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Alwin Georg Kulenkampff Post 23 Januar 1898 in Bremen 4 Oktober 1948 in Schaffhausen Schweiz war einer der bekanntesten deutschen Violinvirtuosen der 1930er und 1940er Jahre Signatur 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Robert Schumanns Violinkonzert 3 Wirken 4 Diskographie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenKulenkampff stammt aus der Kaufmannsfamilie Kulenkampff Sein Grossvater Julius Eberhard Kulenkampff 1818 1884 hatte in dritter Ehe 1865 Anna Gertrud Post eine Ur Enkelin des ehemaligen Bremer Burgermeisters Liborius Diederich Post geheiratet Um einer Verwechslung mit den Halbbrudern vorzubeugen erhielt Georgs Vater bei seiner Geburt am 17 Dezember 1866 den Namen Hermann Julius Kulenkampff Post Georg legte den Doppelnamen seines Vaters nach 1914 ab 1 Kulenkampff war seit 1904 Schuler von Ernst Wendel Chef der Bremer Philharmonie Er debutierte 1912 als Soloviolinist studierte bei Willy Hess an der Berliner Musikhochschule und war Konzertmeister des Hochschulorchesters 1916 wurde der grosse und schlanke Kulenkampff Erster Konzertmeister des Bremer Philharmonischen Orchesters 1923 Dozent an der Berliner Musikhochschule Neben seiner Solistentatigkeit unterrichtete Kulenkampff an der Hochschule fur Musik Berlin von 1923 bis 1926 und von 1931 bis 1943 Kulenkampff war wahrend der NS Zeit vielbeschaftigt Anfang 1944 war seine Gesundheit so angegriffen dass ihm sein Hausarzt weiteres Konzertieren untersagte und empfahl einen Kurs in Davos zur Rekonvaleszenz zu nutzen Seine Gesundung machte keine Fortschritte Kulenkampff stand 1944 in der Gottbegnadeten Liste des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda 2 Nachdem seine Potsdamer Mietwohnung im Krieg zerstort worden war besass er nur noch seine beiden Geigen und die Noten Im November 1944 starb uberraschend Carl Flesch Obwohl dieser Kulenkampff schon fruher als seinen spateren Nachfolger vorgeschlagen hatte beriefen ihn die Schweizer Behorden erst zum 1 Mai 1945 als Leiter der Sommer Meisterkurse Seine Konzerttatigkeit kam nur schleppend voran Im Sommer 1948 wollte er auf Anraten seines Freundes Wilhelm Furtwangler bei Paul Niehans in Lausanne eine Frischzellenkur beginnen Dem Obduktionsbericht nach wurde ihm ein Extrakt aus einem verseuchten Rinderhirn verabreicht Dazu Kulenkampffs Sohn Caspar Kulenkampff Die von mir veranlasste Obduktion ergab eine Virus Encephalitis in der Umgebung und am Boden des vierten Ventrikels Es gab keinen ernsthaften Zweifel daran dass er uber die Injektionen infiziert worden war So ist mein Vater durch einen ganz uberflussigen Unfall ums Leben gekommen Kurz zuvor gab er am 24 September 1948 in Schaffhausen bereits unter beginnenden Lahmungserscheinungen stehend sein letztes Konzert mit drei Violin Solo Werken von Johann Sebastian Bach Noch vor der Annahme eines Rufes an die Hochschule fur Musik Freiburg im Breisgau starb Kulenkampff Robert Schumanns Violinkonzert BearbeitenClara Schumann schenkte Joseph Joachim das Manuskript von Robert Schumanns Violinkonzert nach dessen Tod Joachim verfugte testamentarisch dass das Werk erst 100 Jahre nach dem Tod des Komponisten 1856 zur Auffuhrung gelangen solle weil es nach Joachims Meinung bereits die Schatten von Schumanns spaterer Geisteskrankheit enthielt Das Manuskript wurde zusammen mit dem Nachlass des Geigers von dessen Sohn Johannes Joachim an das Archiv der Preussischen Staatsbibliothek verkauft 1937 schrieb Jelly d Aranyi die Grossnichte von Joachim die durchaus wusste was es mit dem Konzert und Onkel Jo auf sich hatte an den Verlag Schott in Mainz dass ihr bei einer spiritistischen Sitzung der Geist Robert Schumanns erschienen sei und sie auf sein vergessenes Violinkonzert aufmerksam gemacht habe Durch eine Veroffentlichung des Oberbibliothekars der Musikabteilung der Preussischen Staatsbibliothek Hermann Wilhelm Springer 1872 1945 3 war man bei Schott aber bereits auf das Werk aufmerksam geworden Dessen Direktor Georg Schunemann erzielte mit den Erben Joachims eine Einigung uber eine vorzeitige Auffuhrung Als Solist war der 21 jahrige Yehudi Menuhin vorgesehen dem der Verlag bereits eine Partitur ubersandt hatte 4 Zur gleichen Zeit bemuhte sich Georg Kulenkampff um die Auffuhrungsrechte um das Werk der Vergessenheit zu entreissen Da die Rechte an dem Konzert in Deutschland lagen bestimmte die nationalsozialistische Regierung dass die Urauffuhrung nicht im Ausland stattfinden durfe Mit Hilfe von Paul Hindemith dessen eigene Werke bereits von den Nationalsozialisten verboten waren und Georg Schunemann unternahm Kulenkampff eine Reihe von Anderungen um das Konzert besser spielbar zu machen 5 Am 26 November 1937 mehr als 80 Jahre nach seiner Entstehung erlebte das Violinkonzert seine Urauffuhrung durch Georg Kulenkampff und die Berliner Philharmoniker unter Leitung von Karl Bohm 6 Menuhin fuhrte es in der Carnegie Hall mit einer Klavierbegleitung am 6 Dezember 1937 und dann mit dem Saint Louis Symphony Orchestra unter Leitung von Vladimir Golschmann am 23 Dezember auf In Deutschland zog Siegfried Borries mit einer am Autograph orientierten Fassung nach 1938 ein knappes Jahr nach Georg Kulenkampff spielte Eugenia Uminska die polnische Erstauffuhrung Jelly d Aranyi hatte es 1938 geschafft die London Premiere mit dem BBC Symphony Orchestra zu geben obwohl ihre Leistung offenbar nicht allgemein als Erfolg gefeiert wurde Der Kritiker Robert Elkin bemerkte Je weniger uber dieses dustere Fiasko gesagt wird desto besser Obwohl das Schumann Konzert noch oft von Kulenkampff aufgefuhrt wurde und es in Yehudi Menuhin und vor allem in Henryk Szeryng uberzeugte Verfechter besass konnte es sich lange Zeit nicht im Konzertbetrieb durchsetzen Wirken BearbeitenAls Kulenkampff 1936 eine Auffuhrung von Hindemiths Violinsonate in Berlin wagte war der Erfolg so gross dass die Nazis mit einem offiziellen Verbot der Musik Hindemiths reagierten Ganz ungeruhrt von den Vorschriften der Nationalsozialisten spielte er bei den klassischen Werken die Kadenzen weiter die von nicht arischen Kunstlern wie Joseph Joachim oder Fritz Kreisler stammten Kulenkampff spielte zahlreiche Ur und Erstauffuhrungen u a von Werken von Ottorino Respighi 2 Violinsonate und Jean Sibelius Im Duo mit Klavier spielte er mit Wilhelm Kempff Sebastian Peschko und Georg Solti Wolfgang Rose Siegfried Schultze ausserdem war er ab 1944 Primarius des Kulenkampff Quartetts 1940 zog er nach Potsdam Aus dieser Zeit stammt seine Einspielung des Violinkonzerts von Max Bruch und eine Live Aufnahme von Sibelius Violinkonzert das Wilhelm Furtwangler dirigierte Nach dem Krieg machte er 1948 Aufnahmen mit dem Schwedischen Radio Symphonie Orchester von Glasunows Violinkonzert 7 Kulenkampff wirkte von 1935 bis 1948 auch in dem bekannten Klaviertrio Fischer Kulenkampff Mainardi mit zusammen mit Edwin Fischer Klavier und Enrico Mainardi Violoncello Nach Kulenkampffs Tod ubernahm Wolfgang Schneiderhan dort bis 1959 den Part der Violine Kulenkampff nachgelassene Aufzeichnungen wurden 1952 dank der Unterstutzung von Caspar Kulenkampff Sohn Frankfurt und Otto Hoffmann Schwiegervater Lubeck unter dem Titel Geigerische Betrachtungen von Gerhard Meyer Sichting herausgegeben G M S Die Schrift stutzt sich auf das Studium der im Archiv befindlichen Noten und Aufzeichnungen und auf Gesprache mit Georg Kulenkampff Diskographie BearbeitenKulenkampffs Schallplatteneinspielungen liegen zurzeit auf 14 CDs mit ausfuhrlichsten Dokumentationen weitgehend beim Verlag PODIUM vor In Vol 10 und 11 sind auch Kulenkampffs Meyer Sichtings Geigerische Betrachtungen wieder veroffentlicht Literatur BearbeitenKulenkampff Georg In Wilibald Gurlitt Hrsg Riemann Musiklexikon 12 vollig neubearbeitete Auflage Personenteil A K Schott Mainz 1959 S 980 Textarchiv Internet Archive Kulenkampff Georg In Carl Dahlhaus Hrsg Riemann Musiklexikon 12 vollig neubearbeitete Auflage Personenteil A K Erganzungsband Schott Mainz 1972 S 691 Thomas M Langner Kulenkampff Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 272 f Digitalisat Georg Kulenkampff Internationales Biographisches Archiv 43 1948 vom 11 Oktober 1948 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Kulenkampff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kulenkampff mit den Berliner PhilharmonikernEinzelnachweise Bearbeiten Nachfahren Julius Eberhard Kulenkampff Rodovid zuletzt abgerufen am 26 November 2012 Schmitz Paul In Theodor Kellenter Die Gottbegnadeten Hitlers Liste unersetzbarer Kunstler Kiel Arndt 2020 ISBN 978 3 88741 290 6 S 222 Eveline Bartlitz Niemals stand seine stets bereite Feder still Wilhelm Altmann zum 150 Geburtstag In Forum Musikbibliothek Jg 2012 Heft 1 S 33 Joachim W Hartnack Grosse Geiger unserer Zeit Atlantis Musikbuch Verlag Zurich 1977 ISBN 3 7611 0527 4 Seite 146 Bruce Eder Georg Kulenkampff biography bei allmusic zuletzt abgerufen am 26 November 2012 Ulrich Moller Arnsberg Robert Schumann Violinkonzert Memento vom 24 Dezember 2013 im Internet Archive Bayerischer Rundfunk 5 April 2008 P2 Arkiv Klassiskt Kulenkampff Froier och Saeden Sverige Radio 7 November 2009Normdaten Person GND 116606827 lobid OGND AKS LCCN nr95034147 VIAF 10035989 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kulenkampff GeorgALTERNATIVNAMEN Kulenkampff Post Alwin Georg vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ViolinistGEBURTSDATUM 23 Januar 1898GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 4 Oktober 1948STERBEORT Schaffhausen Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Kulenkampff amp oldid 228393844