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Als Gegeninduktion oder induktive Kopplung bezeichnet man die gegenseitige magnetische Beeinflussung zweier oder mehrerer raumlich benachbarter elektrischer Stromkreise durch die elektromagnetische Induktion infolge einer Anderung des magnetischen Flusses Gegeninduktion stellt die Grundlage einiger technischer Gerate dar wie z B den Transformator kann aber auch ein durchaus unerwunschter Effekt sein wie z B im Bereich der elektromagnetischen Vertraglichkeit Ein Parameter der diesen Effekt beschreibt ist die Gegeninduktivitat Diese stellt einen Zusammenhang zwischen dem in einem Stromkreis 1 fliessendem Strom I displaystyle I und dem dadurch erzeugten magnetischen Fluss F displaystyle Phi in einem Stromkreis 2 her der bei Anwesenheit magnetisierbarer Medien wie beispielsweise Eisen nicht notwendigerweise linear sein muss Die Selbstinduktivitat ist hier ein Spezialfall wo die Stromkreise 1 und 2 identisch sind Verwandte Kopplungsarten stellen in diesem Zusammenhang die kapazitive Kopplung galvanische Kopplung und die Strahlungskopplung dar Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 1 1 Symmetrie 1 1 1 Beweis der magnetischen Reziprozitat 1 2 Anwendung 2 FachliteraturPrinzip BearbeitenUm die folgende Beschreibung physikalisch so allgemein wie moglich zu halten soll bewusst nicht von Spulen sondern ganz allgemein von Leiterschleifen die Rede sein die beliebig geformt und auch ineinander ragen durfen Eine einzelne Leiterschleife soll dabei als infinitesimal dunne Linie beschrieben werden Dickere Drahte und Spulen konnen durch eine Summierung uber viele solcher dunnen Einzelschleifen modelliert werden Ein stromdurchflossener Leiter der i A eine Schleife im Sinne eines geschlossenen Stromkreises bilden wird erzeugt in seiner Umgebung ein magnetisches Feld Fur manche technischen Uberlegungen ist es nun erforderlich den magnetischen Fluss zu bestimmen den dieses Feld in einer zweiten Schleife erzeugt Dies ist insbesondere dann von Bedeutung wenn sich der Strom und somit das durch ihn erzeugte Magnetfeld zeitlich andert denn dann wird in der zweiten Schleife eine Spannung induziert die gegeben ist durch U t d F d t d A B d A d t displaystyle U t frac mathrm d Phi mathrm d t frac mathrm d int A vec B cdot d vec A mathrm d t nbsp Hier wird das Feld B uber die Flache der zweiten Schleife 2 integriert um den magnetischen Fluss zu erhalten Das Feld wird gemass dem Biot Savart Gesetz proportional zum Strom in der ersten Leiterschleife 1 sein weswegen man eine Proportionalitat erwartet F M I displaystyle Phi M cdot I nbsp nbsp Flussverkettung zweier LeiterschleifenAufgrund dieser Definition des Proportionalitatsfaktors M displaystyle M nbsp kann die Gegeninduktivitat als Verallgemeinerung der Selbstinduktivitat L displaystyle L nbsp angesehen werden Sie wird wie diese in der SI Einheit Henry H angegeben Es ist zu beachten dass dieser einfache Zusammenhang nur unter bestimmten Voraussetzungen gilt Zum einen wird vorausgesetzt dass es sich um magnetisch lineare Medien handelt wo Felder immer proportional zum erzeugenden Strom sind was schon im Falle eines Eisenkerns nicht mehr der Fall ist Zum anderen sollen zeitliche Anderungen quasistatisch ablaufen d h so langsam erfolgen dass Retardierungseffekte noch keine nennenswerte Rolle spielen Das wird dann der Fall sein wenn die Abmessungen unserer Anordnung wesentlich klein gegenuber der Wellenlange l c f displaystyle lambda c f nbsp sind Symmetrie Bearbeiten Unter den oben genannten Voraussetzungen kann eine sehr interessante Eigenschaft der Flussverkettung gezeigt werden Die Gegeninduktivitat vom System 1 auf System 2 ist gleich gross wie fur den umgekehrten Fall M 21 M 12 displaystyle M 21 M 12 nbsp Diese Beziehung erleichtert in vielen Fallen die praktische Berechnung von Flussverkettungen So kann beispielsweise leicht ein Ausdruck fur die Flussverkettung einer langen Spule mit einer kleineren konzentrisch angebrachten Empfangerspule berechnet werden Der umgekehrte Fall namlich die Verkettung des Flusses der kleinen mit der grossen Spule wurde ohne Kenntnis der obigen Relation vermutlich auf erhebliche analytische Schwierigkeiten stossen Die beschriebene Symmetrie welche auch als magnetisches Reziprozitatstheorem bezeichnet wird kann mit den mathematischen Mitteln der Vektoranalysis unter Zuhilfenahme der Maxwell Gleichungen bewiesen werden Beweis der magnetischen Reziprozitat Bearbeiten Das Magnetfeld B displaystyle vec B nbsp kann als Rotation eines Vektorpotentials ausgedruckt werden B A displaystyle vec B vec nabla times vec A nbsp Der magnetische Fluss durch die zweite Leiterschleife wird dann d a displaystyle mathrm d vec a nbsp bezeichnet ein infinitesimales Flachenelement F 2 L 2 B d a L 2 A d a L 2 A d s 2 displaystyle Phi 2 int L 2 vec B cdot mathrm d vec a int L 2 big vec nabla times vec A big cdot mathrm d vec a int L 2 vec A cdot mathrm d vec s 2 nbsp Nun kann aber das Vektorpotential A displaystyle vec A nbsp auf das Linienintegral des Stroms I displaystyle I nbsp in der ersten Leiterschleife zuruckgefuhrt werden dies ist eine andere Schreibweise fur das Biot Savart Gesetz A r m 0 I 4 p L 1 d s 1 r x 1 displaystyle vec A vec r frac mu 0 I 4 pi int L 1 frac mathrm d vec s 1 vert vec r vec x 1 vert nbsp Dies eingesetzt in die vorletzte Gleichung ergibt F 2 m 0 I 4 p L 1 L 2 d s 1 d s 2 x 2 x 1 displaystyle Phi 2 frac mu 0 I 4 pi int L 1 int L 2 frac mathrm d vec s 1 cdot mathrm d vec s 2 vert vec x 2 vec x 1 vert nbsp M displaystyle M nbsp wird daher M 12 m 0 4 p L 1 L 2 d s 1 d s 2 x 2 x 1 m 0 4 p L 2 L 1 d s 2 d s 1 x 1 x 2 M 21 displaystyle M 12 frac mu 0 4 pi int L 1 int L 2 frac mathrm d vec s 1 cdot mathrm d vec s 2 vert vec x 2 vec x 1 vert frac mu 0 4 pi int L 2 int L 1 frac mathrm d vec s 2 cdot mathrm d vec s 1 vert vec x 1 vec x 2 vert M 21 nbsp Zu beachten ist dass in dieser Herleitung uber Linienpfade L 1 displaystyle L 1 nbsp L 2 displaystyle L 2 nbsp integriert wird die jeweils einer unendlich dunnen Leiterschleife entsprechen Anwendung Bearbeiten nbsp Prinzip der induktiven Kopplung mit Feldbeschreibung A und als Netzwerkmodell B Im Anwendungsbereich der Elektromagnetischen Vertraglichkeit EMV wird die Gegeninduktivitat auch als magnetische Kopplung oder als induktive Kopplung bezeichnet und beschreibt eine im Regelfall unerwunschte magnetische Kopplung benachbarter elektrischer Stromkreise Der vom Strom in einem Stromkreis verursachte magnetische Fluss wie in nebenstehender Schaltskizze beispielsweise der Stromkreis bestehend aus der Wechselspannungsquelle U1 verursacht durch magnetische Kopplung in den zweiten Stromkreis dargestellt mit der Wechselspannungsquelle U2 eine zusatzliche induzierte Quellenspannung welche in diesem Stromkreis als unerwunschte Storung auftreten kann Die Modellierung kann dabei je nach Zweckmassigkeit als Feldmodell A mit dem veranderlichen magnetischen Feld oder dazu gleichwertig im Bereich der Netzwerktheorie mit Hilfe der Gegeninduktivitat M S displaystyle M mathrm S nbsp erfolgen wie es in der rechten Abbildung im Fall B dargestellt ist Die gegeninduzierte Spannung U g 2 displaystyle Ug 2 nbsp in die zweite Leiterschleife welche durch den Strom i 1 displaystyle i 1 nbsp aus der ersten Leiterschleife bedingt ist betragt U g 2 M s d i 1 d t displaystyle Ug 2 M s cdot frac mathrm d i 1 mathrm d t nbsp Aufgrund der Symmetrie der Gegeninduktivitat M S displaystyle M mathrm S nbsp konnen zwei lineare magnetisch gekoppelte Stromkreise als reziprokes Zweitor beschrieben werden Durch die hohere Energiedichte des magnetischen Feldes im Vergleich zum elektrischen Feld kann mittels induktiver Kopplung auch eine relativ hohe Leistungsubertragung bei mittleren Frequenzen erreicht werden Dieser Umstand ist Gegenstand der Entwicklung kontaktloser Transportsysteme oder auch dem kontaktlosen Laden des Akkumulators von Fahrzeugen und Geraten Im Bereich der Nachrichtenubertragung wird die induktive Kopplung im Rahmen der induktiven Ubertragung ausgenutzt beispielsweise bei der kontaktlosen Signalubertragung eines Sensorsignals zwischen Sensor und Anzeigegerat oder kontaktlosen Chipkarten der sogenannten RFID radio frequency identification bzw der NFC near field communication Fachliteratur BearbeitenPascal Leuchtmann Einfuhrung in die elektromagnetische Feldtheorie Pearson Studium 2005 ISBN 3 8273 7144 9 Horst Stocker Taschenbuch der Physik 6 Auflage Verlag Harri Deutsch Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 8171 1860 1 Gunter Springer Fachkunde Elektrotechnik 18 Auflage Europa Lehrmittel Wuppertal 1989 ISBN 3 8085 3018 9 John David Jackson Klassische Elektrodynamik De Gruyter Studium Berlin 2013 ISBN 3 11 033446 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gegeninduktion amp oldid 237139799