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Gerhard Alexander 12 Februar 1903 in Berlin 7 September 1988 in Hamburg war ein deutscher Bibliothekar Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Wiederaufbau der Hamburger Universitatsbibliothek 3 Wirken in Lehre und Forschung 4 LiteraturAusbildung BearbeitenGerhard Alexander war ein Sohn des Chemikers und Fabrikanten Walter Bismarck Alexander und dessen Ehefrau Hedwig geborene Grundmann Die Familie war ursprunglich judischen Glaubens bis Hedwig Grundmann 1914 wahrscheinlich aufgrund des sich abzeichnenden Krieges eine evangelische Taufe anregte Seine Schulausbildung begann er am Kaiserin Augusta Gymnasium in Charlottenburg 1919 zog die Familie nach Hamburg wo er das Christianeum in Altona besuchte das er 1921 mit der Reifeprufung verliess Alexander studierte Germanistik Anglistik Nordistik Geschichte und Vergleichende Sprachwissenschaften an Universitaten in Tubingen Jena Hamburg und Kiel Er beendete das Studium 1927 mit einer Promotion uber altnordische Verslehre in Berlin 1928 bestand Alexander das Examen fur das Hohere Lehramt Danach ging er an die Universitatsbibliothek der Universitat Munster Hier arbeitete er anfangs als freiwilliger Hilfsarbeiter Er absolvierte eine zweijahrige Fortbildung an der Universitat Berlin und erhielt an der Munsteraner Bibliothek eine Stelle als Volontar 1932 heiratete er Margarethe Schnapp deren Vater Friedrich Schnapp evangelischer Pastor in Dortmund war Im Herbst desselben Jahres bestand Alexander die wissenschaftliche Bibliothekarsprufung an der Preussischen Staatsbibliothek und erhielt eine Stelle am Gesamtkatalog der Preussischen Bibliotheken 1933 wurde ihm aufgrund seiner judischen Abstammung gekundigt Als der Verein Deutscher Bibliothekare 1934 die Zahlung des Mitgliederbeitrags fur 1934 anmahnte antwortete Alexander hierauf am 11 Mai 1934 mit einem Protestbrief er werde den Beitrag nicht zahlen und sehe das Mahnschreiben als taktlos an da der Verein nichts gegen die Kundigungen judischer Bibliothekare unternommen habe so Alexander Alexander ging notgedrungen zuruck nach Hamburg und arbeitete als kaufmannischer Angestellter bei der Deutschen Oelfabrik Dr Grandel amp Co an der sein Vater Anteile hielt Im Marz 1938 wies das Arbeitsamt Alexander an im Lager der Schuhgrosshandlung Rasch amp Jung zu arbeiten die 1943 nach Tostedt zog Wahrend dieser Zeit forschte Alexander zur Prosa der islandischen Saga 1938 versuchte er erfolglos das Deutsche Reich gen Amerika zu verlassen wo er als Kaufmann arbeiten wollte Am 13 Februar 1945 entliess ihn das Hamburger Arbeitsamt zum anderweitigen Arbeitseinsatz Einen Tag spater folgte die Deportation mit dem letzten Transport in das Ghetto Theresienstadt in dem seine Eltern 1942 und 1943 ermordet worden waren Wiederaufbau der Hamburger Universitatsbibliothek BearbeitenNachdem das Konzentrationslager befreit worden war kam Alexander im Sommer 1945 gesundheitlich schwer beeintrachtigt nach Hamburg zuruck wo er sich erholte Danach arbeitete er zunachst ohne Bezahlung als Hilfsarbeiter fur die Staats und Universitatsbibliothek Hamburg die sich nach der Zerstorung 1943 am Speersort nun behelfsmassig im Wilhelm Gymnasium befand Die Mitarbeiter begutachteten und sortierten hier unter schwierigen Bedingungen Bucher und Akten die aus der Ruine der alten Bibliothek zusammengetragen worden waren Am 1 September 1946 erhielt Alexander einen auf Widerruf erteilten Beamtenstatus Die Behorden warfen ihm vor von 1933 bis 1945 fachfremd gearbeitet und keine ausreichenden Weiterbildungen belegt zu haben Nach komplizierten Verhandlungen wurde er am 13 Juni 1952 zum Beamten auf Lebenszeit ernannt Wahrend seiner Zeit an der Hamburger Bibliothek leitete Alexander erfolgreich den Wiederaufbau des Norddeutschen Zentralkatalogs der unter seiner Agide bedeutend fur die Literaturinfrastruktur wurde Die Mitarbeiter sammelten Nachweise uber die Bestande von Buchern und Zeitschriften in norddeutschen Bibliotheken und etablierten die Fernleihe 1964 ubernahm Alexander in der Bibliothek die Leitung der Handschriftensammlung Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Tilo Brandis konnte er zu Zeiten des Kalten Krieges eine sogenannte Gelbe Liste von Handschriften Inkunabeln und Nachlassen erarbeiten die im Depositum der Deutschen Staatsbibliothek in Ost Berlin lagerten Diese Dokumente waren wahrend des Zweiten Weltkriegs ausgelagert von der Sowjetunion beschlagnahmt und spater in Teilen an die DDR zuruckgegeben worden Das von Alexander und Brandis in Ost Berlin erstellte Verzeichnis bot eine zuverlassige Ubersicht uber Codices die Hamburg gehorten und an verschiedenen Standorten lagerten Auf Basis dieses Dokuments konnte am 9 April 1965 ein Abkommen geschlossen werden das es moglich machte die Dokumente stuckweise zu leihen und in Hamburg zu konservieren katalogisieren und verfilmen Die Staats und Universitatsbibliothek konnte somit an einem Katalogisierungsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft teilnehmen das die Arbeiten finanzierte Ausserdem erleichterte die Gelbe Liste die Literaturrecherche vieler Forscher Wirken in Lehre und Forschung BearbeitenNeben der Tatigkeit als Bibliothekar lehrte Alexander Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs ubernahm er die Leitung der Ausbildung fur den Hoheren Dienst Ausserdem bildete er mehrere Generationen angehender Bibliothekare an der Bibliotheksschule aus Seit dem Wintersemester 1949 50 lehrte und forschte er zur Nordistik an der Hamburger Universitat Ulrich Pretzel bot Alexander eine Stelle an der Universitat an die dieser jedoch ablehnte 1969 ging Alexander in den Ruhestand und forschte Er erstellte die erste vollstandig kommentierte Edition der Bibelkritik Hermann Samuel Reimarus Die Schriften des Hamburger Gelehrten waren zuvor nur unvollstandig und anonym von Gotthold Ephraim Lessing publiziert worden und hatten zum Fragmentenstreit gefuhrt Die Arbeit Alexanders bei der er Reimarus Handschriften verwendete kann als eine seiner grossten Leistungen angesehen werden Seit 1974 beteiligte sich Alexander als Mitglied an den Tagungen der Lessing Akademie Dabei sprach er zur Theologie der Aufklarung zum Judentum des 18 Jahrhunderts zu Lessing und Moses Mendelssohn Seit 1972 engagierte sich der Bibliothekar in der Reimarus Kommission der Joachim Jungius Gesellschaft der Wissenschaften Literatur BearbeitenEva Horvath Alexander Gerhard In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 5 Wallstein Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0640 0 S 17 19 Normdaten Person GND 116285184 lobid OGND AKS LCCN n87101139 VIAF 129762557 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Alexander GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher BibliothekarGEBURTSDATUM 12 Februar 1903GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 7 September 1988STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Alexander amp oldid 222525608