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Die Gedenkstatte Amthordurchgang in Gera ist ein Ort des Gedenkens der Opfer beider deutscher Diktaturen und eine wichtige Anlaufstelle fur Kommunikation Information und Dokumentation Gedenkstatte Amthordurchgang in GeraDie Gedenkstatte befindet sich in einem Gebaude das Teil eines Gefangnisses war welches 1874 erbaut wurde und bis 1989 als Untersuchungshaftanstalt diente Der eigentliche Zellentrakt wurde 1999 abgerissen Die Gedenkstatte befindet sich im ehemaligen Verwaltungstrakt der Haftanstalt Die Gedenk und Begegnungsstatte im Torhaus der politischen Haftanstalt von 1933 bis 1945 und 1945 bis 1989 ist seit dem 18 November 2005 geoffnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1876 1933 1 2 1933 1945 1 3 1945 1952 1 4 1952 1989 1 5 Seit 1989 2 Verein 3 Gedenk und Begegnungsstatte 4 Weblinks 5 LiteraturGeschichte Bearbeiten1876 1933 Bearbeiten Der erste Nachweis uber die Errichtung einer Haftanstalt am Amthordurchgang ist in der Geraer Stadtchronik aus dem Jahr 1876 zu finden Ein Burger der Stadt beschwerte sich daruber dass direkt in der Innenstadt ein Gefangnis gebaut werden sollte Das Gefangnis unterstand dem Furstlichen Kreisgericht Gera des Furstentums Reuss jungerer Linie Es gab 1879 im Gefangnis 25 Zellen und es herrschte eine Art familiarer Betrieb Die drei Gefangenenwarter ubernachteten im Gefangnis und deren Frauen kummerten sich um die Wasche und bereiteten die Mahlzeiten zu 1896 erfolgte eine bauliche Erweiterung Durch das Aufsetzen einer weiteren Etage wurde die Zellenanzahl verdoppelt In diesem Zeitraum wurde auch das angrenzende Landgerichtsgebaude gebaut Das Gefangnis diente als Untersuchungshaft und Gerichtsgefangnis in dem Kriminelle aller Art inhaftiert und auch einige Todesurteile vollstreckt wurden 1933 1945 Bearbeiten Die nationalsozialistische Diktatur war ein Wechsel vom Rechts zum Polizeistaat Das Gefangnis diente der Gestapo als Untersuchungshaftanstalt Die Gestapo die Informationen uber politischen Widerstand gegen das NS Regime sammelte und diesen bekampfte konnte ohne Anklage oder Beweise Menschen verfolgen inhaftieren foltern und ermorden 1945 1952 Bearbeiten Am 14 April 1945 gegen 12 Uhr kapitulierten die 1 200 Soldaten des Standorts Gera Die Stadt wurde durch Truppen der 80 Division der 3 US Armee besetzt Nach dem Wechsel der Besatzungsmacht in Sachsen und Thuringen marschierte am 2 Juli 1945 die Rote Armee der Sowjetunion in Gera ein Im Zuge der umfangreichen Entnazifizierung der deutschen Bevolkerung wurde das Gefangnis Amthordurchgang sofort von der sowjetischen Militarpolizei und dem sowjetischen Geheimdienst NKWD ubernommen Hier wurden Menschen aus politischen Grunden inhaftiert gefoltert zu langen Haftstrafen verurteilt in Speziallager z B das Speziallager Nr 2 Buchenwald verbracht und auch zum Tode verurteilt Nach 1947 wurden viele Menschen als so genannte Wirtschaftsverbrecher inhaftiert um Enteignungen vollziehen zu konnen Nach 1950 gab es zunehmend Haftstrafen wegen Boykotthetze 1952 1989 Bearbeiten Gera wurde Hauptstadt des 1952 errichteten Bezirks Gera und erhielt eine Bezirksverwaltung des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS Jede Form der Kritik am System oder der Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wurde vom MfS hart bestraft Auch in Gera wurden immer wieder Menschen inhaftiert die eine Flucht aus der DDR planten sie versuchten oder als Mitwisser eingestuft wurden Jedes individuelle kritische Verhalten und die Beteiligung z B an der Friedens und Umweltbewegung wurde verfolgt und endete meist mit einer Inhaftierung In der Zeit von 1952 bis 1989 wurden in dieser Untersuchungshaftanstalt uber 2 800 Menschen aus politischen Grunden von der Staatssicherheit inhaftiert Seit 1989 Bearbeiten Nach der Friedlichen Revolution und der Wende im Herbst 1989 wurde die Haftanstalt geschlossen Nach einigen baulichen Veranderungen wurde das Gebaude von 1991 bis 1999 vom Freistaat Thuringen genutzt Verein BearbeitenDer Verein Gedenkstatte Amthordurchgang Gera e V wurde im Herbst 1997 gegrundet Zweck des Vereins ist die Aufarbeitung und Veroffentlichung der politischen Verfolgung und des Widerstandes unter den zwei deutschen Diktaturen Die Stadt Gera mit ehemaligem Sitz einer Bezirksverwaltung und Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums fur Staatssicherheit ist in besonderer Weise in die geschichtliche Aufarbeitung der Vergangenheit eingebunden Im Sommer 1999 wurde bekannt dass die Haftanstalt abgerissen werden soll Der Verein engagierte sich fur die Errichtung einer Gedenk und Begegnungsstatte am authentischen Ort Trotz massiver Proteste und einer Besetzung konnte der Abriss des Haftgebaudes nicht verhindert werden Mit Hilfe zahlreicher Unterstutzer konnte der Erhalt des Torhauses des Eingangs und Verwaltungstraktes erreicht werden Fur die Gestaltung einer Gedenk und Begegnungsstatte standen erst in den Jahren 2003 und 2004 Mittel aus dem Fonds der Bundesrepublik Deutschland Erlose aus dem Verkauf ehemaliger Mauergrundstucke zur Verfugung Gedenk und Begegnungsstatte BearbeitenAufgrund des langen Leerstandes und des schlechten baulichen Zustandes musste eine Komplettsanierung vorgenommen werden Authentische Gegenstande wurden aus dem Zellentrakt gesichert und mit kunstlerischen Mitteln in die Ausstellungsraume integriert In der Gedenkstatte befindet sich auf zwei Etagen dem Keller und Aussenbereich eine feste Ausstellung zur Geschichte und Nutzung der Haftanstalt sowie zu dem historischen Kontext der zwei deutschen Diktaturen Dort werden Lebenswege von Zeitzeugen dokumentiert und in geeigneter Form fur die Offentlichkeit aufbewahrt Es werden zeithistorisches Material in schriftlicher und audio visueller Form sowie Publikationen und Dokumentarfilme erstellt und gezeigt nbsp Gedenkplatte fur den Juniaufstand 1953 im Boden an der Ecke Rudolf Diener Strasse AmthorstrasseDer Verein Gedenkstatte Amthordurchgang Gera e V fuhrt zusatzlich zu den Offnungszeiten Sonderfuhrungen hauptsachlich fur Schulklassen durch Forschungsarbeiten ermoglichen die Herausgabe von Publikationen und das Erstellen von Videodokumentationen In der Gedenkstatte finden regelmassig Lesungen Vortrage und Diskussionsrunden statt Ein wichtiges Anliegen ist die Betreuung und Beratung von Betroffenen und die Dokumentation des Erlebten Der Verein organisiert und realisiert diverse Sonderprojekte Bereits im Jahr 1998 begann eine Spendenaktion fur das Gedenken im offentlichen Raum In drei Schritten wurde dieses Projekt realisiert Die Gestaltung des Treppenhauses in der Gedenkstatte wurde von den Kunstler Tilmann Stachat und Martin Neubert ubernommen und im November 2005 fertiggestellt Eine Gedenktafel in Erinnerung an den Volksaufstand am 17 Juni 1953 wurde im Juni 2006 gemeinsam mit der Stadt Gera an der Ecke Rudolf Diener Strasse Amthorstrasse installiert Das Denkmal fur die Opfer politischer Gewaltherrschaft von Matthias von Hintzenstern wurde gemeinsam mit der Stadt Gera in der Rudolf Diener Strasse im April 2007 errichtet Das Denkmal ist so aufgebaut dass Passanten im Vorubergehen die Illusion haben die Silhouette bewege sich Es entsteht eine Interaktion zwischen Passanten und Kunstwerk die zur Begegnung und Auseinandersetzung mit Vergangenheit Gegenwart und Zukunft anregen soll Weblinks BearbeitenWebsite der Gedenkstatte Amthordurchgang Gera e V Geschichtsverbund ThuringenLiteratur BearbeitenJurgen Fuchs Vernehmungsprotokolle Rowohlt Berlin 1978 ISBN 3 499 12726 1 Karl Wilhelm Fricke Akten Einsicht Rekonstruktion einer politischen Verfolgung Mit einem Vorwort von Joachim Gauck Berlin 1995 Hubertus Knabe Die Tater sind unter uns Uber das Schonreden der SED Diktatur Berlin 2009 3 Aufl Sergej Mironenko u a Hrsg Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945 1950 Bd 1 Akademie Verlag 1998 ISBN 3 05 002531 X Hans Eberhard Zahn Haftbedingungen und Gestandnisproduktion in den Untersuchungs Haftanstalten des MfS Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Stasiunterlagen Band 5 Berlin 1997 ISBN 978 3 934085 01 5 50 878642 12 081943 Koordinaten 50 52 43 1 N 12 4 55 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gedenkstatte Amthordurchgang amp oldid 210029432