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Fritz Gebhardt von Hahn 18 Mai 1911 in Shanghai 31 Januar 2003 in Aschaffenburg war ein deutscher Diplomat in der Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zweite Karriere 3 Prozess 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn des deutschen Konsuls Bernhard von Hahn 1880 1935 1 und der Edith Gebhardt 2 besuchte ab 1921 das Gymnasium in Rotterdam und studierte von 1929 bis 1933 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Munchen Leipzig und Giessen Nach dem Assessorexamen wurde er in der NSDAP Auslandsorganisation ab 1937 personlicher Referent Ernst Wilhelm Bohles im Rang eines Gaustellenleiters Er war zum 1 April 1933 der NSDAP beigetreten Mitgliedsnummer 1 800 960 3 und seit Herbst 1933 Mitglied der Marine SA Am 25 Marz 1937 wurde er als Attache im Auswartigen Amt eingestellt und hatte eine Ausbildungsstation im deutschen Konsulat in Genf Ab Februar 1940 war er wahrend des Zweiten Weltkrieges wechselweise Soldat im Kriegsdienst und weiterhin im Auswartigen Amt beschaftigt Als Stellvertreter Franz Rademachers fasste er die von Reinhard Heydrich verteilten Berichte der Einsatzkommandos uber die Ermordung der Juden zusammen 4 5 die von Staatssekretar Ernst von Weizsacker und Unterstaatssekretar Ernst Woermann paraphiert wurden 6 Seit Februar 1943 leitete er das Referat III Judenfrage Rassenpolitik Vom Gesandten Otto Bene beim Reichskommissar fur die besetzten Niederlandischen Gebiete verlangte er eine Liste der auslandischen Juden die sich noch in den Niederlanden aufhielten 7 In einem fur Unterstaatssekretar Martin Luther entworfenen Schriftsatz wurde der deutsche Botschafter in Finnland Wipert von Blucher auf die Notwendigkeit der Losung der Judenfrage hingewiesen 8 Das Schreiben des deutschen Botschafters in Sofia Adolf Beckerle leitete Hahn an Adolf Eichmann weiter 9 und entwarf ein Schreiben Luthers an den Bevollmachtigten des Reichs fur Griechenland Gunther Altenburg 10 zur Einleitung antijudischer Massnahmen In einem privatdienstlichen Schreiben am 4 Marz 1943 an den Aussenamtsstaatssekretar Ernst Wilhelm Bohle beklagte er sich uber das mangelnde Verstandnis fur die Notwendigkeit einer alsbaldigen endgultigen europaischen Losung der Judenfrage bei den eigenen Berufsbeamten im Ausland 11 Zweite Karriere BearbeitenNach Kriegsende konnte er als Kriegsverletzter fur zwei Jahre in einem Militarlazarett untertauchen und war dann ab Herbst 1947 in verschiedenen Funktionen in der Privatwirtschaft und bei der IHK Hannover tatig Uber seine Entnazifizierung ist nichts bekannt Seit 1950 war er in einer Vorlauferbehorde des spateren Bundesamts fur gewerbliche Wirtschaft angestellt und wurde 1957 Regierungsrat im Bundeswirtschaftsministerium Von dort wechselte er ins Bundesamt fur Wehrtechnik und Beschaffung des Verteidigungsministeriums und war in Koblenz Oberregierungsrat als er im Januar 1964 wegen der Beteiligung am Mord an den mazedonischen und griechischen Juden inhaftiert wurde Prozess BearbeitenDer Prozess wegen der Mitwirkung an der Deportation der thrakischen und makedonischen Juden aus dem damaligen Bulgarien gegen ihn und Adolf Beckerle wurde vor dem Frankfurter Schwurgericht im November 1967 eroffnet 12 13 Ausserdem wurde Hahn der Vorwurf gemacht die Deportation von 20 000 griechischen Juden aus Saloniki veranlasst zu haben In dem Prozess kam es zu einer Zeugenvernehmung des Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger mit dessen Aussagen die Verteidigung beweisen wollte dass bei der Befurwortung der Deportationen den beteiligten Mitarbeitern im Auswartigen Amt das Ziel der Massenvernichtung nicht bekannt gewesen sein konnte Durch das Verfahren wurde die Identitat eines weiteren Juristen des Auswartigen Amtes Herbert Muller Roschach aufgedeckt der Ende Januar 1942 nach der Wannseekonferenz zusammen mit juristischen Kollegen die Details des Selektionsverfahren von Juden in den Ostgebieten im Rahmen der Endlosung ausarbeiteten 14 Wahrend das Verfahren gegen Beckerle am 27 Juni 1968 eingestellt wurde da dieser krankheitsbedingt verhandlungsunfahig war 15 wurde Hahns Verfahren fortgesetzt 16 und endete am 18 August 1968 mit einem Schuldspruch und der Verurteilung zu acht Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord 17 Die burgerlichen Ehrenrechte und damit der Anspruch auf die Beamtenpension wurden ihm am 16 Februar 1971 vom Bundesgerichtshof wieder zuerkannt Nach seiner Haftentlassung lebte er als Pensionar noch knapp dreissig Jahre in Aschaffenburg Literatur BearbeitenMaria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 2 Gerhard Keiper Martin Kroger G K Schoningh Paderborn u a 2005 ISBN 3 506 71841 X Christopher R Browning Die Endlosung und das Auswartige Amt Das Referat D III der Abteilung Deutschland 1940 1943 Wiss Buchges Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 22870 6 Veroffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universitat Stuttgart 16 Christopher R Browning The final solution and the German Foreign Office A study of referat D III of Abteilung Deutschland 1940 43 Holmes amp Meier New York N Y u a 1978 ISBN 0 8419 0403 0 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 Hans Jurgen Doscher Das Auswartige Amt im Dritten Reich Diplomatie im Schatten der Endlosung Siedler Verlag Berlin 1987 ISBN 3 88680 256 6 Sebastian Weitkamp Braune Diplomaten Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionare der Endlosung Dietz Bonn 2008 ISBN 978 3 8012 4178 0 Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard von Hahn siehe Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 2 Gerhard Keiper Martin Kroger G K Schoningh Paderborn u a 2005 ISBN 3 506 71841 X S 172 f der Grossvater Kommerzienrat Ludwig Gebhardt war Grosshandler und Mitglied des Pegnesischen Blumenordens Mitgliederliste Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 13091400 Christopher R Browning The final solution and the German Foreign Office A study of referat D III of Abteilung Deutschland 1940 43 Holmes amp Meier New York 1978 The Last Phase of D III January March 1943 S 147 177 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 S 187 Christopher R Browning Die Entfesselung der Endlosung Nationalsozialistische Judenpolitik 1939 1942 Propylaen Berlin 2003 ISBN 3 549 07187 6 S 574 f Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 S 240 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 S 268 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 S 283 Christopher R Browning The final solution and the German Foreign Office A study of referat D III of Abteilung Deutschland 1940 43 Holmes amp Meier New York 1978 S 162 Hans Jurgen Doscher Das Auswartige Amt im Dritten Reich Diplomatie im Schatten der Endlosung Berlin 1987 S 215 Christopher R Browning The final solution and the German Foreign Office A study of referat D III of Abteilung Deutschland 1940 43 Holmes amp Meier New York 1978 Appendex I S 201 204 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes und Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 S 665 ff DIPLOMATIE Aus der Erinnerung In Der Spiegel Nr 30 1968 online 22 Juli 1968 Prozess gegen Beckerle geplatzt Einstellung wegen Verhandlungsunfahigkeit des Angeklagten PDF Nicht mehr online verfugbar Frankfurter Rundschau 29 Juni 1968 ehemals im Original abgerufen am 26 April 2010 1 2 Vorlage Toter Link originalausgaben fr online de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Keine prazise Antwort Kiesingers Vernehmung im Frankfurter Judenmordprozess Richter rugt Rundfunk PDF Nicht mehr online verfugbar Frankfurter Rundschau 5 Juli 1968 S 1f ehemals im Original abgerufen am 26 April 2010 1 2 Vorlage Toter Link originalausgaben fr online de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis ral Hahn muss ins Gefangnis Schuld an Mord von 20 000 Juden Frankfurter Rundschau 19 August 1968 abgerufen am 26 April 2010 PersonendatenNAME Hahn Fritz Gebhardt vonKURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 18 Mai 1911GEBURTSORT ShanghaiSTERBEDATUM 31 Januar 2003STERBEORT Aschaffenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Gebhardt von Hahn amp oldid 238479917