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Fritz Rudolf Guntsch 27 September 1925 in Berlin 8 Januar 2012 in Brandenburg an der Havel 1 war ein deutscher Computer Pionier Erfinder des virtuellen Speichers Industrie und Wissenschaftsmanager Fritz Rudolf Guntsch 1992 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Herausragende Leistungen 3 Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft nahm Fritz Rudolf Guntsch 1947 das Studium der Physik an der Technischen Hochschule Karlsruhe auf das er an der Technischen Universitat Berlin 1954 als Dipl Ing Fachrichtung Theoretische Physik abschloss Guntsch wurde Assistent und Oberassistent an der TU Berlin Zu seinen Arbeitsgebieten gehorten Entwicklung und Bau eines Prozessrechners Magnetbandrechner fur ASKANIA zur Kinotheodoliten Auswertung Mitarbeit an der Entwicklung der Z22 bei der Zuse KG in Neukirchen Softwareentwicklung fur die Z22 Assembler Anwendungsprogramme Aufbau und praktische Leitung des TU Rechenzentrums Planung des Hahn Meitner Institut Rechenzentrums Planung eines grossen TU Rechners Realisierung konnte nicht finanziert werden Computeranwendungen in der Flugsicherung automatische Flugidentifikation und verfolgung Planung kollisionsfreier Flugplane und verlaufe In die Berliner Zeit fallen daneben Gastaufenthalte bei Alwin Walther TH Darmstadt und Eduard Stiefel und Heinz Rutishauser ETH Zurich An der TU Berlin hielt Guntsch Vorlesungen zu Hard und Software programmgesteuerter Rechenanlagen 1957 promovierte er bei Wolfgang Haack TU Berlin und Stiefel ETH Zurich mit der Dissertation Logischer Entwurf eines digitalen Rechengerates mit mehreren asynchron laufenden Trommeln und automatischer Schnellspeicherbetrieb Wichtigste Erfindung im Rahmen dieser Arbeit war der virtuelle Speicher 1958 wechselte Guntsch in die Industrie zu AEG Telefunken in den neu gegrundeten Geschaftsbereich Informationstechnik in Konstanz wo er nachfolgend die Leitung der Fachgebiete Elektronische Rechner und Grossrechner ubernahm In dieser Zeit baute er aus kleinen Anfangen leistungsfahige Unternehmenseinheiten mit Hunderten von Mitarbeitern auf Die wichtigsten Projekte der von Guntsch geleiteten Fachgebiete waren die Grossrechner TR 4 und TR 440 der Postscheckrechner TR 5 der kleine kommerzielle Rechner TR 10 der Kleinrechner TR 86 in Varianten als Prozessrechner Feuerleitrechner und peripherer Rechner in TR 440 Anlagen Analogrechner in grosser Typenvielfalt Zahlreiche Systemlosungen Postscheckdienst Flugsicherung militarische Fuhrungssysteme Parallele und polymorphe Rechner hier blieb es mangels Finanzierungsmoglichkeiten bei Studien 1969 wechselte Guntsch in das Bundesministerium der Verteidigung und ubernahm die Abteilung Wehrtechnische Forschung mit den Arbeitsgebieten ABC Abwehr Elektronik und Informatik Geophysik Werkstoffe Energietechnik Luft und Raumfahrt Schiffe Ballistik Sprengphysik1971 bis zu seinem Dienstende 1990 ubernahm Guntsch im Bundesministerium fur Forschung und Technologie die Forderung der Datenverarbeitung der Technischen Kommunikation und Elektronik und jeweils uber langere Zeitraume die Luft und Raumfahrt Fachinformationssysteme Physikalische Technologien Chemische Technologien Humanisierung des Arbeitslebens Fertigungs und Verfahrenstechnik innovative Firmengrundungen Medizinische Forschung Biologische Forschung und Technologie Umweltforschung und technologie Materialforschung Mikrosysteme In diese Zeit fallen unter anderem die verschiedenen DV Programme des Bundes das Programm Technische Kommunikation und das Informatikprogramm zum Aufbau von 14 Informatik Schwerpunkten an deutschen Universitaten aus denen sich die heutigen Fakultaten Fachbereiche und Institute fur Informatik entwickelten Mit dem Deutschen Forschungsnetz erhielt die deutsche Wissenschaft eine moderne Kommunikationsinfrastruktur Guntsch war dreimal verheiratet und Vater von sechs Kindern zwei Sohne vier Tochter 1992 ubersiedelte er nach Brandenburg an der Havel die Stadt die er seit der Kindheit als Geburtsstadt seiner Mutter und Heimat zahlreicher Vorfahren bis zuruck ins 17 Jahrhundert kannte und baute sich mit seiner dritten Frau ein Haus in der Altstadt 2 Herausragende Leistungen BearbeitenGuntschs wichtigste Leistung war sicher die Erfindung des virtuellen Speichers Virtuell heisst ein Speicher der realisiert wird durch einen kleinen aber schnellen Speicher der die gewunschte Zugriffszeit bietet und einen grossen aber langsameren Speicher der die gewunschte Kapazitat bietet Zwischen beiden werden Daten so ausgetauscht dass moglichst viele Zugriffe aus dem schnellen Speicher befriedigt werden wobei sich die Applikation nicht um diese Vorgange kummern muss Guntsch entwickelte 1956 dieses Konzept im Rahmen eines Rechners mit zehn asynchron laufenden Trommeln als grossem Speicher Der Prozessor dieser Maschine greift nicht direkt auf die Trommelspeicher zu sondern auf einen Schnellspeicher mit einer Kapazitat von insgesamt 600 Wortern in sechs Blocken Ein wichtiges Motiv fur diese Struktur war die Synchronisation des Prozessors mit zehn unter sich asynchron rotierenden Trommeln Vom heutigen Standpunkt ist jedoch viel bedeutender dass hier erstmals durch das Zusammenspiel des Schnellspeichers mit den Trommelspeichern ein virtueller Speicher realisiert wurde Jeder Zugriff des Prozessors in den Adressraum von 100 000 Wortern hat als Ziel entweder eines der Register oder die Ein Ausgabe oder er fuhrt auf den Schnellspeicher Zwei Blocke des Adressraumes werden hierbei fest auf zwei Blocke des Schnellspeichers abgebildet wahrend die Abbildung der ubrigen Blocke des Adressraumes dem Zugriffsprozess folgt Hierfur stehen zwei Doppelblocke im Schnellspeicher zur Verfugung Immer wenn ein Befehl nicht im Schnellspeicher angetroffen wird wird er mit dem ihn umgebenden Doppelblock von der Trommel in den ersten Doppelblock des Schnellspeichers geladen Entsprechend fuhrt ein Zugriff auf ein nicht im Schnellspeicher vorhandenes Datenwort zur Ersetzung des Inhaltes der beiden nachsten Schnellspeicherblocke Auf diese Art gelingt es den Befehlzugriffsprozess und den Datenzugriffsprozess voneinander zu trennen und man kann ausnutzen dass jeder fur sich eine bessere Lokalitat als der Gesamtprozess hat In dem Doppelblock des Adressraumes der fest dem dritten Doppelblock des Schnellspeichers zugeordnet ist kann der Programmierer haufig gebrauchte Befehlsfolgen und Daten unterbringen Um zu verhindern dass selten zugegriffene Befehlsfolgen oder Daten zu einer schadlichen Ersetzung im Schnellspeicher fuhren ist die Maschine mit einigen Befehlen ausgestattet die den Schnellspeicher umgehen und den Prozessor direkt auf die Trommel zugreifen lassen Damit war der virtuelle Speicher geboren und Guntsch schrieb in seiner Dissertation von 1957 Der Programmierer braucht auf das Vorhandensein von Schnellspeichern keine Rucksicht zu nehmen er braucht nicht einmal zu wissen dass solche vorhanden sind Denn es gibt nur eine Sorte von Adressen mit denen programmiert werden kann als ware nur ein Speicher vorhanden Der unter der Leitung von Guntsch entwickelte Grossrechner TR 440 1970 war der schnellste bis dahin in Europa gebaute Computer und stellte mit 45 installierten Maschinen einen wichtigen unternehmerischen Erfolg der deutschen Computer Industrie dar Die Maschine verfugte uber bahnbrechende Compiler und ein sehr innovatives Betriebssystem das Auftrage im Stapel und im Teilnehmerbetrieb uber dieselbe Benutzer Schnittstelle zu fuhren gestattete Zu den weitreichenden Leistungen von Guntsch gehort das uberregionale Forschungsprogramm Informatik in dem Bund und Lander den Aufbau von 14 Informatik Schwerpunkten an deutschen Universitaten ermoglichten woraus sich die spateren Fachbereiche und Fakultaten fur Informatik entwickelten Ohne dieses Programm ware es nicht moglich gewesen in den 1970er Jahren die notwendigen Kapazitaten aufzubauen um in der Forschung insbesondere aber der Lehre den rapide wachsenden Anforderungen der deutschen Wirtschaft gerecht zu werden Ehrungen BearbeitenGrosses Bundesverdienstkreuz Offizier des Nationalen Franzosischen Verdienstordens Ehrenburger von Huntsville Alabama 1982 Honorarprofessor an der Universitat Karlsruhe 1985 Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 2002 Dr Ing e h der TU Berlin 2011 Konrad Zuse Medaille fur Verdienste um die InformatikSchriften BearbeitenF R Guntsch Logischer Entwurf eines digitalen Rechengerats mit mehreren asynchron laufenden Trommeln und automatischem Schnellspeicherbetrieb TU Berlin 1957 Dissertation F R Guntsch R Lukas Magnetbandrechner der Technischen Universitat Berlin In Elektronische Datenverarbeitung 2 1959 S 33 46 F R Guntsch Einfuhrung in die Programmierung digitaler Rechenautomaten de Gruyter Berlin 1960 1963 F R Guntsch Zur Simultanarbeit bei Digitalrechnern Elektronische Rechenanlagen August 1960 S 3 14 F R Guntsch Uber digitale Spezialrechner In Telefunken Zeitung 33 1960 Heft 127 S 4 12Literatur BearbeitenE Jessen E Ulbrich TR 440 als Teilnehmerrechensystem in Datenverarbeitung mit Mehrfachzugriffssystemen Haus der Technik Essen Vulkan Verlag Essen 1967 E Jessen Origin of the Virtual Memory Concept IEEE Annals of the History of Computing Band 26 4 2004 Seite 71 ff Einzelnachweise Bearbeiten Datum laut Todesanzeige am 11 Januar 2012 in Markische Allgemeine Brandenburger Landkurier S 18 Lebenshungrig sonst bescheiden Memento vom 25 Februar 2012 im Internet Archive Normdaten Person GND 119178079 lobid OGND AKS VIAF 167000290 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Guntsch Fritz RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher Computer Pionier Industrie und WissenschaftsmanagerGEBURTSDATUM 27 September 1925GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 8 Januar 2012STERBEORT Brandenburg an der Havel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Rudolf Guntsch amp oldid 234056113