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Friedrich Ludwig Wachter 20 Juli 1792 in Cleve wahrscheinlich 3 April 1817 in Danzig war ein deutscher Mathematiker und Astronom ein Schuler von Carl Friedrich Gauss der Beitrage zur fruhen Geschichte der nichteuklidischen Geometrie verfasste Leben BearbeitenWachter war der Sohn von Christian Friedrich Wachter der 1803 1823 als Gymnasialdirektor am Gymnasium Hammonense in Hamm Westfalen wirkte Dort hat Wachter wegen seiner erkannten Hochbegabung von den sechs Schuljahren nur zwei von den funf unteren Klassen absolviert wobei sein Vater ihn aber vier Jahre am Unterricht der Prima teilnehmen liess In seinem Abiturzeugnis aus dem Jahre 1809 heisst es Die samtlichen Lehrer geben dem gesetzten Betragen und sittlichen Charakter dieses Junglings das ruhmlichste Zeugnis sein Fleiss im Studieren war unermudet und musste oft aus Furcht dass er seiner korperlichen Gesundheit schaden moge zuruckgehalten werden Er lebte nur den Wissenschaften 1 Wachter studierte ab 1809 Mathematik und Astronomie an der Universitat Gottingen bei Carl Friedrich Gauss der ihn wie Johann Franz Encke und andere Studenten in die astronomischen Berechnungen der Bahn von Asteroiden mit einbezog speziell Juno und auf dessen Einfluss hin er schon als Student veroffentlichte Astronomische Jahrbucher 1814 1815 Noch vor Einreichung seiner Doktorarbeit wurde er 1813 auf Empfehlung von Gauss der von Wachter eine hohe Meinung hatte Gymnasiallehrer in Altenburg Ab November 1813 leistete er einen einjahrigen Militardienst in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und reichte danach seine Doktorarbeit in Astronomie ein ursprunglich hatte er ein Thema der Differentialgeometrie geplant die 1815 veroffentlicht wurde Ab 1816 war er Gymnasial Professor in Danzig Wachter hatte ein Interesse an nichteuklidischer Geometrie und besprach wie zuvor Gauss 2 ein Buch 3 uber Versuche das Parallelenpostulat zu beweisen Er besuchte Gauss im April 1816 und Gauss ermutigte ihn in der weiteren Untersuchung nichteuklidischer Geometrien fur die das Parallelenpostulat das 11 Postulat von Euklid nicht gilt mit denen hatte sich damals auch Gauss selbst schon befasst wie er Wachter mitteilte ohne allerdings jemals etwas daruber zu veroffentlichen ausser in Briefen und andeutungsweise in einer Buchbesprechung Gauss hatte aber bereits eine nichteuklidische Trigonometrie entwickelt und scheint Paul Stackel 4 Wachter aufgefordert zu haben diese fur sich selbst zu entwickeln 1817 erschien von Wachter die 16 seitige Schrift Demonstratio axiomatis in Euclideis undecimi in Danzig die als Vorstudie eines geplanten Buches gedacht war Er zieht darin einige Folgerungen aus der Nichtgultigkeit des Parallelenaxioms ahnlich wie schon 1733 Giovanni Girolamo Saccheri dessen Arbeit er aber nicht kannte 5 Trotzdem versucht er ebenfalls das Parallelenpostulat zu beweisen und zwar in einem Versuch der nach Stackel alle anderen solchen Versuche an Originalitat weit uberragte Vom Inhalt dieser Abhandlung berichtet Wachter auch in einem Brief an Gauss vom 25 Februar 1817 6 kundigt diesem die Ubersendung seiner Abhandlung an und schickt die Abhandlung auch an Friedrich Wilhelm Bessel In dem Brief spricht er auch sein Bedauern daruber aus dass Gauss ihm auf den ersten Brief vom Dezember 1816 nicht geantwortet habe Was Gauss wirklich von Wachters Bemuhungen hielt ist in einem Brief vom 28 April 1817 an Heinrich Wilhelm Olbers ubermittelt damals wusste er noch nichts vom Verschwinden Wachters Obwohl Wachter in das Wesen der Sache mehr eingedrungen ist als seine Vorganger so ist sein Beweis doch nicht bundiger als alle anderen Wachter betrachtete schon zuvor in dem Brief an Gauss 1816 die spharische Geometrie auf einer Kugel und fasste die euklidische Geometrie als Grenzfall einer Kugel von unendlichem Radius auf 7 Nach Stackel war diese Idee damals nicht neu und bereits 1806 Theses spherologiae Berlin von dem Kolner Gymnasiallehrer Grashof 1770 1841 publiziert worden Wachter wurde zuletzt am 3 April Grundonnerstag 1817 auf seinem gewohnlichen Abendspaziergang gesehen bei dem er ohne Begleitung war Seine Leiche hat man trotz intensiver Suche nie gefunden 1827 wurde er fur tot erklart Die Nachricht von seinem Tod erschutterte Gauss zutiefst 8 Gegen einen Suizid sprach dass der Leichnam nicht gefunden wurde 9 und kein Abschiedsbrief Von Seiten der Behorden wurde intensiv nach ihm gesucht und es wurde auch eine Belohnung auf Informationen uber ihn in betrachtlicher Hohe 200 Taler ausgesetzt Man hatte noch das Verschwinden des osterreichischen Offiziers und Mathematikers Georg Freiherr von Vega im Gedachtnis dessen Leiche man 1802 aus der Donau zog wo man auch zuerst Suizid vermutete spater aber einen Raubmord nachweisen konnte Aber auch fur einen Mord fanden sich keine Hinweise und ahnliche Vorfalle waren in Danzig damals nicht bekannt Einige Zeitgenossen vermuteten einen Suizid aufgrund der labilen Charakters von Wachter 10 In dem Brief des Vaters von Wachter an Gauss vom 10 Mai 1817 zitiert dieser auch ausfuhrlich aus einem Brief seines Sohnes in der er von seinen hochgespannten Erwartungen in seine Arbeit berichtet die nach Wachter von den zeitgenossischen Mathematikern nur Gauss verstehen konne und mit der er etwas erreicht habe woran sich die Mathematiker seit Euklids Zeiten vergeblich bemuht hatten Kurt Biermann vermutet dass am 3 April ein Brief von Gauss Wachter erreichte der diesem Gauss negatives Urteil bekannt machte und dass Wachter daraufhin Suizid beging 11 Hinzu kam dass er von einer Frau erpresst wurde mit der er eine fluchtige Beziehung hatte 12 Literatur BearbeitenWaldo Dunnington Gauss American Mathematical Society 2004 zuerst 1955 S 179 267 268 Paul Stackel Friedrich Ludwig Wachter ein Beitrag zur Geschichte der nichteuklidischen Geometrie In Mathematische Annalen Bd 54 1901 S 49 Online mit Ubersetzung der Demonstratio von Wachter von 1817 und zweier Briefe von Wachter an Gauss von 12 Dezember 1816 25 Februar 1817 einem Brief von Wachter an Bessel 17 Marz 1817 und einem Brief des Vaters von Wachter an Gauss vom 18 Mai 1817 Kurt Reinhard Biermann Ich bin im Innersten erschuttert neuer Versuch zur Aufklarung von Wachters Tod In Mitteilungen Gauss Gesellschaft Nr 35 1998 bibcode 1998GGMit 35 41B Kurt Reinhard Biermann Verschwunden und Verschollen Friedrich L Wachter Ein Kriminalfall aus der Geschichte der Mathematik In Kultur und Technik Heft 2 1998 S 26 Wilhelm Hinke Friedrich Ludwig Wachter ein ungeklarter Kriminalfall In Mitteilungen des Vereins der Freunde des Gymnasium Hammonense zu Hamm Heft 58 1998 S 8f Martha Kussner Johann Friedrich Posselt Friedrich Ludwig Wachter Johann Carl Eduard Schmidt drei hoffnungsvolle Gaussschuler die jung starben In Mitteilungen der Gaussgesellschaft Nr 17 1980 S 48 Verweise Bearbeiten Zit bei Walter Siegmund Das Gymnasium Hammonense von 1657 1957 In Festschrift zur 300 Jahr Feier des Staatlichen Gymnasiums in Hamm 1657 1957 Hamm 1957 S 9 127 99 nachgedruckt in Festschrift zur 325 Jahr Feier des Gymnasium Hammonense 1657 1982 Hamm 1982 dort S 31 156 123 Gottinger Gelehrte Anzeigen 20 April 1816 anonym Matthias Metternich Vollstandige Theorie der Parallelen 1815 Stackel Mathematische Annalen 1901 Nach Stackel war Gauss damals selbst uber die Natur der nichteuklidischen Geometrie nicht sicher kam aber immer mehr zu der Uberzeugung dass das Parallelenpostulat nicht beweisbar ware Stackel loc cit Ebenso wenig kannte er Johann Heinrich Lamberts Arbeiten dazu abgedruckt bei Stackel Brief von Wachter an Gauss 12 Dezember 1816 Abgedruckt in Gauss Gesammelten Werken Bd 8 und ebenfalls bei Stackel Dunnington Gauss S 179 In einem Brief an Gerling vom 15 Mai 1817 schrieb Gauss er sei im Innersten erschuttert Weiter bescheinigte er ihm einen braven Charakter ausgezeichnete Talente eine reine Leidenschaft fur die Wissenschaft Seine metaphysischen Schwarmereien die ihn auf Abwege gefuhrt hatten waren nach Gauss mit zunehmendem Alter korrigiert worden Gauss vermutete einen Unfall Ertrinken eher als einen Mord Vom Verdacht eines Suizids ist nicht die Rede Der Wind kam zu der Zeit noch drei Tage nach dem Verschwinden von See so dass eine Leiche nicht auf See hinausgetrieben worden ware Bernhard von Lindemann ein Astronom und Freund von Gauss Zitiert nach Biermann Verschwunden und Verschollen Biermann Verschwunden und Verschollen Ein solcher Brief wurde nicht im Nachlass Wachters gefunden und es gibt auch keine Hinweise darauf zum Beispiel im Nachlass von Gauss oder dessen Briefen Biermann vermutet aber dass Gauss sein Olbers mitgeteiltes negatives Urteil zuvor Wachter zukommen liess Martha Kussner zitiert nach Biermann Verschwunden und VerschollenNormdaten Person GND 134127897 lobid OGND AKS VIAF 3683081 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wachter Friedrich LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher MathematikerGEBURTSDATUM 20 Juli 1792GEBURTSORT CleveSTERBEDATUM 3 April 1817STERBEORT Danzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Ludwig Wachter amp oldid 237933145