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Friedrich Wilhelm Otto Pradel 16 April 1901 in Berlin 24 September 1978 in Hannover war im NS Staat als Polizeikommissar und Major der Schutzpolizei in der Amtsgruppe II D 3 a des Reichssicherheitshauptamtes zustandig fur die Entwicklung von Gaswagen die fur die Totung von Juden und anderen rassisch Unerwunschten verwendet wurden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Pradel war Sohn des Polizei und spateren Magistratsbeamten Friedrich Pradel Er besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Berlin Lichtenberg an dem er die Reifeprufung ablegte Im Anschluss daran durchlief er eine dreijahrige kaufmannische Lehre und war danach bis zum Jahre 1925 als technisch kaufmannischer Angestellter in der Landmaschinenbranche tatig Am 19 Oktober 1925 trat Pradel in die preussische Schutzpolizei ein Am 1 Januar 1927 wurde er zur Polizeiverwaltung Berlin versetzt Ab April 1931 kam er fur ein Jahr zur technischen Polizeischule Berlin zu einem kraftfahrtechnischen Lehrgang Bis Ende 1936 war er als Kraftfahrzeugoffizier bei verschiedenen Fahrbereitschaften der Polizeiverwaltung Berlin tatig Im Januar 1937 wurde Pradel zum Reichsministerium des Inneren Hauptamt Ordnungspolizei abgeordnet unter gleichzeitiger Abstellung als Kraftfahroffizier zum Hauptamt Sicherheitspolizei Dort arbeitete er in der Abteilung Kraftfahrwesen Seine Tatigkeit bestand im Ankauf neuer und in der Aussonderung nicht mehr verwendungsfahiger Fahrzeuge Dabei sollte er aufgrund seiner bei der Ordnungspolizei gesammelten Erfahrungen das Kraftfahrwesen der Sicherheitspolizei entsprechend neu aufbauen Am 1 Mai 1937 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 5 499 960 Nach Grundung des Reichssicherheitshauptamtes RSHA wurde Pradel im Rang eines SS Hauptsturmfuhrers mit der Leitung des Amtes II D 3 a betraut das fur das gesamte Kraftfahrwesen der Sicherheitspolizei zustandig war Als Amtsleiter nahm er am 2 April 1940 an einer Besprechung unter der Leitung von Werner Best teil die die Aufstellung von Einsatzkommandos fur Frankreich Holland und Belgien zum Gegenstand hatte 1 Pradels Amt gehorte zur Amtsgruppe II D Technische Angelegenheiten unter der Leitung von SS Obersturmbannfuhrer Walter Rauff der zu den Hauptverantwortlichen fur die Massenmorde an Juden und rassisch Unerwunschten in den besetzten Ostgebieten gehorte Schon bald nach Beginn der Totungen wurde nach Alternativen zu den Massenerschiessungen durch die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD gesucht So wurden auch Totungen mit Gaswagen diskutiert wie sie bereits 1939 und 1940 vom Sonderkommando Lange in Polen praktiziert wurden Bei den Gaswagen handelte es sich um Lastwagen mit geschlossenem Aufbau in die Auspuffgase eingeleitet wurden Heydrich beauftragte mit der Entwicklung solcher fahrbarer Gaskammern im September 1941 Rauff der den Auftrag an seinen fur die Kraftfahrzeuge der Sicherheitspolizei zustandigen Untergebenen Pradel weitergab Dieser ausserte sich dazu folgendermassen Gegen Ende des Jahres 1941 trat mein Vorgesetzter Rauff mit dem Auftrag an mich heran durch den Werkstattleiter Wentritt feststellen zu lassen ob die Einfuhrung von Auspuffgasen in geschlossene Kastenwagen moglich sei Diesen Auftrag fuhrte ich aus Wentritt hatte diese Moglichkeit bejaht worauf Rauff den Befehl erteilte dass entsprechende Fahrzeuge dazu herzurichten seien 2 Rauff befahl Pradel sich zum Bau der Gaswagen auch mit dem Chemiker Walter Heess vom Kriminaltechnischen Institut KTI in Verbindung zu setzen Pradel und Wentritt bestellten daraufhin bei der Firma Gaubschat aus Berlin Neukolln die Lieferung von Kastenaufbauten wahrend die Fahrgestelle der Gaswagen von ihnen beschafft wurden Harry Wentritt beschrieb die weiteren Umbaumassnahmen in der Werkstatt des RSHA Dort wurde am Auspuff ein abnehmbarer Abgasschlauch angebracht der von aussen zum Boden des Wagens gefuhrt wurde In diesen Wagen bohrten wir ein Loch im Durchmesser von etwa 58 bis 60 mm in Starke des Auspuffrohres Im Wageninneren uber diesem Loch wurde ein Metallrohr Auspuffrohr angeschweisst dass mit den von aussen herangefuhrten Abgasschlauch verbunden war bzw verbunden werden konnte Bei Anlassen des Motors und nach hergestellter Verbindung gingen die Auspuffgase des Motors durch den Auspuff in den Abgasschlauch und von dort in das im Wageninneren angebrachte Auspuffrohr wo das Gas sich dann verteilte Nahere Anweisungen hierzu hatte mir Pradel nicht gegeben jedenfalls weiss ich das heute nicht mehr Er gab mir den Auftrag die Wagen so fertigzustellen dass die Abgase des Motors in das Wageninnere gelangen konnten Das war mit Hilfe des am Auspuffrohr angebrachten Abgasschlauches moglich Pradel erklarte mir weiterhin dass im Wagen ein weiteres Rohr angebracht werden musse damit diese Einlassstelle vor Eingriffen der Wageninsassen gesichert war Damit war die von unserer Werkstatt betatigte Ausfuhrung im wesentlichen von Pradel bzw von hoherer Stelle bestimmt worden 3 Anfang November wurden zur Erprobung des ersten Gaswagens 30 Haftlinge aus dem KZ Sachsenhausen vergast Es wurde zunachst eine Serie von funf oder sechs Gaswagen gebaut ein erster Einsatz eines Gaswagens erfolgte im November in Poltawa durch das Sonderkommando 4a bei der Einsatzgruppe C Fur den 8 Dezember 1941 ist der Einsatz von Gaswagen im Vernichtungslager Kulmhof bezeugt Vor dem 14 Dezember 1941 erteilte Rauff dem Chemiker August Becker den Befehl den Einsatz der Gaswagen bei den Einsatzgruppen im Osten zu uberprufen und wies ihn Pradels Amt II D 3 a zu Wahrscheinlich noch vor Jahresende 1941 wurden 30 weitere Gaswagen in Auftrag gegeben die auf der Basis grosserer Lastwagen gebaut werden sollten Bis zum 23 Juni 1942 waren 20 davon ausgeliefert Nach einem Vermerk vom 5 Juni 1942 gefertigt in Pradels Amt II D 3a des RSHA wurden seit Dezember 1941 mit drei Gaswagen 97 000 Menschen ermordet 4 Zum Dienstrang Pradels gab August Becker nach dem Krieg an Stellvertreter von Rauff war der damalige Hauptmann und spatere Major Pradel Pradel hatte zwar auch einen SS Angleichungsdienstgrad er nannte sich aber Major 5 Am 12 Dezember 1942 wurde Pradel zur Waffen SS einberufen Er kam zunachst zum Ersatz Bataillon des SS Polizei Infanterieregiments 1 eine Woche spater zur SS Polizei Division und schliesslich ab 20 Februar 1943 zur Instandsetzungsabteilung der SS Panzergrenadierdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler nach Frankreich Da der geplante Afrika Einsatz der Leibstandarte entfiel wurde Pradel auf seinen Antrag zum Reichssicherheitshauptamt in Berlin zuruckversetzt Am 1 Mai 1943 wurde er aus der Waffen SS entlassen Im Mai 1944 wurde Pradel wegen Bestechung in Untersuchungshaft genommen Er wurde in das KZ Oranienburg eingeliefert und blieb dort bis zum 13 Januar 1945 Am 5 Februar 1945 wurde er erneut zur Waffen SS einberufen kam aber nicht mehr zum Einsatz Kurz vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches im Mai 1945 setzte sich Pradel nach Osterreich ab Im August 1945 kam Pradel nach Barsinghausen Hier baute er sich aus den Ertragnissen kunstgewerblicher Beschaftigung eine bescheidene neue Existenz auf Als seine kunstgewerbliche Tatigkeit weniger Geld einzubringen begann trat Pradel in die Dienste der englischen Besatzungsmacht als Kraftfahrer ein Am 24 Mai 1948 beantragte er als ehemaliger Major der Schutzpolizei seine Versetzung in den Ruhestand die ihm auch aufgrund eines polizeiamtsarztlichen Zeugnisses worin ihm Untauglichkeit fur den Polizeidienst bestatigt worden war gewahrt wurde Er bezog daraufhin bis zum 31 Oktober 1952 Gebuhrnisse fur Ruhestandsbeamte Ab 1 November 1952 wurde er als Polizeioberkommissar und Beamter auf Widerruf im Niedersachsischen Landesdienst bei dem Kommandeur der Schutzpolizei bei dem Regierungsprasidenten in Hildesheim und spater Hannover beschaftigt Als er Ziel von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover wurde war er bereits wieder Oberkommissar bei der Fahrdienstbereitschaft der niedersachsischen Schutzpolizei Wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 6 000 Personen wurde Pradel vom Landgericht Hannover am 6 Juni 1966 Az 2 Ks 2 65 6 zu sieben Jahren Haft verurteilt Der Bundesgerichtshof bestatigte das Urteil am 21 Februar 1967 Die Haftzeit verbusste Pradel in der Justizvollzugsanstalt Celle Am 4 Dezember 1969 wurde er auf Bewahrung aus der Haft entlassen Literatur BearbeitenLG Hannover 7 Juni 1966 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XXIII bearbeitet von C F Ruter Amsterdam University Press 1998 Nr 632 S 597 654 Ernst Klee Friedrich Pradel Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktualisierte Ausgabe Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 Eugen Kogon Hermann Langbein Adalbert Ruckerl u a Hrsg Nationalsozialistische Massentotungen durch Giftgas Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 596 24353 X Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Hrsg Schone Zeiten Fischer Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 10 039304 X Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin Berlin Verlag 2002 ISBN 3 8270 0265 6 Komisch und seltsam In Der Spiegel Nr 4 1966 online 15 Mai 1966 Der Nerven wegen In Der Spiegel Nr 21 1963 online 23 Januar 1963 Weblinks BearbeitenGaswagen Mathias Beer Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte PDF Datei 7 58 MB Einzelnachweise Bearbeiten Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Seite 507 Hamburger Edition 2002 ISBN 3930908751 Staatsanwaltschaft Darmstadt Az Ks 1 67 Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen Ludwigsburg Az 204 AR Z 269 60 Band XIV Blatt 3649 zitiert nach Kogon u a Nationalsozialistische Massentotungen durch Giftgas Seite 82 Staatsanwaltschaft Hannover Az 2 Js 7212 59 Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen Ludwigsburg Az 415 AR Z 220 59 Band I Blatt 260e zitiert nach Kogon u a Nationalsozialistische Massentotungen durch Giftgas Seite 83 Vermerk Spezialwagen Nummer im RSHA II D 3 a 9 Nr 214 42 g Ra vom 5 Juni 1942 bei www ns archiv de Aussage Beckers vom 26 Marz 1960 Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen Ludwigsburg Az 9 AR Z 220 59 Band I Blatt 194 ff zitiert nach Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Hrsg Schone Zeiten Seite 71 https web archive org web 20010217003844 http www1 jur uva nl junsv brd files brd632 htm Zusammenfassung des UrteilsNormdaten Person GND 1035107031 lobid OGND AKS VIAF 301717227 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pradel FriedrichALTERNATIVNAMEN Pradel Friedrich Wilhelm Otto vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Tater des Holocaust im Reichssicherheitshauptamt zustandig fur die Entwicklung von GaswagenGEBURTSDATUM 16 April 1901GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 24 September 1978STERBEORT Hannover Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Pradel amp oldid 238623083