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Die Georg Schwarz Strasse ist eine Hauptverkehrsstrasse im Westen der Stadt Leipzig in den Stadtteilen Lindenau und Leutzsch Die 1877 angelegte Strasse mit bis heute weitgehend erhaltener historistischer Bebauung entwickelte sich in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus zu einer beliebten Einkaufsstrasse und ihr sudlicher Abschnitt zu einer Amusiermeile Bedingt durch mangelnden Bauerhalt in der DDR begann bereits in den 1970er und 1980er Jahren ein Bedeutungsverlust der sich mit der stark sinkenden Einwohnerzahl und der wirtschaftlichen Umstrukturierung nach der politischen Wende in den 1990er Jahren noch einmal massiv verstarkte Georg Schwarz StrasseWappenStrasse in LeipzigBasisdatenOrt LeipzigAnschluss strassen Leipziger StrasseQuerstrassen Merseburger Strasse Holteistrasse Erich Kohn Strasse Calvisiusstrasse Spittastrasse Uhlandstrasse Wielandstrasse Flemmingstrasse Grossmannstrasse Guntherstrasse Ahlfeldstrasse Rinckartstrasse Klopstockstrasse Priessnitzstrasse An der Lehde Ellernweg Baumgarten Crusius Strasse Am langen Felde Landwaisenhausstrasse Weinbergstrasse Sattelhofstrasse Hans Driesch Strasse Ruckmarsdorfer Strasse William Zipperer Strasse Junghanssstrasse Pfingstweide Brehmestrasse Schwylststrasse Bluthnerstrasse Franz Flemming Strasse Karl Schurz Strasse Philipp Reis Strasse Ludwig Hupfeld Strasse Heinrich Heine Strasse Am RitterschlosschenNutzungNutzergruppen Fussverkehr Radverkehr Autoverkehr OPNVTechnische DatenStrassenlange 2 6 km Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Verkehr 4 Bebauung 5 Literatur 6 WeblinksLage BearbeitenDie etwa 2 5 Kilometer lange Verbindungsstrasse zweigt im Stadtteil Lindenau von der Merseburger Strasse ab und verlauft in nordwestlicher Richtung vorbei am alten Ortszentrum von Leutzsch bis zur Bahnstrecke Leipzig Grosskorbetha In der Gemarkung Bohlitz Ehrenberg setzt sie sich als Leipziger Strasse bis nach Gundorf fort Geschichte Bearbeiten nbsp Der Verlauf der heutigen Georg Schwarz Strasse auf einer Karte von 1879 nbsp Rathaus Leutzsch nbsp Mutterhaus des Diakonissenkrankenhauses nbsp Wohnhauser in der Georg Schwarz StrasseDie heutige Georg Schwarz Strasse wurde in der Grunderzeit im Zuge der Industrialisierung und des Wachstums der Stadt Leipzig uber ihre Grenzen hinaus entlang einer alteren Wegeverbindung zwischen den Dorfern Lindenau und Leutzsch angelegt Sie wurde auf der Lindenauer Flur zunachst als Leutzscher Weg und nach dem Ausbau zur Strasse ab dem Jahr 1877 als Leutzscher Strasse bezeichnet Zu dieser Zeit entstanden in Lindenau und dem sudlich benachbarten Plagwitz links und rechts des Karl Heine Kanals zahlreiche Industrieanlagen und in deren Nachbarschaft ausgedehnte Siedlungen fur Arbeiter und einfache Angestellte Die Bevolkerungszahlen stiegen rasant an u a auch aufgrund betrachtlicher Zuwanderung aus anderen Gebieten des Deutschen Reiches insbesondere aus Schlesien So wurden auch entlang der Gundorfer Strasse wie die ehemalige Leutzscher Strasse von 1886 bis 1933 hiess und in den angrenzenden Nebenstrassen in den Jahren vor und um 1900 vergleichsweise einfache Mietshauser im Stil des Historismus mit jeweils einem oder mehreren Ladengeschaften im Erdgeschoss und haufig Kleingewerbe in den Hinterhofen errichtet Um der sozialen Not im Leipziger Westen zu begegnen wurde im Jahr 1900 an Rande der Gemarkung Lindenau kurz vor der Flurgrenze zu Leutzsch das Evangelische Diakonissenkrankenhaus eroffnet das im Ersten Weltkrieg als Lazarett diente Die Leipziger Hungerkrawalle von 1916 nahmen in einem Buttergeschaft in der Gundorfer Strasse ihren Ausgang Kurz vor und wahrend des Ersten Weltkrieges und in der Zeit der Weimarer Republik entwickelte sich der sudliche Abschnitt der Gundorfer Strasse zwischen Merseburger und Uhlandstrasse zu einer belebten Einkaufs und Amusiermeile im Westen der Stadt Leipzig die im Volksmund den Namen Reeperbahn nach der gleichnamigen Hamburger Strasse trug Zusammen mit einer Reihe von Gaststatten und Kneipen trugen vor allem Kinos zu diesem Ruf bei Bereits am 3 Juli 1910 eroffnete Theodor Scherff der unter dem Namen Scherffs Bioskop Theater mehrere Lichtspielhauser in Mitteldeutschland betrieb im Hof des Gebaudes mit der heutigen Hausnummer 11 ein Kino mit 333 Sitzplatzen Nach einigen Namenswechseln trug es seit 1919 den Namen Central Lichtspiele und wurde mehrfach vergrossert zuletzt 1940 auf ca 800 Platze Mit dem Film Palast Lindenau Hausnummer 31 kam am ersten Weihnachtsfeiertag 1919 ein weiteres Kino mit 927 Platzen hinzu Auf der Leutzscher Flur hiess die heutige Georg Schwarz Strasse bis in Hohe des Leutzscher Rathauses ursprunglich Hauptstrasse ihre Verlangerung nach einem gleichnamigen Vorwerk Barnecker Strasse Auch in Leutzsch wurden ausgehend vom alten Dorfzentrum nach Sudosten und Nordwesten historistische Wohn und Geschaftshauser als Blockrandbebauung angelegt Insgesamt wurde Leutzsch jedoch im Vergleich zu Lindenau erst spat und eher zogernd vom Bauboom um Leipzig erfasst Die Bebauung im Umfeld der Strasse ist hier deshalb wesentlich lockerer und die Industriebauten sind meist deutlich von den Wohnbauten getrennt Im Leutzscher Teil der Strasse gab es bereits ab ca 1908 einen kleinen Kinosaal mit 105 Sitzplatzen unter dem Namen Apollo Kinemathograph jedoch wurde das kurz darauf in Volks Theater umbenannte Kino bereits 1913 wieder geschlossen An seine Stelle traten 1919 bis 1923 zwei weitere Kinosale in der parallel verlaufenden Lindenauer Strasse der heutigen William Zipperer Strasse Vier Jahre nach der Eingemeindung von Leutzsch nach Leipzig erhielt die Strasse 1926 den Namen des kurz zuvor verstorbenen Reichsprasidenten Friedrich Ebert Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurden die Lindenauer Gundorfer Strasse und die Leutzscher Friedrich Ebert Strasse durchgehend in der vollen Lange nach der NS Martyrerfigur Albert Leo Schlageter in Schlageterstrasse umbenannt wobei die Hausnummerierung in Leutzsch geandert werden musste Am Anfang der Schlageterstrasse mit seinen beiden Kinos und mehreren Kneipen traf sich eine der grossten oppositionellen Jugendgruppen in Leipzig der sogenannten Leipziger Meuten Die aus bis zu 100 Jugendlichen bestehende Gruppe trug die Bezeichnung Reeperbahn nach dem Spitznamen des Strassenabschnitts 1939 wurde sie wie auch andere Gruppen zuvor durch die Gestapo und das Leipziger Jugendamt zerschlagen und viele Mitglieder verhaftet zu Gefangnisstrafen verurteilt oder in Umerziehungslager eingewiesen Zur gleichen Zeit mussten eine Reihe von judischen Geschaftsinhabern ihre Lebensgrundlage im Zuge der sogenannten Arisierung aufgeben so etwa das bekannte Geschaft Schuh Baer an der Ecke zur Holteistrasse Ab 1941 wurden judische Bewohner der Schlageter und der Nachbarstrassen die nicht zuvor fliehen konnten oder wollten in Ghettos Arbeits und Vernichtungslager deportiert und umgebracht Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges liess die US amerikanische Besatzungsmacht am 19 Mai 1945 den Namen Schlageterstrasse aufheben und benannte den gesamten Strassenzug in Gundorfer Strasse um wobei nun auch der Leutzscher Abschnitt diese Bezeichnung bekam Nach dem Wechsel Leipzigs in die Sowjetische Besatzungszone erhielt die Strasse am 1 August 1945 den Namen des Antifaschisten Georg Schwarz der bis zu seiner Verhaftung und Hinrichtung im Januar desselben Jahres hier im Haus Nummer 24 seine Wohnung hatte Die Bevolkerungszahlen nahmen aufgrund der Fluchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Siedlungsgebieten in Ostmitteleuropa erneut betrachtlich zu Ab den 1960er Jahren fuhrten die Konzentration des Wohnungsbaus in der DDR auf die Grosswohnsiedlungen am Stadtrand vor allem in Neulindenau und Grunau und die damit einhergehende auch ideologisch begrundete Vernachlassigung der Grunderzeitquartiere zu einem massiven Bevolkerungsverlust Die Central Lichtspiele schlossen bereits 1963 und 1971 folgte auch das Kino Film Palast Die von 1974 bis 1980 erfolgte Teilsanierung einiger Wohnblocke im Bereich des Diakonissenkrankenhauses konnte die negative Entwicklung des Gebietes um die Georg Schwarz Strasse nicht aufhalten Gleichzeitig wurde das Viertel aber auch Heimstatt fur eine Reihe von bekannten oppositionellen Kunstlern und Burgerrechtlern so etwa Siegmar Faust Wolfgang Hilbig Manfred Krug Gert Neumann Gesine Oltmanns oder Kathrin Walther In den 1980er Jahren war Lindenau eines der Zentren der Punk Bewegung in Leipzig in der bekannte Bands wie Wutanfall oder L Attentat lebten probten und haufiger auftraten In der Holteistrasse einer kleinen Querstrasse der Georg Schwarz Strasse wurde 1981 eines der ersten Hauser in der DDR besetzt Nach der politischen Wende in der DDR und vor allem nach der deutschen Wiedervereinigung beschleunigte sich die negative soziale Entwicklung weiter da viele der kleinen Ladengeschaft entlang der Strasse dem Konkurrenzdruck der neu entstandenen Einkaufszentren im Stadtrand nicht standhalten konnten und aufgegeben wurden Derzeit wird die Strasse gepragt durch eine Reihe von stadtebaulichen Mangeln und sozialen Problemen die sich auch auf die Stadtteile Leutzsch und Lindenau negativ auswirken Seit etwa 2008 bestehen daher verstarkte Bemuhungen von Seiten der Leipziger Stadtverwaltung und einer Reihe von lokalen Akteuren die soziale kulturelle und stadtraumliche Situation entlang der Strasse zu verbessern und damit wieder an ihre alte Bedeutung anzuknupfen Verkehr Bearbeiten nbsp Leoliner Traktion auf der Linie 7 an der Haltestelle Diakonissenhaus nbsp Haltepunkt Leipzig LeutzschZur Erschliessung der Wohngebiete im nordlichen Lindenau und in Leutzsch wurde entlang der Strasse von der Grossen Leipziger Strassenbahn GLSt eine Strassenbahntrasse angelegt und am 27 Januar 1899 in Betrieb genommen Sie fuhrt als Abzweig einer alteren Lindenauer Trasse entlang der heutigen Odermannstrasse durch die Demmering und Merseburger Strasse Von dort aus biegt sie in die Georg Schwarz Strasse ein an der damals vier Haltestellen existierten Zunachst lag das Trassenende am Rathaus Leutzsch doch wurde bereits am 14 April 1899 eine Verlangerung nach Westen bis zur Endstelle am heutigen Bahnhof Leipzig Leutzsch eroffnet und hier 1908 ein Strassenbahnhof errichtet Von der Leipziger Aussenbahn AG wurde im Jahr 1907 zur Erschliessung der Gemeinden Bohlitz Ehrenberg und Gundorf die Gundorfer Strassenbahntrasse angelegt die vom Rathaus Leutzsch durch die damalige Hauptstrasse und die Leipziger Strasse durch Bohlitz Ehrenberg und weiter nach Gundorf fuhrte 1928 wurde die Gleisschleife an der Philipp Reis Strasse als eine neue Endstelle der Grossen Leipziger Strassenbahn gebaut Die Streckenfuhrung zwischen Leutzscher Rathaus und Bahnhof Leutzsch Linie 27 wurde 2001 im Zuge der Netzreform der Leipziger Verkehrsbetriebe LVB aufgegeben Seither fuhrt die Linie 7 fruher Linie 17 durch die Georg Schwarz Strasse bis zur Endstelle Bohlitz Ehrenberg Burghausener Strasse in Gundorf Im Zuge der Neuordnung des S Bahnverkehrs mit Inbetriebnahme des City Tunnels Leipzig wurde der Bahnhof Leipzig Leutzsch in einer netzerganzenden Massnahme mit dem ehemaligen Haltepunkt Industriegelande West zu der neuen Station an der Georg Schwarz Strasse mit bequemer Umsteigemoglichkeit zum Strassenbahnverkehr zusammengefasst Bebauung Bearbeiten nbsp Diakonissenkrankenhaus Leipzig PoliklinikDie Georg Schwarz Strasse ist auf beiden Seiten von mehrheitlich sanierten historistischen Wohnhausern mit vier oder funf Geschossen in noch weitestgehend geschlossener Blockrandbebauung gesaumt Die Strassenbreite betragt stellenweise nur 13 m Unterbrochen wird diese Blockrandbebauung erstmals im Bereich der ehemaligen Uhlandschule heute Forderzentrum Sprachheilschule Kathe Kollwitz Schulteil B Etwa in der Mitte der Strasse liegt der ausgedehnte Komplex des Evangelischen Diakonissenkrankenhauses Gegenuber auf der nordostlichen Strassenseite befinden sich vier Strassenkarrees mit uberwiegend unsanierten und unbewohnten Hausern aus den Jahrzehnten um 1900 die in den nachsten Jahren durch die Leipziger Stadtbau AG zu einem attraktiven Wohnstandort entwickelt werden sollen nbsp Einkaufszentrum Leutzsch ArkadenIm Ortsteil Leutzsch ist die Georg Schwarz Strasse zwar nur unwesentlich breiter als in Lindenau jedoch wirkt der Strassenraum durch die niedrigeren Hauser nicht so eng Erst hinter dem neuen Einkaufszentrum Leutzsch weitet sich die Strasse auf 18 m Durch eine Reihe von Hausabbruchen insbesondere im Zuge des Stadtumbaus seit den spaten 1990er Jahren und dadurch entstandene Brachflachen die sich uber mehrere Grundstucke erstrecken ist die stadtebauliche Struktur in Leutzsch stark beeintrachtigt Aus der Reihe der Blockrandbauten des Historismus und der 20er Jahre hebt sich die Villa in der Georg Schwarz Strasse 128 ab in der bis 1995 die Stadtteilbibliothek Leutzsch eingerichtet war dann lange Zeit leer stand und aktuell von einer Familie renoviert wird die die Villa gekauft hat Von hier besteht eine Verbindung zu dem in den Jahren 2003 bis 2006 angelegten Stadtteilpark am Wasserschloss Leutzsch Die sternformige Strassenkreuzung im alten Ortskern wird gepragt durch das Rathaus Leutzsch und die Gebaude der 157 Schule Auf dem Gelande einer ehemaligen Giesserei eroffnete 2004 das Einkaufszentrum Leutzsch Arkaden Von den etwa 180 Wohn und Geschaftshausern entlang der Georg Schwarz Strasse zwischen Merseburger Strasse und Pfingstweide stehen 137 Gebaude unter Denkmalschutz Etwa die Halfte von ihnen ist saniert Literatur BearbeitenBurgerverein Leutzsch e V Georg Schwarz Strasse eine lebendige Meile Leipzig 2009 http www blickpunkt leutzsch de Handlungskonzept Georg Schwarz Stra C3 9Fe pdfJeanette Muller Transformationsprozesse in Stadten Was wird aus Hauptverkehrsstrassen in Grunderzeitquartieren Das Beispiel Georg Schwarz Strasse in Leipzig Leutzsch Diplomarbeit Leipzig 2005 DSSW Materialien Online Ressource http www irbnet de daten rswb 07129000082 pdfWeblinks Bearbeitenwww georg schwarz strasse de51 346623 12 316088 Koordinaten 51 20 47 8 N 12 18 57 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Schwarz Strasse amp oldid 238951172