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Georg Huffer 15 August 1851 in Paderborn 4 Marz 1922 ebenda war ein deutscher Historiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung 1 2 Privatdozent in Munster 1 3 Huffer und die Grundung des Historischen Jahrbuchs 2 Huffers Forschungen 2 1 Forschungen zu Bernhard von Clairvaux 2 2 Forschungen zur Christianisierung Alt Sachsens 2 3 Loreto Forschungen 2 4 Huffers Geschichtsauffassung 3 Werke 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenAusbildung Bearbeiten Georg Huffer entstammte einer alten seit 1466 im Munsterland nachweisbaren und einflussreichen Familie er war ein Enkel des Politikers und Verlegers Johann Hermann Huffer Huffer besuchte in Paderborn 1860 1869 das Gymnasium Theodorianum und studierte in Bonn Geschichte Der Studienschwerpunkt lag auf dem Mittelalter Im Herbst 1871 wechselte er nach Gottingen wo er vier Semester lang die verfassungsgeschichtlichen Vorlesungen und historischen Ubungen von Georg Waitz 1813 1886 besuchte In der Waitzschen Schule ist Huffer nicht nur an die Verfassungsgeschichte herangefuhrt worden der seine ersten Arbeiten galten sondern er hat dort auch die hohe Wertschatzung der empirisch kritischen Detailforschung vermittelt bekommen die seine spateren Werke kennzeichnet und die unter den damaligen noch vorwiegend universal und heilsgeschichtlich orientierten katholischen Historikern nicht eben haufig anzutreffen war Bei Waitz promovierte Huffer am 30 Juli 1873 mit einer Dissertation uber Das Verhaltnis des Konigreiches Burgund zu Kaiser und Reich besonders unter Friedrich I Nach Ableistung des Militardienstes als Einjahrig Freiwilliger ging Huffer Ende 1874 fur fast zwei Jahre nach Rom Den Winter 1876 77 verbrachte er in Paris um fur seine Habilitationsschrift sonst schwer zugangliche Urkundenwerke und Literatur der Bibliotheque nationale de France zu benutzen die 1878 in Munster unter dem Titel Die Stadt Lyon und die Westhalfte des Erzbistums in ihren politischen Beziehungen zum deutschen Reiche und zur franzosischen Krone von der Grundung des zweiten burgundischen Konigreiches 879 bis zur Vereinigung mit Frankreich 1312 erschien Privatdozent in Munster Bearbeiten Am 1 Juni 1877 bewarb Huffer sich an der Theologisch Philosophischen Akademie Munster um die Zulassung als Privatdozent fur Geschichte und geriet damit in die Kulturkampfauseinandersetzungen Sein Vater der Paderborner Landgerichtsrat Alfred Huffer war Mitbegrunder der Zentrumspartei Gleichwohl konnte Huffer am 29 Oktober 1877 sein Habilitationskolloquium absolvieren und am 7 November 1877 seine offentliche Antrittsvorlesung halten uber das damals vieldiskutierte verfassungsgeschichtliche Thema der Entstehung des Kurfurstenkollegiums In den knapp zehn Jahren seiner munsterischen Privatdozentur hat Huffer neben allgemeinen Vorlesungen zur mittelalterlichen Geschichte vor allem Spezialvorlesungen angekundigt uber die deutsche Verfassungsgeschichte im Mittelalter Quellenkunde des Mittelalters und Diplomatik Alle drei Vorlesungen sind die ersten ihrer Art in Munster gewesen und lassen den Waitz Schuler erkennen Huffer und die Grundung des Historischen Jahrbuchs Bearbeiten Huffer machte sich um die Gorres Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland verdient Die Gorres Gesellschaft war am 25 Januar 1876 unter dem Eindruck des Kulturkampfs auf Initiative des damaligen Bonner Privatdozenten fur Philosophie und spateren Reichskanzlers Georg von Hertling als eine wissenschaftliche Interessengemeinschaft deutscher Katholiken gegrundet worden Sie wollte in katholischem Sinne wissenschaftliches Arbeiten fordern namentlich jungeren katholischen Gelehrten Anregung geben und zugleich die notige materielle Unterstutzung gewahren Der Geschichtswissenschaft kam im Programm der Gorres Gesellschaft schon angesichts der Situation des deutschen Katholizismus in der Kulturkampfzeit eine besondere Bedeutung zu Katholischerseits entbehrte man eines wissenschaftlichen Zentralorgans Die historische Sektion der Gesellschaft sollte nun ein solches schaffen Dafur benotigte man vor allem einen fahigen Redakteur Huffer nahm diesen Posten im Herbst 1878 an Die Zeitschrift wurde ein Erfolg Ausschlaggebend war Huffers unbedingtes Festhalten an der in 2 des Programms bestimmten strengen Wissenschaftlichkeit des Jahrbuchs das die Bedenken vieler protestantischer aber auch mancher katholischer Gelehrter schliesslich zerstreute Von Anfang an hatte sich in der Gorres Gesellschaft eine starke Gruppe fur einen popularwissenschaftlichen Charakter der neuen Zeitschrift eingesetzt der wahrscheinlich den Sieg der ultramontanen die Autonomie der Wissenschaft negierenden Geschichtsauffassung zur Folge gehabt hatte Huffer betonte dagegen unnachgiebig die Notwendigkeit empirisch kritischer Detailforschung vor jeder gultigen wissenschaftlichen Synthese Auf staatlichen Druck musste Huffer 1882 die Redaktion niederlegen um ein Privatdozentenstipendium zu erhalten Seiner ganzen Herkunft und Veranlagung nach interessierten Huffer kirchengeschichtliche Themen im Spannungsverhaltnis zur Profangeschichte zumal angesichts der sich zuspitzenden Kulturkampfauseinandersetzungen Huffers Forschungen BearbeitenHuffers Forschungen beschaftigten sich seit Beginn der 1880er Jahre bis zu seinem Lebensende vor allem mit drei Themenkomplexen namlich Leben und Wirken Bernhards von Clairvaux im 12 Jahrhundert der Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen im 8 und 9 Jahrhundert und schliesslich mit der Geschichte und Legende des Hauses von Loreto seit dem spaten Mittelalter Alle drei Themenbereiche wurden damals infolge ihrer weltanschaulichen Brisanz kontrovers diskutiert Forschungen zu Bernhard von Clairvaux Bearbeiten Als Hauptergebnis der Bernhard Forschungen Huffers erschien 1886 das Buch Vorstudien zu einer Darstellung des Lebens und Wirkens des heiligen Bernhard von Clairvaux Es ging hier insbesondere um die Erweiterung Uberprufung und endgultige Feststellung der gesamten Uberlieferung zum Thema Er wurde seiner Aufgabe im Rahmen des damals Moglichen durchaus gerecht wie auch die Rezensenten anerkannten Strittig blieb vor allem Huffers Auseinandersetzung mit der Historia miraculorum dem Bericht uber die von Bernhard angeblich gewirkten Wunder wahrend der Predigt fur den 2 Kreuzzug Grundsatzlich wurden die Ergebnisse Huffers erst durch die neuen Fragestellungen hagiographischer Forschung relativiert wie sie Adrian Bredero auf die vita prima anwandte Die geplante Bernhard Biographie selbst hat Huffer nicht mehr veroffentlicht Heinrich Finke vermutet weil der Autor sich theologisch nicht genug vorgebildet fuhlte und bei seinen weiteren Studien immer mehr in die theologische Seite dieses Heiligenlebens hineingefuhrt wurde Er durfte aber auch eine ihn demotivierende grundsatzliche Distanz des zeitgenossischen Wissenschaftsgeistes gegen seine Sicht Bernhards und seiner Wunder gespurt haben Die Vorstudien brachten Huffer gleichwohl die Berufung auf die katholische Geschichtsprofessur in Breslau ein die 1886 durch den Tod Wilhelm Junkmanns vakant geworden war Forschungen zur Christianisierung Alt Sachsens Bearbeiten In seinen Breslauer Jahren arbeitete Huffer an Untersuchungen zur Christianisierung Altsachsens in der karolingischen Epoche 1898 erschienen seine Korveier Studien Dieses Buch ist Huffers bedeutendster Beitrag zur Geschichte seiner westfalischen Heimat die er bezeichnend fur die religiose Orientierung seines gelehrten Interesses gerade in der Epoche ihrer Christianisierung untersuchte Als quellenkritische Untersuchungen wurden Huffers Korveier Studien zunachst vorwiegend gelobt nicht nur von katholischen Historikern Dann aber setzte sich mit den grossen Fortschritten in den sogenannten historischen Hilfswissenschaften ein eher negatives Urteil durch Kurz vor Erscheinen der Korveier Studien legte Huffer 1896 seine Breslauer Geschichtsprofessur nieder und siedelte nach Munchen uber Finke gibt als Ursache vielfaches korperliches Unwohlsein an aber auch geringere Neigung zum Dozieren und eine gewisse Schuchternheit dem studentischen Publikum gegenuber Inzwischen offensichtlich finanziell unabhangig hoffte Huffer in Munchen mit seinen grossen Bibliotheksschatzen ganz seinen wissenschaftlichen Forschungen leben zu konnen Nach Wiederherstellung seiner Gesundheit bemuhte er sich um eine Honorarprofessur in Munchen allerdings vergeblich So kehrte er 1907 in seine Heimatstadt Paderborn zuruck und lebte dort bis zu seinem Tod Georg Huffer am 4 Marz 1922 wie Finke berichtet oft kranklich still den Studien und Werken karitativer Frommigkeit Loreto Forschungen Bearbeiten In den Paderborner Jahren arbeitete Huffer an einer umfassenden historisch kritischen Untersuchung der Legende vom Heiligen Haus in dem italienischen Wallfahrtsort Loreto die 1913 und 1921 in zwei Banden erschien Die im 15 Jahrhundert zuerst auftauchende Legende der Ubertragung des Marienhauses aus Nazareth nach Loreto war in damaligen katholischen Kreisen heftig umstritten Huffer widerlegte die Legende mit dem quellenkritischen Instrumentarium der modernen Geschichtswissenschaft Seine Untersuchung gilt heute als das die Streitfrage im Wesentlichen abschliessende Standardwerk Huffers Quellenstudien zu Bernhard von Clairvaux zur karolingischen Epoche im alten Sachsen und zur Geschichte der Loreto Legende machen zusammen mit der Grundung des Historischen Jahrbuchs sein Lebenswerk aus Bei allen drei Werken handelt es sich nicht um synthetische Darstellungen sondern um quellenkritische Einzeluntersuchungen ganz im Sinne der zeitgenossischen positivistischen Einzelforschung die erst die sicheren Fundamente fur die notwendige neue Geschichtsschreibung zu legen hatten Huffer war in erster Linie historischer Quellenforscher nicht Geschichtsschreiber wie die katholische Historikergeneration vor ihm Alle seine Untersuchungen sind trotz ihrer Themenvielfalt auf dem Hintergrund der Kulturkampfzeit durch das Bestreben verbunden ganz im Sinne der Gorres Gesellschaft die Vereinbarkeit von katholischer Glaubensuberzeugung und moderner Geschichtswissenschaft zu demonstrieren Huffers Geschichtsauffassung Bearbeiten Huffer dessen wissenschaftliche Laufbahn in den Jahren des hartesten Kulturkampfs begann steht zwischen den katholischen Historikern spatromantischer und restaurativer Pragung denen die Herauffuhrung eines neuen christlichen Mittelalters als Vision vorschwebte und den Vertretern einer jungeren Generation die sich nach dem Kulturkampf entschieden auf den Boden des Bismarckreiches und der empirisch induktiven Quellenforschung im Sinne des positivistischen Historismus stellte wie Wilhelm Diekamp Heinrich Finke Aloys Schulte Hermann von Grauert und Aloys Meister Huffers Geschichtsauffassung ist gepragt durch die Kulturkampferfahrung der jungen katholischen Nachwuchshistoriker die in spezifischer Weise zwischen dem protestantischen Staat den liberal nationalen Universitaten und ihrer sich in der Verteidigung abschliessenden Kirche ganz widerspruchlichen Anforderungen gerecht werden mussten Der Historiker Huffer als Schuler von Georg Waitz wusste dass es ohne die Ubernahme der modernen Quellenkritik eine auch ausserhalb des konfessionellen Ghettos wahrgenommene Geschichtsschreibung von Katholiken nicht geben wurde das schien ihm gefahrlich fur die Botschaft seiner Kirche Huffer war uberzeugt dass auch diese Botschaft durch die perfektionierten quellenkritischen Methoden angewandt auf die Geschichte des christlichen Mittelalters nur gewinnen wurde So versuchte er nicht er allein den Spagat zwischen katholischer Glaubensuberzeugung und moderner Geschichtswissenschaft Werke BearbeitenDas Verhaltniss des Konigreiches Burgund zu Kaiser und Reich besonders unter Friedrich I Paderborn 1873 ULB Munster Die Stadt Lyon und die Westhalfte des Erzbisthums in ihren politischen Beziehungen zum Deutschen Reiche und zur franzosischen Krone von der Grundung des zweiten burgundischen Konigreiches 879 bis zur Vereinigung mit Frankreich 1312 Munster 1878 ULB Munster Literatur BearbeitenHeinrich Finke Die Anfange des Historischen Jahrbuches Ein Gedenkblatt fur Georg Huffer In Historisches Jahrbuch Bd 45 1925 S 477 494 Bernd Mutter Georg Huffer 1851 1922 ein katholischer Historiker zwischen Kirche und Staat Ultramontanismus und Historismus In Westfalische Forschungen Bd 61 2011 S 307 343 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Georg Huffer Quellen und Volltexte Normdaten Person GND 117046280 lobid OGND AKS VIAF 30303132 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Huffer GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 15 August 1851GEBURTSORT PaderbornSTERBEDATUM 4 Marz 1922STERBEORT Paderborn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Huffer amp oldid 213992708