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Georg Hertting 8 November 1925 in Prag 21 Juli 2014 1 in Wien 2 war ein osterreichischer Arzt und Pharmakologe und Mitentdecker der Wiederaufnahme von Neurotransmittern als eines Funktionsprinzips von Nervenzellen 3 Von 1973 bis 1994 hatte er den Lehrstuhl fur Pharmakologie und Toxikologie der Albert Ludwigs Universitat Freiburg inne Von links Georg Hertting Hans Klupp Oleh Hornykiewicz und Walter Kobinger 1985Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Ehrungen 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Vater gleichen Namens leitete die Niederlassungen des schwedischen Unternehmens Sandvik in Prag und spater Wien Die Mutter war Hermine Hertting geb Kneschk Dem Abitur des Sohnes 1943 in Prag folgten Militardienst und sowjetische Kriegsgefangenschaft Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte die Familie nach Wien uber Dort begann Hertting 1947 das Medizinstudium und dort wurde er 1952 zum Dr med promoviert Ab 1953 arbeitete er neben Hans Klupp 1919 spaterem Pharmakologen bei Bohringer Ingelheim Oleh Hornykiewicz 1926 2020 dem Entdecker des Dopamin Mangels bei der Parkinson Krankheit und Walter Kobinger 1927 einem der Erstbeschreiber des Clonidins am Wiener Pharmakologischen Institut damals geleitet von Franz Theodor von Brucke Die Jahre 1959 bis 1961 verbrachte er am National Institute of Mental Health in Bethesda Maryland bei Julius Axelrod Zuruck in Wien habilitierte er sich 1965 Etwa gleichzeitig zwischen 1964 und 1966 habilitierten sich seine oben genannten Mitassistenten Nach von Bruckes Tod leitete er das Wiener Institut von 1970 bis 1972 kommissarisch 1973 wechselte er als Lehrstuhlinhaber an das Pharmakologische Institut der Universitat Freiburg Einen Ruf nach Innsbruck 1977 lehnte er ab Nach seiner Emeritierung 1994 kehrte er aus Freiburg wo er zuletzt in der Burgunder Strasse wohnte nach Wien zuruck Sein Nachfolger in Freiburg wurde Klaus Aktories Forschung BearbeitenDie Gruppe von Julius Axelrod darunter Hertting loste 1961 das Ratsel wie manche Neurotransmitter einmal durch Nervenaktivitat aus prasynaptischen Axonendigungen freigesetzt wieder aus dem Extrazellularraum beseitigt werden namlich durch Wiederaufnahme in die Axonendigungen mittels Membrantransport Die Losung des Ratsels gelang mit Hilfe radioaktiv markierter Transmitter Der erste war das 3H Noradrenalin und die Nervenzellen waren die des postganglionaren Sympathikus 3H Noradrenalin trat nicht nur nach Kontakt mit dem Gewebe in die sympathischen Nervenzellen ein 4 sondern konnte auch anschliessend durch erneute Nervenreizung erneut freigesetzt werden 5 Die Wiederaufnahme liess sich durch einige wichtige Arzneistoffe hemmen so durch Kokain und viele Antidepressiva deren Wirkmechanismus damit teilweise klar wurde 6 Julius Axelrod erhielt fur diese Forschung 1970 gemeinsam mit Bernard Katz und Ulf von Euler den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin Herttings Beteiligung war bedeutsam Die Medizinische Fakultat Freiburg schrieb 1972 In zwei Jahren erfolgten beinahe 20 Publikationen die den Namen Hertting tragen 13 Arbeiten mit seinem Namen an erster Stelle 3 Axelrod selbst schrieb 2003 aus dem Englischen Das experimentum crucis fur den Nachweis der Aufnahme von Noradrenalin in sympathische Nervenzellen wurde von Georg Hertting vorgeschlagen einem osterreichischen Gastwissenschaftler in meinem Labor 7 In Wien klarte Hertting in einer kleinen aber einflussreichen Untersuchung den Einfluss der Durchblutung auf die Noradrenalin Bewegungen in Synapsen 8 9 Seine Habilitationsschrift zeigte dass der Korper das Isoprenalin einen Prototyp von Bronchospasmolytika trotz chemischer Verwandtschaft mit dem Noradrenalin anders behandelt 10 In Freiburg wandte er sich weiteren Themen zu Er erkannte mit seinen Mitarbeitern besonders Dieter Meyer 1944 dass an der Empfindung von Durst das Renin Angiotensin Aldosteron System beteiligt ist 11 Mit Bernhard Peskar 1941 untersuchte er die Rolle von Prostaglandinen im Gehirn Bei epileptischen Krampfen stieg ihre Konzentration an Sie selbst dampften Krampfe wahrend Unterdruckung ihrer Biosynthese Krampfe forderte Damit waren sie als korpereigene antiepileptische Faktoren identifiziert 12 Hatte Herttings Forschung in Bethesda und Wien einem Ereignis am Ende der synaptischen Informationsubertragung gegolten der Inaktivierung des Transmitters so beschaftigte er sich seit Ende der 1960er Jahre in Freiburg zunehmend mit einem Ereignis am Anfang der Informationsubertragung namlich der Modulation der Transmitterfreisetzung durch prasynaptische Rezeptoren und hier besonders mit den Mechanismen der prasynaptischen Modulation Mitarbeiter waren Rolf Jackisch 1942 Thomas Feuerstein 1951 und Clemens Allgaier 1956 Die Gruppe fand dass viele hemmende prasynaptische Rezeptoren an heteromere G Proteine der Gi o Familie koppeln 13 und dann entweder den Eintritt von Calcium Ionen durch prasynaptische Calciumkanale oder einen nachfolgenden Schritt der Exocytose bremsen Weitere Freiburger Schuler Herttings waren Willhart Knepel 1951 Ulrich Forstermann 1955 und Peter Gebicke Harter 1947 Bernhard Peskar ubernahm 1981 den Pharmakologie Lehrstuhl der Ruhr Universitat Bochum und 1994 den Lehrstuhl in Graz Ulrich Forstermann ubernahm 1993 den Pharmakologie Lehrstuhl der Johannes Gutenberg Universitat Mainz Ehrungen BearbeitenHertting ist korrespondierendes Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 2002 Ehrenmitglied der Osterreichischen Pharmakologischen Gesellschaft Der Dekan der Freiburger Medizinischen Fakultat sagte anlasslich von Herttings Emeritierung Wenn man neu in eine Fakultat kommt dann fallt einem sofort dies oder jenes auf Mir ist zum Beispiel sofort aufgefallen dass es in der Freiburger Medizinischen Fakultat Personlichkeiten gibt die eine unabhangige Meinung nicht nur haben sondern auch aussern Sie lieber Herr Kollege Hertting sind ein Meister in dieser Kunst und dafur sind wir Ihnen alle fast alle dankbar Ihr Abschied aus dem Lehrkorper fallt uns deshalb schwer Wir werden Sie und Ihren Humor der manchmal heiter war manchmal schwarz und bitterbose aber immer klug vermissen 3 Herttings Kollege Klaus Starke Inhaber eines 1979 eingerichteten zweiten Pharmakologie Lehrstuhls in Freiburg schrieb zur selben Gelegenheit 3 Im Zauberberg sagt Settembrini einmal melancholisch in die Luft blickend Irgend jemand muss Geist haben Georg Hertting hat Geist Einzelnachweise Bearbeiten Parte von Georg Hertting Mitteilung der Familie an Benutzer Coranton a b c d Klaus Starke Die Geschichte des Pharmakologischen Instituts der Universitat Freiburg Heidelberg Springer Verlag 2004 2 Auflage 2007 als PDF Georg Hertting Julius Axelrod L Gordon Whitby Effect of drugs on the uptake and metabolism of 3H norepinephrine In Journal of Pharmacology and experimental Therapeutics 134 Jahrgang 1961 S 146 153 PMID 14042299 G Hertting J Axelrod Fate of tritiated noradrenaline at the sympathetic nerve endings In Nature London 192 Jahrgang 1961 S 172 173 doi 10 1038 192172a0 PMID 13906919 Julius Axelrod L G Whitby Georg Hertting Effect of psychotropic drugs an the uptake of H3 norepinephrine by tissues In Science 133 Jahrgang 1961 S 383 384 doi 10 1126 science 133 3450 383 PMID 13685337 Julius Axelrod Journey of a late blooming biochemical neuroscientist In The Journal of Biological Chemistry 278 Jahrgang 2003 S 1 13 doi 10 1074 jbc X200004200 PMID 12414788 G Hertting Th Schiefthaler Beziehungen zwischen Durchflussgrosse und Noradrenalinfreisetzung bei Nervenreizung der isoliert durchstromten Katzenmilz In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 246 Jahrgang 1963 S 13 14 doi 10 1007 BF00261063 Klaus Starke Es kann die Spur von unseren Erdetagen on pharmacologists and pharmacology In Naunyn Schmiedeberg s Archives of Pharmacology 380 Jahrgang 2009 S 465 471 hier S 467 468 doi 10 1007 s00210 009 0443 7 PMID 19760274 G Hertting The fate of 3H iso proterenol in the rat In Biochemical Pharmacology 13 Jahrgang 1964 S 1119 1128 doi 10 1016 0006 2952 64 90112 1 PMID 14222508 D K Meyer und G Hertting Drinking induced by direct or indirect stimulation of beta receptors evidence for involvement of the renin angiotensin system In G Peters und andere Hrsg Control Mechanisms of Drinking Berlin Springer Verlag 1975 Seite 89 95 Georg Hertting Andras Seregi Formation and function of eicosanoids in the central nervous system In Annals of the New York Academy of Sciences 559 Jahrgang 1989 S 84 99 doi 10 1111 j 1749 6632 1989 tb22600 x PMID 2672946 Clemens Allgaier Thomas J Feuerstein Rolf Jackisch Georg Hertting Islet activating protein pertussis toxin diminishes a2 adrenoceptor mediated effects on noradrenaline release In Naunyn Schmiedeberg s Archives of Pharmacology 331 Jahrgang 1985 S 235 239 doi 10 1007 BF00634243 PMID 3003591 Normdaten Person GND 139397450 lobid OGND AKS LCCN n88051907 VIAF 657898 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hertting GeorgKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Arzt und PharmakologeGEBURTSDATUM 8 November 1925GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 21 Juli 2014STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Hertting amp oldid 205789616