darf mit maximal 300 Kilogramm beladen werden Wahrend diese Buhnen fur Hauptsperren verwendet werden konnen werden die Einbrettsperren fur den Bau von Nebensperren oder zur Erganzung von Hauptsperren verwendet 4 Funktion und Bedingungen BearbeitenDurch den der Explosionsflamme vorauseilenden Luftstoss wird die Buhne samt dem darauf lagernden Gesteinstaub umgeworfen 5 Dadurch entsteht nun eine Staubwolke aus Gesteinstaub welche die hinterher eilende Explosionsflamme abkuhlt 1 Die Explosionsflamme kuhlt nun soweit ab bis sie erlischt 5 Ob eine Gesteinstaubsperre ihre volle Wirksamkeit entfalten kann hangt in erster Linie davon ab wo und wie die Sperre installiert wurde 4 Nur wenn die Sperre rechtzeitig vor Eintreffen der Explosionsflamme und ausreichend kraftig von dem vorauseilenden Druckstoss getroffen wird kann sie eine genugende Loschwirkung entfalten 3 Dafur muss die Sperre so aufgestellt sein dass die Sperre von der vollen Explosionswucht getroffen wird Um dies zu erreichen muss zwischen dem Explosionsherd und der Sperre eine Entfernung von mindestens 75 Metern liegen in der sich die Explosionswelle geradlinig ausbreiten kann 4 Sehr wichtig ist auch dass der gesamte Gesteinstaub der Sperre frei abgeworfen werden kann und dass der Abwurf nicht behindert wird 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b c d Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band Funfte verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1923 a b c d e f g h i Standiger Ausschuss fur die Betriebssicherheit und den Gesundheitsschutz im Steinkohlenbergbau Hrsg Entzundliche Staube Luxemburg 1968 a b c d e f g h i Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1962 a b c d e f g Ernst Ulrich Reuther Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 12 Auflage VGE Verlag GmbH Essen 2010 ISBN 978 3 86797 076 1 F Friedensburg Die Bekampfung der Kohlenstaubexplosion durch Gesteinstaub und die Durchfuhrung dieses Verfahrens im englischen Steinkohlenbergbau In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 6 49 Jahrgang 8 Februar 1913 S 201 209 C Beyling Versuche mit Gesteinstaub zur Bekampfung von Grubenexplosionen ausgefuhrt in der Versuchsstrecke der Knappschafts Berufsgenossenschaft in Derne In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 25 55 Jahrgang 21 Juni 1919 S 457 466 Steffenhagen Meerbusch Explosionsversuche mit Sperren und Dammen II In Kommission der Europaischen Gemeinschaften Hrsg Forschungshefte Kohle Nr 30 Luxemburg 1970 S 9 33 Siehe auch BearbeitenGesteinstaubstreuungWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Gesteinsstaubsperre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesteinstaubsperre amp oldid 207000364