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Das monumentale Gebaude der Landespolizeidirektion Thuringen an der Andreasstrasse in Erfurt wurde von 1937 bis 1939 als Erweiterungsbau fur das am Domplatz gelegene Amts und Landgericht errichtet Der Architekt Wilhelm Pook baute es in uberwiegend neobarockem Stil es ist architektonisch ein typischer Vertreter preussischer Staatsarchitektur im Nationalsozialismus Ab 1948 wurde das Gebaude als Wirtschaftsministerium des Landes Thuringen ab 1952 von der Volkspolizei und ab Ende der 1950er Jahre als Bezirksverwaltung Erfurt des Ministeriums fur Staatssicherheit genutzt Seit 1990 ist es Sitz der Landespolizeidirektion Thuringen und der Polizeidirektion Erfurt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Bau und Nutzungsgeschichte 3 Architektur 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Polizeigebaude Andreasstrasse 38 Erbaut 1937 39 Foto 2015 nbsp Polizeigebaude Andreasstrasse 38 Foto 2015 nbsp Eckturm des Polizeigebaudes Andreasstrasse 38 Foto 2014 nbsp Tafel 1949 anstelle eines fruheren Hoheits Adler Reliefs am jetzigen Polizeigebaude 2016 nbsp Gedenkschild an Polizeigebaude Andreasstrasse 38 Foto 2015 Das langgestreckte Gebaude liegt am Fusse des Erfurter Petersbergs in der sudlichen Halfte der Andreasstrasse Nr 38 auf deren Westseite Sudlich von ihm schliesst sich in Backsteinbauweise das ehemalige Gefangnis 1878 an darin die heutige Gedenk und Bildungsstatte Andreasstrasse der Stiftung Ettersberg Nordlich der Polizeidirektion befinden sich Gebaude der Deutschen Telekom Gegenuber auf der anderen Strassenseite liegt die Andreaskirche Bau und Nutzungsgeschichte BearbeitenFur das 1879 vollendete Gerichtsgebaude am Domplatz wurde aus Kapazitatsgrunden in den 1930er Jahren ein Erweiterungsbau notwendig Dieser sollte in der Nachbarschaft in der Andreasstrasse jenseits des Gefangnisses entstehen Die hier am Schusterberg liegende ehemalige Kaserne 4 des Erfurter Infanterie Regiments Nr 71 wurde abgetragen Ein Foto in einer Zeitung von Marz 1937 zeigt noch die Kaserne und sudlich davon ein Wohnhaus 1 Mit dem grossen Erweiterungsbau wurde der Architekt Wilhelm Pook beauftragt der bereits seit 1936 das reprasentative neue preussische Regierungsdienstgebaude in der Hindenburgstrasse der heutigen Arnstadter Strasse errichtete Der Bau in der Andreasstrasse erfolgte von 1937 bis 1939 2 Im August 1939 wurde das eindrucksvolle uber 100 Meter lange Bauwerk mit Putz auf Backsteinen in der Presse als fast fertig geschildert ein Foto zeigt noch offene Fenster und Baugeruste 3 1944 beauftragte der damalige Oberburgermeister Walter Kiessling den bei der Stadtbibliothek angestellten Fotografen Georg Aderhold mit professionellen systematischen Fotos der Erfurter Altstadt wohl auch in Erwartung von deren Zerstorung durch die einsetzenden Luftangriffe auf Erfurt 4 Auf drei Fotos von August bis Oktober 1944 erkennt man gut den jedenfalls ausserlich fertiggestellten imposanten Behordenbau Ob er als markantes Gebaude die haufigen Luftangriffe und den Artilleriebeschuss im April 1945 unbeschadet uberstanden hat und wie er wahrend des Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit zur Zeit der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone SBZ genutzt worden ist ist nur teilweise belegt Von einem kompetenten Erfurter Zeitzeugen erfahrt man im Keller befand sich im Krieg das Flugwachkommando FluKo fur Erfurt 5 In anderen Etagen des damals so genannten Justiz Neubaus des Neubaus des Landgerichts waren ab Februar 1944 bis zu 70 seiner Kapazitat Mobel von Ausgebombten sichergestellt Das berichteten der Sonderbeauftragte fur die Mobelbergung und sein Amt am 10 Marz und am 23 Mai 1944 an den Oberburgermeister 6 Im Juli 1945 sperrte die sowjetische Geheimpolizei Scharen politischer Gefangener in dem Gebaude ein 7 Danach wurde es unter anderem durch das Staatliche Verbrauchskontor ab 1948 durch das Wirtschaftsministerium des Landes Thuringen genutzt und ab 1952 durch die Bezirksverwaltung Erfurt des Ministeriums fur Staatssicherheit der DDR Ein Foto von 1952 zeigt in Grossformat uber alle sechs Fenster uber dem Hauptportal ein Stalin Plakat oder Tuch 8 Im November 1989 wurde die Behorde auch in Erfurt umbenannt in Amt fur Nationale Sicherheit AFNS Ab 4 Dezember 1989 wahrend der Friedlichen Revolution wurde das Stasi Gebaude und das benachbarte Untersuchungsgefangnis als erstes seiner Art in der DDR von Demonstranten besetzt die damit vor allem die weitere Vernichtung von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes unterbanden An diese Aktion erinnert eine kleine Gedenktafel rechts vom Haupteingang des Gebaudes AUS DEN FESSELN DER ANGST BEFREIEN Am 4 Dezember 1989 wurde dieses Gebaude der Staatssicherheit der DDR von Burgerinnen und Burgern der Stadt Erfurt besetzt Seit 1990 dient das Bauwerk als Sitz der Landespolizeidirektion Thuringen und der Polizeidirektion Erfurt Das Verwaltungsgebaude ist mit seiner Bau und Nutzungsgeschichte ein Sachzeugnis der deutschen Geschichte des 20 Jahrhunderts und der gesellschaftlichen Umbruche dieser Zeit 9 Das Bauwerk stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus und nicht von 1949 was man beim Lesen einer entsprechenden grossen weithin sichtbaren Tafel Grosse von zwei Fenstern im dritten Obergeschoss aus der DDR Zeit hoch uber dem Eingangsportal denkt und was sich im Bewusstsein der Erfurter Bevolkerung so verankert hat Die tatsachliche Baugeschichte ist ihr mangels Aufklarung weitgehend unbekannt Architektur BearbeitenDie folgende Schilderung erfolgt in weit gehender Anlehnung an das Denkmalverzeichnis des Freistaats Thuringen 10 Der unter Denkmalschutz stehende Bau ist ein bedeutender Vertreter der Verwaltungs und Staatsarchitektur der 1930er bis 1940er Jahre Historische Gestaltung und Bauelemente sind aussen und innen weitgehend authentisch erhalten Dem ursprunglich eher nuchternen Entwurf des Architekten Wilhelm Pook wurden nach Intervention des Regierungsprasidenten des Regierungsbezirks Erfurt Otto Weber und des preussischen Justizministeriums in Berlin historisierende uberwiegend neobarocke Elemente hinzugefugt So entstand von 1937 bis 1939 an der Erfurter Andreasstrasse ein reprasentativer uber 100 Meter langer breitgelagerter viergeschossiger Mauerwerk Putzbau mit Walmdach flankiert von zwei Eckturmen Das Hauptgebaude tragt ein ursprunglich schiefergedecktes Walmdach jetzt Schieferimitat mit Reihen von je 17 schmalen Gauben auf der Vorder und der Ruckseite zwischen ihnen spater Dachfenster eingefugt Die Fassade mit einem Hauptportal und zwei Nebenportalen ist symmetrisch gegliedert und weist 34 Fensterachsen auf Sowohl die drei mittleren Achsen als auch die Achsen in den Viertelspunkten der Fassade sind mit Pilastergliederungen und einem Saulenportikus ahnlich wie Risalite gegliedert Auch die anderen Fensterachsen sind durch schlichte Gliederungen sparsam gestaltet Die Erdgeschossfenster sitzen gemeinsam mit den Kellerfenstern in einem Blendfeld das oben durch einen profilierten Sturz abgeschlossen wird Die Fenster der oberen Geschosse sind mit einer schmalen Putzfasche eingefasst An den Fenstergrossen sind auch die hierarchisch gestaffelten unterschiedlichen Geschosshohen ablesbar das erste Obergeschoss zeigt die hochsten Fenster nach oben und unten nimmt die Fensterhohe ab An der Nordseite ist noch ein bauzeitliches Kastenfenster vorhanden alle anderen Fenster sind in den 1980er Jahren in Aluminium eingebaut worden Das gesamte Gebaude wird an der Traufe von einem Konsolfries umzogen Die kaum einsehbare Ruckseite des Haupttraktes ist betont einfach gestaltet Das Gebaude hat Stahlbetondecken Die beidseitigen Eckturme auf oktogonalem Grundriss sind dem Haupttrakt etwas vorgestellt Besonders sie sind einschliesslich ihrer Detailgestaltung fur das neobarocke Erscheinungsbild des Bauwerkes verantwortlich Die Turme sind mit einem genuteten Sockelverputz einer geputzten Eckquaderung sowie einer geschweiften ursprunglich geschieferten Dachhaube mit Ovalfenstern und Laterne versehen Die Stockwerke und Fenster der Eckturme befinden sich auf gleicher Hohe wie beim Haupttrakt Hoch uber dem Hauptportal unter der Dachtraufe erkennt man eine weithin sichtbare grosse Inschrift 1949 Sie steht nach Auskunft des Landesamts fur Denkmalpflege ebenso unter Denkmalschutz wie das gesamte Gebaude 1949 war das Jahr der DDR Grundung diese mogliche Erklarung ist jedoch nirgendwo am oder im Gebaude zu finden Zog man eine Parallele zum nahezu zeitgleich und in ahnlicher Dimension entstandenen Preussischen Regierungsdienstgebaude heute Fraktionsgebaude des Thuringer Landtags in der Arnstadter Strasse so sollte sich an dieser Stelle bis zum Ende des Dritten Reiches ein Hoheitsadler befunden haben 11 Diese Annahme bestatigt sich bei Lupenbetrachtung eines Fotos des Gebaudes in der Andreasstrasse von Oktober 1944 Grosses Adler Relief anstelle der jetzigen Zahl 1949 12 Uber den sicherheitsrelevanten Innenaufbau des jetzigen Polizeigebaudes konnte das Thuringische Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie keine Auskunft geben Literatur BearbeitenDenkmalverzeichnis des Thuringischen Landesamts fur Denkmalpflege und Archaologie Erfurt 2012 Kerstin Richter und Rudolf Benl ERFORDIA TURRITA Turmereiches Erfurt Sutton Verlag Erfurt 2013 ISBN 978 3 95400 248 1Einzelnachweise Bearbeiten Ruinen mitten in der Stadt Platz fur den Erweiterungsbau des Landgerichts Thuringer Allgemeine Zeitung Erfurt 24 Marz 1937 Erfurt Im Zusammenhang Verwaltungsgebaude Ehemaliger Erweiterungsbau des Landgerichts Andreasstrasse 38 in Ulrich Wieler et al architekturfuhrer thuringen Vom Bauhaus bis zum Jahr 2000 Bauhaus Universitat Weimar Universitats Verlag 2 Auflage 2001 ISBN 3 86068 139 7 S 136 kleine Notiz die in der Auflage 2006 nicht mehr erscheint Neue Bauten schon beinahe fertig Thuringer Allgemeine Zeitung Erfurt 27 August 1939 Kerstin Richter und Rudolf Benl ERFORDIA TURRITA Turmereiches Erfurt Sutton Verlag Erfurt 2013 ISBN 978 3 95400 248 1 S 8 30 32 61 Auskunft von Helmut Wolf dem Autor des Buchs Erfurt im Luftkrieg 1939 1945 Stadtarchiv Erfurt Akt Zeichen 005 1 8 B Das Gerichts Gebaude steht noch In Erfurter Heimatbrief Nr 21 7 Dezember 1970 S 46 Jochen Voit Gedenkstatte Andreasstrasse Christoph Links Verlag Berlin 2016 S 25 ISBN 978 3 86153 885 1 Christian Misch im Denkmalverzeichnis des Freistaats Thuringen beim Thuringischen Landesamts fur Denkmalpflege und Archaologie Erfurt 2012 Christian Misch im Denkmalverzeichnis des Freistaats Thuringen 2012 beim Thuringischen Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Arthur Reck Neue preussische Regierungsgebaude II Neubau des Regierungsdienstgebaudes zu Erfurt Zentralblatt der Bauverwaltung Berlin 25 Oktober 1941 61 Jahrgang Heft 43 44 S 712 717 Kerstin Richter und Rudolf Benl ERFORDIA TURRITA Turmereiches Erfurt Sutton Verlag Erfurt 2013 S 6150 98004 11 022129 Koordinaten 50 58 48 1 N 11 1 19 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gebaude der Landespolizeidirektion Thuringen amp oldid 233113759